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Predigt über 2. Mose 3,1-14: Gott offenbart seinen heiligen Namen

Es gibt viele Christen, die haben ein gestörtes Verhältnis zum Alten Testament. Ich werde immer wieder gefragt: „Was sollen wir mit diesen alten Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit? Wir leben hier und heute im Wandel der Zeit.“ Das stimmt. Aber es stimmt auch, daß wir ohne die Schriften des AT Jesus, den Sohn Gottes, und das NT nicht wirklich verstehen können. Alle Berichte in der Bibel, sowohl die im AT wie die im NT, wurden im Auftrage Gottes geschrieben, um uns etwas Wichtiges von Gott mitzuteilen, nämlich, was ER schon von allem Anfang an getan hat und noch tun wird.

Welchen Plan ER für und mit uns und dieser Welt hat und Seine entsprechenden Verheißungen hat ER weitgehend im AT veröffentlicht – die Erfüllung wird im NT berichtet. Beides gehört aber aufs Engste zusammen und bildet eine Einheit, die Bibel, das ewig gültige Wort Gottes. Heute haben wir einen solchen Text aus dem AT – aus dem 2. Buch Mose – und ich will versuchen, Ihnen den Text etwas verständlich zu machen. Sie werden merken, wie aktuell dieser alte Text ist.

1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. (2. Mose 3,1-14)

Worum geht es in diesem Bericht und was will uns Gott damit sagen? Es ist eine interessante und hoch spannende Geschichte. Mose, wird als Kind aus dem Nil gerettet und von der Tochter des Pharao angenommen. Anschließend wird er als Prinz am Pharaonenhof erzogen. Im Alter von 40 Jahren sieht er, wie einer der Israeliten von einem ägyptischen Aufseher geschlagen wird. Daraufhin erschlägt Mose den Aufseher und muß, als das am Hof bekannt wurde, Hals über Kopf in die Wüste fliehen. Dort, im Süden der Sinai-Halbinsel, findet er Zuflucht bei dem Priester Jetro in Midian und hütet dort dessen Schafherden.

An jenem Morgen, Mose ist inzwischen 80 Jahre alt, zieht er mit seiner Herde los Richtung Berg Horeb. Plötzlich sieht er einen brennenden Dornbusch, der aber nicht verbrennt. Er geht der Sache nach und will sie ergründen. Doch plötzlich wird er mit Namen gerufen. Es ist Gott, der ihn ruft: „Mose, Mose.“ Und er antwortet: „Hier bin ich“. Mose erlebt hier das Wunder, daß Gott ein Stück aus Seiner Verborgenheit im Jenseits heraustritt und ihn direkt persönlich anspricht. Dann sagt Gott: „Komm nicht näher, zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden“. (V. 5)

Hier treffen Gottheit und Menschheit aufeinander. Hier begegnet der Schöpfer Himmels und der Erde Seinem Geschöpf ‚Mensch‘. Aber Gott macht auch gleich unmissverständlich klar, daß es eine klare Trennlinie gibt zwischen IHM, dem heiligen Gott, und uns sündigen Menschen. Damit Mose weiß, mit wem er es hier, im Land der vielen Götter, zu tun hat, stellt sich Gott vor als der Gott der Väter. „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ (V. 6)

Sofort verhüllt Mose sein Angesicht; denn er fürchtet sich, Gott anzuschauen und erweist der Heiligkeit Gottes die gebührende Ehrfurcht. Uns heute ist diese Ehrfurcht vor der Heiligkeit Gottes leider weitgehend abhandengekommen. Mancher fragt sich vielleicht, was soll ich mit diesen alten Geschichten von einem Gott der Patriarchen. Aber gerade dadurch offenbart sich Gott auch uns heute als der HERR der Weltgeschichte. ER war ja schon vor mehr als 3.500 Jahren der Gott der Patriarchen (Glaubensväter) und will auch unser persönlicher Gott sein. Und nun offenbart Gott dem Mose etwas von Seinem Wesen, davon, wie ER wirkt und handelt. ER sagt:

„Ich habe das Elend meines Volkes gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihr Leiden erkannt.“ (V. 7)

Ist das nicht wunderbar? Wir haben es nicht mit einem fernen, unnahbaren Gott zu tun, sondern mit dem lebendigen und handelnden Gott. ER liebt uns, ER sieht uns und unsere Probleme, Nöte und Ängste. Aber ER sieht sich das nicht nur an und nimmt es zur Kenntnis. Nein – ER macht sich auf, setzt sich in Bewegung und handelt. ER sagt zu Mose: „Ich bin herniedergefahren, daß ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Land in ein gutes, weites Land, darin Milch und Honig fließt.“ (V. 8)

Hier läßt uns Gott einen kleinen Blick in Sein liebendes Herz tun. ER sieht das Elend Seiner Menschen und hört das Geschrei über ihre Peiniger (Folterknechte) und setzt einen Rettungsplan in Gang. Obwohl ER das ganz alleine tun könnte, bedient ER sich dazu der Menschen, die ER für diese Aufgaben vorbereitet hat.

