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Kurze Betrachtungen zu den sieben Schöpfungstagen (1. Teil)

Der biblische Schöpfungsbericht ist ein weltgeschichtliches Dokument ersten Ranges. Im hebräischen Urtext ist er sorgfältig komponiert. Kurz und präzise fasst er die gewaltigen Vorgänge der Erschaffung von Himmel und Erde in einer wunderbar poetischen Sprache zusammen. Man könnte auch von einem Schöpfungsgedicht sprechen. Für Jesus stand die Erhabenheit dieses Dokuments fest. Er sah keinen Anlass, an der göttlichen Urheberschaft oder an der Wahrheit des Textes zu zweifeln. Im Gegenteil, immer wieder wies er seine Zuhörer darauf hin, „wie es am Anfang war“ (z.B. Mt 19,4). In sieben Betrachtungen werde ich die Geschehnisse an den sieben Schöpfungstagen kurz nachzeichnen.

Der Schöpfungsbericht beginnt mit der Aussage „Am Anfang“. Wir können hier festhalten, dass Gott damit die Zeit erschaffen hat. Wer einen solchen Anfang setzt, der lässt die Zeit beginnen. Die Zeit ist also eine erschaffene Größe. Sie ist der Schöpfung mit auf den Weg gegeben. „Zeit“ ist also keine absolute Größe. Wenn die Schöpfung vergeht, gibt es keine Zeit in unserem Sinn mehr. Wenn wir diese Welt verlassen, treten wir ein in eine Dimension, in der es keine irdische Zeit gibt.

Der Himmel und die Erde sind nicht von selbst entstanden, sondern sie sind von Gott erschaffen. Im Hebräischen wird hier der Gottesbegriff „Elohim“ gebraucht. Gemeint ist der Dreieinige Gott, wie aus den nächsten Versen deutlich wird. Gott der Vater erschafft. Er erschafft durch sein Wort. Aus dem Prolog des Johannesevangeliums wissen wir, dass Christus das Wort ist. Der Vater erschafft also durch den Sohn. Nichts anderes steht in Hebr 1,2. Und wenn es in 1 Mose 1,2 heißt, dass der Geist Gottes über dem Wasser schwebte, dann wird sofort klar, dass die Schöpfung zum Leben berufen ist, denn der Geist Gottes schenkt das Leben. Der Urheber der gesamten Schöpfung ist also der Dreieinige Gott.

Am ersten Tag werden Himmel und Erde erschaffen. Da die Himmelskörper erst am 4. Tag erschaffen werden, kann hier unter „Himmel“ zunächst nur der leere Raum gemeint sein. Zeit und Raum sind also die allerersten Großtaten Gottes. Beim Raum haben wir an unseren dreidimensionalen Raum zu denken, der dieser Schöpfung wie auch die Zeit mitgegeben worden ist. Wenn einmal bei Jesu Wiederkunft die Gestalt der jetzigen Schöpfung untergeht, wird auch der dreidimensionale Raum aufhören. Wie die Dimensionen auf der neuen Erde aussehen werden, wissen wir nicht.

Unsere Erde trägt den Stempel des ersterschaffenen Himmelskörpers an sich. Dass sie ein einmalig bevorzugter Himmelskörper ist, wird aber nicht nur durch die Schöpfungsakte dokumentiert, sondern vor allem auch durch die Tatsache, dass Jesus Christus, das menschgewordene Wort Gottes, auf diese unsere Erde gekommen ist. Hier hat er gelebt, hier ist er gekreuzigt worden und ist auferstanden, hierher wird er wiederkommen, wenn Gottes Stunde gekommen ist.

Nun heißt es, dass die Erde zunächst „wüst und leer“ war (hebr. tohuwabohu). Man muss hier nicht an ein Chaos denken, auch nicht an lange Zeiträume. Es genügt die Vorstellung einer ganz und gar dunklen und mit Wassermassen bedeckten Erdkugel. Wasser ist also das erste Element, das Gott erschaffen hat. Der Wert und die Bedeutung des Wassers sind kaum zu ermessen. Wasser ist das Lebenselixier schlechthin. Der Mensch besteht aus 70% Wasser. Zu wenig Wasserzufuhr, besonders im Alter (die sog. Dehydratation) zieht das Sterben nach sich.

Nun folgt in V. 3 das majestätische Reden Gottes „Es werde Licht“. Bis heute ist die Naturwissenschaft auf der Suche nach dem Wesen des Lichts. Die Erde, die durch den Geist Gottes das Leben eingehaucht bekommen hat, erhält nun die Voraussetzung für die dauernde Lebensfähigkeit der Kreaturen durch das Licht. Ohne Wasser und Licht ist Leben nicht möglich. Aber das natürliche Licht weist über sich hinaus auf das Licht, das der Mensch braucht, um Gott zu erkennen. Paulus zieht in 2 Kor 4,6 einen Vergleich zwischen dem natürlichen und dem geistlichen Licht, die das natürliche und das geistliche Leben bedingen. Gott sieht, dass das Licht gut war (hebr. tow). Das hebräische Wort bezeichnet etwas als schön und zweckmäßig zugleich. Was Gott erschafft, trägt Spuren seiner Schönheit. Und es ist immer mit Sinn und Funktionalität ausgestattet. Seit dem Sündenfall, seitdem also der Durcheinanderbringer am Werke ist, sind die Spuren der Schönheit und Funktionalität der Schöpfung allerdings oft überdeckt und schwer oder gar nicht mehr zu entdecken.

Nachdem Gott das Licht erschaffen hat, hält er trotzdem an der Finsternis fest. Auch sie behält ihren Platz in der guten Schöpfung Gottes. Viele menschliche Organe funktionieren nur in der Dunkelheit. Regeneration und Schlaf brauchen die Nacht. Gott richtet Tag und Nacht ein, obwohl die Himmelskörper einschließlich von Sonne und Mond als Lichtträger und Lichtspender erst am vierten Tag erschaffen werden. Das Licht war also in den ersten Tagen noch nicht an die Sonne gebunden. Wie das Licht weist auch der Tag über sich hinaus. Einmal sagt Jesus, dass er wirken muss, solange es Tag ist (Joh 9,4). Wenn der erhöhte Herr wirkt, ist es „Tag“. Lasst uns ihn bitten, dass er uns, unserem Land und dieser Welt noch viele „Tage“ in diesem Sinn gibt.


Zur Vertiefung:
J. Cochlovius, Wie es war im Anfang. Die biblische Urgeschichte. 2. Aufl. 88 Seiten, 5,00 Euro zuzüglich Versandkosten.
J. Cochlovius, Vom Frauenschuh zum Känguru. Bilderstreifzüge durch die Schöpfung. 2. Aufl. 216 Seiten mit 580 Bildern vom Verfasser. 15,00 Euro zuzüglich Versandkosten.
J. Cochlovius, DVD-Set „Die sieben Schöpfungstage“. Sieben Folgen  auf Video je 25 Min. auf zwei DVD. 20,00 Euro zuzüglich Versandkosten.
Die Bücher und das DVD-Set können über die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes bezogen werden: Mühlenstr. 42, 29664 Walsrode. Tel.: 05161/911330. Email: info@gemeindehilfsbund.de