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Monotheismus als Quelle für Gewalt? Jan Assmanns Monotheismus-These in „Mose, der Ägypter“ kritisch beleuchtet

Montag 18. November 2019 von Pfr. Martin Hoffmann


Pfr. Martin Hoffmann

Dass Gewaltakte im Laufe der Geschichte immer wieder im Zusammenhang mit Religion und Gottesglauben aufgetreten sind, ist nicht zu bestreiten. Uns stehen heute vor allem solche mit islamistischem Hintergrund vor Augen: etwa die religionsamtliche Morddrohung gegen Salman Rushdie von 1989 (Satanische Verse), der Terroranschlag auf das World Trade Center durch El Kaida, zahllose Selbstmordattentate und die Schreckensherrschaft des Islamischen Staates und anderer islamistischer Terror-Organisationen im Nahen Osten, Afrika und Asien (El Schabab, Ansar el Islam, Abu Sajaf, Hamas, Hisbollah).

Aber auch christliche Fanatiker haben Menschenleben vernichtet: Am 27. Juli 1996 wurde ein Bombenanschlag auf die Olympischen Spiele in Atlanta verübt. Täter war Eric Rudolph, ein Aktivist der christlich-extremistischen Terrororganisation Army of God. – Anders Breivik verübte am 22. Juli 2011 Anschläge in Oslo und auf der Insel Utøya, bei denen 77 Menschen ums Leben kamen. Er bezeichnet sich selbst als Mitglied angeblich neugegründeter Tempelritter, die das christliche Abendland gegen kulturelle Überfremdung schützen wollen.

Natürlich drängt sich die Frage auf: Wie kommt es zu solchen entsetzlichen Erscheinungen? Müssten Menschen, die an Gott glauben, nicht anders handeln? Und doch finden wir durch alle Jahrhunderte Kriege, die mit der Religionsfrage eng verbunden waren: die Islamische Expansion (7./8. Jahrhundert), die Kreuzzüge (11.-13. Jahrhundert), die Türkenkriege (14.-17. Jahrhundert), die Konfessionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts (Schmalkaldischer und Dreißigjähriger Krieg) und der konfessionell aufgeladene Nordirlandkonflikt (1969 bis 1998).

Hängen Gewalt und Religion zusammen? Steckt in der Religion bereits ein Keim zu Mord und Totschlag? Zu diesem Ergebnis kam nach 11. September der SPIEGEL: „Gott will es. Mord und Terror gehören nicht zur Morallehre der monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Doch immer wieder töten Gläubige aus religiösem Wahn – aufgehetzt von fanatischen Priestern.“[i] Hier wurde im Monotheismus der Nährboden für Gewalt und Terror ausgemacht. Das aber war nicht bloß die Ansicht von einigen Journalisten. Diese These hatte Jan Assmann, ein namhafter Ägyptologe, bereits 1998 mit wissenschaftlichem Anspruch aufgestellt und damit eine breite Diskussion ausgelöst, deren Ausläufer bis in unsere Tage reichen.[ii]

1.        Jan Assmann: Monotheismus – Gefahr von Gewalt

Jan Assmann, Emeritus der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, ist nicht Theologe, sondern ausgewiesener Ägyptologe, Religions- und Kulturwissenschaftler. Das tritt sofort vor Augen, betrachtet man das Inhaltsverzeichnis seines Buches „Moses der Ägypter: Entzifferung einer Gedächtnisspur“.[iii]

Eigentlich wollte Assmann hier gar nicht die Frage von Religion und Gewalt untersuchen. Ihm ging es um die Analyse von Texten, die Mose als Ägypter behandeln. In diesem Zusammenhang stellte er allerdings u.a. die Behauptung auf, dass im Bund mit dem einen Gott einerseits – und andererseits in der Unterscheidung zwischen „wahr“ und „falsch“ bei den monotheistischen Religionen der Keim zur Gewalt liegen.

Diese These hat natürlich seitens der Theologie Widerspruch gefunden. Hier ist vor allem der Berliner Theologe Rolf Schieder mit seinem Buch „Sind Religionen gefährlich“[iv] zu nennen. Nachdem Assmann und seine Kritiker im Kulturmagazin „perlentaucher.de“ ins Gespräch gekommen waren, hat Rolf Schieder die Ergebnisse dieses konstruktiven Diskurses auf Initiative Assmanns in einem Aufsatzband[v] dokumentiert. Ich beziehe mich im Folgenden auf den Beitrag Assmanns „Monotheismus und Gewalt. Eine Auseinandersetzung mit Rolf Schieders Kritik an ‚Moses der Ägypter’“.[vi] Dabei beschränke ich mich ganz auf solche Punkte, die für uns als Christen von Interesse sind.

1.1       Mose und Echnaton

Das Interesse Jan Assmanns gilt – wie gesagt – Mose und dem Weiterwirken seiner Gestalt in der Geschichte. Er folgt seiner „Gedächtnisspur“, wobei er erläutert: „Eine gedächtnisgeschichtliche Diskursanalyse erforscht [die][vii] Verkettung von Texten als eine vertikale Erinnerungsspur und findet die verbindenden Fäden heraus, die hinter den Texten wirksam sind: die Intertextualität, Ideenrevolution, Rückgriffe auf vergessene Quellen, Fokusverschiebungen usw.“[viii]

Als Ägyptologe nimmt Assmann neben Mose, der ja von einer Pharaonentochter adoptiert und erzogen wurde, Pharao Echnaton in den Blick. Dabei sieht er allerdings einen Unterschied zwischen Mose und Echnaton. Echnaton sei wohl eine Person der Geschichte, – aber ohne Gedächtnisgeschichte. Mose dagegen sei eine Gestalt, die im Gedächtnis geblieben und weitergewirkt hat. Hier sei über solche Fragen hinaus, wie sie die Redaktions- und Rezeptionsgeschichte der biblischen Hermeneutik an Texte stellt, auch „die Dynamik der Erinnerung mit den Vorgängen des Vergessens, der Verformung, Verdrängung, und der Wiederkehr des Verdrängten“ methodisch einzubeziehen.

Assmanns Interesse gilt der kurzen Epoche des Monotheismus, die von Echnaton in Ägypten begründet wurde. Unter ihm stieg Aton, die Sonnengottheit, zur höchsten Gottheit auf. Die übrigen Tempel dagegen verfielen. Eine Parallele dazu will Assmann in der Einführung des Monotheismus bei Mose ausmachen, ohne dabei „einen historischen Zusammenhang zwischen Echnaton… und Mose [zu sehen], der … als eine Figur der Erinnerung erst in den im 7. und 6. Jh. entstehenden Büchern der Tora und einigen Psalmen entgegentritt“.

Mit dieser Zusammenschau von Mose und Echnaton ist Assmann nicht der Erste. In der „Gedächtnisgeschichte sind seit alter Zeit bereits Mose und Echnaton zusammengebracht worden: so bei Manetho (3. Jh. v.Chr.) und Josephus (1. Jh. n.Chr.) oder später bei Sigmund Freud (1856-1939). Dieser meinte sogar, Mose habe den Monotheismus von Echnaton übernommen.[ix]

Viele Kritiker von Assmanns „Moses der Ägypter“ – und da vor allem die Theologen – nahmen Anstoß an der These, dass monotheistische Religionen latent gewalttätig seien. Dieser Frage wollen wir im Blick auf das Christentum nachgehen.

1.2        Assmanns Monotheismus-These

Diese lautet: „Die sogenannten monotheistischen Religionen sind intrinsisch[x] gewalttätig, die sogenannten polytheistischen Religionen sind intrinsisch friedfertig.“[xi] Dazu erläutert er:

Mit der von ihm behaupteten „Gewalt“ wolle er nicht unterstellen, „polytheistische Gesellschaften seien friedfertig gewesen und die Gewalt sei erst mit den monotheistischen Religionen in die Welt gekommen“. Mit den monotheistischen Religionen sei vielmehr nur eine ganz bestimmte Form von Gewalt in die Welt gekommen, die „Gewalt im Namen Gottes“. Dabei verkenne er jedoch auch nicht, dass große Persönlichkeiten in Judentum, Christentum und Islam bemüht waren, dieser Art von Gewalt entgegen zu wirken.

Die Bezeichnung „intrinsisch gewalttätig“ sagt aus, „dass die Gewalt den monotheistischen Religionen (und nur ihnen) inhärent ist“. Innewohnend sei dabei „nur im Sinne einer Implikation, einer angelegten Möglichkeit zu verstehen und nicht im Sinne einer logischen Konsequenz, die früher oder später mit Notwendigkeit eintreten muss“. Die Wurzel solcher „potenziellen Gewalt“ liege in dem, was er die „mosaische Unterscheidung“ nennt.

Bei der „mosaischen Unterscheidung“ geht es um die Unterscheidung zwischen „wahr“ und „falsch“ im Bereich der Religion, – im Sinn von letzter, unüberbietbarer Wahrheit. „Was als wahr gelten soll, schließt alles aus, was damit unvereinbar ist. So ist mit der Vorstellung eines wahren Gottes die Verehrung von anderen Göttern und deren Bildern unvereinbar. Die Unterscheidung schließt [allerdings] keineswegs aus, dass andere Religionen andere Götter weiterhin anbeten.“ Dadurch bilde sich zwangsläufig eine „Orthodoxie“ heraus, die für die eigene Gruppe das Falsche festlegt und ausmerzt. Im Kern handelt es sich also um eine Gewalt, die nach innen wirkt und sich gegen die Abtrünnigen aus den eigenen Reihen richtet.“

1.3      Assmanns Erläuterungen zur Monotheismus-These

Im Ergebnis des erwähnten Diskurses präzisiert Assmann seine These, indem er auf die Argumente der Kritiker eingeht. Dabei betreffen die Einwände im Wesentlichen zwei[xii] Punkte:

Im zweiten Buch Mose stellte sich für Israel nicht die Frage von „wahr“ und „falsch“, sondern (1) die Frage „Bündnis mit Gott“ oder kein Bündnis, bzw. (2) „frei“ oder unfrei sein. Auf diese Einwände antwortet Assmann folgendermaßen:

Zu (1): „Der Gottesbund, der am Sinai geschlossen werden soll, konfrontiert das Volk [tatsächlich] mit der Entscheidung für oder gegen das Bündnis. Entscheiden kann man sich [aber] nur, wo eine Unterscheidung vorliegt. Das Bündnis zieht [damit] eine Grenze und definiert Zugehörigkeit.“ – Diese Grenze nennt Assmann die »mosaische Unterscheidung«. Im Laufe der Jahrhunderte habe diese Unterscheidung in der Gedächtnisgeschichte dann im Christentum die Gestalt von „wahr“ und „falsch“ angenommen.

