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Über den Wert der Ehe von Mann und Frau

 1           Die Ehe – eine göttliche Stiftung und Wohltat

 1.1        Das Wesen Gottes – Liebe und Dreieinigkeit

Wer über die Ehe nachdenkt, muss über das Menschenbild nachdenken. Und wer über das Menschenbild nachdenkt, muss über das Gottesbild nachdenken. Wir Christen glauben an einen Dreieinigen Gott. Dies ist nicht nur eine dogmatische Aussage, sondern vor allem Ausdruck des tiefsten Wesens Gottes, seiner Liebe, denn seine Liebe ist es, die ihn in die Gemeinschaft führt. Das wichtigste Kennzeichen der echten göttlichen Liebe ist ihre absolute Uneigennützigkeit, ihr beständiger Wunsch, allen Kreaturen wohlzutun, insbesondere dem Menschen. Gott hat ein unstillbares Interesse, ja eine Leidenschaft, seine Liebe der Menschheit mitzuteilen. Diese seine Liebe bestimmt auch das innere Verhältnis der drei göttlichen Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist zueinander. Insbesondere das Verhältnis des Vaters zum Sohn, wie es sich einmalig eindrucksvoll ausdrückt in Hebr 1,1-5, und das Verhältnis des Sohnes zum Vater, wie es Hebr 5,7f. beschreibt, ist erhellend, wenn wir über das biblische Gottesbild nachdenken. Der Vater überträgt seinem Sohn das ganze Erbe, er erschafft den ganzen Kosmos durch ihn, er gibt ihm Anteil an seinem Charakter, und er bestätigt ihm seine liebende Vaterschaft an den Knotenpunkten seines irdischen Lebens. Der Sohn wiederum zeigt seine Liebe zum Vater darin, dass er in allem dessen Ehre sucht und unter Schmerzen Gehorsam unter Gottes Willen lernt.

1.2        Die Bestimmung des Menschen – Ebenbildlichkeit

Die Bestimmung des Menschen, wie sie in 1 Mose 1,26f. ausgedrückt ist, überträgt ihm als großes Lebensziel, ein Mensch zu werden, der aus der Liebe Gottes heraus lebt. Das meint der Ausdruck „Ebenbildlichkeit“. Da geht es ja nicht um die Entsprechung äußerer Merkmale, sondern um innere Repräsentanz. Wir sind dazu bestimmt, in dieser Welt Gott zu repräsentieren. Und das geht nur, wenn wir aus Gottes Liebe leben lernen. Wer den Gott der Liebe repräsentieren soll, muss selber lieben. Die echte Liebe aber sucht nicht das Eigene, sondern das Wohl und Heil des anderen. Das heute dominierende gesellschaftliche Leitbild ist die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Aus diesen Lebenszielen, die letztlich nichts anderes sind als gesellschaftlich sanktionierter Egoismus, gilt es auszusteigen. Der Mensch kann unmöglich, eben weil er von Gott zum Ebenbild erschaffen wurde, im Selbstbezug Lebenssinn und Lebensglück finden. Nur wenn seine Beziehungen stimmen, und zwar sein vertikales und horizontales Beziehungsfeld, zu Gott und zu seinen Nächsten, kann er Sinnerfüllung und wahre Lebensfreude erfahren. Es ist wunderbar, das zu entdecken. Und noch wunderbarer ist es, dass und wie Gott dem aus der Gottesbeziehung herausgefallenen Menschen durch zwei Stiftungen das Glück tragfähiger Beziehungen gönnt und gibt, und zwar durch die Ehe und durch die christliche Gemeinde. In beiden Gemeinschaftsmodellen kann der Mensch Liebe lernen, Liebe empfangen und Liebe weitergeben.

Da der Mensch nicht als Neutrum geschaffen wird, sondern als Mann und Frau, stellt sich die Frage, ob es eine geschlechtsspezifische Ebenbildlichkeit gibt. Betrachtet man die biblischen Aussagen zur Bestimmung des Mannes und der Frau, kann man schnell feststellen, dass die Zielvorgaben für Mann und Frau durchaus unterschiedlich sind. Der Mann soll bei Christus lernen, was es heißt „Haupt“ zu sein (1 Kor 11,3). Die Frau wird deswegen aus der „Seite“ des Mannes genommen, um ihm ein gleichwertiges Gegenüber und „Hilfe“ sein zu können (1 Mose 2,18). Dabei ist es bestimmt kein Zufall, dass die Bibel die Bestimmung der beiden Geschlechter mit den Begriffen „Haupt“ und „Hilfe“ benennt. Im Grunde verbergen sich in ihnen die beiden wichtigsten Charaktereigenschaften Gottes. Gott ist „Haupt“, denn er übernimmt Verantwortung für seinen Sohn und seine gesamte Schöpfung, und er gibt Schutz und Fürsorge. Und er ist „Hilfe“, denn er ist für alle da, die in Nöten sind und sich nach seiner Hilfe sehnen. „Ich hebe meinen Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps 121,1f.). Hauptsein und Hilfesein, das können Männer und Frauen also am besten bei Gott selber lernen. Im Übrigen ist es eine gewaltige Auszeichnung des Mannes und der Frau, dass sie sozusagen Verkörperungen der wichtigsten Charaktermerkmale des Dreieinigen Gottes sein dürfen.