Nachdem ER den Mose als Baby aus dem Nil gerettet und dann 40 Jahre am Pharaonenhof zum Führer Seines Volkes ausgebildet hatte, mußte ER ihn nach dem Mord an dem/einem Ägypter zunächst aus dem Verkehr ziehen. Weitere 40 Jahre hat Gott ihn dann in den weiten, öden Steppen Midians weiter zubereitet. Und jetzt beruft ER ihn und überträgt Mose einen ‚Jahrhundertauftrag‘. Er soll zum Pharao gehen und Gottes Volk aus dem Sklavenhaus Ägypten führen.

Welch ein Auftrag, von dessen erfolgreicher Durchführung das Volk Israel noch heute, 3.500 Jahre später, voller Dankbarkeit gegenüber Gott spricht. Mose ist erschüttert von diesem erdrückenden Auftrag und antwortet: „Wer bin, daß ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten.“ (V. 11)

Er fragt sich: „Wer bin ich schon? Ein Findelkind, ein Mörder, ein Flüchtling, eine Hilfskraft in der Wüste. Und genau mit diesem verkorksten Lebenslauf ist Mose der, den Gott jetzt gebrauchen will. ER braucht jemanden, der die Wüste kennt, der den Palast kennt. ER gebraucht genau ihn, den Mose, der die ideale Ausbildung für diese Aufgabe hat.

Und dann sagt Gott ihm noch Seine volle Unterstützung zu. „Ich will mit dir sein.“ (V. 12) Was für eine Zusage: der lebendige Gott will persönlich mit Mose sein, so daß er diesen Auftrag erfolgreich starten und auch zum Ziel führen kann. Gott hat auch für uns, für jeden von uns, für dich und für mich, einen besonderen Lebensauftrag. ER will uns am Bau Seines Reiches beteiligen und in Seinem ewigen Reich dabeihaben. Welch eine Würde, welch ein Auftrag.

Sind wir bereit? Lassen wir uns von Gott berufen und in Seine Pläne willig einbauen? Auch für uns gilt Seine Zusage: „Ich will mit dir sein.“ (V. 12)

Mose hat noch Bedenken und sagt: „Wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich fragen werden: Wie ist sein Name? was soll ich ihnen dann antworten?“ (V. 13)

Jetzt folgt etwas ganz Besonderes: denn Gott offenbart sich dem Mose, wie ER das in der Bibel bis dahin noch bei keinem Menschen so deutlich getan hatte. ER gibt dem Mose Seinen Namen preis und offenbart damit ein weiteres Stück Seines göttlichen Wesens. ER sagt: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ (V. 14a) Damit offenbart sich Gott als der ewig Lebendige und wirksam Seiende. Mit diesem ganz persönlichen Namen will sich Gott von Seinem Volk anrufen und anreden lassen. Und so sagt ER zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. (V. 14b) Nach einigen Einwänden ging Mose endlich zum Pharao und Gott führte durch ihn Sein Volk aus dem Sklavenhaus Ägyptens in die Freiheit. Das ist der Prototyp für die Befreiung, die Gott für die ganze Menschheit vorgesehen hatte. Das war vor 3.500 Jahren.

Für manche ist das viel zu weit weg. Die Welt hat sich seither dramatisch verändert und wir reden Gott doch heute nicht mehr so an. Das stimmt, doch wahr ist auch, daß sich Gott nicht verändert hat. Aber, ER hat sich uns Menschen schrittweise weiter offenbart. Im Hebräerbrief lesen wir: „In der Vergangenheit hat Gott in vielfältigster Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende der Zeit, hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.“ (Hebr 1,1-2a GNB)

Damals kam ER als der verborgene Gott, hörte das Geschrei Seines Volkes und führte es durch Mose aus der Knechtschaft Ägyptens. Aber 1.500 Jahre später kam ER in Jesus Christus in menschlicher Gestalt sichtbar auf die Erde, um durch Seinen Opfertod am Kreuz von Golgatha Seine Menschheit ein für allemal aus der Knechtschaft, aus der Sklaverei von Sünde, Tod und Teufel zu befreien.

