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Predigt über 4 Mose 21,4-9: Die Krise, die Kehrtwende und das Kreuz

Ein kleines Virus stürzt den ganzen Globus in eine Krise. Die Welt befindet sich seit Wochen im Ausnahmezustand. Vor wenigen Tagen lief ich bei herrlicher Sonne und blauem Himmel durch Amsterdam. Doch die Stadt lag im Dornröschenschlaf: Kirchen, Museen, Coffee-Shops, Läden – alles war verschlossen. Nur wenige Menschen auf den Straßen. Gespenstisch. Wir können nur ahnen, welche notvollen Folgen diese Krise haben wird. Doch eines ist gewiss: „Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet und sein Reich herrscht über alles“ (Psalm 103,19) und „Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl“ (Paul Gerhardt). Und wenn auch Gottesdienste weltweit untersagt werden, so kann Gottes Wort doch nicht gebunden sein (2 Tim 2,9).

Mit Blick auf den Palmsonntag und den Anbruch der Karwoche wollen wir in dieser Predigt aus einer schweren Krise des Volkes Israel lernen. Eine Krise, die während der Wanderung durch die Wüste geschah. Wir finden den Bericht über dieses Ereignis, das rund 3.500 Jahre zurückliegt in 4. Mose 21,4-9:

„Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege 5 und redete wider Gott und wider Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise. 6 Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. 7 Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk. 8 Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. 9 Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“

1. Die Krise – wenn Gott ins Megafon ruft

1.1       Israels Unglaube und Ungehorsam

Wie herrlich hatte Gott sein Volk aus Ägypten befreit. Und jetzt? Ein Murren und ein Stöhnen über das Manna, über die Hitze und über die langen Fußmärsche durch die Wüste. „Das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und es redete gegen Gott und gegen Mose“. Unzufriedenheit, Undankbarkeit und Unglaube breiteten sich aus im Volk. Die Menschen lebten im offenen Ungehorsam gegen Gott.

1.2       Die Schlangenplage als Gottes Antwort

Wie reagierte Gott nun auf den Unglauben, den Ungehorsam, das Murren und Nörgeln des Volkes? „Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben.“ Gottes Antwort auf den Ungehorsam Israels folgte auf dem Fuß. Hochgiftige und hochaggressive Schlangen trieben plötzlich ihr Unwesen und bissen viele der Israeliten. Das Schlangengift war extrem toxisch und führte schnell zum Tod. Die Sterberate schoss plötzlich nach oben. Die Not war groß.

1.3       Die Plagen der Bibel – wenn Gott erzieht

Hören wir genau hin! Wer sandte die Plage? „Da sandte der Herr…!“ Nun mögen manche fragen: „Gott ist doch ein Gott der Liebe. Würde der so etwas tun?“

Im Propheten Habakuk heißt es:

„Gott kommt von Teman und der Heilige vom Gebirge Paran. Sela. Seine Hoheit bedeckt den Himmel, und seines Ruhmes ist die Erde voll. 4 Sein Glanz ist wie Licht; Strahlen gehen aus von seinen Händen. Darin ist verborgen seine Macht. 5 Pest geht vor ihm her, und Seuche folgt, wo er hintritt. 6 Er steht auf und lässt erbeben die Erde; er schaut und lässt erzittern die Völker. Zerschmettert werden die uralten Berge, und bücken müssen sich die uralten Hügel. Das sind von jeher seine Wege.“ (Habakuk 3,3-6)

Wenn die Völker sich gegen den Gott Israels und seinen Gesalbten stellen und den Aufstand proben, dann schickt Gott auch Plagen unter die Völker: „Das sind von jeher seine Wege“

1.4       Die Krise als Gottes Megafon

Warum aber sandte Gott die Schlangenplage? Es war Gottes Antwort auf Israels Ungehorsam, Unglaube und die Rebellion gegen ihn. Die Krise ist Gottes Stopp-Taste gegen Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit, Hochmut, Stolz und Unglaube.