1.3        Die Grundbedürfnisse von Mann und Frau

Wenn die Ehe ein Einübungsfeld für das Gelingen von Beziehungen ist, und wenn die echte Liebe dem anderen das gibt, was ihm wohltut an Leib, Seele und Geist, dann ist die Frage interessant, was Männer und Frauen vorrangig brauchen. Der bekannte Ehetherapeut Walter Trobisch hat von jeweils drei Grundbedürfnissen des Mannes und der Frau gesprochen. Der Mann braucht Ruhe, Anerkennung und ein gutes Essen, die Frau Zärtlichkeit, Ritterlichkeit und Geborgenheit. Mit der Formulierung dieser Grundbedürfnisse hat W. Trobisch absolut ins Schwarze getroffen, wie wir aus einer fast vierzigjährigen Eheberatungspraxis bestätigen können.

Die Sehnsucht des Mannes nach Ruhe hängt mit seiner inneren seelischen Struktur zusammen. Er ist sehr oft „in Gedanken“, und um die zu ordnen, braucht er immer wieder Zeiten der Ruhe, ohne neue Herausforderungen. Die spezifische Freude des Mannes über persönliche Anerkennung hängt wahrscheinlich ebenfalls mit seiner seelischen Gesamtkonstitution zusammen. Da die Frau aus ihm gestaltet wurde, fehlt ihm ein Stück seines Wesens, und so braucht er für sein Selbstbewusstsein immer wieder Bestätigungen von außen. Das gute Essen hat bei ihm nicht nur die Funktion der Nahrungsaufnahme. Vielmehr tut es seiner Seele gut, weil eine gute Esskultur ihn innerlich aufschließt und ihm hilft, über seine Gefühle zu sprechen. Jesus hat bekanntlich einen Großteil seiner Gespräche in Zusammenhang mit Mahlzeiten geführt.

Dass die Frau empfänglicher für zärtliche Körperkontakte ist, zeigt schon ihre Physiologie. Ihre Haut verfügt über viel mehr berührungsempfindliche Stellen als es beim Mann der Fall ist. Wenn sie einen ritterlichen Mann hat, der sie schützt und höflich mit ihr umgeht, wird ihre frauliche Sehnsucht nach einem Partner gestillt, an den sie sich anlehnen kann. Eng damit hängt auch ihr Wunsch nach Geborgenheit zusammen. Sie schätzt es hoch ein, wenn ihr Mann fürsorgliche Verantwortung für sie wahrnimmt. Wenn der Mann diese Grundbedürfnisse der Frau kennt und einlöst, dann hilft er ihr, ihn zu ehren, so wie das Paulus in Eph 5,33 von der Ehefrau erwartet.

1.4        Das dynamische Dreieck

Für christliche Ehepaare sollte es selbstverständlich sein, dass sie in ihre Beziehung Gott hineinlassen. Aber viele meinen, dass damit auch schon das Eheglück gewährleistet ist, und sie wundern sich, dass auch ihre Ehe in erhebliche Krisen geraten kann, obwohl sie doch beten und das Wort Gottes achten. Da muss man klar sagen: Beten ist die eine Seite, die Antwort Gottes verstehen ist die andere Seite. Ich nenne das ein statisches Missverständnis des Dreiecks, wenn man als Ehemann oder Ehefrau meint, dass Gott auf die Gebete nur direkt und persönlich antworten würde. Wenn Mann und Frau in ihrer Ehe Freud und Leid an Gott im Gebet abgeben, dann müssen sie auch unbedingt wissen, wie Gott in der Ehe antwortet. Die Ehe ist von einem kommunikativen Gott gestiftet, und er liebt es, kommunikativ zu handeln und auf unsere Gebete kommunikativ zu antworten. Das bedeutet, dass Gott gern auf die Gebete des Mannes so antwortet, dass er seiner Frau Weisheit gibt, ihm einen guten Rat zu geben. Und dass die Gebete der Frau oft so erhört werden, dass Gott den Mann aktiviert, seiner Frau neue Zärtlichkeit, Ritterlichkeit und Geborgenheit zu schenken. Ja, Eheleute sollten unbedingt das Wesen Gottes und das Wesen der Ehe verstehen, wenn sie in der Ehe die Hilfe Gottes erfahren möchten. Wer als Mann gelernt hat, in seinen persönlichen Fragen und Nöten auf seine Frau zuzugehen und von ihr Hilfe zu erwarten, besser: Gottes Hilfe durch seine Frau, und wer als Frau gelernt hat, in solchen Lebenslagen auf den Ehemann zuzugehen und von ihm Beistand zu erwarten, der hat das dynamische Dreieck Gott – Mann – Frau verstanden. Gott hilft mir als Mann durch meine Frau, und Gott steht mir als Frau durch meinen Mann bei.