Zu (2): Auch diesen Einwand greift Assmann positiv auf: „In der Exodusgeschichte geht es [zunächst einmal tatsächlich] nicht um Wahrheit und Lüge, sondern um Unterdrückung und Befreiung. Die Ägypter werden nicht mit Plagen geschlagen, weil sie falsche Götter anbeten, sondern weil sie die Kinder Israels nicht freilassen.“ – Das Begriffspaar wahr und falsch „ergibt sich erst im weiteren Horizont der in die Jahrhunderte ausgreifenden Gedächtnisgeschichte, in der die Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion, wahrem Gott und falschen Götzen immer schärfer hervortritt“. Angelegt sieht Assmann das allerdings bereits im Dekalog. Im Dekalog „geht es nicht mehr um politische Befreiung, sondern um die ethischen Grundsätze der wahren Religion: keine anderen Götter, keine Bilder, kein Missbrauch des Namens, den Sabbat heiligen, Vater und Mutter ehren [usw.] … Von jetzt an geht es nicht mehr um Freiheit, sondern um Bindung und Treue.“ Demnach sei es „kein Anachronismus, damit den Begriff der Glaubenswahrheit und der Offenbarung zu verbinden“.

1.4       Monotheismus und Wahrheitsanspruch

1.4.1     Wahrheit – Orthodoxie – Gewalt nach innen („intrinsische Gewalttätigkeit“)

Hier bezieht sich Assmann auf den Bericht vom „goldenen Kalb“ und auf das darauffolgende Strafgericht (2Mose 32). An einem Tag kommen da im Auftrag Moses 3.000 Israeliten durch die Hand der Leviten um. Assmann kommentiert: „Damit setzt Mose ein Zeichen der Abschreckung, das die mit dem Bund gezogene Grenze zwischen Bundestreue, der wahren Religion, und Abfall (zu falschen Göttern) drastisch unterstreicht.“ Und fährt fort: „Erst im Rahmen des Gottesbundes, der am Sinai gestifteten, auf Treue gegründeten Religion, kommt es zu religiöser Gewalt, Gewalt im Namen Gottes.“ Denn Voraussetzung dafür ist die „Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion bzw. Treue und Abfall“. – Assmann legt großen Wert darauf, dass sich die „Gewalt im Namen Gottes“ nach innen richtet, auf die eigene Gemeinschaft. Hingerichtet werden auf Moses Geheiß die Abtrünnigen des eigenen Volkes, nicht aber Außenstehende.

Damit stellt sich für Assmann die Frage, warum in Israel und später in der Kirchengeschichte trotzdem immer wieder religiös begründet Gewalt nach außen gerichtet wurde.

1.4.2     Universelle Wahrheit – mit Tendenz zur Gewalt auch nach außen („Gegenreligion“)

Für Assmann besteht im Charakter monotheistischer Religionen aufgrund ihrer „intrinsischen Gewalttätigkeit“ ein „Risiko“, „dass das Gefühl der Unvereinbarkeit unter bestimmten Umständen (aber nicht notwendig) in Intoleranz, und Intoleranz in Gewalt umschlagen kann“ – und zwar in eine Gewalt nach außen. Deshalb kennzeichnet Assmann den Religionstyp Monotheismus als „Gegenreligion“. Er schreibt: „Was ich mit dem Begriff ‚Gegenreligion‘ bezeichnen will, ist die Negationskraft oder antagonistische Energie der neuen Religion, wie sie etwa im Ersten Gebot mit dem Verbot der Verehrung anderer Götter zum Ausdruck kommt.“

Hier sieht er eine Parallele zu Echnaton und dessen Monotheismus: „Bei Echnaton äußert sich diese antagonistische Energie in der Verfolgung der traditionellen Götterwelt und ihrer Kulte, in der Bibel dazu auch in expliziter sprachlicher Ablehnung. Diese antagonistische Energie findet ihren konkretesten, handgreiflichsten Ausdruck im Bilderverbot und dessen Umsetzung, im Ikonoklasmus[xiii]“. In der radikalen Ablehnung der Bilder sieht Assmann „einen der entscheidenden Punkte der alttestamentlichen Theologie“. Die Charakterisierung als „Gegenreligion“ soll – so Assmann – aber nicht heißen, dass die Wende zum Monotheismus grundsätzlich ablehne. Ihm gehe es vielmehr darum, eine diesem innewohnende Tendenz aufzuzeigen.

1.5      Kosmotheismus[xiv] bzw. Monismus[xv]

1.5.1     Zwei unterschiedliche Religionstypen

Assmann hat in diesem Zusammenhang den Begriff „Kosmotheismus“ in die Debatte eingeführt. Darunter versteht er eine monistische Weltsicht, die bei aller Vielgestaltigkeit am Ende alles auf einen „einzigen ur-göttlichen Ursprung“ der religiösen Vielheit zurückführt.

Dem Monotheismus gingen nach Assmann „natürliche Religionen“ voraus. Diese entstanden „aus dem Bewusstsein der symbiotischen Einbettung der menschlichen Existenz in eine als übermächtig und insofern verehrungswürdig empfundene Welt und Umwelt, die zwar in einer differenzierten Vielheit wie den Himmelskörpern, Tieren, Bäumen, Flüssen und Quellen Gestalt gewinnt, aber von einem einzigen ur-göttlichen Ursprung dieser Vielheit ausgeht und schon in der Antike in der Idee einer einzigen alles durchwaltenden Gottheit aufgeht.“

Der Monotheismus hat dieses alte monistische Verständnis aufgesprengt, wo Gott und Welt noch als Einheit empfunden wurden. Er unterscheidet jetzt scharf zwischen Gott und Welt und befreie so „Gott aus seinen innerweltlichen Manifestationen sowie den Menschen aus seiner symbiotischen Weltabhängigkeit“. In diesen Zusammenhang stellt Assmann nun das biblische Bilderverbot, „das sich ja auf die Abbildung von Tieren bezieht, und des damit verbundenen Gebots des dominium terrae[xvi], das fordert, sich die Erde untertan zu machen, anstatt sie anzubeten“. „Der Gegensatz von Monotheismus ist also, so gesehen, nicht Polytheismus, sondern Monismus.“

Der Unterschied dieser Religionstypen – Kosmotheismus/Monismus und Monotheismus – spiegelt sich in der Art wider, wie das jeweilige Weltverständnis bzw. die jeweilige Glaubenssicht erlangt wird. Assmann schreibt: „Hinter dem Gegensatz von Monotheismus und Polytheismus steht also in letzter Instanz der Gegensatz von scriptum (im Sinne von schriftlich kodifizierter Offenbarung) und natura (im Sinne von religiös gedeuteter Natur). Die Kategorie der emphatischen, d.h. ein Drittes zwischen wahr und falsch ausschließenden, Wahrheit hängt in ihrem religiösen Verständnis unmittelbar mit dem Begriff der Offenbarung zusammen. In der natürlichen Religion gibt es diesen Wahrheitsbegriff nicht, hier herrscht das Prinzip des ‚Sowohl-Als auch‘.“

Das veranschaulicht er dann folgendermaßen: „Die Ägypter konnten in ein und demselben Text die Weltentstehung als Schöpfung und als Emanation oder Selbstverwandlung Gottes ansehen. Der Himmel erscheint als Kuh, Frau oder Wasserfläche, die Sonne in Falken-, Käfer-, Widder- oder Menschengestalt.“ Das – so Assmann – sei der glatte Gegensatz zur „mosaischen Unterscheidung“.

1.5.2     „Sowohl-als auch“ – Von Unvereinbarkeit zur Vereinbarkeit

Die monistische Weltsicht kennt das „Entweder-Oder“ monotheistischer Religionen nicht. „Zur ägyptischen, babylonischen oder griechischen Religion konnte man nicht konvertieren. Die Gottheiten waren ineinander übersetzbar, hier gab es kein ‚Zeus oder Amun‘. Hier gab es jene Unterscheidung nicht, die eine Entscheidung fordert und die Menschen mit einem ‚Entweder-Oder‘ konfrontiert.“

Damit stellt sich Frage, ob das Gegeneinander der monotheistischen Religionen überwindbar ist, bzw. ob die „mosaischen Unterscheidung“ entschärft werden kann. Dabei gehe es nicht darum, so Assmann, „sowohl Jahwe als auch Marduk anzubeten, sowohl Christ als auch Muslim zu sein, sowohl dem eigenen als auch fremden Göttern zu folgen, sowohl die eigene als auch andere Religionen zu praktizieren.“ Vielmehr gehe es um eine Relativierung des Wahrheitsanspruchs der jeweiligen monotheistischen Religion. Könnte es vielleicht gelingen, „sowohl die eigene Religion zu praktizieren als auch die anderen Religionen in ihrem je eigenen Wahrheitsbezug anzuerkennen und zu respektieren“? Wie könnte die Vorstellung von Offenbarung „als einer schriftlich kodifizierten Wahrheit, die exklusiv, einem einzigen Volk, einer einzigen Gruppe gegeben“ ist, „und doch zugleich von universaler, alle Menschen angehender Geltung sein soll“ so modifiziert werden, dass sich das „Gegeneinander“ in ein „sowohl-als auch“ auflöst? Assmann sieht diese Möglichkeit bereits in den Gedanken der Aufklärung angelegt.

So führt er etwa Moses Mendelssohn (1729-1786) an. Nach ihm gehören Menschen wohl „einer bestimmten (partikularen) Religion wie Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus usw. an“ damit aber zugleich „einer universalen, natürlichen ‚Menschenreligion’“. Gott habe danach in Wort und Schrift den Juden eine ‚historische Wahrheit’ offenbart, die ewigen oder ‚Vernunftwahrheiten’ aber allen Menschen in ‚Natur und Sache’, also [in] Schöpfung und Geschichte.“

Ein anderer Kronzeuge für Assmanns Idee versöhnter monotheistischer Religionen ist Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) mit seiner Ringparabel. Danach soll jeder „seine bestimmte Religion praktizieren, als ob sie die wahre wäre, in voller Anerkennung der Möglichkeit, dass die Wahrheit bei einer anderen liegt oder vielmehr: dass die Wahrheit verborgen ist und alle Religionen sie auf ihre Weise anstreben.“

Die Lösung der Konflikte, die monotheistische Religionen mit sich bringen können, liegt für Assmann demnach in einem „Sowohl-als auch“ – „sowohl Treue zum Eigenen als auch Respekt vor dem Anderen“. So würden Differenzen nicht abgeschafft, sondern respektiert „im Hinblick auf etwas Übergreifendes, das man im 18. Jh. ‚natürliche Religion’ nannte und das sich heute in erster Linie mit dem Begriff der Menschenrechte verbindet“.

