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Predigt über 1. Samuel 14: „Es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen“ – Der Glaube Jonatans und Israels Sieg

Samstag 13. Juni 2020 von Johann Hesse


Johann Hesse

1. Glaube, der nicht auf die Umstände blickt

1.1       Die Übermacht der Philister

Zwischen Israel unter König Saul und den Philistern gab es ein gewaltiges Machtgefälle. Die Philister beherrschten die gesamte Schefala, das fruchtbare Gebiet zwischen Mittelmeer und dem Bergland. Doch die Philister drangen nun auch in das Bergland ein. Rund 10 km nördlich von Jerusalem lag ein mächtiges Heer bei der Stadt Michmas: „Dreitausend Kampfwagen, sechstausend Gespanne und Soldaten soviel wie Sand am Ufer des Meeres“ (1. Sam. 13,5). Aus dieser Streitmacht der Philister zogen drei Abteilungen in verschiedene Richtungen des Landes und verbreiteten Angst und Schrecken, plünderten die Dörfer und Gehöfte, so dass die Israeliten sich in Höhlen und Felsspalten versteckten und über den Jordan flohen.

Was konnte Saul den Philistern entgegenhalten? Saul befehligte 2.000 Soldaten, und sein Sohn Jonatan befehligte 1.000 Mann. 3.000 Männer Israels standen der gewaltigen Philisterarmee entgegen (1 Sam 13,2). Die Zahl der Männer, die sich zum Zeitpunkt der in Kapitel 14 geschilderten Ereignisse, um Saul scharten, wird mit 600 benannt. (1 Sam 14,2). Israel war den Philistern gegenüber chancenlos.

1.2       Israel als entmilitarisierte Zone

Israel war zudem komplett entmilitarisiert. Die Philister hatten ihnen alle Waffen genommen. Nur Saul und Jonatan hatten zu dieser Zeit Kampfwaffen und Waffenträger. Alle anderen mussten sich notfalls mit Sensen, Beilen und anderen Gerätschaften bewaffnen. Im Zuge der totalen Entmilitarisierung hatten die Philister ein Berufsverbot für Schmiede verhängt. Wollten die Israeliten landwirtschaftliche Geräte oder Werkzeuge erwerben oder reparieren, Beile oder Sensen schärfen, mussten sie zu den Schmieden der Philister gehen. Diese nahmen aber horrende Preise. Das Richten oder Schärfen eines Pflugschars oder Spatens kostete 2/3 eines Schekels. Ein Schekel wog 11g Silber, so dass 2/3 eines Schekels 7g Silber ergaben. Das war für das Schärfen eines Werkzeugs ein horrender Preis. In 1 Samuel 13,22 lesen wir: „Als nun der Tag des Kampfes kam, wurde kein Schwert noch Spieß gefunden in der Hand des ganzen Volkes, das mit Saul und Jonatan war.“

1.3       Jonatan geht offensiv auf den Feind zu

Israel befand sich gegenüber den Philistern in einer völlig aussichtslosen Situation. Sie konnten den Philistern militärisch einfach gar nichts entgegnen. Übersetzt in unsere Zeit wäre das vielleicht vergleichbar mit einem Angriff Russlands auf Lettland oder der USA auf das Fürstentum Lichtenstein; ein asymetrischer Konflikt, bei der die eine Kriegspartei der anderen haushoch überlegen ist.

Und was tat Jonatan? Verkroch er sich in einer Felsspalte? Flüchtete er in die Wüste oder überquerte er gar den Jordan, um sich in Gilead niederzulassen? Nein, Jonatan ging offensiv auf den Feind zu. Er sagte zu seinem Waffenträger: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache der Philister, die da drüben ist.“ (14,1)

Er blickte nicht auf die Übermacht, die zahlenmäßige Überlegenheit der Philister oder die militärische Unterlegenheit der Israeliten. Das alles, sah er nicht. Er ließ sich nicht von den äußeren Umständen blenden und fesseln, sondern er vertraute auf Gottes Möglichkeiten.

