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Kurze Betrachtungen zu den sieben Schöpfungstagen (5. Teil)

Der fünfte Schöpfungstag hat einige Besonderheiten, die ich zunächst hervorheben möchte. Während die Pflanzenwelt aus Erde gestaltet wird, werden nun die Wasser- und Lufttiere aus dem Nichts erschaffen, allein kraft des Wortes Gottes. Das Hebräische verwendet für ein solches Neuerschaffen das Verb bara. Die creatio ex nihilo, die Erschaffung aus dem Nichts löst immer wieder Verständnisprobleme aus. Das kann gar nicht anders sein, denn wir Menschen können uns einen solchen Vorgang nicht vorstellen. In Hebr 11,3 heißt es dementsprechend: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist“. Hier ist tatsächlich der Glaube gefragt.

Eine zweite Besonderheit liegt darin, dass Gott im Unterschied zu den Pflanzen die Tiere anredet. Damit tritt er mit ihnen in eine direkte Beziehung. Man kann durchaus sagen, dass Gott ein besonderes liebevolles Augenmerk für die Tierwelt hat (vgl. Jona 3,11). Aus Röm 8 wissen wir, dass die gesamte belebte Kreatur aufgrund des Falls des ersten Menschenpaares in die Vergänglichkeit, d.h. vor allem in das Fressen und Gefressenwerden hineingezogen worden ist, dass sie unter diesem Zustand leidet und auf das Offenbarwerden der Kinder Gottes wartet, um dann Anteil an der Unvergänglichkeit zu erhalten (Röm 8,21). So hält Gott also auch für die Tierwelt eine grandiose Verheißung bereit.

In 1 Mose 1,20 ist die Rede von „lebendigen Getier“ (Luther) bzw. „lebenden Wesen“ (Buber / Rosenzweig). Die Tiere bekommen also das Leben zugeteilt, und zwar in einer besonderen Art und Form, die sie in die Lage versetzt, ihren Standort zu verändern, aber auch, um Empfindungen zu haben, wie aus Röm 8,22 deutlich wird. Man kann deswegen mit Fug und Recht von einer spezifischen Tierseele sprechen. Ein bekannter Buchtitel über die Termiten heißt durchaus zurecht „Die Seele der weißen Ameise“ (von Eugène N. Marais).

Eine vierte Besonderheit ist es schließlich, dass die Tierwelt mit Fruchtbarkeit gesegnet und zum Vermehren aufgefordert wird. Das ist ein besonderer Adel, der dann bei den Menschen noch um ein Vielfaches potenziert wird. Wenn man bedenkt, wie hochkompliziert selbst kleinste Mikroorganismen konstruiert sind und wie komplex die Bedingungen sind, durch die sie am Leben erhalten werden, dann ist die ganze Reproduktionsfähigkeit der belebten Kreatur ein riesiges Wunder. Gott beteiligt die Lebewesen an seinem Schöpfertum.

Bevor wir die Wasser- und Luftfauna ein wenig in den Blick nehmen, fällt auch beim fünften Schöpfungstag die Formel „nach seiner Art“ auf. Gott legt anscheinend größten Wert auf die Artenkonstanz, sowohl im Pflanzen- als auch im Tierreich. Die Vorstellung, dass durch Mutation und Selektion aus einer Art völlig neue Arten, etwa durch Makromutationen hervorgehen könnten, ist im biblischen Schöpfungsbericht nicht angelegt. Etwas ganz anderes ist demgegenüber die Annahme von ursprünglichen sog. Grundtypen, in denen genmäßig ähnliche und untereinander kreuzbare Arten angelegt gewesen waren, die sich dann im Lauf der Zeit je nach den unterschiedlichen Umweltbedingungen ausdifferenziert haben.

Betrachten wir kurz die Fülle der Meerestiere. Es sind heute etwa 2,2 Millionen Arten bekannt. Wer meint, dass der Großteil davon Fische sind, irrt gewaltig. Die wichtigsten und auch zahlenmäßig größten Stämme sind nämlich die Schwämme und Nesseltiere (z.B. Quallen und Korallen), die Weichtiere (Muscheln, Schnecken, Tintenfische), Krebse und die Stachelhäuter (z.B. Seesterne). Einen relativ bescheidenen Anteil bilden die eigentlichen Fische zusammen mit den Seeschlangen und Meeressäugern.