Bei aller Kritik setzt er am Ende sogar seine Hoffnung auf die durch den Geist der Aufklärung modifizierten Religionen: „Warum Wahrheit in Gewalt umschlagen und was Religion überhaupt mit Gewalt zu tun haben sollte, ist nicht einzusehen. Im Gegenteil scheint Religion das einzige Mittel zu sein, das dem Menschen gegeben wurde, Gewalt – soziale und politische – einzudämmen und sich gegen sie zur Wehr zu setzen.“[xvii]

2.       Assmanns Monotheismus-These auf dem Prüfstand

2.1      Eine These – die dem Geist der Zeit folgt

Hier geht es weder um eine umfassende Kritik von Assmanns Gedanken, noch um die Prüfung seiner These im Blick auf nichtchristliche Religionen. Nur hinsichtlich des christlichen Glaubens wollen wir seiner These nachgehen: Der Monotheismus bringt die Gefahr von Gewalt mit sich – für die Religionsgemeinschaft selbst, wie auch für ihr religiöses Umfeld.

Solche Gedanken finden sich ja nicht nur in Assmanns Arbeit, sondern generell in unserer Zeit und Gesellschaft. Hier nur einige Beispiele: Erinnert sei nur an den Artikel im SPIEGEL aus Anlass des 11. September 2001. Unter dem Titel „‚Gott will es‘. Mord und Terror gehören nicht zur Morallehre der monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Doch immer wieder töten Gläubige aus religiösem Wahn…“ heißt es u.a.: „Religiösen Wahn hat es zu allen Zeiten in allen Glaubensrichtungen gegeben, er ist gleichsam die dunkle Seite jeder Religion, die nur schwer zu erklären ist. Solcher Wahn, der sich meist in Gewalt gegen Andersdenkende austobt…“[xviii]

Immer wieder begegnet man auch dem Gedanken, eine in den Religionen lauernde Gefahr durch Dialog zu entschärfen, indem man auf höherer Warte zu einer Art Versöhnung der sich ausschließenden monotheistischen Religionen kommt. Diese Idee liegt auch hinter der Überzeugung, Christen dürften nicht bestrebt sein, Angehörige fremder Religionen zum christlichen Glauben zu bekehren. Vielmehr gehe es „um eine gemeinsame Suche nach der Wahrheit“. So auch der evangelische Altbischof Dr. Wolfgang Huber.[xix] Ähnliches findet sich in der Empfehlung der Fink-Verlages für seine Publikation in der Reihe „Diskurs der Weltreligionen“. Da kann man lesen: „Durch die Globalisierung [geraten die Weltreligionen] auch miteinander in Konflikt in ihren Ansprüchen auf globale Gültigkeit. Wie ist der Konflikt der Religionen zu entschärfen? … Der philosophische Zugang zur Religion vermag als Grundlage des Gesprächs der Weltreligionen zu dienen, ohne ihre Wahrheitsansprüche aufzulösen. Er kann dogmatische Ansprüche reduzieren und zur Überwindung des Fundamentalismus beitragen.“[xx]

Noch ein Hinweis im Vorfeld. Er betrifft die Frage, wie Assmann zur Heiligen Schrift steht. Er geht offensichtlich von der Überzeugung aus, dass an die Bibel wie an jedes andere Buch historisch-kritische Maßstäbe anzulegen sind. Das zeigt seine Bemerkung zu den in der historisch-kritischen Exegese üblichen Verfahren der Redaktions- und Rezeptionsgeschichte. Diese stellt er nicht infrage. Er regt lediglich eine Ergänzung an: „Die Frage, mit der die Gedächtnisgeschichte z.B. an die Exodusgeschichte herangeht, ist nicht »Was ist wann wirklich geschehen?«, sondern »wie, wann, warum, von wem und in welcher Form wird die Geschichte erzählt?«. Das klingt zunächst vielleicht nach altvertrauten Fragestellungen der Redaktions- und Rezeptionsgeschichte, geht aber in dem entscheidenden Punkt darüber hinaus, dass die Dynamik der Erinnerung mit den Vorgängen des Vergessens, der Verformung, Verdrängung, und der Wiederkehr des Verdrängten methodisch einbezogen wird.“[xxi] Auch die Tatsache, dass Assmann den Monotheismus in Israel erst durch Mose am Sinai konstituiert sieht, zeigt deutlich, dass er die biblischen Texte historisch-kritisch bearbeitet.[xxii] Aber Assmann irrt.

Historische Kritik wird der Heiligen Schrift nicht gerecht, weil sie deren Charakter nicht ernst nimmt. Die Bibel Gottes geoffenbartes Wort, dass den Schreibern vom Heiligen Geist eingegeben wurde. So versteht sie sich selbst. Hier nur einige Hinweise: Paulus erklärt für das Alte Testament: „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2Tim 3,16-17). Oder Petrus: „Es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben vom Heiligen Geist“ (1Petr 1,21). Gleiches gilt für das Wort der Apostel im Neuen Testament. Paulus erklärt: „Davon reden wir[xxiii] auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen“ (1Kor 2,13). Deshalb lobt er auch die Gemeinde in Thessalonich. Denn sie hat „das Wort der göttlichen Predigt“ nicht „als Menschenwort“ aufgenommen, sondern als „das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort“ (1Thess 2,13). Dem Selbstzeugnis der Schrift wird nur demütiges Hören gerecht, nicht aber kritisches Hinterfragen. Das soll als Begründung genügen, warum im Folgenden die Heilige Schrift in allen ihren Aussagen als wahr und zuverlässig vorausgesetzt wird.[xxiv]

2.2      Eine These – die beim Ursprung des Monotheismus irrt

Bei Assmann spielen das zweite Buch Mose und in diesem vor allem die Gesetzgebung und die Ereignisse um das goldene Kalb eine wichtige Rolle. Er wertet diese Texte aber nicht als Berichte von historischen Ereignissen, sondern als „Narrative“[xxv], die etwas vermitteln wollen. Ihren Gehalt beschreibt er so: „Das am Sinai geschlossene Bündnis mit Gott ist offenkundig gemeint als Befreiung von menschlicher Dienstbarkeit.“[xxvi]

Für ihn spielt dabei die Kopplung von staatlich politischer-sozialer Unterdrückung und religiösem Anspruch der Herrschenden eine Schlüsselrolle. Aus diesem Grund musste nach Assmann das Ringen um politisch-soziale Befreiung mit dem Ringen um religiöse Befreiung verbunden werden. Die aber geschah durch die Deklaration des Monotheismus, d.h. der Entmachtung derjenigen „Götter“, die als Stütze der Unfreiheit dienten.

Assmann schreibt: „Dieser antistaatliche Impuls inszeniert sich in der Erzählung als Widerstand gegen Ägypten. Ägypten ist als Inbegriff der Staatlichkeit das Haus der Knechtschaft, nicht das Haus des Götzendienstes. Nicht die falsche Religion, sondern die falsche Politik ist das, wogegen sich Israel durch den Auszug aus Ägypten und das Bündnis mit Jahweh abgrenzt. Falsche Politik ist pharaonische Hybris, Herrschaft als Unterdrückung, Versklavung, Entrechtung, Misshandlung. … In der narrativen Inszenierung als Auszug aus Ägypten erscheint die Gründung des Monotheismus als eine gottgestützte Widerstandsbewegung. Indem die Menschen aus der Hand Pharaos und seiner entwürdigenden Unterdrückung befreit werden, emanzipiert sich im gleichen Zug auch das Göttliche oder das Heil aus seiner politischen Repräsentation und wird zur ausschließlichen Sache Gottes, der hier erstmals das Szepter geschichtlichen Handelns in die Hand nimmt und das Heil ein für alle Mal der Verfügung weltlicher Gewalt entzieht.“[xxvii]

Assmanns Deutung des Auszugs aus Ägypten und der Gesetzgebung als zweckdienlich gestalteten Narrativ im Dienst der Befreiung von sozialer und politischer Unterdrückung, – wobei der Schwenk zum Monotheismus eine eher sekundäre Rolle spielt, – steht das Zeugnis der Heiligen Schrift gegenüber, das Zeugnis von dem einen und einzigen Gott.

2.2.1     Bereits vor Mose – andere Götter verworfen

Das liegt unausgesprochen in der Forderung, die Abraham an Elieser richtet, als dieser für Isaak eine Frau suchen soll: „Schwöre mir bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und der Erde, dass du meinem Sohn keine Frau nehmest von den Töchtern der Kanaaniter, unter denen ich wohne, sondern dass du ziehest in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft und nehmest meinem Sohn Isaak dort eine Frau“ (1Mose 24,3f). Expressis verbis fordert Jakob seine Familie auf, fremde Götter aus dem Leben zu verbannen: „Tut von euch die fremden Götter, die unter euch sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider, und lasst uns aufbrechen und nach Bethel ziehen, dass ich dort einen Altar errichte dem Gott, der mich erhört hat zur Zeit meiner Trübsal und mit mir gewesen ist auf dem Wege, den ich gezogen bin“ (1Mose 35,2f). Das alles ist kein Wunder. Denn bereits die ersten Seiten der Bibel zeugen von dem einen und einzigen Gott, der alles erschaffen hat.

2.2.2     Der dreieinige Gott – Schöpfer der Welt

Im ersten Kapitel der Bibel lesen wir: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe…“ (1Mose 1,1 – 2,3). Dabei schwebte der Geist Gottes über der Tiefe bzw. über dem Wasser, während Gott Himmel und Erde durch sein mächtiges Wort in sechs Tagen aus Nichts ins Dasein rief. Von diesem Wort spricht Johannes zu Beginn seines Evangeliums: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Joh 1,1-3).[xxviii] Das zeigt: Gott der Vater – eins mit dem Walten des Heiligen Geistes – erschuf die Welt durch das ewige Wort, seinen Sohn.[xxix]

Damit ist klar: Nicht die Gottheit einer heidnischen Religion oder eine vermeintlich hinter all ihren Göttern sich verbergende Macht hat Himmel und Erde erschaffen. Einzig und allein der dreieinige Gott: Vater, Sohn und Geist ist Schöpfer und Herr der Welt. Das heißt aber auch, dass keiner den wahren Gott verehrt, der eine der drei Personen leugnet. Jesus selbst macht darauf aufmerksam: „Alle [sollen] den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“ (Joh 5,23). Wer Jesus Christus nicht als ewigen Sohn des Vaters anerkennt, hat damit auch Gott den Vater verworfen. Eine Gottesvorstellung, die an Jesus Christus vorbeigeht, ist ein leerer Traum.

2.2.3     Andere Götter – Gaukelwerk des Teufels

Schon damit ist klar, dass durch die Forderung des ersten Gebotes, keine „anderen“ Götter zu haben, keinesfalls das bedeutet, was Assmann meint: Zwar werde damit die Verehrung fremder Götter verboten, nicht aber deren Existenz geleugnet: „Die Existenz der anderen Götter wird [bei Mose], anders als bei Echnaton, durchaus anerkannt. Anders hätte die Forderung der Treue ja auch keinen Sinn. Diese anderen Götter werden nicht geleugnet, aber sie werden verboten. Sie anzubeten, soll nicht nur als Irrtum, sondern als schlimmste Sünde gelten.“[xxx] Anders als Assmann vorgibt, bezeugt der Ausdruck „keine anderen Götter haben“ nicht deren Existenz. Er bezieht sich vielmehr auf die Behauptung fremder Religionen, existente Gottheiten zu verehren.

