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Johannes Calvin über die Auferstehung Jesu Christi

„Ich tue euch aber das Evangelium kund … dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften“ (1Kor 15,1-4). Ohne die Auferstehung wäre die ganze Botschaft vom Kreuz eitel Stückwerk. Denn in der Kreuzigung, im Tode, im Begräbnis Christi wird ja lauter Schwachheit offenbar, und der Glaube muss also über das alles hinwegkommen, um zu rechter Kraft zu gelangen. Wir haben in seinem Tode wahrhaftig bereits die ganze Erfüllung des Heilswerks, weil wir durch ihn mit Gott versöhnt sind, weil durch ihn Gottes gerechtem Urteil Genüge getan, der Fluch aufgehoben und die Strafe getragen ist. Und doch heißt es in der Schrift nicht, das wir durch Jesu Tod, sondern „durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ „wiedergeboren“ sind „zu einer lebendigen Hoffnung“ (1Petr 1,3).

Denn wie er in seiner Auferstehung als der Sieger über den Tod hervorkam, so beruht auch der Sieg unseres Glaubens letztlich auf seiner Auferstehung. Dies lässt sich wohl am besten mit den Worten des Apostels Paulus ausdrücken: „Er ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt“ (Röm 4,25). Mit anderen Worten: Durch Jesu Tod ist die Sünde hinweg getan, aber durch seine Auferstehung ist uns die Gerechtigkeit erworben und wiederhergestellt.

Wie aber hätte Er uns im Tode vom Tode frei machen können, wenn Er ihm selbst unterlegen wäre? Wie hätte Er für uns den Sieg erringen können, wenn Er selbst den Kampf verloren hätte? Unser Heil ist also auf Jesu Tod und seine Auferstehung gleichermaßen begründet – und zwar so: Durch den Tod ist die Sünde abgetan und der Tod überwunden, und durch die Auferstehung ist uns die Gerechtigkeit wiedererworben und das Leben geschenkt.

Allerdings ist zu beachten, dass uns erst durch die Gabe der Auferstehung die Kraft und Wirksamkeit seines Todes zukommt. Deshalb betont Paulus, dass Christus durch seine Auferstehung „eingesetzt ist als Sohn Gottes“ (Röm 1,4); denn erst da hat Er seine himmlische Macht bewiesen, die der klare Spiegel seiner Gottheit ist und auf der unser Glaube sicher ruhen kann.

Dazu passt ganz ausgezeichnet das Wort des Petrus: „Gott hat ihn auferweckt von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, auf dass ihr Glauben und Hoffnung an Gott haben möchtet“ (1Petr 1,21).

Das bedeutet nicht, dass der Glaube, der sich auf Christi Tod verlässt, etwa wanke, sondern es hat seinen Grund darin, dass die Kraft Gottes, die uns im Glauben bewahrt, sich in der Auferstehung am deutlichsten geoffenbart hat.

Doch wir müssen auch beachten, dass die Auferstehung Jesu eine ganz bestimmte Auswirkung für uns hat. Paulus sagt: „So sind wir nun mit ihm begraben worden … damit wir in Neuheit des Lebens wandeln“ (Röm 6,4).

Und im Kolosserbrief leitet er aus der Tatsache, dass wir „mit Christus gestorben sind“ die Schlussfolgerung ab: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind …“ und: „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so  sucht, was droben ist … sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,1-5).

Damit ermutigt er uns nicht nur zu einem neuen Leben, sondern er will uns vor allem sagen, dass dieses neue Leben durch die Kraft Gottes geschieht, mit der Er uns zu einem Leben in Gerechtigkeit erneuert!

Aber uns wird durch die Auferstehung Jesu noch ein dritter Segen geschenkt: Die Auferstehung ist wie ein Unterpfand, das uns gewiss macht, dass auch wir selbst auferstehen werden. Sie ist der wahre und sichere Grund unserer Auferstehung.

Johannes Calvin