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Predigt über 1. Korinther 1,18-25: Wer ist Gott?

„Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): »Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.« Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben. Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.“ (1 Kor 1,18-25)

Alexamenos sebete theon – das ist grammatikalisch schlechtes Griechisch und bedeutet übersetzt: Alexamenos betet Gott an. Dieser Spottvers steht unter einem Strichmännchen, das seine Hand zu einem Esel erhebt – der Esel hängt an einem Kreuz. Das Ritzbild wurde 1857 von Forschern in den Ruinen einer Kadettenanstalt in Rom entdeckt. Vermutlich entstand es im 2. Jahrhundert, ist also über 1.800 Jahre alt. Allgemein wird es als Alexamenos-Graffito bezeichnet – und es hat für uns Christen große Bedeutung: Es ist die älteste Darstellung Jesu am Kreuz.

Ja, Schwestern und Brüder, ihr habt richtig gehört: JESU am Kreuz. Denn natürlich ist mit dem gekreuzigten Esel unser Herr und Erlöser gemeint. Und der Spott, der hier über dem jungen Christen Alexamenos ausgeschüttet wurde, gilt indirekt auch uns. Die Botschaft des unbekannten Kadetten, der das Bild vor fast 2 Jahrtausenden in die Wand geritzt hat, lautet: Wer an Christus, diesen lächerlichen Esel glaubt, der muss selbst ein Rindvieh sein. Bringen wir es auf den Punkt: Die älteste Darstellung der Erlösungstat Jesu am Kreuz ist eine Karikatur.

Vor nicht ganz zwei Wochen trat die Redaktion des französischen Magazins Charlie Hebdo erstmals seit 2015 wieder öffentlich auf. Beim Weltforum für Demokratie in Straßburg nahmen die Karikaturisten an einer Diskussionsveranstaltung teil – die Presse berichtete weltweit darüber. Plötzlich standen sie vielen wieder vor Augen, die schrecklichen Bilder vom Terroranschlag auf die Redaktionsräume am 07. Januar 2015. Moslemextremisten ermordeten damals vier Cartoonisten wegen ihrer Karikaturen auf Mohammed und den Islam, außerdem weitere vier Redaktionsmitglieder, die für die Veröffentlichung zuständig waren, Außerdem erschossen sie zwei Polizisten, einen Gast und den Portier. In den folgenden Tagen nahmen die selbst ernannten „Rächer des Propheten Mohammed“ Geiseln, verschanzten sich, starben schließlich im Kugelhagel der Polizei. Sie selbst sahen sich als Märtyrer, und ihre fanatisierten Anhänger tun dies bis heute.

Immer wieder behaupten Politiker, Journalisten und auch Kirchenmänner, Christentum und Islam hätten vieles gemeinsam. Man spricht sogar von einer Ökumene der abrahamitischen Religionen. Damit ist gemeint, dass in beiden Religionen und im Judentum Abraham eine wesentliche Rolle spiele und ihre Anhänger durch Abraham verbunden seien. Und gebetsmühlenartig wird in den Medien wiederholt: „Islam und Gewalt haben nichts miteinander zu tun.“ Aber keiner, der jemals den Koran gelesen hat, kann ihnen das glauben, und gerade darum sollten möglichst viele Christen den Koran lesen. Die Suren „Die Beute“ und „Der Sieg“ etwa enthalten klare Anweisungen zum Krieg gegen die „Ungläubigen“. Die Muslime, die Gewalt ablehnen, und das sind viele, müssen sich der Tatsache stellen, dass die Terroristen ihren Hass mit dem Wortlaut des Korans begründen und begründen können. Sie müssen sich dieser Tatsache stellen und das Gewaltpotential ihrer Religion endlich aufarbeiten. Sie müssen dies im eigenen Interesse tun. Denn die meisten Opfer radikaler Muslime weltweit sind selbst Muslime; es sind Muslime anderer Glaubensrichtung, weltliche Muslime, die sich von ihrer Religion innerlich abgewandt haben aber auch moderate Muslime, die in Frieden und Sicherheit leben möchten. Beim Terror von Paris starben auch zwei Muslime: ein Lektor der Zeitschrift und ein Polizeibeamter.