Übrigens wird ausdrücklich erwähnt, dass er seinen Vater und das Volk nicht in seinen Plan einweihte (1 Sam 14,1). Jonatan wusste um die Wankelmütigkeit (vgl. 1 Sam 14, 18-19) und mangelnde Glaubensfestigkeit seines Vaters (1 Sam 13,11).

1.4       Glaube, der nicht auf die Umstände blickt

Echter Glaube blickt nicht auf die äußeren Umstände. Er lässt sich nicht schrecken vor der Übermacht des Feindes. Er blickt nicht auf die Schwachheit der Mittel oder die eigene Unterlegenheit. Er bekennt mit Psalm 20: „Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse; wir aber denken an den Namen des Herrn, unsres Gottes.“ Der lebendige Glaube verlässt sich nicht auf Muskel- oder Maschinenkraft, militärische Überlegenheit, Strategie, Verstand oder Methode, sondern auf Gott und seine unbegrenzten Mittel und Möglichkeiten.

Denken wir an Hudson Taylor, den großen China-Pioniermissionar. Das Inland Chinas war Anfang des 19. Jahrhunderts für das Evangelium verschlossen und lag im Heidentum gefangen. Nur in den Küstengebieten gab es christliche Missionsstationen und Kirchen. Hudson Taylor litt darunter, dass die Chinesen in den Weiten Chinas millionenfach verlorengingen. aber das gesamte riesige Hinterland Chinas war unerreicht. Doch Hudson Taylor ließ sich nicht von diesen Umständen schrecken, sondern er ging im Glauben in geistliches Feindesland, um das Evangelium zu verkündigen.

Wir wollen uns Jonatans Glauben zum Vorbild nehmen. Wir wollen uns von den äußeren Umständen, der scheinbaren Übermacht des Gegners und der Größe der Herausforderung nicht schrecken lassen. Wir blicken nicht auf die Umstände, sondern auf den allmächtigen Gott und seine Möglichkeiten.

2. Glaube, der von Gott alles erwartet

2.1       Die Situation

„Es waren aber an dem engen Wege, wo Jonatan hinüberzugehen suchte zu der Wache der Philister, zwei Felsklippen, die eine diesseits, die andere jenseits; die eine hieß Bozez, die andere Senne. Die eine Felsklippe stand im Norden gegenüber Michmas und die andere im Süden gegenüber Geba.“ (1 Sam 14,4-5)

Die Philisterarmee bei Michmas und die Soldaten Sauls bei Geba waren durch ein wüstes und felsiges Tal getrennt. Sowohl auf der Seite der Philister, Michmas lag nördlich von Geba, gab es einen Felsvorsprung und diesem gegenüber auch auf südlicher Seite, wo die Israeliten lagen. Der Wachtposten der Philister hatte auf diesem höhergelegenen Felsplateau einen guten Überblick auf die andere Talseite in südlicher Richtung und konnte jeden Israeliten ausmachen, der sich in nördlicher Richtung auf Michmas zu bewegte. Die Fläche des Plateaus wird im Verlauf des Berichts mit einer „halben Hufe Acker, die ein Joch Rinder pflügt“ (1 Sam 14,14) angegeben. Ein Joch Rinder pflügte rund 1.600 m2 an einem Tag. Die halbe Hufe war also eine Fläche von 800 m2.

2.2       Die Wache der Unbeschnittenen

„Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache dieser Unbeschnittenen!“ (1 Samuel 14,6). Die Israeliten waren beschnitten. Das war das Zeichen des Bundes zwischen Gott und seinem Volk. Die heidnischen Philister waren „Unbeschnittene“. Jonatan berief sich mit dieser Zuweisung auf das Bundesverhältnis zwischen Gott und seinem Volk Israel. Er glaubte und bekannte, dass Israels Gott der wahre und lebendige Gott ist, während die Philister nur tote Götzen anbeten, die weder hören, reden oder helfen können. Jonatan bekannte sich somit zu dem Glauben, von dem Paulus schreibt: „Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein?“ (Römer 8,31).