Eine solche Behauptung enthüllt die Heilige Schrift als teuflische Verblendung. Paulus schreibt im Zusammenhang mit dem Essen von Götzenopferfleisch in Korinth: „Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keinen Götzen gibt in der Welt und keinen Gott als den einen“ (1Kor 8,4). Im gleichen Brief – nur etwas später – warnt er davor, sich durch die Teilnahme am Götzenopfer in widergöttliche Gemeinschaft zu begeben (1Kor 10,14). Um nicht missverstanden zu werden, fügt er hinzu: „Was will ich nun damit sagen? Dass das Götzenopfer etwas sei? Oder dass der Götze etwas sei? Nein, sondern was man da opfert, das opfert man den bösen Geistern und nicht Gott. Nun will ich nicht, dass ihr in der Gemeinschaft der bösen Geister seid“ (1Kor 10,19f).

Die „bösen Geister“, die Dämonen, das sind die abgefallen Gottesengel, der Teufel und sein Anhang. Damit wird deutlich, dass es sich bei den Religionen der Heiden nicht um harmlose, alternative religiöse Ansichten handelt, sondern um Verführung des Teufels, der Menschen an sich binden und ins Verderben führen will. Von solchen „falschen Göttern“ gilt es umzukehren und dem „lebendigen Gott“ zu dienen.[xxxi]

2.2.4     Götter der Heiden – ohne Kraft und Leben

Die Propheten des alten Bundes haben das unmissverständlich klargemacht. Hier nur der Hinweis auf die Worte des Propheten Jesaja. Zunächst beschreibt er die Torheit aller heidnischen Religion: „Wer sind sie, die einen Gott machen und einen Götzen gießen, der nichts nütze ist? … Der Schmied macht ein Messer in der Glut und formt es mit Hammerschlägen. Er arbeitet daran mit der ganzen Kraft seines Arms; dabei wird er hungrig, so dass er nicht mehr kann, und trinkt auch kein Wasser, so dass er matt wird. Der Zimmermann spannt die Schnur und zeichnet mit dem Stift. Er behaut das Holz und zirkelt es ab und macht es wie eines Mannes Gestalt, wie einen schönen Menschen; in einem Hause soll es thronen. Er haut Zedern ab und nimmt Kiefern und Eichen und wählt unter den Bäumen des Waldes. Er hatte Fichten gepflanzt, und der Regen ließ sie wachsen. Das gibt den Leuten Brennholz; davon nimmt er und wärmt sich; auch zündet er es an und bäckt Brot; aber daraus macht er auch einen Gott und betet’s an; er macht einen Götzen daraus und kniet davor nieder. Die eine Hälfte verbrennt er im Feuer, auf ihr brät er Fleisch und isst den Braten und sättigt sich, wärmt sich auch und spricht: Ah! Ich bin warm geworden, ich spüre das Feuer. Aber die andere Hälfte macht er zum Gott, dass es sein Götze sei, vor dem er kniet und niederfällt und betet, und spricht: Errette mich, denn du bist mein Gott!“ (Jes 44,10-17).

Dem stellt Jesaja das Werk und die Fürsorge des lebendigen Gottes gegenüber. Im Unterschied zu den Götzen der Heiden ist der voller Kraft und Leben: „Gedenke daran, Jakob, und du, Israel… Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht! … So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleibe bereitet hat: Ich bin der HERR, der alles schafft, der den Himmel ausbreitet allein und die Erde festmacht ohne Gehilfen; der die Zeichen der Wahrsager zunichtemacht und die Weissager zu Narren; der die Weisen zurücktreibt und ihre Kunst zur Torheit macht; der das Wort seiner Knechte wahr macht und den Ratschluss vollführt, den seine Boten verkündigt haben; der zu Jerusalem spricht: Werde bewohnt! und zu den Städten Judas: Werdet wieder aufgebaut!, und ihre Trümmer richte ich auf“ (Jes 44,21-26). [xxxii]

2.2.5     Quelle des Monotheismus – falsch gesehen

Nach Assmann entstammt der Gedanke des Monotheismus eigentlich nicht dem Bereich der Religion, sondern der Sphäre des Politischen. Ursächlich dafür sei eine politische Befreiungsinitiative, die sich des Religiösen bediente – und bedienen musste, – um Erfolg zu haben, weil die bedrückenden Herrscher sich selbst religiös überhöht hatten.

Er schreibt: „Der Monotheismus wächst nicht aus der Religionsgeschichte hervor, sondern kommt von außen. Dieses Außen möchte man in weltlich­historischer Perspektive, nach dem Prinzip etiamsi daremus non esse Deum [als wenn Gott nicht existieren würde] als die Sphäre des Politischen identifizieren; in den biblischen Texten sowie in allen anderen Offenbarungsreligionen wird dieser Einbruch von außen als Offenbarung dargestellt. Im Monotheismus steckt eine antagonistische Kraft, die im Kern politisch ist. Diese Kraft hat die ursprüngliche ungeschiedene Einheit von Herrschaft und Heil aufgesprengt. Sie hat das Heil der Verfügung weltlicher Gewalten entzogen und zur Sache Gottes gemacht.“ [xxxiii]

Das aber ist eine völlig andere Sicht vom Ursprung des Monotheismus als die Heilige Schrift zeigt. Für sie liegt der Ursprung des Monotheismus in der Realität des einen Gottes. Den Unterschied kann man auf folgenden Nenner bringen: Für Assmann ist der Monotheismus eine geistig-kulturelle Leistung des Menschen, die prinzipiell auch weiterentwickelt werden kann. Nach der Schrift dagegen gründet der Monotheismus im dreieinigen Gott, der in Zeit und Ewigkeit unveränderlich Herr ist. Dieser erklärt: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2Mose 20,3).

2.3      Eine These – die bei „Gewalt im Namen Gottes“ irrt

Je nach Auffassung von Ursprung bzw. Quelle des Monotheismus tritt auch der Charakter von Unrecht und Gewalt anders ins Blickfeld.

2.3.1     Assmanns „Gewalt im Namen Gottes“ – vermeintlich Folge eines ausgrenzenden Wahrheitsbegriffs

Assmann nimmt ausdrücklich nur eine bestimmte Form von Gewalt in den Blick, „die Gewalt im Namen Gottes“, nicht aber andere Erscheinungen von Krieg und Gewalt, – auch nicht solche polytheistischer „Religionen mit ihren blutigen Opferbräuchen und grausamen Initiationsfoltern“. Wie eigenwillig Assmann „Gewalt im Namen Gottes“ abgrenzt, zeigt sein Begriff von „politischer Gewalt“. Darunter fasst er nicht nur Moses Totschlag an dem ägyptischen Aufseher, sondern auch die göttlichen Plagen in Ägypten und den Untergang Pharaos im Schilfmeer.[xxxiv]

Gegenüber solchen Formen von Gewalt hebt Assmann „Gewalt im Namen Gottes“ hervor. Diese illustriert er mit dem biblischen Bericht vom Goldenen Kalb: „Wogegen die erst im Rahmen des Gottesbundes denkbare spezifisch religiöse Gewalt sich richtet, wird mit der Episode des Goldenen Kalbes (Ex 32) deutlich gemacht. Hier tritt erstmals in der Exodusgeschichte die Vorstellung des Götzendienstes als der falschen Religion in den Vordergrund. Die Strafaktion, die Mose daraufhin durchführt, indem er von den Leviten 3.000 Mann niedermetzeln lässt, ist der (nicht historisch, sondern narratologisch) erste Fall religiöser Gewalt. Damit setzt Mose ein Zeichen der Abschreckung, das die mit dem Bund gezogene Grenze zwischen Bundestreue, der wahren Religion, und Abfall (zu falschen Göttern) drastisch unterstreicht.“[xxxv]

Solche „Gewalt im Namen Gottes“ bringe nur der Monotheismus hervor – und zwar als eine in ihm „angelegte Möglichkeit“, – obwohl diese nicht immer und nicht mit Notwendigkeit ausbrechen müsse. Quelle dieser potentiellen Gewalt sei die „mosaische Unterscheidung“, die Unterscheidung „zwischen wahr und falsch im Bereich der Religion“. Diese beruhe „auf einem emphatischen Wahrheitsbegriff, der die Kategorie der Unvereinbarkeit“ impliziere. Was als wahr gelten soll, „schließt alles aus, was damit unvereinbar ist“. „Mit der Vorstellung eines wahren Gottes“ sei zwangsläufig „die Verehrung von anderen Göttern und deren Bildern unvereinbar“. Das führe zu einer „Orthodoxie“, „die für die eigene Gruppe das Falsche festlegt und ausmerzt“. Damit bekomme der Monotheismus – zumindest historisch gesehen – den Charakter einer „Gegenreligion“. Mit diesem Begriff kennzeichnet Assmann „die Negationskraft oder antagonistische Energie“ des Monotheismus, „wie sie etwa im Ersten Gebot mit dem Verbot der Verehrung anderer Götter zum Ausdruck kommt“.

Assmann geht offenbar davon aus, dass es in der Macht des Menschen liegt, „wahr“ und „falsch“ zu definieren – auch hinsichtlich des Gottesglaubens. Damit löst er diese Kriterien von dem in der Realität Vorhandenen und macht sie zu frei definierbaren Größen, je nach Sicht des Menschen. Dementsprechend hat auch „Gewalt im Namen Gottes“ für Assmann ihre Ursache in einer religiös-geistigen Entscheidung. – Die Heilige Schrift redet anders: Der dreieinige Gott allein ist Gott. Das ist die Realität. Er duldet keine Konkurrenz durch die Trugbilder der Götzen: „Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen“ (Jes 42,8). Nicht der Zorn menschlich irregeleiteter fundamentalistischer Religiosität spiegelt sich in den Geschehen um das goldene Kalb, sondern der Zorn des heiligen Gottes.

2.3.2     Assmanns „Gewalt im Namen Gottes“ – den Zorn des heiligen Gottes leugnend

Hier ist nicht der Raum, die biblische Botschaft in Gesetz und Evangelium ausführlich darzustellen.[xxxvi] Im Blick auf das Geschehen am Sinai ist jedoch anzumerken:

(a) Der Bereich des heiligen Gottes war für Sünder gesperrt. Als Gott am Sinai zum Volk Israel herabkommt, trägt er Mose auf: „Geh hin zum Volk und heilige sie heute und morgen, dass sie ihre Kleider waschen und bereit seien für den dritten Tag; denn am dritten Tage wird der HERR vor allem Volk herabfahren auf den Berg Sinai. Und zieh eine Grenze um das Volk und sprich zu ihnen: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder seinen Fuß anzurühren; denn wer den Berg anrührt, der soll des Todes sterben“ (2Mose 19,10-12).

