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Eine Familie bezahlt für den Glauben des Vaters

Als Ramzi vor acht Jahren den Islam verließ und Christ wurde, war die Verfolgung, die er deshalb in seinem Heimatland im Nahen Osten erlebte, noch vergleichsweise harmlos. Man beschimpfte ihn, nannte ihn einen „Ungläubigen“ und er erhielt regelmäßig Drohungen. Als der ehemalige Scheich damit anfing, anderen Muslimen von Jesus zu erzählen und diese zum Glauben kamen, wurde er gelegentlich angegriffen und verprügelt. Auch das hatte er als Nachfolger Jesu erwartet. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass sein 15-jähriger Sohn Samee leblos auf der Intensivstation enden würde, brutal attackiert, weil sein Vater sich weigerte, Jesus zu verleugnen. „Noch bevor wir so richtig wussten, wie es wirklich um ihn stand, war uns klar, dass der Herr mit uns war. Wir waren nicht wütend“, erzählt Ramzi. „Natürlich flossen Tränen, aber da war kein Zorn. Es war, als ob Gott die Kontrolle über meine Gefühle übernommen hatte. Im Krankenhaus betete ich: ‚Herr, ich gebe dir meinen Sohn. Was auch immer mit ihm passiert, ich vertraue ihn dir an.‘“

Als Samee am Samstagmorgen, den 19. März 2016, durch sein Heimatdorf gegangen war, hatte ihn ein Motorradfahrer von hinten angefahren. Der Fahrer war anschließend geflüchtet und hatte den Jungen am Straßenrand liegen gelassen. Nachbarn, die den Vorfall beobachtet hatten, brachten ihn in Windeseile ins Krankenhaus, wo er drei Tage lang bewusstlos blieb. Nachdem er wieder aufgewacht war, musste er mehrmals operiert werden: Sein Arm war dreifach gebrochen. Daneben hatte er zahlreiche Schnitt- und Platzwunden sowie Prellungen. Auf dem linken Ohr ist er seitdem taub.

Ramzi wusste, dass der Angriff auf seinen Sohn eine Antwort auf seine Reaktion 60 Dorfältesten und Scheichs gegenüber war: Sie hatten ihn zur Rede gestellt und er war nicht gewillt gewesen, seinen christlichen Glauben zu widerrufen. Man riet ihm, den Vorfall der Polizei zu melden und die Verantwortlichen zu verklagen. Stattdessen griff er zum Telefonhörer.

„An dem Tag, als der Mann meinen Sohn mit dem Motorrad überfuhr, rief ich ihn an – ich kannte ihn – und sagte zu ihm: ‚Ich vergebe dir‘“, erzählt Ramzi. „Er war sehr überrascht und schwieg. Ich bin überzeugt, dass er zum Glauben an Jesus Christus kommen wird, sollte ich ihn eines Tage wiedersehen.“ Ramzis Ehefrau Palma fiel es nicht so leicht, das Ganze hinter sich zu lassen. „Es war unglaublich hart für mich“, erinnert sie sich. „Da liegt mein Sohn vor mir, schwer verwundet … und ich bin seine Mutter! Aber wegen unseres Glaubens mussten wir dem Angreifer vergeben.“ Schließlich kam ein Polizist ins Krankenhaus, um den Vorfall zu untersuchen. Aber Ramzi wollte keine Anklage erheben. Sein einziger Wunsch war, dass es seinem Sohn wieder gut ging. Und er wollte seinem Gott die Ehre geben.

So schwerwiegend der Überfall auf Samee auch war, es blieb nicht das einzige Mal, dass die Familie Verfolgung zu erleiden hatte. Eines Nachts umstellte eine Gruppe wütender Muslime ihr Haus, sie schmissen mit Steinen und warfen die Fensterscheiben ein. Obwohl die Steine das Haus trafen, kletterte Ramzi auf das Dach und betete um Schutz für seine Familie – aber auch für die Angreifer. „Ich wollte ihre Gesichter sehen“, erklärt er. Einige Zeit später erschienen die wütenden Muslime erneut, diesmal griffen sie sein Haus und das seines Bruders gleichzeitig an. Islamisten durchsiebten die Häuser mit Schüssen, bevor sie sie in Brand steckten. Gott sei Dank wurde niemand verletzt.

“Je schwieriger es wurde, umso größer war die Gnade Gottes, die uns umfing“, sagt Ramzi. „Aber schließlich kamen wir an einen Punkt, wo wir einfach nicht mehr konnten.“ Christen von einer mit der HMK befreundeten Hilfsorganisation halfen Ramzi und seiner Familie 2017, in eine andere Stadt zu ziehen, wo Samee weiterhin medizinisch betreut und gesund werden kann. Die Hilfsorganisation kommt für die Miete und die Kosten des täglichen Bedarfs auf. „Der Herr hat uns mit einer Familie beschenkt, mit einer Familie des Glaubens“, sagt Ramzi dankbar und ergänzt: „Die Verfolgung, die wir erlitten haben ist nichts im Vergleich zu dem, was Christus für uns erleiden musste.“

Ramzis Familie hat tiefen Schmerz und großen Verlust erfahren. Aber sie wissen, dass Gott mit ihnen ist und dass er ihnen auch weiterhin helfen wird, sollten sie erneut Verfolgung erleben. „Gottes Gnade in unserem Leben ist so groß“, sagt er. „Sie ist grenzenlos. Alles, was uns passiert ist, war wirklich schlimm, aber wir machen uns keine Sorgen. Wir sind glücklich, dass Gott uns erwählt hat, also haben wir ihm unser Leben komplett anvertraut. Davor lebten wir im Dunkeln und hatten keine Ahnung. Nachdem wir zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatten, erfüllte uns eine Freude, wie wir sie noch nie zuvor gekannt hatten. Jeden Tag sehen wir etwas Neues.“

Quelle: www.verfolgte-christen.de [1]

Hilfsaktion Märtyrerkirche, Juni 2020