1.5        Die Ehe – eine Stiftung Gottes

Seit Immanuel Kant die Ehe als Vertrag definiert hat, ist allmählich das Vertragsdenken in das allgemeine Eheverständnis eingezogen. Ein Vertrag als solcher ist ja eine gute Sache, eine gegenseitige Vereinbarung, die das Verhältnis der Vertragspartner regelt. Aber er gilt eben auch nur solange, wie beide Vertragspartner sich an ihn halten. Wenn ein Teil die Vereinbarung unterläuft, missachtet oder verlässt, hat der andere Teil das Recht, den Vertrag zu kündigen. Und beide Teile haben natürlich das Recht, den Vertrag jederzeit mit Zustimmung des anderen zu verändern. Wenn man aber die Ehe als einen Vertrag ansieht, dann definiert man sie als menschliches Produkt, bestenfalls als kulturelle Errungenschaft, man entkleidet sie aber jeglicher Transzendenz, und man macht sie verfügbar und auflösbar. Wenn der andere die Vertragsbedingungen nicht mehr einhält, dann kann man den Vertrag ja wieder lösen. Eine große Schar von Eheleuten lebt heute ihre Ehe als Vertragsmodell – aber sie lebt damit an ihrem eigentlichen Wert vorbei.

Worin besteht nun dieser Wert? Er liegt in ihrem Stiftungscharakter. Die Ehe ist eine Institution, durch die Gott einer gefallenen Menschheit ein kleines Stück Treue, Heimat und Geborgenheit vermitteln will, als Vorgeschmack auf die unendliche Treue, Heimat und Geborgenheit, welche die Erlösten im Himmel erleben sollen. Als Gott das erste Menschenpaar erschuf und zusammenführte, hat er die Ehe als lebenslange Treuegemeinschaft begründet bzw. gestiftet, durch die er Mann und Frau segnen will. Wie in jeder Stiftung gilt auch in der Ehe das Stiftungsrecht, das heißt, dass der Stifter den Zweck und die Regeln seiner Stiftung festlegt. Schon im weltlichen Stiftungsrecht ist allein der Stifterwille maßgeblich, Änderungen am Stiftungszweck sind ohne seine Zustimmung unzulässig. Noch viel mehr gilt das bei Gottes Stiftungen, insbesondere bei der Ehe. Ihr Sinn und Zweck ist ein für alle Mal festgelegt. Sie soll Grunderfahrungen von Treue, Heimat und Geborgenheit schenken, und sie ist grundsätzlich mit dem Fruchtbarkeitssegen (1 Mose 1,28) ausgestattet. Jesus hat die göttliche Stiftung der Ehe bestätigt, als er im Streitgespräch mit den Pharisäern sagte „Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie al Mann und Frau und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden eins sein. So sind sie nicht mehr zwei, sondern eine Person. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (Mt 19,4-6). Niemand ist berechtigt, diesen von Gott festgelegten Sinn und Zweck der Ehe zu ändern, indem er z.B. eine „Ehe auf Zeit“ eingeht, die Einehe durch die Mehrehe ersetzt oder andere zwischenmenschliche Verbindungen als Ehe bezeichnet.

2           Die Zuordnung von Mann und Frau – ein geniales Konzept Gottes

2.1        Kleine Typologie geschlechtsspezifischer Befähigungen und Begrenzungen

In unserer Zeit, wo Koedukation, Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter das Verhältnis von Mann und Frau prägen, ist es nicht so einfach, über ihre Unterschiede nachzudenken. Gleichwohl legt es die biblische Bestimmung des Mannes zum „Haupt“ und der Frau zur „Hilfe“ nahe, geschlechtsspezifische Befähigungen zur Ausübung dieser Bestimmungen anzunehmen. Im Folgenden führe ich fünf Lebensbereiche auf, bei denen Unterschiede zwischen Mann und Frau sichtbar werden.

2.1.1     Die Aneignung der Wirklichkeit geschieht beim Mann im Wesentlichen gedanklich. Er muss Aufgaben und Zusammenhänge verstehen, wenn er zu Entschlüssen kommen will. Dieser vorrangig gedankliche Zugang zur Wirklichkeit führt dazu, dass der Mann oft „in Gedanken“ ist und nur mit Mühe in die Realität des Hier und Heute hineinfindet. Die Frau hat demgegenüber eine Intuitionskraft, die sie in die Lage versetzt, im Allgemeinen schneller als der Mann die Chancen und Notwendigkeiten einer Situation zu erfassen.

2.1.2     Die Ordnung und Bewältigung der Lebensvielfalt geschieht beim Mann meistens linear und nach Prinzipien und Grundsätzen, während die Frau mehrere Aufgaben gleichzeitig im Blick haben und situationsbezogener urteilen und handeln kann.