Selbst Mose kann er nicht gestatten, ihn unverhüllt zu sehen: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht“ (2Mose 33,20). Die Begegnung mit dem heiligen Gott wäre tödlich. Denn seit der Übertretung von Gottes Willen von Adam und Eva im Paradies[xxxvii] hat die Sünde das Herz aller Menschen verdorben.[xxxviii] Damit kamen Tod und ewige Verdammnis in diese Welt. Wie er ein „verzehrendes Feuer“ ist der heilige Herr für alle, die nicht so vollkommen gut sind wie er.[xxxix]

Denken wir nur an den Propheten Jesaja, der bei seiner Berufung Gott in einer Vision schauen darf. Erschüttert ruft er aus: „Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen“ (Jes 6,5). Aber er erfährt Hilfe: „Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei“ (Jes 6,6f).

(b) Rettung vor Gottes Zorn gibt es nur da, wo Sünde getilgt ist. Und genau das ist die tröstliche Botschaft, die unmittelbar nach dem Sündenfall laut wird. Da hat Gott den Heiland angekündigt, der dem Teufel den Kopf zertreten wird: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir [dem Teufel] und dem Weibe und zwischen wischen deinem Samen und ihrem Samen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen“ (1Mose 3,15). Damit stand das Evangelium als leuchtende Verheißung über der in Sünde gefallenen Welt. Der große und heilige Gott erbarmt sich lieber, als dass er straft und verdammt.

Das zeigt sich auch in der Gesetzgebung am Sinai. Die angedrohte Strafe für die Sünde der Väter reicht bis in die dritte und vierte Generation, der Segen frommer Eltern dagegen „in tausend Glied“[xl]. Das spiegelt sich auch in den Worten, mit denen er Mose sein Wesens enthüllt: „HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied“ (2Mose 34,6).

(c)        Angesichts dieser Ausgangslage sieht sich Israel vor eine Wahl gestellt. Will es im Bund mit diesem heiligen Gott leben? Oder will es sich von ihm abwenden und fremden Göttern folgen? Je nachdem, wie seine Entscheidung ausfällt, bedeutet das für Israel Fluch oder Segen. Mose erklärt: „Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des HERRN, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRN, eures Gottes, und abweicht von dem Wege, den ich euch heute gebiete, dass ihr andern Göttern nachwandelt, die ihr nicht kennt“ (5Mose 11,26-28).

Weil das Volk diesen Gottesbund immer wieder bricht, zieht Gottes Zorn später immer wieder in dunklen Wolken über dem Volk herauf und entlädt sich in schweren Strafgerichten. Und doch zeigt sich auch da immer wieder, dass Gottes Erbarmen größer ist als sein Zorn. Vor allem die Opfer im Tempel halten die Hoffnung auf den kommenden Heiland wach. Jesu Opfer am Kreuz schafft schließlich vollkommene Versöhnung und ewigen Frieden für die ganze Welt. Bewegt von Gottes Erbarmen mit uns Sündern, jubelt Johannes: „Gott ist die Liebe. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen“ (1Joh 4,8f).

Das alles bekommt Assmann nicht in den Blick. Er ist blind dafür. Für ihn hängt die Frage „Gewalt im Namen Gottes“ einzig und allein daran, welcher Wahrheitsbegriff auf das Narrativ von Sinai und Goldenem Kalb angewandt wird. Für das reale Geschehen am Sinai zeigt Assmann kein Interesse.

2.3.3      Assmanns „Gewalt im Namen Gottes“ – unhistorisch auf bloßes Narrativ verweisend

Für Assmann gehört Moses Strafaktion an den Verehrern des Goldenen Kalbes zu einem Narrativ, das lediglich eine politische Botschaft transportieren soll. Die Frage nach der historische Faktenlage spielt für ihn dabei keine Rolle.

Die biblische Wahrheit sieht anders aus. Bei dem Strafgericht im Auftrag des Mose, dem 3.000 Israeliten zum Opfer fielen, handelt es sich um eine historische Begebenheit. Ihr ging Entscheidendes voraus. Das Volk war von Gott abgefallen, und hatte den Bund verlassen, den zu schließen Mose zu Gott auf den Berg gestiegen war. Damit hatte es Gottes Zorn auf sich gezogen. Nicht nur die 3.000 Israeliten, die auf Moses Befehl zu Tode kamen, hatten in Gottes Augen den Tod verdient, sondern das ganze Volk. Das erklärt Gott Mose unmissverständlich: „Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben’s angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist. Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge“ (2Mose 32,7-10).

Damit steht Moses Strafgericht in einem ganz anderen Licht. Nicht Mose hatte über das Volk entschieden. Das hatte Gott getan. Mose dagegen versuchte nun alles, um seinem Volk in dieser schrecklichen Lage zu helfen. Er ruft zur Entscheidung auf – für oder gegen Gott: „Her zu mir, wer dem HERRN angehört!“ (2Mose 32,25). Dann erst schreitet er zur Tat, und auch das nicht eigenmächtig, wie er bezeugt: „So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten. Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an dem Tage vom Volk dreitausend Mann“ (2Mose 32,27f). Dann steigt Mose zu Gott hinauf und bittet für sein Volk um Gnade. Nach langem Gebetsringen willigt Gott ein, dem Volk nicht nur das Leben zu schenken, sondern ihm auch die Treue zu halten.

Wer kann angesichts dieser Tatsachen noch meinen, das Strafgericht des Mose an seinem götzendienerischen Volk sei „Gewalt im Namen Gottes“ in Assmanns Sinne? Nein, im biblischen Zeugnis handelt der heilige Gott souverän an seinem Volk – in Zorn und Gnade. Mose ist dabei nur sein Werkzeug. – Das alles geschah aber in Israel zur Zeit des Alten Bundes.

2.3.4     Assmanns „Gewalt im Namen Gottes“ – im Neuen Bund für Gläubige undenkbar

Auch heute noch ist Gott der Herr, der seine Ehre keinem anderen gibt. Vieles hat sich aber auch geändert.

In der Zeit vor Christus, hatte Gott ein bestimmtes Volk, die Israeliten, zu seinem Eigentum erwählt.[xli] Für sie wollte er ganz besonders da sein. Diesem Volk hatte er sein Gesetz gegeben – nicht nur die 10 Gebote, sondern Regelungen für das gesamte staatliche, bürgerliche und kirchliche Leben. So eng hatte sich Gott an dieses Volk gebunden, dass er jeden Angriff auf dieses Volk als Angriff auf sich selbst ansah: „Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an“ (Sach 2,12). Denken wir an die Plagen, die Gott über Ägypten kommen ließ, oder an Pharaos Untergang im Schilfmeer (2Mose 5-15).

Vor allem aber hatte Gott sich dieses Volk erwählt, weil dort der Heiland zur Welt kommen sollte. Dieses Volk bereitete er vor, seinen Sohn zu empfangen. Von diesem Volk sollte die wunderbare Botschaft das Evangeliums dann auch in die ganze Welt hinausgehen. – Das war die Zeit des Alten Bundes. Da übte Gott durchaus auch Gewalt und ließ in seinem Namen Gewalt üben – um sein Volk zu schützen, dessen Abfall zu strafen und den Frevel anderer Völker zu ahnden.

In der Zeit des Neuen Bundes ist Gottes Wahl nicht auf eine Nation beschränkt. Durch das Evangelium ruft er Menschen aus aller Welt zu sich. Durch den Glauben an Christus treten sie in seinen Bund und gehören zum geistlichen Israel des Neuen Bundes. Die Liebe, die Gott an den Tag legte, als er seinen Sohn vom Himmel sandte, um für die Sünde der ganzen Welt zu sterben, die gewinnt Menschen das Herz ab. Sie wenden sich ihm von Herzen zu und nehmen auch ihre Mitmenschen in Liebe an: „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben… Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“ (1Joh 4,9-11.19).

Im Neuen Bund wird Gottes Heiligkeit nicht angegriffen, indem einer bestimmten Nation Unrecht zugefügt wird, sondern dadurch, dass sein Name gelästert wird. Das aber geschieht da, wo sein Wort und seine Sakramente verachtet und in den Schmutz getreten werden. Das geschieht da, wo ihm seine Leute Schande machen, indem sie seine Gebote übertreten und ihren Heiland verleugnen. Umgekehrt ehren ihn die Gläubigen, wenn sie nach seinem Willen leben (1Petr 2,15f).

Gottes Wille, den die Gläubigen befolgen sollen, ist aber das glatte Gegenteil von Assmanns „Gewalt im Namen Gottes“. Das macht Jesus deutlich, als zwei seiner Jünger am liebsten „Feuer vom Himmel“ fallen lassen wollten.[xlii] Ein Dorf in Samaria hatte ihm Jesus und den Jüngern die Gastfreundschaft verweigert, als diese auf dem Weg nach Jerusalem waren. Man ließ Jesus spüren, dass zwischen Samaritern und Juden religiöse Differenzen bestanden. Aber anstatt Feuer vom Himmel regnen zu lassen, weist er seine Jünger zurecht: „Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid?“ Den Geist, der Jesus bewegt, der auch seine Jünger leiten soll, ist ein anderer: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“[xliii] Als Richter über seine Feinde wird Jesus erst am Jüngsten Tag wiederkommen.[xliv]

Wie steht es aber dann mit dem Jesuswort: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34)? Das wird ja oft als Beleg angeführt, dass auch Jesus zur Gewalt aufgerufen habe. Die Antwort ist leicht, wenn man den Zusammenhang beachtet.[xlv] Da kündigt Jeus an, dass die Gläubigen mit Verachtung, Hass, Verfolgung – ja mit dem Tod rechnen müssen, weil sie an Jesus glauben und ihn bekennen. Das muss sie aber nicht wundern. Ihrem Herrn ist es nicht anders ergangen. Wenn dann der Satz folgt: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“, dann ruft Jesus nicht dazu auf, Unfrieden zu stiften oder Gewalt anzuwenden. Er zeigt damit vielmehr, dass sein Kommen, getragen von selbstloser Liebe, Feindschaft auslöst. Das werden auch seine Anhänger spüren. Wo sie Frieden verkünden, schlägt ihnen Hass entgegen. Man wird sie sogar umbringen. Diese Feindschaft reicht bis in die Familien hinein. Gehen Hass, Unrecht und Gewalt also von Christen aus? Im Gegenteil. Christen würden ihren Herrn verleugnen, wenn sie nicht Böses mit Gutem, Hass mit Liebe, Unrecht mit Vergebung beantworten wollten.[xlvi]

Damit ist eigentlich deutlich, dass Assmanns These von der Gewalt, die auch dem Christentum innerwohnen soll, haltlos ist. Wo Christen Böses mit Bösem vergolten haben, erwuchs das gerade nicht aus dem Glauben, sondern stand im Widerspruch dazu. Bei staatlicher Gewalt, die von christlich geprägten Nationen ausging oder ausgeht, ist immer zu bedenken, dass die Obrigkeit von Gott die Pflicht hat, ihre Bürger vor Angriffen zu schützen.[xlvii] Aber ganz sicher dienten gewaltsame Auseinandersetzungen in der Vergangenheit nicht immer nur dem Schutz des eigenen Landes. Vielfältige Motive konnten damit verwoben sein: berechtigte, verständliche, – aber auch sehr fragwürdige. Keinesfalls aber konnte oder kann von der Heiligen Schrift her „Gewalt im Namen Gottes“ im Sinne Assmanns begründet oder gerechtfertigt werden. – Abschließend soll noch einmal auf die Tragweite von Assmanns Gedanken hingewiesen werden.

