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Totalitarismus heute

Dienstag 14. Mai 2019 von Pfr. Dr. phil. Hans Thomas


Pfr. Dr. phil. Hans Thomas

„Erhebe deinen Kopf, denn du (bekommst) einen Staat, in dem der Araber und der Nichtaraber, der Weiße und der Schwarze, der Ostler und der Westler alle Brüder sind! Es ist ein(er), in welchem sich Kaukasier, Inder, Chinesen, Syrer, Iraker, Jemeniten, Ägypter, Maghrebiner, Amerikaner, Franzosen, Deutsche und Australier versammelt haben! Ihr Blut hat sich vermischt und wurde eins, eins unter einer Flagge und einem Ziel, unter einem Dach, diese Segnung genießend, die Segnung der treuen Brüderlichkeit!“

Von wem mag dieses Zitat wohl stammen? Von einem Anhänger der Grünen? Der Roten? Vom EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm? Von Kardinal Marx? Oder gar von Angela Merkel? Sie würde sich so nicht ausdrücken, doch könnte man aus ihren Handlungen auf eine solche Denkweise und Zielsetzung schließen. Nun, das Zitat ist ein Ausschnitt aus einer Freitagspredigt des gefährlichsten Terroristenführers der Welt, nämlich des IS-Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi. Auch Osama bin Laden, Aiman al-Sawahiri und andere hochrangige Dschihadisten äußerten sich in diesem Sinne.

Ãœberliefert hat das Zitat Irfan Peci, Autor des Buches „Der Dschihadist. Terror made in Germany – Bericht aus einer dunklen Welt“. Peci kam mit seiner Familie 1991 aus Serbien in die Oberpfalz. Hier radikalisierte er sich und wurde schon mit 18 Deutschland-Chef der „Globalen Islamischen Medienfront“. Im Gefängnis wandelte er sich aber und vertritt heute gegenteilige Positionen. Um ihr Endziel, die islamische Weltherrschaft, zu erringen, ist eingefleischten Dschihadisten, wie ihre Äußerungen bezeugen, von der Lüge bis zum Atomkrieg alles recht.

„Der Dschihad und das Töten sind das Haupt des Islam. Wenn man sie herausnimmt, dann enthauptet man den Islam“, sagte der frühere Lehrer an der Kairoer Azhar-Universität Scheich Omar Abdel Rahman, Drahtzieher des ersten Bombenanschlags auf  das World Trade Center im Jahr 1993. Und in der Tat ist das Töten dem Islam seit den Tagen Mohammeds inhärent. Es ist noch nicht lange her, dass der ägyptische Staatspräsident al-Sisi seinen Glaubensbrüdern klarmachen musste, dass man nicht alle anderen umbringen kann. Was die dschihadistische Bewegung so gefährlich macht, ist ihre religiöse Aufgeladenheit. Man fühlt sich durch Wort und Tat des Propheten legitimiert und ist es auch.

Gleiche Denkmuster finden sich aber auch in säkularen Bewegungen: Erst muss mit Gewalt alles Störende beiseite geräumt werden, dann kann das ideale Friedensreich anbrechen. Schon der große Soziologe Max Weber beobachtete an den spartakistisch-bolschewistischen Revolutionären im Deutschland von 1918/19, „dass der Gesinnungsethiker plötzlich umschlägt in den chiliastischen Propheten, dass z.B. diejenigen, die soeben Liebe gegen Gewalt gepredigt haben, im nächsten Augenblick zur Gewalt aufrufen – zur letzten Gewalt, die dann den Zustand der Vernichtung aller Gewalt bringen würde“.