Es wundert nicht, dass David und Jonatan später zu guten Freunden wurden. Als der junge David dem schwerbewaffneten Philisterkoloss entgegentrat, meinte er: „Denn wer ist dieser unbeschnittene Philister, der das Heer des lebendigen Gottes verhöhnt“ (1 Sam 17,26). Das hätte auch Jonatan sagen können. David und Jonatan waren offensichtlich Brüder im Geiste und im Glauben. Hier lag der tiefe Grund ihrer engen Freundschaft.

2.3       Gott rettet und hilft durch viel oder wenig

Auf den ersten Blick scheint Jonatans Aufforderung völlig absurd. Man könnte an den Mut aus Verzweiflung denken. Es ging ihm auch nicht um eine heldenhafte Aktion, bei der er selbst groß herauskommen wollte. Er vertraute und hoffte, dass Gott eingreifen und Israel retten wollte: „Vielleicht wird der HERR etwas für uns tun, denn es ist dem HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“ (1 Sam 14,6) Dabei bekennt er sich ausdrücklich dazu, dass der Herr nicht auf irgendwelche menschlichen Mittel angewiesen ist. Der Herr rettet durch viel oder wenig. Der Herr ist nicht angewiesen auf eine starke Armee, auf gepanzerte Streitwagen, auf viele Soldaten mit Schwertern und Lanzen! Er könnte auch das nutzen, ist aber darauf nicht angewiesen. Der Herr kann durch viel oder durch wenig retten. Das ist Jonatans Glaube.

Blickt man in die Bibel muss man sogar zu dem Schluss kommen, dass der Herr bevorzugt durch wenig hilft und rettet. Denken wir zum Beispiel an Gideons Sieg über die Midianiter, als Gott die Anzahl der Kämpfer Israels auf 300 reduzierte. Der Herr hatte gesagt: „Zu zahlreich ist das Volk, das bei dir ist, als dass ich Midian in seine Hände geben sollte: Israel könnte sich rühmen wider mich und sagen: Meine Hand hat mich errettet“ (Richter 7,2).

Auch Davids Sieg über den Superhelden der Philister Goliath ist ein solches Beispiel. Der jüngste Sohn einer jüdischen Großfamilie streckt die philistische Kampfmaschine mit dem Stein aus einer Hirtenschleuder nieder (1 Sam 17).

Und als der Herr Jesus die 5.000 Männer (plus mindestens weitere 5.000 Frauen und Kinder) sättigte, standen ihm genau fünf Brote und zwei Fische zur Verfügung.

Der Herr liebt es, durch wenig, ja durch sehr wenig, zu helfen und zu retten!

2.4       Gottes Rettung durch Jesus

Nirgends wird das deutlicher als im Erlösungswerk unseres Herrn auf Golgatha. Jesaja schrieb prophetisch über Jesus: „Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.“ (Jes 53,3). Bei Markus heißt es: „Und sie führten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten“ (Mk 15,20). Der allmächtige Gott besiegte den Teufel und seine Dämonen, die Hölle und den Tod durch das bittere Leiden und Sterben seines Sohnes am Kreuz. Der Herr hilft durch wenig. Und wie „wenig“ war Jesus geworden, als er blutüberströmt, schmerzerfüllt, grausam gemartert am Kreuzesstamm hing. Eine größere Erniedrigung und schlimmere Qual kann ein Mensch nicht durchleiden. Jesus ging diesen Weg aus Liebe zu uns, um so den größten Sieg der Weltgeschichte überhaupt zu erringen. Hier am Kreuz und in solcher Niedrigkeit und Wenigkeit besiegte Jesus den Satan, die Hölle, die Sünde und den Tod.