2.1.3     Die seelische Gesamtkonstitution beim Mann und bei der Frau ist unterschiedlich. Hier prägt sich genetisch die unterschiedliche Erschaffung von Mann und Frau durch Gott ab. Dem Mann wird bekanntlich aus seiner Seite etwas weggenommen, vermutlich eine Zelle, woraus Gott die Frau gestaltet hat. Die Frau blieb vollständig. Dementsprechend ist der Mann untergründig immer auf der Suche nach Ergänzung, während die Frau als mehr in sich ruhend beschrieben werden kann. Wenn der Mann in einer gelingenden Beziehung lebt, wird er charakterlich gefestigt. Man kann das „Beziehungsstabilität“ nennen. Die Frau ist eher „eigenstabil“. Sie kann ihr Leben durchaus auch ohne partnerschaftliche Bindung leben, während der Mann stark auf das Gegenüber der Frau angewiesen ist.

2.1.4     Aus der unterschiedlichen Aneignung der Lebenswirklichkeit und unterschiedlichen Bewältigung der Lebensvielfalt ergeben sich geschlechtsspezifische Stärken. Der Mann ist eher zur Sachlichkeit befähigt, und er ist schöpferisch begabt. Die Frau hat demgegenüber ausgesprochen personale bzw. zwischenmenschliche Schwerpunktbegabungen, und sie ist schwerpunktmäßig gestalterisch veranlagt. Im praktischen Eheleben und in der Kindererziehung können sich diese Unterschiede sehr fruchtbar auswirken.

2.1.5     Nach Eph 5,22-33 kann man auch von geschlechtsspezifischen Schwächen sprechen. Bei der Frau ist es die Dominanzorientierung, weswegen der Apostel ihr sagt, dass sie an der Gemeinde Unterordnung lernen soll. Beim Mann liegt das Lernfeld woanders. Er ist nicht wie die Frau zur Schwangerschaft berufen, er hat also keine natürliche soziale Kompetenz. Man kann sagen, dass er natürlicherweise eher selbstverliebt ist. Paulus sagt ihm deswegen, dass er bei Christus hingebungsvolle Liebe lernen soll.

Es ist klar, dass jede Typologie nur ein grobes Raster darstellen kann, das die Vielfalt des Lebens nur unvollkommen einfangen kann. In der Realität gibt es viele Begabungsverschiebungen und –überschneidungen. Trotzdem kann empirisch immer wieder festgestellt werden, dass Männer und Frauen gemäß ihren biblischen Lebensbestimmungen unterschiedliche Befähigungen und Begrenzungen haben.

2.2        Prioritätenliste für Christen

Häufig stellen uns Entscheidungen vor die Aufgabe, gründlich das Für und Wider abzuwägen bzw. zwischen verschiedenen parallelen Pflichten eine Wahl zu treffen. Dabei kann eine biblisch begründete Prioritätenliste der geistlich wichtigsten Pflichten hilfreich sein. Für verheiratete Christen lassen sich vier Hauptprioritäten aufzählen. An erster Stelle muss unser Verhältnis zu Gott in Ordnung sein. Dazu gehört vor allem das persönliche geistliche Leben aus dem Wort Gottes und im Gebet sowie die tägliche Bitte um Vergebung der Schuld. An zweiter Stelle kommt der Ehepartner. Er ist der uns von Gott zugewiesene wichtigste Gesprächs- und Bezugspartner, wichtiger als Kinder, Eltern und Freunde. An dritter Stelle folgen die Kinder. Sie sind Geschenke, die wir aus Gottes Hand annehmen dürfen. Ihre Erziehung und Prägung ist nächst der Beziehung zum Ehepartner unsere vorrangige Aufgabe. Dann folgt der Beruf. Nach der reformatorischen Berufsethik und der Mandatenlehre Dietrich Bonhoeffers ist der Beruf der Ort, an dem unser täglicher Gottesdienst geschieht und der uns in die Lage versetzt, für unser Auskommen und das Auskommen unserer Familie zu sorgen. Christen dürfen ihren Beruf als Berufung verstehen. Erst nach diesen vier Hauptprioritäten folgen die übrigen sozialen Verpflichtungen, vor allem die Eltern, die Gemeinde, die Freunde und Verwandten.

Wichtig bei dieser Prioritätenliste ist die Tatsache, dass die angegebene Reihenfolge nicht den Zeitfaktor, sondern den Wertfaktor widerspiegelt. In der Lebenswirklichkeit können diese beiden Faktoren durchaus auseinandertreten. Gefährlich für die Ehe können dauerhafte Prioritätsvertauschungen werden. Der Mann neigt dazu, seinen Beruf wichtiger als Frau und Kinder zu nehmen. Die Frau neigt dazu, ihre Kinder wichtiger als ihren Mann zu nehmen. Wo es zu solchen Vertauschungen kommt, müssen sich die Ehepartner gegenseitig liebevoll korrigieren. Ebenfalls nötig ist die innere Ablösung von falschen Prägungen durch das eigene Elternhaus und die Freigabe der Kinder in deren Ehe (vgl. 1 Mose 2,24). Wer bereit ist, sich zu korrigieren und seinen Alltag immer wieder neu an den genannten Prioritäten auszurichten, wird erleben, dass Gott ihn dafür segnet.

