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Beten – Jesus hört Dir zu!

Im Januar sind wir eingeladen, das neue Jahr im Rahmen der Gebetswoche der Evangelischen Allianz (10.-17. Januar 2021) bewusst mit intensivem Gebet zu beginnen. Darum denken wir an dieser Stelle einmal etwas tiefer über das Gebet nach.

1. Beten – Von Jesus lernen

„Es begab sich, dass Jesus an einem Ort war und betete. Als er aufgehört hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten.“ (Lukas 11,1)

Das ständige Gespräch mit seinem himmlischen Vater im Gebet gehörte für Jesus dazu. Jesus betete morgens vor Beginn der Arbeit (Markus 1,35). Er betete abends bis in die Nacht (Matthäus 14,23). Er betete vor wichtigen Entscheidungen (Lukas 6,12+13). Er betete vor dem Essen (Matthäus 14,19). Er betete tagsüber zwischendurch – auch wenn andere mithörten (Johannes 11,41+42+12,27+28). Er betete vor seinem Leidensweg (Lukas 22,41-44). Im Gebet pflegte Jesus die Verbindung zu seinem Vater, holte sich Klarheit über Gottes Willen und Kraft für seinen Weg. Das Beten Jesu war so eindrücklich, dass seine Jünger begierig wurden: „Lehre uns beten.“

2. Beten – Beziehungspflege und Kraftquelle

„Betet ohne Unterlass.“ (1. Thessalonicher 5,17)

„Liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus.“ (Psalm 62,9)

So wie für Jesus gehört für jeden lebendigen Christen das Gebet als feste Selbstverständlichkeit zum Leben dazu. Und zwar nicht als Pflichterfüllung, mit der wir versuchen, Gott zu beindrucken oder zu überreden, damit wir etwas von ihm bekommen. Glauben ist nicht ein Tauschgeschäft nach dem Motto: „Ich gebe Gott mein Gebete, dafür gibt er mir, was ich möchte.“ Wer meint, durch die Menge seiner Gebete oder die Schönheit seiner Worte, für Gott eine Leistung zu erbringen, mit der er bei Gott etwas verdienen möchte, der denkt nach Jesu Worten „heidnisch“ (Matthäus 6,7+8). Wenn die Bibel uns deutlich macht, dass wir durch den Glauben an Jesus Kinder des himmlischen Vaters und Freunde Jesu (Johannes 15,14+15) sind, dann ist klar, dass biblischer Glaube eine persönliche Vertrauensbeziehung mit Gott ist. Zu jeder Beziehung gehört das Gespräch. Nur so bleibt die Beziehung frisch, lebendig und vertrauensvoll. So auch im Glauben: Durch das Gebet bleiben wir mit unserem himmlischen Vater und unserem Retter, Herrn und Freund Jesus Christus im Gespräch verbunden.

3. Beten – Jesus ist der Schlüssel

Jesus sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.“ (Johannes 16,23)

Erst durch Jesus Christus können wir eine persönliche Beziehung zu Gott haben. Normalerweise ist das wegen unserer Sünde gar nicht möglich, weil diese uns von Gott trennt. Erst wo wir Jesus als Retter angenommen und durch ihn Vergebung empfangen haben, können wir eine ungetrübte und persönliche Verbindung zu Gott haben. Erst durch Jesus – also im Namen Jesu – können wir Gott als Vater haben und ihm alles direkt und voller Vertrauen ans Herz legen. Eine persönliche Beziehung zu Jesus sowie die Bereitschaft, seine Worte in uns aufzunehmen, sind eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass unsere Gebete erhört werden können (Johannes 15,7). Durch Jesus dürfen wir uns an den Vater wenden und Jesus legt uns die Anrede „Vater unser…“ in den Mund. Jesus legt für uns sozusagen die direkte Leitung zum Vater im Himmel. Und weil wir es in Jesus Christus mit Gott selbst zu tun haben, können wir uns im Gebet auch an Jesus wenden und ihn anrufen. Paulus nennt die Leute Christen, …die den Namen unsres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort… (1. Korinther 1,2).

