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Andacht über 2. Mose 14,14: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“

Es ist nicht schwer, stille zu sein, wenn alles um uns her stille ist; wenn es aber stürmt um uns her und wir keinen Ausweg sehen, so ist es schwer, stille zu sein. Am schwierigsten ist es in den Zeiten, in welchen uns unser Gewissen anklagt, wir hätten unsere Not selbst verschuldet oder wenigstens mitverschuldet. Leiden dann noch andere unter dieser unserer Schuld, so drückt es doppelt und man ist sehr unruhig. Wie kann man in solcher Not stille werden? Nur durch Gnade. Es ist schon Gnade, wenn wir unsere Schuld erkennen. Wie manche haben sich durch rasches Handeln, durch Trachten nach großen Dingen, durch Gewissenlosigkeit in die schwierigsten Lagen gebracht und wollen aber ihre eigene Schuld nicht eingestehen.

Solche Leute sind entweder verblendet oder sie sind zu hochmütig, ihre Sünden zu bekennen. Solange sie so stehen, kann ihnen nicht geholfen werden. Gestehen wir aber unsere Schuld ein und demütigen wir uns vor Gott und Menschen, so ist damit schon ein großes Stück Last abgenommen, denn am meisten drückt die Sünde. Den Demütigen vergibt Gott und schafft ihnen einen Ausweg. Bedenklich ist es, wenn man in Notzeiten, statt stille zu werden, in seiner unruhigen Selbsttätigkeit auf Kunstgriffe, auf unredliche Mittel verfällt, also Gott nicht helfen lässt, sondern Selbsthilfe an die Stelle von Gottes Hilfe setzt. Solche Menschen verwickeln sich in immer größere Not und enden meistens mit Schande auch vor Menschen. Hüten wir uns doch, durch Kunstmittel stille werden zu wollen! Das Herz wird nur vor Gott, durch demütige Beugung in seiner Gnade, stille. Haben wir Gnade empfangen, so können wir im Stillesein auch ein wenig warten, bis Gottes Stunde schlägt. Israel war nicht durch eigene Wahl in seine Notlage gekommen; der Herr hatte das Volk aus Ägypten geführt und an das Ufer des Roten Meeres gestellt. Das war wichtig, es erleichterte ihm das Stillewerden. Ehe sie aber stille wurden, murrten sie wider Mose. Der zu Gott schreiende Mose ist aber innerlich so weit gestillt, dass er dem Volk sagen kann: „Seid ihr auch stille, der Herr wird für euch streiten.“ Wie beruhigend wirkt es auf Passagiere, wenn der Schiffskapitän im Sturm ruhig dasteht und zur Ruhe ermahnt! Zwar ist gerade in Zeiten der Gefahr der arme Mensch besonders geneigt zu zappeln, statt stille zu sein und Gott streiten zu lassen. Er will dem lieben Gott helfen, aber der Herr wird mit den Ägyptern allein fertig. Du brauchst nicht zu zappeln, sondern stille das zu tun, was er dir sagt. Das ist dann keine gleichgültige Untätigkeit.

Herr, Du warst einst stille, auch im Sturm. Gib mir allezeit die Glaubensruhe in Dir und bewahre mich vor Wegen, die mich in Gefahr bringen, in der Ägypter Hände zu fallen. Amen.

Elias Schrenk, Andacht für den 3. Juli

Aus: Elias Schrenk, Suchet in der Schrift – Andachten für jeden Tag, Missionsverlag Bielefeld/Gemeindehilfsbund (zum Buchangebot [1])