2.3        Hilfe lernen (1 Mose 2,18; Eph 5,22-24)

Die Bestimmung der Frau zum Hilfesein ist ganz umfassend gemeint. Keineswegs geht es dabei nur um praktische Hilfe, so wichtig sie auch ist. Viel wichtiger ist die Hilfe der Frau bei der Persönlichkeitswerdung ihres Mannes. Er ist ja dazu berufen, ein „Haupt“ im biblischen Sinn zu werden, also verantwortungsfähig, liebevoll und fürsorglich zu werden. Dazu soll sie ihm in erster Linie verhelfen. So gesehen, kann man hier durchaus von einer Lebensaufgabe sprechen, welche die Frau für ihren Mann übernehmen soll. Wenn man den Begriff „Hilfe“ biblisch interpretiert, dann umfasst er Beistand in jeglicher Hinsicht, also vor allem Charakterschulung, Zuspruch, Ermahnung und Ermutigung, Nähe, liebevolle Zuwendung. Hierzu braucht die Frau göttliche Weisheit, die sie sich nach Jak 1,5 erbitten darf. Ohne diese Weisheit verfällt die Frau schnell einem oberflächlichen Verständnis der Hilfe und meint, ihrem Mann schon dadurch zu helfen, dass sie ihm alle seine Wünsche erfüllt. Aber das ist hier ganz und gar nicht gemeint. Eher könnte man formulieren, dass die echte Hilfe dem Mann das gibt, was er braucht, und nicht das, was er will. Dass Gott die Frau dazu bestimmt, eine solche ganzheitliche Hilfe für ihren Mann zu sein, ist ein außerordentlicher Ehrentitel für die sie. Sie kann mit Fug und Recht von sich sagen, dass sie den Schlüssel zur Seele ihres Mannes ausgehändigt bekommen hat.

Natürlich ist dieses Konzept Gottes auf die Zusammenarbeit von Mann und Frau angelegt. Einem Mann, der sich nicht von seiner Frau helfen lässt, der zu stolz oder zu feige ist, zu seiner Frau zu gehen und sie um Rat und Hilfe zu bitten, kann auch die klügste Frau kaum helfen. Wer aber als Mann erkannt hat, dass er in Gestalt seiner Frau den besten Helfer überhaupt zur Seite hat und sie gern um ihren Rat und Beistand bittet, der wird erfahren, dass ihm seine Frau kompetent hilft und dass sich hier eine wunderbare Idee Gottes erfüllt.

2.4        Haupt sein lernen (1 Kor 11,3; Eph 5,25-30)

So wie die Frau lernen muss, eine ganzheitliche kompetente Hilfe für ihren Mann zu werden, so muss der Mann das Hauptsein lernen. Viele junge Ehemänner sind in ihren Ehen überfordert, wenn sie mit den vielen Entscheidungen und Aufgaben konfrontiert werden, die zur Verantwortung des Mannes gehören. Das liegt oft daran, dass sie selber verantwortungsunwillige oder verantwortungsunfähige Väter gehabt haben. Aber auch wer ein gutes Vaterbild hat, wird in der Ehe schnell an seine Grenzen stoßen. Paulus bringt das Problem in Eph 5,25 auf den Punkt: „Die Männer sollen ihre Frauen lieben so wie Christus die Gemeinde liebt und sich für sie dahingegeben hat“. Der von Natur zum Egoismus neigende Mann soll bei Christus lernen, was hingebungsvolle Liebe ist. Nur wenn Christus durch den Heiligen Geist in ihm wohnt, hat er die Chance, seinen Egoismus zu durchbrechen und uneigennützig zu werden. In 1 Kor 11,3 erhalten die Männer noch einen speziellen Hinweis zu ihrem Hauptsein. Gott der Vater ist das Haupt für Christus, d.h. er sorgt für ihn und umgibt ihn mit beispielloser Liebe. Diese liebende Fürsorge, die Christus bei seinem Vater erfährt, soll der Mann bei Christus wahrnehmen und lernen. Dann kann er seine Frau ebenfalls fürsorglich und hingebungsvoll lieben.

In Eph 5,28 bekommt der Mann noch eine weitere Hilfestellung für seinen Lernprozess. Er soll die liebevolle und unmittelbare Fürsorge des menschlichen Hauptes für den Leib studieren. Das Haupt führt dem Leib wie selbstverständlich Atem, Nahrung, Ruhe, Erholung und Pflege zu, also rundum Gutes. Genauso eng, ja unzertrennlich ist er in Gottes Augen mit seiner Frau verbunden. Und genauso selbstverständlich soll er ihr Gutes tun, in materieller, leiblicher, emotionaler, geistiger und geistlicher Hinsicht. Es ist klar, dass auch diese Bemühungen des Mannes um seine Frau keine Einbahnstraße sein dürfen. Wenn eine Frau auf die Liebesbeweise ihres Mannes nicht eingeht oder sie sogar nicht einmal wahrnimmt, wenn sie sich ihm entzieht und ihn in seinem Hauptsein nicht anerkennt, dann kommt dieses gute Konzept Gottes nicht zum Ziel. Noch problematischer ist es, wenn die Frau eine dominierende Rolle einnimmt und auf ihren Mann innerlich herabsieht. Dann hat er es sehr schwer, zu einem Haupt im biblischen Sinn heran zu wachsen.