4. Beten – Wir dürfen alles mit Ihm besprechen

Voller Vertrauen dürfen wir unser ganzes Leben mit allem, was uns bewegt, mit unserm Herrn und Freund Jesus Christus besprechen:

-Ihm sagen wir Dank für seine Wohltaten, Gaben und Segnungen: „Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ (Epheser 5,20)

-Ihm sagen wir im Lobpreis, dass wir ihn nicht nur um seiner Gaben sondern um seiner selbst willen wunderbar finden: „HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name.“ (Psalm 8,2)

-Ihm klagen wir unser Leid, unsere Sorgen, ja sogar unsere Fragen und Zweifel: „Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Die Angst meines Herzens ist groß (Psalm 25,16+17). Wie lange, HERR, willst du dich immerfort verbergen….“ (Psalm 89,47)

-Bei ihm dürfen wir unsere Schuld aussprechen und loswerden: „Als ich es verschweigen wollte, verschmachteten meine Gebeine… Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.“ (Psalm 32,3+5)

-Wir dürfen ihn für uns selbst bitten: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ (Matthäus 7,7)

-Wir dürfen und sollen ihn für andere Menschen bitten: „Liebe Brüder, betet auch für uns.“ (1. Thessalonicher 5,25)

5. Beten – Und wenn nichts passiert?

„So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit…“ (1. Timotheus 2,1+2a).

„Seid … beharrlich im Gebet.“ (Römer 12,12)

Das Gebet ist für uns nicht der Notnagel, wenn nichts mehr geht, sondern es ist immer die erste von allen Möglichkeiten, weil sich keiner so gut um uns und um diese Welt kümmern kann wie der Allmächtige. So werden wir von Jesus immer wieder ermuntert, ihn eindringlich und unermüdlich mit unseren Anliegen zu bestürmen, ohne uns entmutigen zu lassen, wenn sich nicht gleich was tut (Lukas 11,5-10; 18,1-7). Jesus stellt klar, dass das herzliche, ehrliche, beharrliche und treue Gebet nicht ohne Antwort bleibt (Lukas 11,9). Der Vater hört es und reagiert auf seine Weise darauf. Dies bestätigt Jesus durch ein Beispiel: „Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“ (Matthäus 7, 9-11). Irdische Eltern sind sündige Menschen und doch geben sie normalerweise ihrem Kind etwas Vernünftiges und nichts Tödliches zu essen. Gott ist kein sündiger Mensch, darum wird er Seinen Kindern erst recht nur Gutes geben. Interessant im Beispiel Jesu ist, dass er nicht sagt: „Wenn ein Kind den Vater um einen Fisch bittet, dann gibt der Vater ihm einen Fisch.“, sondern dass Jesus sagt: „Wenn das Kind um einen Fisch bittet, dann gibt der Vater ihm keine Schlange.“ Das Kind bekommt also vom Vater nicht immer automatisch genau das, was es sich erträumt hat, aber es bekommt in jedem Fall etwas Gutes. Ein Mensch, der durch den Glauben an Jesus Christus zu Gott das Vertrauensverhältnis eines Kindes zum Vater hat, lernt zu vertrauen: Was auch immer der Vater mir gibt, wann und wie auch immer Er auf meine Bitten antwortet, ich bin sicher, es ist Gutes und nie Übles, auch wenn ich nicht alles verstehe und mir sogar manches zunächst als Übel erscheint. Dazu müssen wir dahin kommen, uns nicht als Gottes Kunden sondern als Gottes Kinder zu sehen. An Jesu Gebetskampf vor dem Weg ans Kreuz lernen wir, mit dem Vater alles zu besprechen, ihm alle unsere Anliegen zu sagen und zugleich voller Vertrauen ihm die letzte Entscheidung darüber zu lassen, was gut und was dran ist: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch (voll des Leides) von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lukas 22,42).

6. Beten – um irdische und geistliche Gaben

„Darum lassen auch wir … nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, dass ihr, des Herrn würdig, ihm ganz zu Gefallen lebt …“ (Kolosser 1, 9+10a)

So sehr wir den Vater um alle Dinge bitten dürfen, so sehr muss uns auch klar sein, dass es Wichtigeres gibt als unser körperliches und materielles Wohlergehen. Zuallererst geht es um das Heil unserer Seele. Darum fordert uns Gottes Wort auf, vor allem für die Schätze des Glaubens zu beten: Um Glauben, um Erkenntnis seiner Liebe und seines Willens, um Kraft zum Gehorsam, um Stärkung, Freude, Trost im Glauben, darum, dass wir ihn bekennen und ihm die Treue halten, darum, dass Andere auch zum Glauben kommen und…und…und.

„…wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ (Lukas 11,13)

Pfarrer Matthias Köhler, Evangelische Kirchengemeinde Nümbrecht