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Kurze Betrachtungen zu den sieben Schöpfungstagen (6. Teil)

So wie die Lebewesen des 5. Tages auf die Lebensbedingungen vom 2. Tag angewiesen sind (oberirdisches Wasser und Luft), so können die beiden am 6. Tag geschaffenen Gruppen, die Landtiere und die Menschen, nun das Festland bevölkern, das am 3. Tag aus dem Meer heraus gestaltet wird. Wieder merken wir, wie genial durchdacht die Reihenfolge der Schöpfungstage ist.

Die Landtiere

Mit den drei am 6. Schöpfungstag erwähnten Landtier-Gruppen „Vieh“, „Gewürm“ und „Feldtiere“ sind alle Landtiere gemeint. Wieder wird die Artenkonstanz betont. Aber auch hier gilt wieder, was ich bereits zur These von den ursprünglich von Gott geschaffenen „Grundtypen“ gesagt habe. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich auch die heutige Artenvielfalt der Landtiere erst im Lauf der Geschichte aus Urtypen entfaltet hat, deren Gene die später ausdifferenzierten Arten bereits enthielten. Bekanntlich gibt es in der Biologie die Hypothese eines sog. Urpferdes, das als Stammform aller sich später herausgebildeten Pferde vermutet wird. Die Annahme solcher Stammformen lässt sich durchaus mit dem biblischen Schöpfungsbericht vereinbaren, wenn man darunter nicht eine primitive Vorstufe versteht, sondern im Gegenteil hochkomplexe Lebewesen, die die Erbanlagen aller später ausdifferenzierten Nachkommen in sich trugen.

Gottes Urteil über die Landtiere lautet wieder „gut“, also „schön“ und „zweckmäßig“. Gesamtaussehen, Körperbau und Proportion der Landtiere sind ästhetisch hochwertig, und ihre inneren und äußeren Organe, insbesondere die Sinnesorgane und der Bewegungsapparat sowie ihre Lebensstrategie und Fortpflanzung sind genial und zweckmäßig konstruiert. Es ist erstaunlich, zu welchen Anpassungsleistungen Tiere fähig sind, gerade wenn man bedenkt, unter welch schwierigen vom Menschen bewirkten Bedingungen viele Arten heute leben müssen. Erst wenn die Lebensbedingungen restlos zerstört sind, ist eine Art zum Untergang verurteilt. Im Report 2018 des „World Wide Fund for Nature“ (WWF) heißt es, dass bei den Wirbeltierarten der Bestand weltweit von 1970 bis 2017 um die Hälfte abgenommen hat, eine dramatische Entwicklung. Die fünf wichtigsten Klassen der Landtiere sind folgende:

Ich stelle aus allen fünf Klassen jeweils einige markante Vertreter vor.

1.) Insekten: Die Schmetterlinge sind nicht nur leichte und schöne Gebilde, sondern sie sind auch in ihren Fühlerspitzen mit höchst sensiblen und leistungsstarken Geruchsorganen ausgestattet. Der Kaisermantel vermag z.B. aus einer Entfernung bis zu einem Kilometer Geruchssignale wahrzunehmen. Die Fortpflanzungsvarianten der Insekten sind erstaunlich vielfältig. Die merkwürdig wie trockene Zweige aussehenden Mittelmeerstabschrecken vermehren sich auf dem Weg der sog. Parthenogenese, d.h. auch aus unbefruchteten Eiern können lebensfähige Individuen entstehen. Wer würde nicht bei den fleißigen Ameisen an den Vers aus Sprüche 6,6 denken „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr!“ Auch unsere Verkehrsexperten könnten bei den Ameisen einiges lernen. Stundenlange Staus gibt es im Amesienhügel nicht!