2.4      Eine These – die Gottes Wort angreift

Rekapitulieren wir Assmanns Auffassung: Nach ihm bildet das biblische Zeugnis vom Auszug aus Ägypten, von der Gesetzgebung am Sinai, vom goldenen Kalb und von Moses Handeln danach nur ein Narrativ, das von politisch-sozialer Befreiung redet – verbunden mit der Lösung aus religiösen Vorstellungen, die bedrückende Herrschaftsverhältnisse stützen.

Kritisch sieht Assmann dabei, dass sich im Laufe der Religionsgeschichte aufgrund der „mosaischen Unterscheidung“, bei der es ursprünglich um „frei“ oder „unfrei“ gegangen sei, zu einem „wahr“ oder „falsch“ geworden sei – und dieses wiederum Grundlage für die daraus entstehende „Orthodoxie“ geworden sei. Weil diese „Orthodoxie“ dann einen absoluten Wahrheitsbegriff benutze, der abweichenden Ansichten über Gott und Religionen verwarf, sei die „Orthodoxie“ selbst zur Quelle latenter Gewalt – und der Monotheismus zur „Gegenreligion“ geworden.

Zu überwinden sei diese Erscheinung nur durch den Geist der Aufklärung. Dazu sei die „mosaische Unterscheidung“ mit einem relativen Wahrheitsbegriff zu verbinden. Dadurch bliebe die eigene Religion für deren Vertreter durchaus wahr und richtig, bestreite anderen Religionen aber nicht deren Anspruch in ihrem Bereich ebenfalls wahr und richtig zu sein. Dadurch würden die unterschiedlichen Religionen auf höherer Ebene in einem gemeinsamen Weltverständnis aufgehoben, das für Assmann letztlich in den allgemeinen Menschenrechten liegt. – Dass diese Gedanken in Gottes Wort fundamental widersprechen, liegt auf der Hand.

2.4.1     Die Bibel – geoffenbarte Wahrheit – auch bei historischen Angaben

Was im zweiten Buch Mose berichtet wird, ist nicht ein in seinem historischen Gehalt fragwürdiges Narrativ, sondern Gottes irrtumsloses Wort. Das ist auch da wahr und zutreffend, wo es in seiner Botschaft historische Ereignisse erwähnt. Zur Erinnerung hier einige Hinweise:

Im Blick auf die Heilige Schrift bittet Jesus den Vater seine Jünger und alle Gläubigen im Glauben festzumachen, indem er sie bei Gottes Wort festhält: „Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit“ (Joh 17,17). Damit greift er Worte des 119. Psalm auf: „Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich“ (Ps 119,160). Weil die heiligen Schriften Gottes Wort sind, enthalten sie auch weder Irrtum, noch Fehler. Was sie sagen ist wahr, was sie verheißen, tritt ein. So sagt Jesus: „Die Schrift kann doch nicht gebrochen werden“ (Joh 10,35). „Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt“ (Lk 16,17). Deshalb bekennt Paulus schließlich vor dem römischen Statthalter Felix: „Das bekenne ich dir aber, dass ich nach dem Weg, den sie eine Sekte nennen, dem Gott meiner Väter so diene, dass ich allem glaube, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten“ (Apg 24,4).

Was für die ganze Heilige Schrift gilt, trifft natürlich auch auf die Berichte vom Auszug aus Ägypten, dem Durchzug durch Schilfmeer, der Gesetzgebung am Sinai und dem Goldene Kalb zu. Diese Ereignisse stellt Stephanus seinen Anklägern im Hohen Rat ausdrücklich als historisch vor Augen: [Mose] „ist’s, der in der Gemeinde in der Wüste stand zwischen dem Engel, der mit ihm redete auf dem Berge Sinai, und unsern Vätern. Dieser empfing Worte des Lebens, um sie uns weiterzugeben. Ihm wollten unsre Väter nicht gehorsam werden, sondern sie stießen ihn von sich und wandten sich in ihrem Herzen wieder Ägypten zu… Und sie machten zu der Zeit ein Kalb und opferten dem Götzenbild und freuten sich über das Werk ihrer Hände“ (Apg 7,38-53). Ähnlich der Hebräerbrief, der Mose und das von ihm Berichtete in eine Reihe mit Abel, Henoch, Noah, Abraham, Sara, Isaak, Jakob und Joseph stellt (Hebr 11,23-30).

Dem widerspricht Assmann, der die Berichte über den Auszug aus Ägypten, den Durchzug durch Schilfmeer, die Gesetzgebung und das Goldene Kalb als Narrativ einstuft, dessen Historizität zumindest zweifelhaft – vor allem aber unwichtig ist.

2.4.2     Die Bibel – geoffenbarte Wahrheit – unverrückt festzuhalten

Assmanns Sicht widerspricht Gottes Wort aber noch weiter. Nach ihm gilt es ja, das Christentum so umzuformen, dass er zu anderen Religionen nicht mehr in ausschließendem Gegensatz steht. Sein Wahrheitsanspruch solle in einen relativen überführt werden, so dass fremde Religionen in deren Geltungsbereich durchaus auch als wahr und richtig gelten können.

Auch da redet Gottes Wort anders. Eine Versöhnung mit anderen Religionen wäre Frevel gegen Gott. Dieser Gefahr erlag Israel in der Zeit des alten Bundes immer wieder. Man wollte den Gott der Väter nicht verlassen, wohl aber den Götter der umliegenden Völker auch ihr Recht lassen. Dazu zwei Beispiele:

Zunächst die Ereignisse im Nordreich zur Zeit Elias.[xlviii] Unter Ahab und Isebel wurde der Baalskult so stark, dass Gottes Priester versteckt werden mussten, weil man sie sonst ermordet hätte. Der rechte Gottesdienst dagegen war fast erloschen. Darüber wurde Gott so zornig, dass es eine dreijährige Dürre und mit folgender Hungersnot über das Land kommen ließ. schließlich stellte er das Volk vor die Entscheidung: „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der HERR Gott, so wandelt ihm nach, ist’s aber Baal, so wandelt ihm nach.“[xlix] Erst als sich das Volk bekehrt und Baal verworfen hatte, kam der ersehnte Regen. Die Baalspriester aber wurden nach Gottes Willen[l] gerichtet.

Ein anderes Beispiel finden wir im Südreich bei Josia.[li] Zu seiner Zeit liegt der wahre Gottesdienst auch dort am Boden. Die Bauten des Tempels sind dem Verfall preisgegeben. Dafür blüht der Götzendienst im Land. Bis hinein in den Tempel reichen Baalskult und Verehrung der Aschera. Der junge König Josia findet sich damit jedoch nicht ab. Den Götzendienst rottet er aus und zerstört dessen Heiligtümer. Dem Gesetzbuch Gottes, dass im Tempel aufgefunden wird, verschafft er Geltung. Den wahren Gottesdienst richtet er auf und ruft das Volk zur Umkehr. Unter ihm wird das Passa nach langen Jahren wieder so begangen, wie Gott geboten hat. Für diese durchgreifende Abkehr vom Götzendienst und Rückkehr zum Gottesdienst wird Josia von der Heiligen Schrift nicht gerügt, sondern gelobt.[lii] – Das allein schon macht deutlich, wie entschieden das Alte Testament die Anerkennung heidnischer Religion neben dem Gottesglauben ausschließt.

Im Neuen Testament ändert sich an dieser grundsätzlichen Haltung nichts.[liii] Es gilt klar zu bekennen. Paulus warnt, den Unterschied zum Götzendienst gering zu schätzen, – etwa in dem Sinn: „Im Grunde weiß ich ja, dass es nur den einen Gott gibt. Aber aus diesem oder jenem Grund ist es doch nötig, den andren nicht durch Ablehnung seiner Götter vor den Kopf zu stoßen.“ In Korinth neigte mancher in der Gemeinde dazu, ggf. an Götzenopfern teilzunehmen – möglicherweise aus Rücksicht auf Freundschaften oder Geschäftspartner. Dagegen nimmt Paulus mit Hinweis auf den Bekenntnischarakter des heiligen Abendmahls mit Nachdruck Stellung: „Meine Lieben, flieht den Götzendienst! … Oder wollen wir den Herrn herausfordern?[liv]

Die Aufforderung, der göttlichen Botschaft treu zu bleiben und diese nicht dem Zeitgeist anzupassen, zieht sich durch das gesamte Neue Testament. Jesus sagt zu den Juden, die an ihn glaubten: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“[lv] In die Welt hinaus sendet er seine Gemeinde mit den Worten: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“[lvi] Ähnlich Johannes: „Wer nicht in der Lehre Christi bleibt, der hat Gott nicht; wer in dieser Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn.“[lvii] Paulus schreibt an Timotheus: „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.“[lviii] An die Gemeinde in Rom schreibt er: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, dass ihr euch in acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet.“[lix]

Damit ist die Sorge um das Bewahren der biblischen Lehre, d.h. das Bemühen um Orthodoxie und um eine Verkündigung, die fremde Religionen verwirft, nicht bedenklich – wie Assmann suggeriert, sondern von Jesus aufgetragen. Schlägt man das in den Wind, bringt man sich und andere geistlich in Lebensgefahr. Darauf machen Jesus und die Apostel aufmerksam, wenn sie „falsche Propheten“ als „Wölfe in Schafskleidern“[lx] bezeichnen, und falsche Lehre als „Sauerteig“[lxi], der den ganzen Teig durchdringt, oder als „Krebs“,[lxii] der um sich greift und zum Tode führt. Weil das Abweichen von Gottes Wort so gefährlich ist, nimmt Jesus alles falsche Verhalten in dieser Sache persönlich. Wer ihn „vor den Menschen“ nicht bekennt, zu dem wird er sich auch „vor dem himmlischen Vater“ nicht bekennen.[lxiii]

2.4.3     Die Bibel – geoffenbarte Wahrheit – in Gesetz und Evangelium

Assmanns Infragestellung der Heilige Schrift wirkt sich am verhängnisvollsten beim Kern der biblischen Botschaft aus, den Jesus so benennt: „Sie ist’s, die von mir zeugt“ (Joh 5,39). Die Botschaft von Jesus Christus dem Retter der Sünderwelt ist das Zentrum der biblischen Botschaft Alten und Neuen Testamentes.