2.5        Wie kam es zur Ideologie der Selbstbestimmung?

Wie schon ausgeführt, folgt unsere Gesellschaft weithin den Leitideen der Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Man sollte wenigstens in Umrissen Bescheid wissen, wieso diese Ideologien so mächtig geworden sind. Es greift zu kurz, wenn man unsere postmoderne Kultur nur auf den Neomarxismus bzw. auf der 68er Bewegung zurückführt. Man muss weiter ausholen.

Die Wurzeln des heute herrschenden selbstbezogenen Menschenbildes gehen bis in die Zeit des Humanismus zurück. In dieser Epoche definierte sich der Mensch zum ersten Mal aus sich selbst heraus. Nicht mehr seine Geschöpflichkeit und Abhängigkeit von Gott bestimmten das Menschenbild, sondern seine Sonderstellung in der Natur und seine seelischen und geistigen Kräfte. Die biblische Beschreibung des Menschen, wonach er böse von Jugend auf ist, wurde verlassen, und er wurde stattdessen als gut und zum Guten erziehbar angesehen. Ein anschauliches Beispiel für die Konkurrenz des humanistischen und des biblischen Menschenbilds lieferte die literarische Auseinandersetzung zwischen Erasmus und Luther um die Frage des freien Willens. Zweifellos hat in dieser Fehde Erasmus den Sieg davongetragen. Fortan bestimmte der Humanismus die europäische Geistesgeschichte. Eine weitere Etappe zur Postmodern war der Rationalismus. René Descartes erklärte, dass er keine Autorität außer seiner eigenen Vernunft anerkennen könne. Was als Wahrheit gelten konnte, wurde fortan von der menschlichen Vernunft bestimmt. Immanuel Kant vollendete die Absolutsprechung der Vernunft. Die transzendente Wirklichkeit wurde von ihm zwar nicht grundsätzlich bestritten, aber Gott verkümmerte in seiner Philosophie zu einer bloßen Idee. Der lebendige dreieinige redende Gott der Bibel geriet aus dem Blick. Der Mensch der Aufklärung hatte ihn nicht mehr nötig. Im 20. Jahrhundert trieb schließlich der Neomarxismus die neuzeitliche Vernunftreligion zur Spitze. Nur was vor dem sog. kritischen Bewusstsein Bestand hat, hatte jetzt noch die Chance ernstgenommen zu werden. Alle Autoritäten in Staat, Kirche und Kultur müssen sich nun vor der Dauerkritik der neomarxistischen Vernunft rechtfertigen. Das kritische Denken des Einzelnen wird nun zum Lebensideal und –maßstab. Das ist der geistige Wurzelboden für die Ideologie der Selbstbestimmung. Sie ist verantwortlich für ein Menschenbild, das den Menschen nur noch als Individuum, nicht mehr als Gemeinschafts- und Beziehungswesen sieht. Wer diesem Menschenbild folgt, wird beziehungsarm, ungeborgen und unglücklich. Weil er keine Autorität mehr über sich anerkennt, verliert er auch die seelische und geistige Entwicklungsfähigkeit, denn ohne Leitbilder und ohne Vertrauen kann sich die Persönlichkeit nicht entwickeln.

Für alle, die den Menschen als Beziehungswesen verstehen, heißt es, sich von den Ideologien unserer Zeit freizumachen. Lebenssinn und Lebensglück finde ich als Mensch nur in gelingenden Beziehungen und nicht durch eine Durchsetzung meines Ich. Nur wer dieses biblische Menschenbild anerkennt, hat die Chance zu einer gelingenden Ehe nach den biblischen Leitlinien.

3           Ein Leben lang – mit Gottes Hilfe

3.1        Anfang und Ende der Ehe

Wann die Ehe beginnt, ist eine Frage, die von Christen unterschiedlich beantwortet wird. Manche meinen, mit dem Intimverkehr, manche, mit dem persönlichen Eheversprechen, manche, vor dem Traualtar in der Kirche, und manche, vor dem Standesbeamten. Die Bibel gibt darüber Auskunft. Sowohl im alttestamentlichen als auch im neutestamentlichen Kontext beginnt die Ehe mit dem öffentlichen Ehegelöbnis der beiden Brautleute. Eine private Eheschließung war undenkbar. Aufbauend auf diesem Tatbestand kann man sagen, dass die Ehe mit dem gegenseitigen, öffentlichen und lebenslangen Treueversprechen beginnt. Besser gesagt: damit treten die beiden in die Stiftung der Ehe ein. In unserer derzeitigen Kultur geschieht dieser Akt im Standesamt. Vorehelicher oder außerehelicher Intimverkehr ist biblisch gesehen Unzucht und gehört in die die Beichte und braucht den Vergebungszuspruch. Unzucht kann aber keine Ehe begründen. Beim persönlichen Jawort fehlt die Öffentlichkeit, die für jede gültige Ehe konstitutiv ist, denn die Eheleute leben nicht allein, sondern in einer Gesellschaft, und sowohl die Gesellschaft als auch sie selbst haben ein Recht darauf, von der Öffentlichkeit als Ehepaar wahrgenommen und respektiert zu werden. Die kirchliche Trauung spricht den Ehesegen dem Paar persönlich zu und stellt die beiden unter die Fürbitte der Gemeinde. Aber der Ehesegen Gottes beginnt nicht erst bei der kirchlichen Trauung, sondern schon bei der standesamtlichen, denn dort treten die beiden in die Stiftung der Ehe ein.