Jesus ist der Name, der über alle Namen ist (Phil 2,9) und mit dem wir Gott heute ganz persönlich ansprechen können. Das bezeugt auch der Apostel Petrus im Verhör vor dem Hohen Rat:

„Jesus Christus ist ›der Stein, den ihr, die Bauleute, voller Verachtung beiseitegeschoben habt und der zum Eckstein geworden ist‹. Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.« (Apg 4,12 NGÜ)

Das Problem, ja die Tragik ist nur, daß wir Menschen zwar den Namen des Retters kennen, daß aber die meisten Menschen heute gar nicht wahrhaben wollen, daß sie in einer teuflischen Sklaverei, in einem Gefängnis leben, und Gott deshalb nicht um Rettung anrufen. Stattdessen wird immer wieder gefragt: „Wo zeigt sich Gott denn heute, wo ist ER heute am Werk?“

Wir müssen IHN im Gebet anrufen und dann auch offen sein für Sein Wirken. Denn etwas Ähnliches, wie die Israeliten damals in Ägypten erlebt hatten, als sie zum HERRN schrien und Gott eingriff, haben wir vor 28 Jahren auch erlebt! Viele Christen hatten jahrelang zu Gott gebetet, die Mauer in Deutschland verschwinden zu lassen, was keiner für möglich hielt. Doch dann war es 1989 ganz plötzlich so weit. Gott griff ein. Die Mauer fiel ohne Blutvergießen und anschließend brach das ganze kommunistische Imperium der Sowjetunion und des Ostblocks zusammen. Wer hätte das je gedacht. In diesem Handeln erweist sich Gott einmal mehr als der HERR, der die Weltgeschichte / -geschicke lenkt und alles fest im Griff hat.

Gott ist in Jesus auch heute höchst aktiv am Werk, greift in die Geschicke einzelner Menschen und ganzer Nationen ein und baut Sein Reich. In der Zeitschrift idea stand kürzlich: „Jesus ist sichtbar am Werk in Vietnam, Menschen sind offen für das Evangelium, gerade die Kinder haben Hunger nach Gottes Wort und die Gemeinden wachsen.“ (idea  50.2016, 14.12.2016, S.15) Gleichzeitig wirkt Jesus aber auch in vielen anderen Ländern z.B. in Afrika, Nah-Ost, Zentral- und Ostasien, Indien, China etc. in atemberaubender Weise und niemand und nichts kann IHN dabei aufhalten. Dort, wo die Christen am meisten / stärksten verfolgt werden, wächst die Gemeinde Jesu am meisten. Sie wächst weltweit z. Zt. sogar schneller als die Weltbevölkerung.

Ja, Jesus baut Sein Reich, auch hier in Raderthal, in der Philippusgemeinde und im CVJM Köln-Süd, wo Menschen IHM ihr Herz öffnen. Das erleben wir immer wieder ganz hautnah.

Damals stellte sich Gott dem Mose vor unter dem Namen: „Ich werde sein“, was auch übersetzt werden kann mit „Ich bin“. Jesus stellt sich Seinen Jüngern vor als der „Ich bin“. Und ER sagt weiter: „Ich und der Vater sind eins“. (Joh 10,30)

Jesus, dieser HERR, der ewig handelnde Gott, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit (Hebr 13,8), will engste Gemeinschaft mit uns haben. Welch eine Gnade! Im Abendmahl lädt ER uns an Seinen Tisch und wir dürfen (zeichenhaft) in Brot und Wein Gemeinschaft mit IHM haben. Damit ist der Bogen geschlagen vom AT zum NT und bis in unsere Tage – von dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, dem Retter, der Mose erschien, um durch ihn Israel aus der Sklaverei in Ägypten zu retten, hin zu Jesus, dem Retter, der uns aus der Sklaverei von Sünde, Tod und Teufel retten will, wenn wir IHN anrufen.

ER klopft auch an deine Herzenstür und will dich retten für Sein ewiges Reich. Bist du bereit, wie Mose, und sagst: „Hier bin ich?“ Ich selbst habe mich für Jesus entschieden und liebe IHN, meinen Retter, seit meiner Jugend und will ohne IHN nicht leben. IHM sei Lob und Ehre Preis und Dank, daß ER uns so liebt.

Amen.

Wolfgang Wilke, Köln