Wir Christen dürfen der Tatsache nicht länger ausweichen, dass Christentum und Islam tiefgreifend unterschieden sind, allen braven Politikerreden zum Trotz! Selbst dann, wenn es nicht in das politisch-korrekte Weltbild vieler bischöflicher und pastoraler Gesundbeter passt!

Worin der zentrale Unterschied zwischen Christentum und Islam besteht, das lässt sich am Thema Karikaturen gut verdeutlichen. Vor 1.800 Jahren wird erstmals Jesus am Kreuz dargestellt: in einer Karikatur. Das ist kein Zufall, denn der Gott Jesu kommt in einer Weise in die Welt, die zu Unverständnis und zu Spott einlädt – eben nicht mächtig und gewaltig, sondern schwach und ohnmächtig. Die Bibel bezeugt uns: Jesus, der Sohn Gottes, kommt still und unscheinbar in diese Welt: als ein Kind, dass von seiner Mutter gewindelt, gestillt, geschaukelt wird. Jesus beteiligt sich nicht am wilden Meinungsstreit, er brüllt nicht herum, er versucht die anderen nicht mundtot zu machen: „Er schreit und ruft nicht, und seine Stimme hört man nicht auf den Gassen“. Er lädt ein: „Komm mit, sieh was ich tue, entscheide dich.“ Er trampelt die Menschen nicht nieder, er bricht ihren Willen nicht mit Gewalt, er ruft nicht zum Mord an Andersgläubigen auf. Er schenkt denen, die nach einem Sinn im Leben fragen, seine Nähe. Er richtet die Verzweifelten auf: „Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus.“ Die, die schon am Ende sind, die den Weg des Lebens entlang wanken, stolpern und straucheln, hält er an seiner Hand und führt sie weiter. Ja, „in Treue trägt er das Recht hinaus“ zu denen, die Unrecht leiden: Er geht zu denen, die lange Unterdrückung willenlos gemacht hat; zu denen, die bitter und zynisch geworden sind und auch zu denen, in deren Seele der Hass glimmt. All solche Leute finden sich im Kreis der Jünger. Er schenkt ihnen eine Würde und innere Freiheit, die sie niemals mehr verlieren können. Er zeigt ihnen, dass nicht der stark ist, der rasend um sich schlägt, sondern der, der dem Bösen ruhig, aber entschlossen widersteht und sich nicht vom Hass überwältigen lässt. Dies setzt die Bereitschaft voraus, für die gute Sache zu leiden und vielleicht sogar zu sterben.

Der Prophet Jesaja erkennt Jahrhunderte vor Jesu Geburt, dass Jesus, der mit zerquälten Gliedern am Kreuz hängen wird, in dieser schwersten aller Niederlagen den Sieg erringt: „Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte.“ Denn der Herr besiegt den Tod – für sich und die Seinen.

Gott selbst macht sich in Jesus verletzlich und angreifbar. Man kann ihn mit Füßen treten, mit Peitschen schlagen, ihm ins Gesicht spucken und ihn verspotten. Die Leidensberichte der Evangelien schildern uns, dass genau das geschehen ist. Gott geht diesen Weg, denn nur auf diesem Weg findet er uns Menschen. Gott, der in Jesus zu uns kommt, nimmt es in Kauf, dass nicht jeder ihn erkennt. Er nimmt in Kauf, dass Menschen sagen: „Was, dieser armselige Wanderprediger, der nur ein altes Gewand besitzt und auf dem staubigen Boden schläft, soll wahrer Gott und Heiland der Welt sein? Das glaub ich nie im Leben!“ Er nimmt in Kauf, dass Menschen schreien und dass sich ihre Stimme dabei vor Hass überschlägt: „Kreuzigt ihn!“ Er nimmt in Kauf, dass er unter Qualen stirbt. Er nimmt das alles in Kauf, weil er uns liebt, DICH und MICH liebt, unendlich, grenzenlos, unbedingt liebt. Er nimmt das alles in Kauf, um DICH und MICH zu retten!