Genauso weit wie bei der Frage nach dem Ehebeginn gehen die Meinungen auch auseinander bei der Frage, wann die Ehe endet. Man hört da z.B. die Meinung, dass sie nie zu Ende geht, sondern im Himmel fortdauert. Andere sagen, dass Untreue bzw. Ehebruch eines Partners die Ehe beendet. Wieder andere denken, dass der Scheidungsrichter die Ehe beendet. Biblisch gesehen lautet die Antwort anders. Die Ehe endet mit dem Tod eines Ehepartners. Paulus sagt, erst wenn der Mann stirbt, ist die Frau frei (Röm 7,2; 1 Kor 7,39). Dass die Ehe im Himmel weitergeht, sagt das biblische Wort nicht, im Gegenteil, Jesus schließt diese Vorstellung aus (Mt 22,29). Auch dafür, dass Ehebruch die Ehe beendet, gibt es keinen Beleg. Ehebruch ist ein schwerwiegender Vertrauensbruch, aber er gehört wie jedes andere Vergehen in die Beichte und Vergebung. Vom grenzenlosen Vergebungsgebot Jesu ist keine Sünde ausgenommen (Mt 18,22). Auch der Scheidungsrichter vermag eine Ehe zwar vor Menschen, aber nicht vor Gott zu beenden. Was Gott „zusammenklebt“ (so heißt es wörtlich in 1 Mose 2,24), kann nicht durch menschliche Instanzen rückgängig gemacht werden. Deswegen erklärt es Jesus für Ehebruch, wenn ein geschiedener Mensch zu Lebzeiten seines geschiedenen Ehepartners erneut heiratet (Mt 5,32; 19,9).

3.2        Die Anziehungskraft der Geschlechter (1 Mose 2,24a)

Wer die bekannte Stelle 1 Mose 2,24 studiert, wundert sich zunächst über das kleine Wort „Darum“. Doch ein Blick in den Zusammenhang gibt schnell die Antwort. Weil Gott dem Mann ein Stück von seinem Wesen weggenommen und daraus die Frau geformt hat, ist dem Mann eine tiefe Sehnsucht nach Ergänzung seines Wesens einprogrammiert worden. Der ganze Vorgang zeugt von der Genialität des Schöpfers. Gott hat eine Verbindung von Mann und Frau gesucht, die so stark ist, dass sie selbst unter dem Vorzeichen des Sündenfalls ein ganzes Leben halten kann und trotz aller Sündhaftigkeit der beiden Eheleute sie ein Stück Heimat, Treue und Geborgenheit erleben lässt. Deswegen nimmt er die Frau aus dem Mann, macht ihn auf diese Weise hilfsbedürftig und stellt ihm in der Frau eine Hilfe zur Seite. Damit hat er zwischen Mann und Frau eine unzerstörbare Anziehungskraft begründet und auch unter den Bedingungen des Sündenfalls den Bestand der Ehe gewährleistet.

Kulturen können durch Gesetzgebung und Verhalten die Ehe zwischen Mann und Frau untergraben, aber zerstören können sie die Ehe nicht. Sie wird Bestand haben, bis Christus wiederkommt, denn sie ist eine Stiftung Gottes.

3.3        Das Verlassen der Eltern und die Freigabe der Kinder (1 Mose 2,24b)

Die Aussage in 1 Mose 2,24 nennt zwei Voraussetzungen für eine gelingende Ehe, das „Verlassen“ und das „Anhangen“. Beide Begriffe müssen in ihrer ganzen Aussagekraft und Tragweite verstanden werden. Beim „Verlassen“ geht es um nichts Geringeres als um die Verwirklichung einer neuen Lebenspriorität. Nicht mehr die Eltern bilden die Hauptorientierung, sondern der Ehepartner. Aber es gilt noch viel mehr zu verlassen. Der erste Mann im Leben einer Frau ist der Vater, und die erste Frau im Leben eines Mannes ist die Mutter. Was wir für ein Ehebild, Vaterbild, Mutterbild, Mannsbild und Frauenbild in unserer Seele tragen, im Positiven und im Negativen, das ist wesentlich durch das Elternhaus bedingt. Was an alten Prägungen die Ehe und die Gemeinschaft mit dem Ehepartner gefährdet, das muss überwunden werden. Der Ehepartner hat ein Recht darauf, nicht an Bildern gemessen zu werden, die ihn in einen bestimmten Rahmen zwingen. Nur wenn beide sich in ihrer Einmaligkeit entdecken, stehenlassen und lieben lernen, kann die Ehe gelingen. Jegliches Vergleichen des Ehepartners mit seinen Verwandten nimmt ihm ein Stück Freiheit, sich selbst zu entfalten, und muss deswegen vermieden werden.