Ein Beispiel dafür ist auch die, höflich so genannte, Baader-Meinhof-Gruppe. In einer Zeit, wo ein schrecklicher Krieg mit Millionen von Toten noch nicht lange vorbei war, wo gerade wieder Zukunftshoffnung und Lebensfreude aufkam, wo ein unglaublicher Aufbauerfolg stattfand und Wohlstand sich in allen Bevölkerungsschichten ausbreitete, äußerte Ulrike Meinhof: „Natürlich darf geschossen werden.“ Und zwar auf „die Bullen“, junge Söhne, Brüder, Familienväter. Damit war eigentlich klar, dass diese Bewegung nicht dem Frieden diente, sondern dem „Mörder von Anfang“ (Joh. 8,44). Der Furor des marxistischen Weltverbesserungsglaubens hatte die jungen, unreifen Menschen erfasst und es war vorbei mit den ruhigen Zeiten. Dennoch genoss die Gruppe einen gewissen Respekt. Es war verpönt, sie einfach Terroristen und Desperados zu nennen, denn sie waren ja für den Sozialismus und das Gute. Der Theologieprofessor und Sozialist Helmut Gollwitzer beerdigte darum auch ehrenvoll Holger Meins, ein Mitglied dieser Gruppe. Für das Gute, das „Arbeiterparadies“, wo „jeder nach seinen Bedürfnissen leben“ konnte, war man auch in der Sowjetunion gewesen. Und auch da war jedes Mittel recht, um es zu erreichen und den neuen, gut funktionierenden Sowjetmenschen zu schaffen.

Der frühere CSU-Abgeordnete Hans Graf Huyn zählte einmal die Gewaltopfer im Sowjetreich zusammen und kam alles in allem auf eine Zahl von 48 973 000 Menschen, darunter 40 000 Geistliche, 160 000 Akademiker, Professoren, Fachleute, Schriftsteller, Schauspieler etc. und 740 000 Beamte, Bürger, Berufsoffiziere. Riesige Opferzahlen gab es auch in den Reichen Maos und Pol Pots im Bestreben, das große Zukunftsreich des Friedens, der Gerechtigkeit und des Glücks zu errichten.

Auch die Nationalsozialisten waren eschatologisch auf ein „Tausendjähriges Reich“ der Guten und Reinen ausgerichtet. Und auch sie hinterließen eine riesige Blutspur und setzten sich brutal über die Bedürfnisse ihrer Bürger hinweg. Ihrem Wesen nach waren sie übrigens keine bürgerliche rechte Partei, sondern, wie der Name schon sagt, eine sozialistische, wenn auch national eingefärbt. Kronzeuge dafür ist Goebbels selbst: „Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Besitzbürgerblock!“

Allen diesen Bewegungen – Islamismus, Kommunismus, Faschismus – ist der durch Ideologie befeuerte Glaube gemeinsam, das große Glücks- und Friedensreich der Zukunft aus menschlicher Kraft und Weisheit bauen zu können, notfalls mit Gewalt. Dabei wird der weltliche Chiliasmus umso fanatischer und kompromissloser, je mehr die christlicher Jenseitshoffnung verblasst. Hätte man diese noch, könnte man im Irdischen viel gelassener und humaner sein, weil nicht alles hier im Diesseits geschafft werden muss. Wehe dem, der in den Händen weltlicher Chiliasten ist.

Und alle diese Bewegungen sind auch untereinander affin. Hitler z. B. hatte immer ein Faible für den Islam. Immer wieder stellte er den kämpferischen Charakter dieser Religion den deutschen Bischöfen als Vorbild vor Augen. Ihm gefiel der Islam als starke, aggressive Kriegerreligion. Hitler: „Der Mohammedanismus könnte mich noch für den Himmel begeistern.“ Der Großmufti von Jerusalem Amin Al-Husseini arbeitete eng mit Hitler zusammen und lebte seit 1941 in Deutschland. Auch Mussolini stand dem Islam positiv gegenüber und erklärte sich 1937 zum Schutzherrn der islamischen Welt. Im Islam wiederum hatte der Name Hitler weithin einen guten Klang. In seinem Buch „Der islamische Faschismus“ stellt Hamed Abdel-Samad die innere Verwandtschaft der beiden Bewegungen detailliert heraus. Er sagt u.a.: „Der Faschismus ist eine Art politische Religion. Seine Anhänger glauben, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Ganz oben in der Hierarchie steht der charismatische unfehlbare Führer, der mit einem heiligen Auftrag ausgestattet ist. Die faschistische Ideologie vergiftet ihre Anhänger mit Ressentiments und Hass, teilt die Welt in Freund und Feind ein und droht Gegnern mit Vergeltung. Sie…glorifiziert Militarismus und Opferbereitschaft bis in den Tod. All diese Eigenschaften treffen auch auf den modernen Islamismus zu, der zeitgleich mit dem Faschismus in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden ist.“

Wie zum Faschismus hat der Islam auch enge Bezüge zum Kommunismus und Linkssozialismus.