Die Bibel sagt glasklar: Für alle, die nicht an Jesus glauben, ist das unbegreiflich! Manchen erscheint es als Wahnsinn! Andere lachen nur darüber, dass ein Mann am Kreuz die Macht Gottes verkörpern soll!

Es ist nicht erstaunlich, sondern entspricht genau dem, was die Bibel sagt, dass das erste Kreuzigungsbild eine Karikatur war. Ja, bis heute wird der gekreuzigte Herr in unzähligen Karikaturen und sogenannten Kunstwerken verspottet: als gekreuzigter Frosch, gekreuzigter Affe, mit dem Gesicht zum Kreuz gedreht usw. Die Zeitung Charlie Hebdo war und ist in der Verhöhnung des christlichen Glaubens absolut brutal, so brutal, dass ich einzelne Bilder nicht einmal mit Worten beschreiben würde. Es ist fast zu wenig, die Bilder als Gotteslästerung zu bezeichnen. Und die Blasphemie mit dem Zeichenstift gilt fast immer dem Gekreuzigten. Fast möchte man sagen: Nichts Neues unter der Sonne… Seit dem Spottbild über den Herrn des Alexamenos ist alles unverändert geblieben!

Wie sollen wir Christen damit umgehen sollen? Sollen wir die Zeichner beschimpfen, einsperren oder ermorden? Die Bibel sagt: Nein! Die Bibel sagt:„Wir Christen sollen Jesu Schmach tragen!“ Wir wissen: Der ewige Gottessohn, der im Stall von Bethlehem geboren wird, der wahre Mensch und wahre Gott, der am Kreuz stirbt, das ist für die, denen Gott noch keine Erkenntnis der Wahrheit geschenkt hat, unvorstellbar! Und darum ist es nur natürlich, wenn sie lachen oder darüber Witze machen.

Aber auch Gott, lasst es mich etwas salopp sagen, zeigt Humor: Der unbekannte Kadett in Rom, der den gekreuzigten Esel in die Wand ritzte, hat ungewollt das mächtigste Symbol der Welt geschaffen. Die Christen haben aus seiner Karikatur ihr Zeichen gemacht: Das Bild von Jesus am Kreuz. Seit damals sind wir nicht müde geworden, das verspottete Kreuz in alle Räume unserer Häuser zu hängen, es an Feldrändern und auf Berggipfeln aufzurichten, es auf die Spitzen unserer Kirchtürme und die Gräber unserer Lieben zu setzen, es als Anhänger um den Hals zu tragen usw. Das ist so recht nach der Art Gottes, der auf krummen Linien gerade schreibt!

Nicht Geschrei, Hass oder Gewalt besiegt den Spott, sondern das beharrliche Bekenntnis: „Macht euch nur lustig! Der Jesus, über den ihr lacht, ist mein Heiland und mein Retter!“ Dieses treue, mutige, offene Bekenntnis hat viele, viele Menschen für Jesus gewonnen. Sie haben angefangen nachzudenken: „Wenn dieser Jesus Menschen die Kraft gibt, sich auslachen zu lassen; wenn er ihnen die Ruhe schenkt, nicht zurückzuschlagen; wenn er sie lehrt, auch mir mit Liebe zu begegnen, obwohl ich nichts von ihm wissen will – dann kann er nicht verkehrt sein. Vielleicht sollte ich es auch mal mit diesem Jesus probieren!“

Wie ganz anders ist dieser Weg als die Gewaltexzesse radikaler Muslime. Dieser Weg ist zwingend anders, weil der Gott Jesus nichts mit der Gottesvorstellung Mohammeds gemeinsam hat. Die Gottesvorstellung Mohammeds geht von einem ganz jenseitigen, unbeschränkt mächtigen Wesen aus, das alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens seiner Anhänger, alle Regeln der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Herrschaft kontrollieren will. Diesem Anspruch unterwerfen sich seine Anhänger. Islam ist „Unterwerfung“. Und die, die es mit dieser Unterwerfung ernst meinen, versuchen mit allen Mitteln die Regeln ihrer Religion für alle Menschen durchzusetzen, und sei es mit äußerster Gewalt.