Genauso wichtig ist die innere Freigabe der Kinder, insbesondere, wenn sie heiraten. Die Abnabelung, einer der Höhepunkte jeder Geburt, zeigt worauf es ankommt. Das Kind gehört nicht den Eltern. Sie müssen es freigeben. Aber Christen wissen, dass sie ihr Kind nicht in ein Niemandsland oder in eine böse Welt geben, sondern in die Arme Gottes und unter die Fürsorge eines guten Hirten. Spätestens mit der Heirat des Kindes muss die Abnabelung vollzogen sein. Spätestens an dieser Lebensnahtstelle muss es den Eltern klar sein, dass ihr Erziehungsrecht und ihre Erziehungspflicht nun aufhören. Jetzt besteht ihre Elternschaft in der schönen Pflicht der täglichen Fürbitte und der Hilfsbereitschaft dort, wo sie gewünscht wird.

3.4        Die Zusammenfügung von Mann und Frau (1 Mose 2,24c)

Im hebräischen Urtext heißt es an dieser Stelle, dass der Ehemann und die Ehefrau „zusammengeklebt“ werden. Dieser drastische Ausdruck unterstreicht, dass Gott die Ehe als lebenslange Treuegemeinschaft will. Jesus bestätigt diese Tatsache mit seinem bekannten Wort „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (Mt 19,6). Paulus zieht daraus die Konsequenz des Scheidungsverbots für Christen (1 Kor 7,10f.). Es ergibt sich also aus dem alttestamentlichen und neutestamentlichen Befund, dass für Christen die Ehescheidung keine Option sein sollte. Wenn Christus sagt, dass er der Weg ist (Joh 14,6), dann hat er auch einen Weg in jeder Ehekrise. Der Weg kann verschüttet sein durch negative Erfahrungen und Resignation, aber trotzdem ist er da. Im Gebet, durch Seelsorge und Ermutigung durch andere Christen kann das Geröll weggeräumt werden, so dass ein neuer Anfang gelingt.

Natürlich wäre es zu kurz gegriffen, wenn man meinte, aufgrund des Angeklebtwerdens durch Gott wäre die Ehe ein für alle Mal gefestigt. Was Gott vormacht, sollen die Ehepartner nachahmen, und zwar durch tägliche kleine und größere Gesten und Worte, mit denen sie sich gegenseitig ihrer Liebe versichern. Hier muss besonders der Mann lernen, auf das Lebensgefühl seiner Frau Rücksicht zu nehmen. Während er wegen seiner eher an Grundsätzen orientierten Lebensart nicht so sehr die Notwendigkeit täglicher Liebesbeweise sieht, ist die Frau, die viel stärker als er im Hier und Heute lebt, darauf angewiesen. Ihr nützt es wenig, wenn er vor Wochen, Monaten oder Jahren erklärt hat, dass er sie liebt. Sie will es heute hören und spüren.

3.5        Das Einssein in der Ehe (1 Mose 2,24d)

Nach der Luther-Übersetzung besteht die Verheissung einer gelingenden Ehe darin, dass die beiden „ein Fleisch“ sind. Im Hebräischen ist hier die Einheit in der Verschiedenheit gemeint. Zwei Individuen, unterschiedlich im Geschlecht, in der Herkunft, in Bildung und Ausbildung, im Charakter, in punkto elterlicher Prägung, in Neigung und Erfahrung und Grundüberzeugungen werden eine Einheit. Und diese Einheit ist so stark, dass beide zunehmend erkennen, wie wertvoll und wichtig, ja wie „maßgeschneidert“ der andere für sie ist, gerade in seiner Verschiedenheit. Diese Art von Einheit ist ein wahres Wunder und liegt tief im göttlichen Geheimnis der Ehe begründet.

Wer in der Ehe totale Harmonie sucht, immerwährende Übereinstimmung, wird immer wieder enttäuscht werden. Gottes Ehe-Konzept ist nicht auf übereinstimmenden Ansichten, sondern auf den Zusammenklang von Unterschieden aufgebaut. Die Ehe bleibt gerade durch die Unterschiede von Mann und Frau lebendig und reizvoll. Diese Unterschiede gilt es auszuhalten, und zwar nicht bissig oder resigniert, sondern aufgrund der Einsicht, dass Gott selber es so will. Wer beim Ehepartner nur das Echo seiner eigenen Meinung sucht, hat das geniale Konzept Gottes noch nicht verstanden. Die Schönheit der Ehe beginnt erst dort, wo die beiden Eheleute sich in ihren unterschiedlichen Begabungen, Stärken und Schwächen annehmen und gerade das als Reichtum und Herausforderung begreifen und Gottes Segen darin erfahren.

Hinweis: Wer sich ausführlicher mit dem biblischen Ehebild beschäftigen möchte, sei auf das Buch „Lieben und Helfen. Ein Eheseminar“ hingewiesen, das in 7. Auflage vorliegt und beim Verfasser für 12.00 Euro plus Versandkosten zu beziehen ist (jc-buchversand@web.de).