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Andacht über Mt 24,51

Und er wird ihn in Stücke hauen lassen und ihm sein Teil geben bei den Heuchlern; da wird sein Heulen und Zähneklappern. (Mt 24,51)

Zu Weihnachten bekamen wir ein sehr interessantes Buch mit dem Titel „Messias ohne Manieren“ geschenkt, in dem dargestellt wird, auf welch unterschiedlichste Weise Jesus gesehen werden kann. Aufgezeigt wurden seine harten Formulierungen, wie dem Verführer einen „Mühlstein an den Hals hängen und im Meer ersäufen“, „den unnützen Knecht in Stücke hauen“, „das Schwert bringen, anstelle des Friedens“, „Hände, Füße abhauen, Auge ausreißen, wenn sie zum Abfall verführen“, „ins höllische Feuer werfen“, „sich selbst und die Angehörigen hassen“ und anderes. Dazu kommen seine herben Beleidigungen, die er den Pharisäern an den Kopf warf, wie „getünchte Gräber“ und anderes, was er in Gleichnissen knallhart und überdeutlich sagte.

Jesu Worte müssten bei uns, in entsprechender Anwendung des „Netzwerkdurchsetzungsgesetzes“, gelöscht, ihm Redeverbot erteilt und er wegen „Diskriminierung“ belangt werden.

Auf der anderen Seite war Jesus aber voller Liebe, vergab Sünden, heilte Kranke, nahm sich der Ausgestoßenen an, weckte Tote auf, vollbrachte unfassbare Wunder, in denen er sich auch als Herr über die Naturgesetze erwies und rief zu einem vergebungsbereiten, liebevollen Miteinander und nicht zuletzt zur Umkehr und ungeteiltem Glauben und Gottvertrauen auf. War Jesus nun ein Extremist? Einer, der Gewalt verherrlicht und legitimiert?

Nein, ER war und ist Gottes Sohn. Eins mit Gott und als Mitschöpfer Gottes mit göttlicher Vollmacht ausgestattet und, im Gegensatz zu uns, ohne Sünde. Auch wenn wir nicht alles verstehen können, was ER tat und sagte, berechtigt uns das noch lange nicht, sein Handeln und Reden zu kritisieren oder zu verurteilen. Einfach deshalb, weil Gott keine Fehler macht.

Wir müssen vielmehr herausfinden, was sich hinter seinen überaus drastischen und harten Formulierungen verbirgt. Wir können dann erkennen, dass es der Ernst der Lage ist, in der wir uns durch die Sünde, als der tödlichen Trennung von Gott, befinden. „Ersäufen im Meer“, „in Stücke hauen“ usw., wären hier die angemessenen Reaktionen, die noch erträglicher, als das höllische Feuer wären. Darum geht es auch in dem besagten Buch. So ernst ist also die Lage!

Aber Jesus will niemanden ersäufen oder in Stücke hauen. ER hat die Strafe, die wir verdient haben, durch sein Leiden und Sterben, an unserer Statt, freiwillig auf sich genommen, damit keiner von uns in die Hölle geworfen werden muss, wenn wir das Heilswerk Jesu Christi als für uns geschehen im Glauben annehmen. Und so siegt hier die Liebe Gottes über die Mächte der Finsternis.

Der Herr bricht ein um Mitternacht; jetzt hält er sich noch still.
O Elend, dass fast niemand wacht und ihm begegnen will!

Er hat es uns zuvor gesagt und einen Tag bestellt;
er kommt, wenn niemand nach ihm fragt noch es für möglich hält.

Wie liegt doch alles starr und tot und schläft in Sicherheit!
Man denkt, mit des Gerichtes Not sei Gott noch fern und weit.

Wer waltet als ein frommer Knecht im Hause so getreu,
dass, wenn sein Herr kommt, er gerecht und nicht zu strafen sei?

Wer hält die Lampe rein und voll? Wem brennt sein Glaubenslicht,
wenn nun der Aufbruch werden soll, dass ihm kein Öl gebricht?

So wach denn auf, mein Geist und Sinn, und schlummre nun nicht mehr!
Der Bräutigam kommt – sieh auf! sieh hin! – er und mit ihm sein Heer.

Der Tag der Rache nahet sich, der Herr kommt zum Gericht.
Du meine Seele, schicke dich, steh und verzage nicht!

Dein Teil und Heil ist schön und groß; steh auf, du hast es Macht!
Geh hin, nimm und genieß dein Los, das dir Gott zugedacht.

O übergroße Seligkeit nach abgelegter Last,
wo dich, o Seele, nicht gereut, dass du gestritten hast!

Der Herr bricht ein um Mitternacht, jetzt ist noch alles still.
Wohl dem, der sich nun fertig macht und ihm begegnen will!

Johann Christoph Rube (1665 – 1746)