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Erklärung der Mitgliederversammlung des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes zur Kritik am Christival

Dr. theol. Christoph Morgner, Präses
Erklärung der Mitgliederversammlung des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes zur Kritik am Christival

Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck, Bündnis 90/Die Grünen, hat eine Kampagne losgetreten, die auf ein einzelnes Seminar zur Homosexualität beim nächsten „Christival“ abzielt. Mittlerweile hat sich seine Bundestagsfraktion dieser Kritik angeschlossen und eine umfangreiche Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. In der Antwort darauf wurde mittlerweile vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Position von Volker Beck gestützt, der zufolge Homosexualität keiner Therapie bedarf, weil sie keiner Therapie zugänglich sei. Diese einseitige Bestätigung durch die Bundesregierung nehmen wir mit Verwunderung zur Kenntnis.

Für uns als freies Werk in der Evangelischen Kirche geht es dabei um mehr als um die Kritik an einzelnen Veranstaltungsangeboten. Wir nehmen wahr, dass der Protest sich grundsätzlich gegen das jüdisch-christliche Menschenbild und seine ethischen Werte richtet. Bislang konnten wir als christliche Gemeinden davon ausgehen, dass dieses in seinen Grundzügen von Politikern zumindest respektiert wird, zumal die deutsche Verfassung darauf basiert. Mittlerweile stellen wir fest, dass die Schere zwischen christlichen Wertvorstellungen und dem, was sich verschiedentlich politisch abspielt, immer weiter auseinander geht.

Was uns an Werten in der Heiligen Schrift vorgegeben ist, stellen wir nicht zur Disposition. „Die wesentliche Rückbindung der Prinzipien christlicher Ethik an die Heilige Schrift ist ein unhintergehbares Erbe der Reformation“ (Wolfgang Huber). Dieses Erbe teilen wir mit den Christen der anderen großen Konfessionen. Insofern betrifft die losgetretene Kampagne alle, die sich mit uns zum christlichen Glauben bekennen, die dessen ethischen Grundsätzen verpflichtet sind und die diese öffentlich proklamieren, weil sie für alle Menschen lebensdienlich sind. Wir sehen diese Position durch verschiedene wissenschaftliche Aussagen gestützt.

Als evangelische Christen lassen wir uns nicht den Mund verbieten, auch wenn das für einige Politiker und Gruppierungen unangenehm sein sollte. Wir wollen im Konfliktfall Gott mehr gehorchen als den Menschen. Deshalb fordern wir in unserem freien, demokratischen Land eine umfassende Gestaltungsfreiheit im Rahmen der Möglichkeiten, die im Grundgesetz niedergelegt sind. Wir begrüßen uneingeschränkt den Mitarbeiterkongress „Christival“ in Bremen, weil wir wissen, dass dort in unterschiedlichen Veranstaltungen Glaubens- und Lebenshilfe in einem christlichen Geist vermittelt wird.

Dresden, am 12. Februar 2008