2.) Von den Spinnentieren wähle ich die Rote Röhrenspinne und die Listspinne aus. Erstere gräbt röhrenförmige Vertiefungen in den Erdboden, die sie geschickt mit Laub bedeckt. Hinüberlaufende Beutetiere brechen ein und werden gefressen. Diese heimtückische Methode des Beutemachens erinnert uns daran, dass wir eine gefallene Schöpfung vor uns haben, die sich zusammen mit uns Menschen nach einer Zeit sehnt, in der es kein Fressen und Gefressenwerden und kein schnelles Sterben mehr gibt. Die Listspinne trägt ihren Namen zurecht. Die Männchen präsentieren den Weibchen interessante Brautgeschenke, um sie zur Paarung zu animieren. Werfen wir noch einen Blick auf die Geheimnisse des Spinnenfadens: er ist 0,007 mm dick, bis zu 22 % über seine ursprüngliche Länge hinaus dehnbar und ist relativ zu seiner Masse gesehen viermal so stabil wie ein Stahlseil. Wahrlich ein Meisterstück der Schöpfung!

3.) Die Amphibien sind Lebewesen, die sowohl im Wasser als auch an Land leben können. Ich greife hier nur die Gelbbauchunke heraus, die sich bei Gefahr auf den Rücken legt und ihre gelbe Unterseite zeigt. Ein überaus geschicktes Verhalten, denn gelb ist für die meisten Fressfeinde eine abschreckende Farbe. So hat der Schöpfer auch in einer gefallenen Schöpfung der Tierwelt viele Fähigkeiten und Strategien zum Überleben gegeben und  erhalten.

4.) Bei den Reptilien denke ich spontan an den kleinen Dornteufel aus Westaustralien. Wir haben ihn dort lange gesucht. Er ist mit unzähligen Zacken und Stacheln ausgestattet, sieht dementsprechend gefährlich aus, ist aber in Wirklichkeit ein ganz ängstliches und friedfertiges Tier, das sich nur von Ameisen ernährt. Das Besondere an diesem Reptil ist, dass es nicht auf Trinken angewiesen ist. Zwischen seinen Zacken laufen winzig kleine Rillen entlang, in denen sich der Morgentau sammelt und mikroskopisch kleine Rinnsale bildet, die in seine Maulöffnung fließen. Eine überaus praktische Flüssigkeitszufuhr, wenn man bedenkt, dass der Dornteufel in der Wüste extrem hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Als Beispiel für eine interessante Zusammenarbeit im Tierreich aus Australien erwähne ich noch den Rosenbergwaran, ein etwa ein Meter langes Reptil, das die Eier in Termitenhügel legt, wo sie exakt die erforderliche Temperatur finden, um ausgebrütet zu werden. Die Termiten dulden nicht nur den Eindringling, sondern sie schützen auch seine Eier.

5.) Die Säugetiere zeigen eine fast unübersehbare Fülle an Gestaltreichtum, Fortbewegungmethode und Anpassungskraft an die Lebensbedingungen. Einige kleine Einblicke: Die Fledermäuse sind bekannt für ihre gemeinsamen sog. Kinderstuben, in denen sie ihre Jungen hingebungsvoll aufziehen. Igel bringen einen Teil ihrer Stacheln schon mit auf die Welt, allerdings in einer noch nicht gehärteten Version. Um noch einmal nach Australien zu gehen: Koalas haben als einzige Säugetierart einen Verdauungsapparat, der sie in die Lage versetzt, Eukalyptusblätter als Nahrung zu nutzen. Diesen Vorteil nutzen sie ausgiebig, wenn sie nicht gerade schlafen. Wir sehen die perfekte Anpassung gerade auch der Landtiere an die Bedingungen ihrer Umwelt. Sie lässt immer wieder schließen auf die komplette Fürsorge, die der Schöpfer der Tierwelt schenkt. In Ps 111,2 heißt es deswegen: „Groß sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, hat Freude daran“.

Der Mensch

Betrachten wir nun in der gebotenen Kürze den Menschen. Er hat in vielerlei Hinsicht eine einzigartige Sonderstellung unter den Lebewesen. Nehmen wir nur seine Anatomie, Biologie und Psychologie. Ich zähle einige markante Merkmale auf:

– Im Gegensatz zu den meisten Tierarten ist seine Fruchtbarkeitsphase begrenzt.

– Er hat einen aufrechten Gang.

– Sein Gehirn ist in Relation zur Körpergröße groß, besonders im Bereich der sog. Frontallappen, wo die Entschlusskraft und die Selbstvergewisserung verortet werden.