„Denn es ist dem HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“ Das hebräische Wort für helfen / retten ist hier „hoschia“ von dem Verb jascha. Daher leitet sich der Name Jesus (jeschua) ab: „Jesus, der Retter“. Jesus rettet uns von unseren Sünden, er erlöst uns aus ewiger Verlorenheit, er versöhnt uns mit Gott und bringt uns in den Himmel. Gott hilft uns durch den gekreuzigten und auferstandenen Jesus.

2.5       Der Herr will auch uns helfen – durch viel oder wenig

Auch wir stehen in großen Herausforderungen, haben Lasten zu tragen und Kämpfe zu kämpfen. Der Feind will uns zu Fall bringen und uns vom guten Weg abbringen. Das Leben bringt viele Nöte und Sorgen mit sich. Immer wieder kommen wir an unsere Grenzen und werden auf unsere begrenzten Möglichkeiten gestoßen. In dem allen wollen wir den Glauben suchen und erbitten, den Jonatan hatte. Ein Glaube, der von Gott alles erwartet und der voller Gewissheit glaubt: „Es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen“.

3. Glaube, der Gott alles hinlegt

„Da antwortete ihm sein Waffenträger: Tu alles, was in deinem Herzen ist; geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir, wie dein Herz will. 8 Jonatan sprach: Wohlan, wir gehen zu den Männern hinüber und zeigen uns ihnen. 9 Werden sie dann zu uns sagen: Steht still, bis wir zu euch herankommen!, so wollen wir an unserm Ort stehen bleiben und nicht zu ihnen hinaufgehen. 10 Werden sie aber sagen: Kommt zu uns herauf!, so wollen wir zu ihnen hinaufsteigen; dann hat sie der HERR in unsere Hand gegeben. Das soll uns zum Zeichen sein.“ (1 Samuel 14,7-10)

3.1       Ein Wort zum Waffenträger

Der Waffenträger muss ebenfalls ein Mann des Geistes und des Glaubens gewesen sein. Auf ihn konnte sich Jonatan offensichtlich verlassen. Namentlich wird er nicht genannt, aber Jonatan wird ihn nicht ohne Grund als engsten Vertrauten an seine Seite gelassen haben. Er hält ihm nicht die Absurdität und Chancenlosigkeit dieses scheinbar irrwitzigen Plans entgegen, sondern reagiert mit mutiger Gewissheit und Gelassenheit: „Tu alles, was in deinem Herzen ist; geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir, wie dein Herz will.“

3.2       Das Zeichen von Gott

Jonatan wollte auf keinen Fall eigenmächtig handeln. Er wollte eben nicht eine Heldentat provozieren, um groß da zu stehen. Er wollte den Feind mit Gottes Hilfe besiegen und vertraute darauf, dass Gott Israel helfen und retten wollte. Darum betete er und bat Gott um ein Zeichen. Jonatan legte dem Herrn zwei Möglichkeiten hin, durch die er Gottes Reden erwartete. Diese zwei Möglichkeiten waren:

  • Der Wachposten fordert Jonatan und seinen Waffenträger auf, stehenzubleiben, bis die Wache zur Kontrolle herangekommen ist. In diesem Fall sollte kein Angriff erfolgen.
  • Der Wachtposten fordert Jonatan und seinen Waffenträger auf, auf das Plateau heraufzuklettern. In diesem Fall würde der Herr Israel über die Philister siegen lassen.

Die zweite Möglichkeit war sehr gefährlich und äußerst ungünstig für Jonatan. Um auf das Plateau zu gelangen, mussten die beiden Soldaten mit Händen und Füßen heraufklettern. Die Philister beherrschten das hochgelegene Plateau mit einem Trupp von 20 schwerbewaffneten und kampferprobten Wachsoldaten. Aber gerade diese schwierigere Variante sollte für Jonatan das Zeichen sein, dass der Herr die Philister in Israels Hände geben würde. Was für einen Glaubensmut hatte dieser Jonatan, dass er es wagte im Vertrauen auf Gott, solch einen Vorschlag zu machen! Welche Gedanken schossen da durch sein Herz, als er – sicher auch angefochten von manchen Zweifeln – erfüllt vom geistgewirkten Glaubensmut den Steilhang hinaufkletterte?