Der arabische Sozialismus hat schon immer versucht, Islam und Sozialismus zu verbinden. Man denke nur an Gaddafis „Islamischen Sozialismus“ oder den Sozialismus der Baathisten unter Saddam Hussein. Auch in Syrien ist der Baathismus Staatsideologie. („Arabische Sozialistische Partei der Wiedererweckung“). Al-Sawahiri spricht ebenfalls von der „Niedertracht des Kapitalismus“ und auch Osama bin Laden sprach von der „wilden Bestie des Kapitalismus“, die er durch eine Planwirtschaft ablösen wollte, wo die Geschicke der Menschheit „von weisen Menschen gelenkt werden, die im Sinne der Menschen planen“.

Oder nehmen wir den geistigen Urvater des modernen Islamismus und Dschihadismus, den Ägypter Sayyid Qutb, der Zeit seines Lebens überzeugter Sozialist war und eine Verschmelzung des Islams mit dem Sozialismus anstrebte. Sein Credo: „Es ist unerlässlich, dass der Islam herrschen wird, weil es der einzige Glaube ist, der vorteilbringend und konstruktiv ist, da er aus dem Christentum und Kommunismus in vollkommenster Weise geformt wurde…“

Es ist bezeichnend, wenn „das Gesicht des deutschen Islam“, Ayman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, auf einem Kongress wie „Marx ist Muss“ 2017 von einem „Schulterschluss“ spricht, wenn „es darum geht für Rechte einzustehen“, einem Schulterschluss nämlich mit diesen Aktiven von „Marx21“, deren Ziel laut bayrischem Verfassungsschutz die „Errichtung einer kommunistischen Gesellschaftsordnung durch eine Revolution“ ist. Es dürfte kein reiner Zufall sein, dass gerade von linker Seite ständig vor „Islamophobie“ gewarnt wird. Man spürt wohl eine gewisse Affinität.

Totalitäre Bestrebungen heute

Schaut man sich die Geschichte all dieser totalitären Bewegungen an und ihre schrecklichen Ergebnisse, dann sollte man eigentlich erwarten, dass das Vertrauen in die menschliche Fähigkeit, die ideale Welt zu schaffen, etwas gedämpft ist. Dem ist aber nicht so. Der Glaube an die Machbarkeit eines menschlichen Friedensreiches der Zukunft nach alten sozialistischen Idealen ist wieder verstärkt aufgelebt. Und die Einschränkung der Meinungsfreiheit auch. Von einer blitzgescheiten Chinesin, die seit Jahren in einem großen Pharmazieunternehmen Karriere macht, konnte man hören: „Was mir besonders auffällt: Untereinander sind viele Deutsche nicht tolerant und haben keinen Respekt vor der Meinung des anderen…Selbst in China kann ich unter normalen Leuten freier meine Meinung sagen, in Deutschland wird man sofort in Schubladen gesteckt.“ Jeder weiß, dass man an gewisse Themen nicht rühren darf, will man nicht von der Faschismuskeule getroffen werden. Der Antifaschismus (in der Interpretation der Machthaber) ist wieder Staatsreligion geworden und was früher in der DDR Internationalismus hieß, heißt nun One World. Auch eine Zensur ist durch das „Netzwerkuntersuchungsgesetz“ wieder möglich.

