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Offener Brief an die Landessynode der Ev.-luth. Landeskirche Sachsen

Sehr geehrte Landessynodale der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen,

mit großem Erschrecken und Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass Landesbischof Dr. Carsten Rentzing aufgrund der von einer Gruppe Leipziger Pfarrer initiierten öffentlichen Rufmordkampagne zurücktreten wird. Was wird ihm vorgeworfen? 1. Herr Dr. Rentzing war und ist vermutlich noch Mitglied einer studentischen Verbindung. 2. Herr Dr. Rentzing hat im Jahr 2013 einen Vortrag in der „Bibliothek des Konservativismus“, einer von der Zeitschrift Junge Freiheit unterstützten Bibliothek in Berlin, gehalten.

Doch was an diesen als kritikwürdig eingestuften Verfehlungen ist tatsächlich nicht mit dem Amt eines Bischofs vereinbar? Es geht den Verfassern der Petition nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit eventuellen konservativen Positionen dieser studentischen Verbindung selbst, geschweige denn kritisiert man konkrete Äußerungen in einer vor sechs Jahren gehaltenen Rede. Sind wir wirklich so weit gekommen, dass es in unserer gesellschaftlichen und innerkirchlichen Diskussionskultur nicht mehr auf das ankommt, was gesagt oder vertreten wird, sondern darauf, wo man vermeintlich steht und welcher Personengruppe man mutmaßlich zuzurechnen ist?

Im Dritten Reich wurden Mitglieder der Bekennenden Kirche sowie ihr nahestehende Personen ebenso pauschal angegriffen, ohne dass man sich die Mühe gemacht hat, eine inhaltliche Diskussion zu führen. Von daher steht die Art und Weise, wie man seitens der Petitionsverfasser den Landesbischof öffentlich und diffamierend angreift, doch wohl eher nicht in der von den Petitionsinitiatoren postulierten Tradition der Bekennenden Kirche.

Doch selbst wenn eine Verfehlung vorliegen sollte, ist die Art und Weise des Handelns nach Matthäus 18,15ff. zutiefst unbiblisch. Anstatt das persönliche Gespräch zu suchen und den Bruder auf einen Fehler hinzuweisen, hat man unmittelbar den Weg der breiten Öffentlichkeit gewählt und anscheinend sogar ein Gesprächsangebot ausgeschlagen.

Dieses Handeln hilft vielleicht, die Sächsiche Landeskirche wieder vollumfänglich in den Einheitskanon der EKD zurückzuführen, sie unterbindet aber nicht die Tatsache, dass in der Evangelischen Landeskirche auch bewahrende und traditionsbewusste Meinungen vorhanden sind, die ebenfalls ihre Berechtigung haben. Die Einheit der Christen innerhalb der Sächsischen Landeskirche wurde und wird nicht durch die Person Carsten Rentzing gespalten, dafür ist er um der Einheit willen in großem Maße auf Kritiker zugegangen und hat auch Positionen vertreten, die vermutlich nicht immer seinen Grundsätzen entsprachen. Die Einheit der Christen in Sachsen wird vielmehr durch eine solche bedauernswerte Hetzkampagne zerstört, die dem von der Mehrheit der Synodalen gewählten Bischof die Repräsentanz der Landeskirche abspricht. Wenn er schon nicht für die Christinnen und Christen der Petitionsunterzeichner spricht (so der letzte Satz der Petition), so können wir versichern: Für viele andere in der Sächsischen Landeskirche hat er gesprochen und die Einheit der Christen in Sachsen erhalten.

Unabhängig von der abschließenden Entscheidung des Landesbischofs bitten wir die Landessynode der Evangelischen Kirche in Sachsen, dem Bischof ihr Vertrauen auszusprechen und sich inhaltlich kritisch mit der Vorgehensweise der Leipziger Petitonsinitiatoren auseinanderzusetzen.

In Hochachtung

Dr. Marcus Jacob als Erstunterzeichner

Markneukirchen

Die Unterschriftenliste kann hier [1] heruntergeladen werden. Bitte zurücksenden an: marcus.jacob@gmx.net [2]