Noch einmal, Schwestern und Brüder: Die allermeisten Muslime sind brave, friedliche Leute, die sich aus ihrer Religion das herausnehmen, was ihnen am Besten erscheint, die überlieferten Feste feiern und sich ansonsten um ihren Beruf und ihre Familie kümmern. Aber die, die es mit dieser Unterwerfung ernst meinen, haben den Koran und das Beispiel Mohammeds auf ihrer Seite. Für sie gilt: Wer ihre Gottesvorstellung verspottet, wer sich über Mohammed lustig macht, wer den Koran beleidigt, der hat den Tod verdient. In Pakistan, einem traditionellen Verbündeten des Westens, steht die Todesstrafe für die Beleidigung des Propheten ganz offiziell im Strafgesetzbuch. Und es gibt Menschen, die solche Regeln auch bei uns in Europa durchsetzen wollen. Menschen, die wegen eines Spottbildes zu Mördern werden!

Am Umgang mit Karikaturen wird deutlich, wie weit Christentum und Islam getrennt sind. Und wer genau hinsieht, der versteht: Es geht dabei um das Zentrum von Christentum und Islam, es geht um die Frage: WER ist GOTT?

Ja, wer ist Gott? Ist Allah Gott, der, ganz und gar geballte Macht, im Jenseits zur Welt verbleibt? Oder ist es der Gott Jesus, der sich für seine Welt ohnmächtig und schwach macht und als Kind in sie hinein geboren wird?

Wer ist Gott? Allah, der die totale Kontrolle über jeden Bereich des menschlichen Lebens fordert und den Tod derer verlangt, die sich widersetzen? Oder der Gott Jesus, der ganz in das menschliche Leben eingeht und den Tod stirbt für die, die sich ihm widersetzen?

Wer ist Gott? Allah, der zur Unterwerfung zwingt? Oder der Gott Jesus, der um unser Vertrauen wirbt?

Und wenn der, der sich am Kreuz dem Spott aller darbietet, Gott ist, dann, ja dann ist der andere nicht Gott! Dann, ja dann gilt: Christusbekenntnis und Koran sind nicht und niemals zu verbinden.

Wie sollen wir Christen nun mit den Muslimen umgehen, die seit Generationen hier leben oder erst in jüngster Zeit zugewandert sind? Machen wir, was aufrichtige Christen immer getan haben. Bekennen wir uns offen, treu und liebevoll zu unserem Herrn, Heiland und Erlöser – zu Jesus. Laden wir alle, die ihm noch nicht begegnet sind, zum Glauben ein. Legen wir ihnen die Frage vor: Wer ist Gott? Und geben wir ihnen unsere Antwort zu bedenken: Da am Kreuz findest Du Gott. Dort am Kreuz findest Du restlose Liebe, Vergebung, Heil, Zukunft und Ewigkeit.

So hielt es wohl schon Alexamenos. 1870 entdeckten Forscher an einer anderen Stelle in den Ruinen der römischen Kadettenanstalt eine weitere Inschrift: Alexamenos fidelis – Alexamenos bleibt treu! So wollen auch wir treu bleiben – ihm unserem gekreuzigten und so oft verspotteten Herrn Jesus, ihm, dem allen Spott zum Trotz der Sieg gehört.

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Amen.

Pfr. Martin Fromm, Predigt beim Regionaltreffen des Gemeindehilfsbundes, Würzburg, 16.11.2019