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Höhere Frauenerwerbstätigkeit – Mehr Kinder?

Höhere Frauenerwerbstätigkeit – Mehr Kinder?
Einzigartige Studie der Uni Bielefeld demontiert
regierungsamtliche Traumtänzereien!

Grundpfeiler der gegenwärtigen, von Rot-Grün eingeleiteten, erwerbszentrierten „Familienpolitik“ von Bund und Ländern ist der „wissenschaftlich-politische“ Glaubenssatz: „Höhere Frauenerwerbsquote = mehr Kinder!“ Selbst die letzten konservativen Politiker sind mittlerweile bekehrt worden, so wie der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Johannes Singhammer, der sich letztes Wochenende mit der Forderung nach einem forcierten Ausbau der Krippenbetreuung für die Jüngsten zu Wort meldete. Daß dieses schlichte Patentrezept zu mehr Kindern kaum von Erfolg gekrönt sein dürfte, hat selbst der „Oberweise“ Bert Rürup in seinem einschlägigen Familiengutachten für die Bundesregierung faktisch eingeräumt. Beim Vergleich von 19 europäischen Ländern sowie den USA stellte er fest, „daß es im internationalen Vergleich keinen eindeutigen bzw. direkten Zusammenhang zwischen Geburtenverhalten und Frauenerwerbstätigkeit gibt“.

Zu genau dem gleichen Ergebnis – allerdings auf Deutschland bezogen – kommt jetzt eine einzigartige Studie der Universität Bielefeld. Eine Forschergruppe unter Leitung des renommierten Demographen Herwig Birg untersuchte erstmals den Zusammenhang zwischen Geburtenhäufigkeit und Frauenerwerbsquoten aller 439 Land- und Stadtkreise. Das für uns wenig überraschende Ergebnis: „Beim Vergleich (….) der Frauenerwerbsbeteiligung in den Bundesländern fällt auf, dass die Erwerbstätigkeit von Frauen in allen Ost-Ländern höher liegt als in den West-Ländern. Als Ausnahme ragt Bayern nach oben aus den West-Ländern heraus und nähert sich mit 47,0% dem Niveau von Brandenburg (49,9%). Bei der Allgemeinen Fertilitätsrate liegt das niedrigste West-Land (Saarland; 32,14) auf dem Niveau des Ost-Landes mit dem höchsten Wert (Sachsen; 32,24). Das zweitniedrigste West-Bundesland (Bremen; 36,29) liegt schon deutlich höher. Nimmt man das Saarland heraus, lässt sich innerhalb der westlichen Bundesländer keine signifikante Korrelation zwischen Frauenerwerbsbeteiligung und Geburtenhäufigkeit erkennen.“ (Seite 7)

Daher kommt die Forschergruppe zu dem Schluß: „Insgesamt liegt die Schlussfolgerung nahe, dass andere, hier nicht untersuchte regional unterschiedliche Einflussfaktoren (z.B. Kultur, Religionszugehörigkeit und -verbundenheit, Historie, Wohnsituation, vorherrschende Lebensformen, Stabilität der Partnerschaften, Zukunftsperspektiven) für die Unterschiede in der Geburtenhäufigkeit zwischen den Land- und Stadtkreisen viel mehr Auswirkungen haben als die Frauenerwerbsbeteiligung.“ (Seite 44)

Bleibt abzuwarten, ob sich die Regierungen von Bund und Ländern von diesen Fakten in ihrer politischen Traumtänzerei endlich stoppen lassen und sich auf ihren Verfassungsauftrag besinnen: Die Herstellung tatsächlicher Wahlfreiheit für Eltern bei der Art der Kinderbetreuung!

Tübingen, 3. August 2006

Heidelberger Büro für Familienfragen und soziale Sicherheit
(www.heidelberger-familienbuero.de)