3.3       Jonatan legt es vor Gott hin

Vor einigen Wochen besuchte ich eine hochbetagte Glaubensschwester – langjähriges Mitglied im Gemeindehilfsbund – die das gesegnete Alter von 102 Jahren erreicht hat. Ihr ältester Sohn geht bereits auf die 80 zu. Diese Frau hat ihre Kindheit in den goldenen 20ern der Weimarer Republik erlebt. Sie hat die große Rezession von 1929 und die anschließende Notzeit mitbekommen, dann die Machtergreifung der Nazis. Ich habe diese Glaubensschwester gefragt, was sie den heutigen jungen Menschen mit auf den Weg geben würde. Ihre Antwort war:

„Legt alles vor Gott hin. Prüft eure Entscheidungen im Gebet vor Gott. Er hört und antwortet.“

Der Rat dieser Frau deckt sich mit dem, was Jonatan tat. Er legte seine Gedanken und Pläne in Gottes Hände und überließ dem Herrn die Entscheidung. Er bat um ein Zeichen, und das bekam er auch. So soll auch unser Glaube sein. Wir wollen unsere Fragen, Sorgen, Nöte, Pläne, Kämpfe und Herausforderungen vor Gott ausbreiten und ihn in allen Entscheidungen um Rat und Hilfe bitten. In Psalm 20 heißt es: „Nun weiß ich, dass der Herr seinem Gesalbten hilft und ihn erhört von seinem heiligen Himmel, seine rechte Hand hilft mit Macht“ (Psalm 20,7).

4. Glaube, der am Sieg Gottes teilhat

„Und die Männer der Wache riefen Jonatan und seinem Waffenträger zu und sprachen: Kommt herauf zu uns, so wollen wir’s euch schon lehren! Da sprach Jonatan zu seinem Waffenträger: Steig mir nach! Der HERR hat sie in die Hand Israels gegeben. Und Jonatan kletterte mit Händen und Füßen hinauf und sein Waffenträger ihm nach. Da fielen sie vor Jonatan, und sein Waffenträger hinter ihm gab ihnen den Todesstoß. So traf der erste Schlag, den Jonatan und sein Waffenträger taten, ungefähr zwanzig Mann etwa auf einer halben Hufe Acker, die ein Joch Rinder pflügt. Und es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem freien Felde und im ganzen Volk; die Wache und die streifenden Rotten erschraken auch; und die Erde erbebte. Und so geschah ein Gottesschrecken. Und die Wächter Sauls zu Gibea in Benjamin sahen, wie das Getümmel hin und her wogte…. So half (jascha / rettete) der HERR Israel an jenem Tage. Und der Kampf breitete sich aus bis Bet-Awen“ (1 Sam 14,12-16).

4.1       Gott erringt den Sieg

Als Jonatan und sein Träger oben ankommen, stürzten die ersten Philister plötzlich vor ihnen nieder, so dass der Waffenträger die ersten Philister töten ohne große Gegenwehr töten konnte. So sollte es David später im Psalm dichten: „Sie sind niedergestürzt und gefallen, wir aber stehen und halten stand“ (Ps 20,9). Ähnliches geschieht bei der Festnahme Jesu; die Soldaten und Knechte des Hohepriesters, die Jesus gefangen nehmen sollen, stürzen vor Jesus nieder als dieser sagt: „Ich bin’s!“ (Joh 18,6).