2.4.3.1     … offenbart Sünde als Abfall vom dreieinigen Gott

Damit Menschen überhaupt erkennen, dass sie einen Heiland brauchen, müssen sie ihre Sündenverlorenheit erkennen. Aber gerade dieses Zeugnis der Heiligen Schrift verdunkelt Assmanns Gedankenwelt. Er meint ja, die Götter fremder Religionen hätten in ihrem Bereich das gleiche Recht auf Anerkennung wie der dreieinige Gott im Christentum. Das steht aber im Widerspruch zum biblischen Zeugnis, dass die Hauptsünde aller Menschen darin besteht, dass sie sich gegen den dreieinigen Gott versündigen. Aus diese Grundsünde aber fließt alles andere Unrecht dieser Welt.

Von dieser Gottlosigkeit spricht David: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott. Sie taugen nichts; ihr Treiben ist ein Gräuel; da ist keiner, der Gutes tut. Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer“ (Ps 14,1-3). Deshalb betet David dann auch: „Geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht; denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht“ (Ps 143,2).

Ganz gleich, ob Christ, Atheist, Moslem, Hindu, Buddhist oder sonst religiös eingestellt, wir alle verdienen Gottes Zorn und Strafe. Das kann man wohl bestreiten. Aber damit ist diese Wahrheit nicht aus der Welt zu schaffen. Aber Assmanns Gedanken sind geeignet, Menschen über den Ernst ihrer Lage hinwegzutäuschen.

Aber nicht dem biblischen Zeugnis im Blick auf unsere Sündenverlorenheit entzieht Assmann den Boden. Gleiches gilt von Gottes Heilsbotschaft.

2.4.3.2     … offenbart das Heil allein in Jesus Christus

Unsere Rettung kommt allein vom dreieinigen Gott. Er sandte seinen Sohn in die Welt. An unserer Stelle erfüllte er Gottes Willen und büßte unsere Schuld durch seinen Tod am Kreuz. Nun sieht uns der himmlische Vater um Jesu willen als gerecht und heilig an. Darauf wies Johannes der Täufer hin, als Jesus zu ihm an den Jordan kam: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Joh 1,29). Das stellvertretende Opfer des Heilandes hatte bereits Jesaja angekündigt, indem er den leidenden Gottesknecht beschreibt: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,4.5). Und Paulus bezeugt: „Wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen… Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt“ (Röm 5,12.18 vgl. Eph 2).

Das Kreuzesopfer Jesu gilt aber nicht nur bestimmten Menschengruppen, etwa Juden oder Christen, sondern der ganzen Welt und da jedem Einzelnen. Einen anderen Weg zur Rettung gibt es nicht. Jesus selbst weist darauf hin: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14,6). Und nach ihm auch seine Boten: „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ (Apg 4,12 – vgl. 1Joh 2,2). Damit erfüllt sich das Wort, das Gott über den kommenden Heiland durch Jesaja verkündigen ließ: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde“ (Jes 49,6).

Weil es in Jesus – und nur in ihm – Rettung für uns Sünder gibt, ist es verhängnisvoll, wenn wir die biblische Botschaft wie Assmann relativierten wollten: als sei diese Botschaft nur für Juden und Christen wahr und richtig. Menschen anderer Kulturen und Religionen könnten auf anderen Wegen Glück und Heil finden.

Die Schrift zeigt nun aber auch, wie der Einzelne dieses Heil erlangt. Und widersprechen Assmanns Gedanken dem biblischen Zeugnis.

2.4.3.3     … offenbart den Heilsempfang allein durch den Glauben

In den Genuss der Rettung, die Jesus am Kreuz für alle Menschen erworben hat, kommt der Einzelne durch den Glauben. Wer Jesus und sein Opfer im Glauben annimmt, tritt ein in Gottes Frieden und erbt das ewige Leben. Auch das sagt Jesus selbst: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“ (Joh 3,36). Das geht auch aus dem Auftrag hervor, mit dem er die Gläubigen aussendet: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ (Mk 1,15.16 vgl. Mt 28,18-20).

Von diesem Auftrag spricht auch Paulus, wenn er sagt: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt“ (2Kor 7,19-21 vgl. Apg 13,46.47). Wo ein Mensch in Gottes Friedenshand einschlägt, da hat er, was Jesus für ihn erworben hat – Vergebung, Leben und Seligkeit.

So hängt das ewige Heil für die Menschen aller Nationen und Religionen daran, dass diese Botschaft bekannt gemacht wird und Glauben findet. Das aber stuft Assmann nicht nur als unwichtig sein. Er fordert sogar, dass man den biblischen Anspruch überwinden müsse. Jesus dürfe nur als Heiland für die Christen, nicht aber für Menschen anderer Religion bzw. Weltanschauung verkündigt werden.

3.       Zusammenfassung und Ausblick

Bedenken wir das alles, dann stehen wir erschüttert vor dem Trümmerhaufen, der nach Assmanns Monotheismus-These vom Christentum übrigbleiben würde, wollte man seinen Gedanken folgen.

  • Der dreieinige Gott, der Herr der Welt, wird so vom Thron gestoßen und zum Inhalt einer religiösen Theorie degradiert und den Gottesvorstellungen anderer Religionen an die Seite gestellt.
  • Die Verlorenheit der Sünderwelt ohne Jesus wird geleugnet, weil man ja erklärt, genauso wahr seien die Heilswege anderer Religionen, die den dreieinigen Gott und das Opfer Jesu nicht kennen.
  • Der Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums unter den Völkern wird überflüssig, wenn andere Religionen in ihrem Bereich doch auch alles Nötige zum Heil für die Menschen bereithalten.

Fragen wir nun, ob Assmanns Monotheismus-These Anklang findet, dann kann man sicher feststellen: Außer Religionswissenschaftlern, Philosophen und Theologen hat kaum jemand davon Kenntnis genommen. Doch der Geist dieses Denkens begegnet uns auf Schritt und Tritt, bis hinein in Theologie und Ökumene. Dabei ist es müßig zu untersuchen, wie weit Assmanns These dem allen Vorschub geleistet hat, bzw. ob Assmanns These aus diesem Geist erwachsen ist.

Das alles könnte uns mutlos machen, wenn wir nicht wüssten, wer Herr der Geschichte ist und bleibt. Das ist der dreieinige Gott. Er hält das Zepter auch dann in der Hand, wenn Menschen ihn leugnen und die Wahrheit seines Wortes bestreiten. Zu seiner Zeit wird er der Gottlosigkeit ein Ende machen. Noch aber hat er Geduld. Die Botschaft von Jesus Christus soll noch weiter hinausgehen in alle Welt, damit noch immer Menschen gerettet werden. Als Boten des Evangeliums sendet der Herr aber nicht nur Pastoren und Missionare aus. Wir alle dürfen und sollen seine Zeugen sein.

Den Lauf des Evangeliums wird der Teufel mit all seinen Verführungskünsten nicht aufhalten können. Schon durch Jesaja hat Gott versprochen, dass Menschen aus aller Welt seinem Volk zuströmen werden. Ihm ruft er zu: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht“ (Jes 60,1-3).[lxiv] Am Ende – wenn Jesus wiederkommt – wird die Schar der Geretteten unübersehbar sein. Das durfte Johannes in der Offenbarung bereits schauen: „Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm! Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Gestalten und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (Offb 7,9-12). Das darf auch uns trösten, wenn wir schrecken, wie viel Anklang törichte Gedanken wie von Assmann bei vielen Menschen finden.

Pfarrer Martin Hoffmann, im Juni 2019

Aus: Theologische Handreichung und Information für Lehre und Praxis der lutherischen Kirche, 37. Jahrgang, November 2019, Nr. 4

Hinweis: Im Oktober 2018 erhielten Jan Assmann und seine Frau Aleida den Friedenspreis des deutschen Buchhandels!

[i] SPIEGEL 2001/41, S. 160-178.

[ii] Davon zeugt ein Artikel von Harald Seubert mit dem Titel „Monotheismus und Gewalt? Jan Assmanns These auf dem Prüfstand. Eine systematische Überlegung“ (Diakrisis 2019/1, S. 17-25). Seit 2012 lehrt er als Ordentlicher Professor für Philosophie, Religions- und Missionswissenschaft an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel.

[iii] Jan Assmann: Moses der Ägypter: Entzifferung einer Gedächtnisspur, Darmstadt 11998, Fischer Frankfurt 32001. – Inhaltsverzeichnis: Vorwort – I. Gedächtnisgeschichte und das Bild Ägyptens – II. Unterdrückte Geschichte, verdrängte Erinnerung: Moses und Echnaton – III. Sinn und Ursprung des Gesetzes: John Spencer als Ägyptologe – IV. Wahrheit und Mysterium: William Warburton – VI. Sigmund Freud: Die Wiederkehr des Verdrängten – VII. Symbole und Wandlungen der Mosaischen Unterscheidung

[iv] Rolf Schieder: Sind Religionen gefährlich? Berlin 12008, 22011.

[v] Rolf Schieder (Hg.): Die Gewalt des einen Gottes. Die Monotheismusdebatte zwischen Jan Assmann, Micha Brumlik, Rolf Schieder, Peter Sloterdijk und anderen, Berlin 2014.

[vi] Ebd., S. 36-55.

[vii] Erläuternde Einfügungen in eckigen Klammern hier und später von mir.

[viii] Moses der Ägypter, Frankfurt 2001, S. 35.

[ix] Das allerdings – so muss man sagen – ist noch gar nicht ausgemacht. Hier wäre zu beachten, dass der Zeitpunkt von Israels Auszugs aus Ägypten umstritten ist (vgl. Hans Möller, Alttestamentliche Bibelkunde, Zwickau 32013, S. 73; und Gottfried Herrmann, Archäologie kontra biblische Chronologie? in: THI, 2004/4, S. 2-6.). Heute geht man meist von einer Spätdatierung aus. Danach läge der Auszug in der Zeit der 19. Dynastie. Pharao des Auszugs wäre Merenptah (1224-1204 v.Chr.). Damit könnte Mose, bibelkritisch gedacht, den Monotheismus durchaus von Echnaton (ca. 1351–1335 v.Chr.) übernommen haben. – Geht man jedoch, wie herkömmlich und biblisch mit gutem Grund, von der Frühdatierung aus, läge der Auszug Israels bereits in der 18. Dynastie. Pharao des Auszugs wäre dann Thutmosis (1525-1508 v.Chr.). Auf diese Weise könnte die monotheistische Phase in Ägypten Folge der traumatischen Ereignisse beim Auszug der Israeliten sein (die zehn Plagen und Pharaos Untergang im Schilfmeer).

[x] In Psychologie bzw. Pädagogik bedeutet das: von innen her, aus eigenem Antrieb; durch in der Sache liegende Anreize bedingt.