C. S. Lewis hat einmal gesagt: „Gott flüstert uns in unseren Freuden zu, er spricht zu unserem Gewissen, aber er ruft uns laut zu in unserem Leid: Es ist sein Megafon, eine taube Welt zu wecken.“

Israel in der Wüste war ungehorsam und undankbar. Dann kam die Krise als Megafon Gottes, um das taube Israel zu wecken. Und so ist es auch heute: Diese Krise mit viel Leid und Elend, mit Krankheit und Tod, ist Gottes Weckruf und sein Megafon, um eine taube Welt zu wecken. „Das sind von jeher seine Wege.“

2. Die Kehrtwende – warum Umkehr die Lösung ist

2.1       Wie reagierte Israel auf die Schlangenkrise?

Mit dem Auftreten der Schlangenkrise trat alles andere in den Hintergrund. Jetzt drehte sich für die Israeliten alles nur noch um die Plage. Wie werden wir diese Plage wieder los? Und was tat Israel?

„Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk.“ (4 Mose 21,7)

Israel hatte Gottes Weckruf vernommen. Sie reagierten genau richtig. Sie kehrten um zu Gott und suchten Hilfe bei ihm. Das sollen wir hier von Israel lernen.

2.2       Die Gefahr, in der wir stehen

Ich sehe hier eine große Gefahr in unserer Zeit. Was ist, wenn wir Gottes Warn- und Weckruf überhören?

„Und die Menschen wurden versengt von der großen Hitze und lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben.“ (Offb 16,9)

Ich sage nicht, dass die Corona-Epidemie zu den sieben endzeitlichen Schalengerichten der Offenbarung gehört. Doch ich fürchte, dass wir zwar alles in menschlicher Macht stehende unternehmen, die Krise zu beenden, aber den Weckruf Gottes überhören.

Es ist in der knapp 2.000-jährigen Kirchengeschichte auf europäischen Boden ein einmaliger Vorgang, dass in einer großen Krise die Kirchen im Lande schließen mussten und die öffentlich gefeierten sonntäglichen Gottesdienste untersagt wurden. Da stellt sich doch die Frage: Werden wir diesen Weckruf überhören? Glauben wir noch, dass Gott, der Schöpfer im Himmel ist und Jesus Christus der Heiland der Welt? Sind wir überhaupt bereit, umzukehren, wie Israel es damals in der Wüste tat? Hätte man die Systemrelevanz der Kirchen erkannt, hätte es die Möglichkeit gegeben, diese unter Auflagen offen zu halten. Leben wir bereits in einer Zeit, in der die Menschen trotz aller Plagen nicht Buße tun wollen?

2.3       Gottes Zusage gilt auch heute: Umkehr bringt Heilung

Gottes Zusage gilt auch heute noch: „Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“ (2 Chronik 7,13-14)

Gott sagt uns in seinem Wort: Wenn wir umkehren von unseren falschen Wegen, dann werde ich euer Land heilen. Über 50 Forschungsinstitute arbeiten weltweit fieberhaft an einem Gegenmittel gegen die Corona-Covid-19 – Plage. Das ist gut so! Doch das effektivste Heilmittel gegen alle Plage ist die Umkehr zu dem heiligen und lebendigen Gott. Lesen wir das noch einmal als Wort für unsere Zeit:

„Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“ (2 Chronik 7,14)

Israel hat uns vorgemacht, wie es geht: „Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme.“ Wir brauchen eine Umkehrbewegung in unserer Gesellschaft, in unseren Kirchen und Gemeinden. So wie Israel damals, so sollten auch wir wieder umkehren und zugeben und beten: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider das Wort Gottes geredet und gehandelt haben. Bitte HERR, nimm Du diese Corona-Virus-Seuche von uns!

2.4      Wie kann das konkret werden?

„Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider das Wort Gottes geredet und gehandelt haben. Bitte HERR, nimm Du diese Corona-Virus-Seuche von uns und heile die Völker der Erde.“

3. Das Kreuz – wie Gott die Sünde und den Tod besiegt

3.1       Die Plage und das Gegenmittel

Israel demütigte sich vor dem Herrn und sie baten Gott um Hilfe und der Herr schenkte ein Gegenmittel gegen Sünde und Tod: Eine Schlange auf der Stange.

„Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. 9 Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“ (4 Mose 21,8-9)

Wer auf die kupferne Schlange blickte, der wurde umgehend geheilt. Das tödliche Gift verlor seine Wirkung, die Krämpfe hörten auf und das Leben siegte über den Tod. „Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“

3.2       Die Corona-Krise und die Sterblichkeit des Menschen

Ausgelöst durch die Corona-Krise drängt sich unsere Sterblichkeit und Endlichkeit machtvoll in den Vordergrund. Die Krise erinnert uns an unsere Sterblichkeit: „Du bist sterblich! Du musst dahin! Aus Erde bist Du gemacht und Erde musst Du werden.“ Durch das Elend und die Not der Corona-Pandemie ruft Gott uns laut und eindringlich zu:

„Alle Menschen sind wie Gras und sie sind wie Blumen auf dem Felde. Das Gras verdorrt. Die Blumen verwelken; denn der Atem des Herrn blast darein. Ja, Gras ist das Volk. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.“ (Jesaja 40,8).

Nein, Gott will uns mit der Corona-Plage nicht quälen, er will uns nicht in Angst und Schrecken versetzen. Er will, dass wir aufwachen! Das Leid ist Gottes Megafon, eine taube Welt zu wecken. Er will unsere tauben Ohren und Herzen wecken. Er liebt uns! Gott liebt diese Welt, Gott liebt die Menschen, Gott will nicht, dass wir dem Tod auf ewig ausgeliefert sind. Gott hat längst ein Gegenmittel gegen unsere Sterblichkeit entwickelt. Gott weckt uns auf, damit wir es suchen und finden.

3.3       Gottes Liebe zu den Menschen

Jesus Christus ist Gottes Gegenmittel gegen die Sünde und den Tod. Jesus bezieht sich im Gespräch auf Nikodemus auf die alte Geschichte von der Schlange auf der Stange: So wie die Israeliten auf die Schlange blicken musste, um geheilt zu werden, so müsst ihr auf den gekreuzigten Sohn Gottes blicken, um den Tod zu besiegen und das ewige Leben zu gewinnen:

„Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“ (Johannes 3,13-17)

3.4      Hoffnung mitten in der Krise

Machen Sie sich Sorgen? Haben Sie Angst? Fürchten Sie Sich? Fühlen Sie sich einsam und verlassen? Leiden Sie unter den erdrückenden Folgen dieser Krise? Belastet Sie die Ungewissheit, wie es weitergehen wird? Macht sich Hoffnungslosigkeit in Ihrem Herzen breit? Breiten sich Verzweiflung und dunkle Gedanken bei Ihnen aus?

Dann hören Sie diesen Trost aus Gottes Wort: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Gott sagt: „Ich liebe dich! Fürchte dich nicht! Hier ist mein Sohn: Er hat alle Mächte der Finsternis besiegt. Er triumphiert über Leid und Tod. Hab keine Angst: Er hat den Tod überwunden. Er ist der Auferstandene und hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Und wenn auch in dieser Krise alles drunter und drüber geht: Jesus regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Niemand und Nichts kann Dich aus seiner Hand reißen.“

3.5       Was nehmen wir mit?

Die Krise – wenn Gott ins Megafon ruft: Wir wollen in dieser Krise Gottes Weckruf hören und begreifen: Gott sitzt im Regiment und er hat etwas vor. Wir wollen intensiv im Gebet darum ringen, dass die Menschen aufwachen und in dieser Krise Gott suchen und finden.

Die Kehrtwende – warum Umkehr die Lösung ist: Wir wollen in dieser Krise umkehren. Wir wollen bekennen, dass wir taub, lau und bequem geworden sind. Wir wollen wieder in aller Konsequenz Nachfolger Jesu sein und zur ersten Liebe zurückkehren. Wir wollen auch dafür beten, dass unser Volk und die Völker der Erde zu Gott umkehren, Sünde bekennen und bei Jesus Christus Heil und Heilung suchen.

Das Kreuz – wie Gott die Sünde und den Tod besiegt: Wir wollen nicht verzagt, verängstigt und verzweifelt sein. Jesus Christus hat am Kreuz von Golgatha die Sünde besiegt und mit der Auferstehung von den Toten die Macht des Todes gebrochen. Wir dürfen voller Hoffnung, Zuversicht und Trost sein. Mitten im Leid dieser krisengeschüttelten Welt wissen wir um die Auferstehung aus den Toten und die Wirklichkeit des ewigen Lebens.

„Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,14-16)

Amen!

Johann Hesse, Predigt in der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Verden/Aller am 5.4.2020

Abrufbar auf Youtube unter: https://youtu.be/FExedfmGxwg [1]