Es fehlt der Platz, um in die Fülle der fast unüberschaubaren Meereslebewesen einzutauchen. Nur einige wenige persönlich genauer beobachtete Arten kann ich hier hervorheben. In Australien haben uns z.B. die Buckelwale besonders fasziniert. Sie heißen so nicht etwa weil sie einen Buckel haben, sondern weil sie eine bestimmte gebückte Tauchhaltung einnehmen. Die Fürsorge der Muttertiere für ihre Kälber ist bewegend, was wir oft feststellen konnten, und zwar sowohl hinsichtlich des Schutzes vor möglichen Fressfeinden als auch im Blick auf deren Ernährung. Die Kommunikationsmöglichkeiten der Buckelwale sind überaus erstaunlich. Da Wasser bestimmte Schallfrequenzen gut leitet, können sie sich über viele Kilometer untereinander verständigen. Der Seelöwe ist in ganz anderer Hinsicht ein bewundernswertes Lebewesen. Im Wasser ist er ein vorzüglicher Taucher und Schwimmer, der in Tiefen bis 200 m vordringen kann. An Land bewegt er sich eher unbeholfen und behäbig. Dabei dienen ihm die vorderen und hinteren Flossen als Füße und stellen damit eine echte anatomische Multifunktionalität dar. An der Südküste der neuseeländischen Südinseln kann man Seelöwenfamilien gut beobachten, insbesondere due Bullen, wie sie sich eifersüchtig um ihren Harem kümmern. Auch die neuseeländische Paua-Schnecke möchte ich noch erwähnen. Ihre großen innen mit wunderschönem Perlmutt belegten Schalen sind ein begehrtes Mitbringsel. Aber was wirklich erstaunt, ist die Methode ihrer Fortpflanzung. In den Schalen der männlichen und weiblichen Tiere befindet sich nämlich an einer Seite eine Reihe kleiner Löcher, durch die das weibliche Tier Eier und das männliche Tier Samenflüssigkeit ins freie Meerwasser hinauspresst. Es grenzt an ein Wunder, dass Eier und Samen sich dennoch immer wieder finden und somit neue Tiere entstehen können.

Gehen wir zur Vogelwelt. Wie bei den Blumen haben wir auch hier eine wichtige Anweisung Jesu. Unser Herr fordert uns in der Bergpredigt auf, das Verhalten der Vögel genau zu studieren. „Schaut die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ (Mt 6,26). Die Naturbeobachtung sollte also für Christen nicht ein Hobby unter anderen sein, sondern eine geistliche Pflicht! Leider erkennen das nur wenige. So geht vielen Christen viel Freude verloren. Denn wie heißt es in Ps 111,2: „Groß sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, hat Freude daran!“

Ich selber widme seit einigen Jahren zusammen mit meiner Frau manche freie Zeit dem Studium der Vogelwelt. Man kommt hier aus dem Staunen nicht heraus, wenn man etwa das artspezifische Balzverhalten, die Schönheit, den Gesang, die Tarnung, das Seh- und Hörvermögen und die Flugpräzision und -kraft der Vögel studiert. Ich nenne acht selbst beobachtete Beispiele.

1.) Das Balzverhalten der Birkhähne ist ein besonderes Schauspiel. Da werden regelrechte Tänze aufgeführt. Wir konnten das Balzritual Mitte Mai in den Bergen des Fextals in den Südostschweizer Alpen erleben. Die Balz ist den Vögeln vom Schöpfer einprogrammiert, um den Arterhalt zu sichern und ist sicher ein besonderer Höhepunkt in einem Vogelleben.

2.) Die Paartreue konnten wir am Australischen Tölpel bewundern. Diese Vögel, die sich übrigens in der Luft und im Wasser alles andere als tölpelhaft bewegen, halten sich während der ganzen über 20jährigen Lebenszeit die Treue, obwohl sie sich jedes Jahr für ein paar Monate trennen. Nach der Trennungsphase wird der Partner inmitten einer meistens viele hundert Vögel großen Kolonie sorgfältig gesucht und schließlich ganz liebevoll mit dem Schnabel begrüßt.

3.) Die Schönheit und Farbenpracht vieler Vogelarten kann man gut an den Papageien ablesen. Ihre Federn sind mit bestimmten Pigmenten überzogen, die auf das Sonnenlicht reagieren. Hinzu kommt ein besonderer Effekt, der durch lichtreflektierende Luftüberlagerungen in den Federn entsteht, der „Dyck-Textur“ genannt wird und erst seit 1971 näher bekannt ist. Aber neben der Schönheit sind auch Aufbau, Struktur, Materialbeschaffenheit und Funktionalität der Vogelfedern phänomenal.