[xi] Alle Zitate von Assmann – hier und im Folgenden – stammen aus Assmanns Aufsatz im Sammelband von Schieder: Monotheismus und Gewalt. Eine Auseinandersetzung mit Rolf Schieders Kritik an „Moses der Ägypter“.

[xii] Einen dritten Einwand gegen seine These, dass es eigentlich nicht „mosaische Unterscheidung“ heißen müsste, wenn der Monotheismus erstmals bei Echnaton auftrat, beantwortet Assmann so: „Mit Echnaton hat sich keine Gedächtnisgeschichte verbunden. Daher eignet sich sein Name nicht zur Identifizierung einer gedächtnisgeschichtlichen Kategorie.“

[xiii] Wikipedia: Unter Ikonoklasmus versteht man die Zerstörung heiliger Bilder oder Denkmäler.

[xiv] Wikipedia: „Der Kosmotheismus ist ein Begriff der Religionsphilosophie. Im Kosmotheismus spielt, im Gegensatz zum Theismus, die Welt selbst eine zentrale Rolle als ordnende und schöpfende Kraft. Sie ist nicht der willentliche Akt eines Schöpfergottes, sondern ist von allein entstanden, bzw. es hat sie schon immer gegeben. Die Trennung von Natürlichem und Übernatürlichem besteht nicht (Monismus)“.

[xv] Wikipedia: „Der Monismus ist die philosophische oder metaphysische Position, wonach sich alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen. Der Monismus bezieht damit die Gegenposition zum Dualismus und Pluralismus, die zwei oder viele Grundprinzipien annehmen.“

[xvi] D.h. der „Herrschaft über die Erde“.

[xvii] Inzwischen hat Assmann seine Sicht auf den Monotheismus noch einmal modifiziert und weiterentwickelt. In „Exodus. Die Revolution der Alten Welt“ (München 2015) spricht er nicht mehr von „Monotheismus der Wahrheit“, sondern von „Monotheismus der Treue“. Das Gewaltproblem sieht er nun nicht mehr in der bisherigen „Mosaischen Unterscheidung“ zwischen wahr und falsch begründet, sondern in Treue bzw. Untreue des erwählten Volkes. In der Frage nach einer latent im Monotheismus liegenden Gewalt hat sich jedoch grundsätzlich nichts geändert. Nach innen ahndet nun der eifersüchtige Bundesgott Bundesbruch und Untreue gewaltsam. Dazu verweist Assmann auf die Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Goldenen Kalb. Dass sich Gewalt aber auch nach außen richten kann, sieht er durch Israels Kämpfe mit den Völkern Kanaans belegt. Wo es um die Ehre des beleidigten Gottes geht, gibt es keine Toleranz. Gewalt ist für Assmann auch in heutiger Fassung seiner These nicht bloß die Sache von einigen Extremisten, sondern ein Grundproblem des Monotheismus. – Einen guten Eindruck von Assmanns Sicht der Dinge, vermittelt das Interview, das Philipp Gessler und Thorsten Jantschek 2015 geführt haben (https://www.deutschlandfunkkultur.de/aegyptologe-jan-assmann-exodus-ist-aufklaerung.1278.de.html?dram:article_id=314479 (abgerufen 25.06.2019).

[xviii] AaO., S. 160.

[xix] In seiner Rede anlässlich der Verleihung der Ehrenmedaille des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU zum Gedenken an Hermann Ehlers zum Thema „Dialog der Religionen in einer pluralen Gesellschaft – Ãœberlegungen aus evangelischer Perspektive“ führt Dr. Wolfgang Huber 2007 u.a. aus:  „In einem guten Verständnis schließen sich deshalb Dialog und Mission nicht aus. Das meint freilich nicht, dass der Dialog der Religionen sich in einer Art von gegenseitigem Bekehrungswettstreit vollzieht… Es geht vielmehr um eine gemeinsame Suche nach der Wahrheit.“ https://www.ekd.de/070616_huber_eak.htm (24.05.2019).

[xx] https://www.fink.de/katalog/titel/978-3-7705-3634-4.html (24.05.2019) zu: Peter Koslowski (Hg.), Philosophischer Dialog der Religionen statt Zusammenstoß der Kulturen im Prozess der Globalisierung, Wilhelm Fink 2002, erschienen in der Reihe: Diskurs der Weltreligionen, Band 5.

[xxi] Assmann in: Rolf Schieder (Hg.), Die Gewalt des einen Gottes, S. 40.

[xxii] Dass die Heilige Schrift von der ersten Seite an nur einen einzigen Gott kennt, werden wir noch zeigen.

[xxiii] Unter dem „wir“, versteht er nach dem Kontext sich und die übrigen Apostel.

[xxiv] Um einem Missverständnis vorzubeugen: Die Wahrheit von der Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift ist sachgemäß zu gebrauchen. (a) Sie spielt dort eine Rolle, wo theologischen Untersuchungen der Sachgehalt der biblischen Botschaft erkundet, begründet und verteidigt werden soll. (b) Falsch dagegen wäre es, wollte man einem Nichtchristen unter Hinweis auf die Irrtumslosigkeit der Bibel „beweisen“, dass nun auch er an Jesus glauben müsse. – Herzen bekehren kann und will nur der Heilige Geist – und zwar durch das biblische Zeugnis in Gesetz und Evangelium. Das Gesetz deckt Sünde auf und zeigt unsere Verlorenheit. Die Botschaft von Jesus Christus tröstet erschrockene Herzen durch den Zuspruch göttlicher Gnade und weckt so rettenden Glauben. Ist ein Mensch aber so durch die Botschaft von Jesus Christus zum Glauben gekommen, dann freut er sich nicht nur über solche Passagen in der Heiligen Schrift, die von Jesus reden. Dann hört er auch alles andere, was die Schrift sagt, mit offenen Ohren: auch ihr Selbstzeugnis. Beides ist doch für unserer Vernunft unfassbar: dass Gott seinen Sohn zu unserer Rettung gesandt hat ebenso, wie die Inspiration der Heiligen Schrift bis in den Wortlaut hinein durch Gottes Geist.

[xxv] „Ein Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung, die Einfluss hat auf die Art, wie die Umwelt wahrgenommen wird. Es transportiert Werte und Emotionen, ist in der Regel auf einen bestimmten Kulturkreis bezogen und unterliegt dem zeitlichen Wandel. In diesem Sinne sind Narrative keine beliebigen Geschichten, sondern etablierte Erzählungen, die mit einer Legitimität versehen sind. Bekannte Beispiele sind der Mythos vom Tellerwäscher zum Millionär und der Aufruf zum Wettlauf zum Mond, der in den USA starke Kräfte gebündelt und die Nation hinter einer Idee versammelt hat. Bestimmendes Element hinter einem Narrativ ist weniger der Wahrheitsgehalt, sondern ein gemeinsam geteiltes Bild mit starker Strahlkraft. Weit verbreitet ist die Meinung, dass Narrative gefunden und nicht erfunden werden. Konsens ist, dass Narrative eine Möglichkeit zur gesellschaftlichen Orientierung geben und Zuversicht vermitteln können“ (Wikipedia).

[xxvi] Jan Assmann: Die Monotheistische Wende, in: Klaus E. Müller (Hrsg.), Historische Wendeprozesse. Ideen, die Geschichte machten, Freiburg, Basel, Wien 2003, S. 67.

[xxvii] Ebd.

[xxviii] Dass dieses personhafte „Wort“ Jesus Christus ist, geht aus dem Zusammenhang hervor. Denn zuletzt heißt es: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).

[xxix] Vgl. auch Kol 1,15-17.

[xxx] Assmann: Monotheistische Wende, S. 64.

[xxxi] Apg 14,15.

[xxxii] Vgl. auch Jes 46,5-9; Jer 10,1-16; 51,14-17. Auch im NT wird kraftlosen Götter-Bildern der lebendige Gott gegenübergestellt: 1Thess 1,9.10.

[xxxiii] Assmann in: Rolf Schieder (Hrsg.), Die Gewalt des einen Gottes, S. 69; – von dort auch die folgenden Zitate.

[xxxiv] Ursache dieser Einordnung ist sicher, dass Assmann den biblischen Bericht von den zehn Ägyptischen Plagen und den Untergang des Pharao im Schilfmeer nicht als historischen Bericht ansieht, sondern als ein Narrativ im Dienst der Befreiung aus politischer Abhängigkeit und religiöser Verbrämung übler Machtverhältnisse.

[xxxv] Assmann in: Rolf Schieder (Hrsg.), Die Gewalt des einen Gottes, S. 45

[xxxvi] Vgl. Was wir glauben, Luthers Katechismus erklärt von Henry Schwan, Berlin 1987; oder David Valleskey: Wir glauben, darum reden wir, Zwickau 2009.

[xxxvii] 1Mose 2,16.17.

[xxxviii] Ps 14,2.3; Hi 14,4; Röm 3,10-12; 5,15; Eph 2,3.

[xxxix] 2Mose 24,17; Hebr 12,29.

[xl] 2Mose 20,5.6.

[xli] 2Mose 19,5; 5Mose 7,6 u. a.

[xlii] Lk 9,51-56.

[xliii] Lk 19,10.

[xliv] Mt 25,31-46; Apg 17,31; 2Tim 4,1.

[xlv] Mt 10,1-39.

[xlvi] Lk 6,27-36.

[xlvii] Röm 13.

[xlviii] 1Kön 16,29-19,21.

[xlix] 1Kön 18,21.

[l] 5Mose 13,6; 18,20.

[li] 2Kön 22-23

[lii] 2Kön 22,2: Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, und wandelte ganz in dem Wege seines Vaters David und wich nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken. – Vgl. auch 2Kön 23,25.

[liii] Wohl aber ändert sich die Art und Weise, in der sich das klare Bekenntniss zu Gott und gegen die Götzen ausdrückt. Schloss die Verteidigung des rechten Gottesdienstes im Alten Bund ggf. auch „Gewalt im Namen Gottes“ ein, das allerdingst immer nur im Gehorsam gegen Gottes Weisungen in dieser Sache. So ist „Gewalt im Namen Gottes“ im Neuen Bund grundsätzlich ausgeschlossen, wie wir gesehen haben. Jetzt gilt nach wie vor, klar zu bekennen, Anfeindung und Verfolgung aber ggf. geduldig zu ertragen.

[liv] 1Kor 10,14-22.

[lv] Joh 8,31.32.

[lvi] Mt 28,19.20.

[lvii] 2Joh 1,9.

[lviii] 2Tim 3,14.15.

[lix] Röm 16,17 vgl. Tit 3,10.

[lx] Mt 7,15 vgl. Apg 20,29.30.

[lxi] Gal 5,9.

[lxii] 2Tim 2,16.17.

[lxiii] Mt 10,32.33.

[lxiv] Vgl. Gal 3,7-14.

 

Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 18. November 2019 um 10:24 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik, Theologie, Weltreligionen.