Und wieder werden der Bevölkerung wie selbstverständlich um dieses hehren Zieles willen größte Opfer und nicht weiter zu hinterfragende Zugeständnisse abverlangt. Was die Regisseure der UNO und EU planen, geht an die Substanz. So bemerkte Peter Sutherland, UN-Sondergesandter für Migration, offenherzig, „die Massenmigration“ diene dazu, „die Homogenität der Völker zu zerstören“. Seine Ansicht: „Viele von uns hegen immer noch ein Gefühl unserer (ethnischen) Homogenität und der Verschiedenheit von anderen, welches zu unterminieren die Europäische Union, meiner Ansicht nach, ihr Möglichstes tun sollte.“

In die gleiche Kerbe schlug Jan Timmermans, Erster Vizepräsident der EU-Kommission und Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten für das EU- Parlament. Er forderte „sicherzustellen, dass nirgends mehr homogene Gesellschaften bestehen bleiben.“ Was immer als humanitäre Aktion bezeichnet wird, ist also in erster Linie und in Wahrheit ein Zerstörungsprogramm für homogene Völker und Kulturen. Nicht mit Waffengewalt, aber doch gewaltsam. Wobei auch hier wieder alle möglichen negativen Folgen als Geburtswehen dem hehren Ziel der Weltverbrüderung untergeordnet werden.

Diesem Ziel soll auch der „Migrationspakt“ dienen, den viele Völker abgelehnt haben (Ungarn, Österreich, die Slowakei, Tschechien, Polen, die USA, Australien, Israel, Chile, Italien, Lettland, Bulgarien und sogar die Dominikanische Republik). Unsere Kanzlerin aber flog höchstselbst nach Marrakesch, um ihn zu unterzeichnen. (Vor Jahren hatte sie noch erklärt, Multikulturalismus sei „gescheitert, total gescheitert“.) Immer wieder gewinnt man so den Eindruck, dass sie der sozialistisch-utopischen Denkweise ihres Vaters und ihrer Jugend noch verhaftet ist. Ihre früheren Weggefährten aus der DDR konnten sich nicht vorstellen, dass sie einmal zur konservativen CDU gehen würde. Eher hätte man sie bei den Grünen verortet. Nach der Aussage von Vera Lengsfeld, die sie lange kennt und duzt, hat sie die CDU gehasst und sich auch in diesem Sinne geäußert. („Insiderin Vera Lengsfeld packt aus“, YouTube 23.03.2013) Mittlerweile ist es ihr aber – nicht zuletzt durch Täuschungsmanöver und abrupte Kurswechsel – gelungen, die CDU in ihrem Sinne umzuformen. Wie es aussieht, ist eine oientierungslose CDU auf eine der destruktivsten Personen der deutschen Geschichte hereingefallen, eine ehemalige rührige FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda. Mit konservativen Ãœberzeugungen hat ihre Politik kaum etwas zu tun. Der schon erwähnte Irfan Peci fragt mit Recht: „Ist nicht genau dies das Horrorszenario eines jeden konservativ denkenden Menschen, dass die Nationalstaaten beseitigt werden und sich die Völker vermischen?“ Ãœbrigens sollte der Pakt ohne viel Aufhebens quasi als Verwaltungsakt unterzeichnet werden. Allein der AfD ist es zu verdanken, dass er im Bundestag wenigstens zur Sprache kam.

Der CDU-Mann Eugen Abler bemerkte auf dem CDU-Parteitag zum Migrationspakt: „Formell mag der UN-Pakt unverbindlich sein, politisch ist er es nicht. Es wird immer wieder betont, der UN-Vertrag habe den Status einer Empfehlung, allerdings beginnt jede der 23 Zielbeschreibungen mit ‚Wir verpflichten uns…’“ Der Pakt ist ein verstecktes Umsiedlungsprogramm für Wirtschafts- und Armutsflüchtlinge. Für den Völkerrechtler Matthias Herdegen ist es „Nicht ein globaler Pakt zur Migration, sondern es ist ein globaler Pakt für Migration“. Illegale Einwanderung soll zur legalen gemacht werden. Und zudem:

„Die Aufnahmegesellschaften werden als potenziell erziehungsbedürftig angesehen.“ Völlig unrealistische und die Wirklichkeit verzerrende Sichtweisen wie die, dass Migration immer zu Wohlstand für alle führe, sollen innerstaatlich mit Staatspropaganda durchgesetzt werden. (Übrigens hatte das Umerziehungsprogramm „Gender Mainstreaming“ auch seinen Ursprung in einem „unverbindlichen“ UN-Papier. Inzwischen gibt es auch ein Gutachten des EU-Rechtsausschusses, das den Pakt für die EU-Staaten rechtsverbindlich machen will.)