4.) Im Gesang ist natürlich unsere Nachtigall eine Meisterin. Die männlichen Tiere verfügen über mehrere hundert Melodiefolgen. In Ungarn am Kleinen Plattensee konnten wir in einem Waldstück den Gesangswettbewerb mehrerer Nachtigallen erleben. Die männlichen Tiere kommen aus ihren südlichen Winterquartieren im Frühjahr etwa eine Woche früher als die Weibchen zurück, suchen dann sofort einen Nistplatz und warten auf die Ankunft der Weibchen. Sie wissen genau, dass diese nachts ankommen und versuchen dann mit ihren schönsten Gesängen ein Weibchen zu sich herunter zu locken.

5.) Im Tarnverhalten ist bei uns in Europa die seltene Rohrdommel unschlagbar. Wenn sie sich einmal aus dem Schilf  hervorwagt und – meistens in geduckter Haltung – bedächtig schreitend nach Nahrung stochert und dann auf einer freien Wasserfläche überrascht wird, reckt sie sofort ihren Hals nach oben, macht sich schmal und wird bewegungslos, wobei ihre Augen so konstruiert sind, dass sie dennoch alles mitbekommt. Sie gleicht sich sozusagen optisch dem Schilf an, ein grandioser Anblick. Ebenso sind die Tarnfarben mancher Arten hochinteressant. Z.B. besitzen die schwer zu entdeckenden Nachtschwalben ein Federkleid, das sie kaum von der Rinde der Bäume unterscheidet, auf denen sie tagsüber in einer Art Dämmerschlaf sitzen. In Australien haben wir über die Tarnung einer dortigen Nachtschwalbenart, Tawny Frogmouth genannt, überaus gestaunt.

6.) Ein Wunder für sich sind die Leichtgewichte unter den Vögeln. Der leichteste europäische Vogel ist das Wintergoldhähnchen, das gerade mal 5 bis 6 Gramm auf die Waagschale bringt. Dennoch sind alle nötigen Organe vollkommen ausgebildet. Mit äußerster Geschicklichkeit turnt der Winzling mit Vorliebe an Nadelbäumen auf Nahrungssuche herum. Gott der Schöpfer hat ihm sozusagen in einen Organismus in Leichtbauweise geschenkt. Auch die Konstruktion und Funktionstüchtigkeit der Vogel-Schwergewichte ist staunenswert. Wir konnten in Portugal Großtrappen beobachten, die trotz ihrer 16 kg Gewicht mit einer relativ kurzen Anlaufbahn auskamen und dann in der Luft ein sehr elegantes Flugverhalten zeigten.

7.) Das Seh- und Hörvermögen vieler Vögel stellt unsere menschlichen Möglichkeiten in den Schatten. Bei der Schleiereule sind z.B. die Kopf- und Gesichtsfedern so angeordnet und konstruiert, dass sie alle auf ihre äußerst sensiblen Ohren zulaufen und sie in die Lage versetzen, im Dunkeln auf viele Meter Distanz die Bewegungen einer Maus unter einer Schneedecke zu hören.

8.) Der Weltmeistervogel im Non-Stop-Fliegen ist wahrscheinlich die Pfuhlschnepfe. Wissenschaftler haben erstmals 2007 ihr Flugverhalten mit einem implantierten Sender genau beobachten können. Der erforschte Vogel setzte sich in Alaska in Richtung Neuseeland in Bewegung, flog ununterbrochen sieben Tage und sieben Nächte über den Pazifik unter Ausnutzung von Stürmen und seiner körpereigenen Sternbilder-Navigation und kam pünktlich am anvisierten Ort an. Er hatte in einer Woche über 11000 km zurückgelegt. Eine unvorstellbare Kraft- und Präzisionsleistung! Wahrlich, es lohnt sich, Jesu Aufforderung zu befolgen und die Vogelfeld genauer zu beobachten.


Zur Vertiefung:

J. Cochlovius, Wie es war im Anfang. Die biblische Urgeschichte. 2. Aufl. 88 Seiten, 5,00 Euro zuzüglich Versandkosten.

J. Cochlovius, Vom Frauenschuh zum Känguru. Bilderstreifzüge durch die Schöpfung. 2. Aufl. 216 Seiten mit 580 Bildern vom Verfasser. 15,00 Euro zuzüglich Versandkosten.

J. Cochlovius, DVD-Set „Die sieben Schöpfungstage“. Sieben Vorträge auf zwei DVDs, Laufzeit 7×25 Minuten. Produziert für Bibel TV, 20.00 € zuzüglich Versandkosten.

Die Bücher und das DVD-Set können über die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes bezogen werden: Mühlenstr. 42, 29664 Walsrode. Tel.: 05161/911330. Email: info@gemeindehilfsbund.de