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Das neue Gloria. Neue genderliturgische Experimente der Evangelischen Kirche Berlin – Brandenburg – schlesische Oberlausitz

Freitag 18. Dezember 2020 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Es gibt eine „AG Geschlechtergerechte Sprache“ in der EKBO. Was diese Arbeitsgruppe jetzt als Vorschlag für einen sog. gendergerechten liturgischen Ablauf der Gottesdienste empfohlen hat, könnte man als feministische Spinnerei abtun, wenn er nicht so ernst gemeint wäre und wenn er nicht schon tatsächlich von manchen Gemeinden der Berlin-Brandenburgischen Kirche übernommen worden wäre, wie ich es neulich in einem Gottesdienst in Berlin-Friedrichshain erlebt habe. Man kann diese kirchenamtlichen Verhunzungen der Liturgie hier nachlesen.

Im Folgenden will ich nur den Vorschlag eines neuen Gloria patri hervorheben. Die herkömmliche Fassung stammt aus dem 4. Jahrhundert und lautet in der evangelischen Fassung: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Der EKBO-Vorschlag lautet: „Ehre sei dem dreieinen Gott, der elterlich sorgt, als Gottes Kind mit den Menschen lebt und durch die Geistkraft wirkt.“ Einmal davon abgesehen, dass es schon die Pietät verbietet, einen 1600 Jahre alten Text so gravierend zu verändern, ist dieser Vorschlag eine einzige theologische Katastrophe.

  1. Gott wird mit menschlichen Eltern verglichen und so auf die menschliche Ebene heruntergezogen. Wenn überhaupt an dieser Stelle Vergleiche angebracht sind, dann nur in umgekehrter Richtung, dass elterliches Verhalten mit Gottes Wesenszügen verglichen wird. Nicht unser menschliches Vater- und Muttersein kann der Maßstab sein, um Gott zu rühmen und anzubeten, sondern nur er selbst in seiner Offenbarung. „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden.“ (Eph 3,14f)
  1. Gottes Sohn wird kurzerhand in Gottes Kind umgewandelt. Seit die Christenheit das Apostolische Glaubensbekenntnis spricht, bekennt sie sich zur Sohnschaft Christi. In 2 Sam 7,14 wurde Israel ein künftiger Sohn verheißen. In Psalm 2,7 spricht der himmlische Vater seinen Sohn als Sohn an (vgl. Hebr 1,5). Jesus kam als ein männliches Kind auf die Welt. Als Petrus in Jesus den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes erkennt, antwortet ihm der Herr, dass diese Erkenntnis unmittelbar von Gott gewirkt sei (Mt 16,16f). Wie kann man es wagen, dieses eindeutige Zeugnis der Bibel zu verfälschen! Nicht ein Kind ist für unsere Sünden gestorben, sondern der Sohn Gottes.
  1. Keineswegs lebt Christus „mit den Menschen“. Woher hat die EKBO-Arbeitsgruppe diese Erkenntnis? Christus ist durch den Heiligen Geist gegenwärtig in jedem, der an ihn glaubt und durch den Geist neu geboren ist (Joh 3,5). Wer nicht glaubt, wird sterben in seinen Sünden (Joh 8,24). Wer Jesus zu einem allgemeinen Menschenfreund macht, der die Menschen begleitet, ohne sie zum Glauben zu rufen, hat das Einmaleins des Neuen Testaments nicht verstanden.
  1. Es gehört zum dogmatischen Wissen jedes Theologiestudenten, dass sich der Dreieinige Gott in den drei Personen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes offenbart. Wer den Heiligen Geist zur „Geistkraft“ macht und ihn damit entpersonalisiert, vergreift sich an der dritten Person der Dreieinigkeit.

Man bekommt bei all diesen sprachlichen Eskapaden den Eindruck, dass eine unausgesprochene Männerphobie die Regie führt. Der Vater im Himmel muss zu Vater und Mutter werden; der Sohn Gottes muss zum Kind werden und der Heilige Geist zur unpersönlichen Kraft, nur damit der Glaube entmännlicht und die gendergerechte Seele befriedigt wird. Wer sich auf der genannten Internetseite noch weiter umsieht, findet u.a. auch ein Glaubensbekenntnis, das man sich wegen seines blasphemischen Gehalts kaum zu zitieren getraut. Dort heißt es z.B. in klassenkämpferischer Sprache „Ich glaube an den Aufstand gegen die Verhältnisse.“ Ein anderer Spitzensatz lautet „Ich glaube, dass die Irren recht haben“. Soll das der neue christliche Glaube sein? Entnervt und entgeistert verlässt man diese gendergerechten Ergüsse und kommt ins Grübeln. Sollten die Irren doch recht haben?

Joachim Cochlovius

Quelle: Aufbruch – Informationen des Gemeindehilfsbundes (3/2020)

Die aktuelle Ausgabe des Aufbruchs kann hier gelesen werden. Wenn Sie den Aufbruch kostenlos abonnieren möchten, schreiben Sie bitte an info@gemeindehilfsbund.de.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 18. Dezember 2020 um 14:45 und abgelegt unter Kirche, Theologie.