– Er hat eine lange Kindheitsphase, ein Hinweis darauf, dass dabei die Eltern-Kind-Bindung entstehen und gestärkt werden soll.

– Er ist sprach-, kultur- und geschichtsfähig.

– Er hat Einsichten in die Ordnungen des Lebens.

– Als Beispiel für die perfekte organische Ausstattung des Menschen wähle ich die Hände. Gott hat ein Viertel sämtlicher menschlicher Knochen in die Hände gelegt. 27 Knochen hat jede Hand. 33 Muskeln verhelfen der Hand zu einer überaus flexiblen Beweglichkeit. Die Handinnenflächen sind mit Tausenden von sog. Füllkörperchen versehen, mit denen feinste Unterschiede an Oberflächen und Temperaturen wahrgenommen werden können. Die menschliche Hand ist wahrhaftig ein Meisterwerk des Schöpfers.

– Die menschliche Seele ist mit drei hervorragenden Funktionen ausgestattet, mit Denken, Wollen und Fühlen. Der Mensch hat darüber hinaus als einziges Lebewesen den Geist empfangen, dieses einzigartige Kommunikationsorgan mit Gott. Wir wissen aus der Anthropologie des Neuen Testaments, dass beim gefallenen, von Gott getrennt lebenden Menschen der Geist „gestorben“ ist, also leblos und unbrauchbar ist. Damit verliert der Mensch das Steuerungsorgan für seine seelischen Kräfte, die nun ein Eigenleben beginnen. So entsteht der Verstandesmensch, der Gefühlsmensch und der Willensmensch mit ihren gefährlichen und verhängnisvollen Eigenschaften. Und das schlimmste: der von Gott getrennt lebende Mensch verfehlt seine Bestimmung, ein Ebenbild Gottes zu sein, und das heißt Gottes Liebe widerzuspiegeln. Nur Christus ist in der Lage, durch den Heiligen Geist unseren Geist wieder zum Leben zu erwecken, so dass er wieder Verstand, Gefühl und Willen lenken kann. Der seelische Mensch kann im Glauben an Christus ein geistlicher Mensch werden, der beginnt, das Gute und Heilsame zu denken, sich über Gott und sein Wort zu freuen und seinen Willen an Gottes Willen auszurichten.

– In der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus findet der Mensch zu seiner Bestimmung, ein Ebenbild Gottes zu sein. Als Mann und Frau ist er berufen, Gottes Liebe zu repräsentieren und in die Welt zu tragen (1 Mose 1,26f). Er ist berufen zu „herrschen“, und das heißt biblisch die „Herr“-lichkeit Gottes weiterzugeben (1 Mose 1,28). Er ist auch berufen, schön zu sein, denn Gott ist ein schöner Gott (Ps 104,15). Er ist berufen, schöpferisch tätig zu sein, denn er ist Kind eines schöpferischen Gottes (Ps 104,23). Er ist ferner bestimmt, über die Engel zu richten (1 Kor 6,3). Und schließlich: ihm ist verheißen, die Herrlichkeit Gottes in Form eines Herrlichkeitsleibes zu erben (Ps 8,6; Röm 8,18). Wahrlich: der Mensch ist die Krone der Schöpfung. Gottes Qualitätsurteil lautet dementsprechend „Sehr gut“.


Zur Vertiefung:

J. Cochlovius, Wie es war im Anfang. Die biblische Urgeschichte. 2. Aufl. 88 Seiten, 5,00 Euro zuzüglich Versandkosten.

J. Cochlovius, Vom Frauenschuh zum Känguru. Bilderstreifzüge durch die Schöpfung. 2. Aufl. 216 Seiten mit 580 Bildern vom Verfasser. 15,00 Euro zuzüglich Versandkosten.

J. Cochlovius, DVD-Set „Die sieben Schöpfungstage“. Sieben Vorträge auf zwei DVDs, Laufzeit 7×25 Minuten. Produziert für Bibel TV, 20.00 € zuzüglich Versandkosten.

Die Bücher und das DVD-Set können über die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes bezogen werden: Mühlenstr. 42, 29664 Walsrode. Tel.: 05161/911330. Email: info@gemeindehilfsbund.de