Wenig später hatten Jonatan und sein Waffenträger alle 20 Soldaten der Philisterwache überwältigt. Und nun breitete sich der gefürchtete „Gottesschrecken“ aus und griff auf alle Kampfeinheiten der Philister über. Unter den Philistern brachen Panik und Verwirrung aus. Die Soldaten kämpften gegen die eigenen Kameraden. Auch in modernen Kriegen fallen Soldaten durch die Kugeln der eigenen Kameraden – das sog. „friendly fire“. Damals aber kämpfte das ganze Philisterheer mit sich und gegen sich, so dass die Israelis nur aus der Ferne zusehen brauchten. Plötzlich brach auch ein Erdbeben aus, um die Verwirrung zu vervollständigen. Die Israeliten verfolgten ihre Feinde und die Philister wurden in alle Himmelsrichtungen versprengt. Ein gewaltiger Sieg! Doch der 23. Vers ist dabei entscheidend:

„So half (jascha / rettete) der HERR Israel an jenem Tage.“

Der Herr selbst hatte für sein Volk gekämpft. Er hatte den Angriff auf die Philisterwache gelingen lassen, er hatte die Verwirrung unter Israels Feinde geschickt und die Erde erschüttert. Israel siegte nicht aus eigener Kraft, sondern durch Gottes Kraft und Macht. Ihm gebührte alle Ehre für diesen Sieg. So wie damals, als Israel vor der Armee der Ägypter floh und vor dem Schilfmeer stand und Mose im Auftrag des Herrn sagte:

„Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (2 Mose14,14).

Gott will für uns streiten. Gott will für uns kämpfen. Gott will für uns siegen. Darum schrie Jesus am Kreuz als er verschied: „Es ist vollbracht!“ – „Es ist vollendet!“ Jesus siegte am Kreuz über die Sünde, die Hölle, den Satan und den Tod. Er kämpfte und siegte dort für uns. Im Glauben hängen wir uns an den Sieg Christi und setzen unser Vertrauen ganz in ihn. Gott, der Vater, hat seinen gekreuzigten Sohn von den Toten auferweckt und so den Sieg bestätigt und vollendet. Wer im Leben und im Sterben auf diesen Sieg vertraut, hat schon jetzt gewonnen für Zeit und Ewigkeit. Wer an Jesus Christus glaubt, kann mit Paulus bekennen: „Gott aber sei dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus“ (1 Kor 15,57).

4.2       Wir stehen im Kampf!

Auch die Gemeinde Jesu steht in einem Kampf. Die Mächte der Welt kämpfen gegen das Reich Gottes. Die Mächte der Finsternis stehen gegen die Gemeinde Jesu auf. Paulus sagt: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern im Himmel“ (Eph 6,12). Der Teufel will uns stürzen, unseren Glauben zerstören und uns zu Fall bringen. Auch will der Teufel sein Terrain nicht preisgeben, er will die Ausbreitung des Evangeliums und die Rettung von Seelen verhindern. So wie Israel unentwegt gegen innere und äußere Feinde zu kämpfen hatte, so muss die Gemeinde Jesu und auch jeder Christ täglich seinen Kampf kämpfen. Die Waffenrüstung, die uns dabei zur Verfügung steht, besteht aus „dem Panzer der Gerechtigkeit, dem Schild des Glaubens, dem Helm des Heils und dem Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes“ (Eph 6,11-17). Ziehen wir diese Waffenrüstung an und bitten wir den Herrn, dass er uns durch seinen Heiligen Geist einen Glauben schenkt, wie Jonatan ihn hatte.

  1. Glaube, der nicht auf die Umstände blickt
  2. Glaube, der von Gott alles erwartet
  3. Glaube, der Gott alles hinlegt
  4. Glaube, der am Sieg Gottes teilhat

„Vielleicht wird der HERR etwas für uns tun, denn es ist dem HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“ 1 Samuel 14,6

Amen

Johann Hesse, Predigt beim Abendmahlsgottesdienst des Gemeindehilfsbundes am 7.6.2020

Hier gibt es die Predigt auch zum Anhören.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 13. Juni 2020 um 7:00 und abgelegt unter Predigten / Andachten.