Mögliche negative Folgen werden konsequent ausgeblendet, dabei liegen sie doch auf der Hand. Sie reichen von den „Strömen von Blut“, die der britische Abgeordnete Enoch Powell am 20. April 1968 voraussagte, bis zur Unregierbarkeit, Benachteiligung und Verdrängung der Einheimischen, Repression und kulturellen Überfremdung.

„Vaterlandsliebe ist erweiterte Familienliebe“ sagt Marie von Ebner-Eschenbach. Macht man diese unmöglich, löst die Schutzgemeinschaft auf und nimmt den Menschen die Nationalflagge aus der Hand, so setzt man sie einer Ungeborgenheit und einem brutalen Verdrängungskampf aus sowie einer emotionalen Verarmung. Viele Rußlanddeutsche mussten z.B. traurig erfahren, was es heißt, im eigenen Herkunftsland genau so behandelt zu werden wie jeder beliebige Asylbewerber.

Andere werden die Herkunft höher wertschätzen. Und so wird man erleben, dass auf den Ämtern und auch sonst die Angehörigen der eigenen Volksgruppe und besonders der eigenen Religionsgemeinschaft bevorzugt werden. Verhindern wird man das nicht können. Wie beim Turmbau zu Babel wird das große Einigungswerk also eher das Gegenteil bewirken, nämlich Zerstrittenheit und Zerfall. Wenn überhaupt sind solche totalitären Programme auch nur mit totaler Repression durchzusetzen.

Schon jetzt sind in Deutschland negative Auswirkungen der Immigration deutlich spürbar. Was ist das für ein Land, das Christen- und Judenhassern massenweise Zutritt gewährt? Wo minderjährige unbegleitete Migranten 10000 Euro im Monat wert sind? Wo ein „Flüchtling“ nach Berechnungen des Wirtschaftswissenschaftlers Bernd Raffelhüschen – durchschnittlich über seine Lebenszeit gerechnet – 450000,- Euro kostet, der schwer arbeitende Bürger aber von 3000,- Euro brutto lediglich 1800,- netto ausgezahlt bekommt und als Rentner knapp über der Grundsicherung liegt? Bei dieser Feststellung geht es nicht um Sozialneid und mangelnde Barmherzigkeit, sondern einfach um Gerechtigkeit und Anstand. Im März 2019 veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Untersuchungsbericht mit dem Titel „Auswirkungen der Migration auf den Arbeitsmarkt“. Darin steht, dass die Zahl der arbeitslos Gemeldeten aus den Asylherkunftsstaaten 2015 unter 50000 lag, nun aber auf 200000 hochgeschnellt ist. Noch drastischer war der Anstieg bei „Regelleistungsberechtigten“ (Hartz IV oder Sozialgeld). Lag die Zahl bis 2013 etwa bei 75000, so liegt sie jetzt bei knapp einer Million.

Das alles sind Opfer, die uns von den Eine-Welt-Ideologen im Hinblick auf eine lichte Zukunft der Menschheit, deren Erreichbarkeit sie voraussetzen, abverlangt werden. Natürlich ohne groß darüber zu sprechen und das zur Diskussion zu stellen. Ist das richtig? Ist das gerecht? – Von Huldrych Zwingli stammt der bemerkenswerte Satz: „Denn Gerechtigkeit ohne Wohlwollen oder Barmherzigkeit ist größtes Unrecht, Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist Gleichgültigkeit, Mutwille und Auflösung aller Ordnung.“ Und mit der haben wir es offensichtlich zu tun.

Entwicklungsminister Gerd Müller: „Für eine Million Flüchtlinge geben Bund, Länder und Gemeinden 30 Milliarden Euro im Jahr aus. Das Geld wäre in den Herkunftsländern besser angelegt.“ Das Institut der Deutschen Wirtschaft errechnete mit 50 Milliarden viel höhere Kosten und das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung kam sogar auf 55 Milliarden.

Gleichzeitig verrottet die Infrastruktur. Polizei und Justiz sind unterbesetzt und überfordert, das Bildungswesen versagt, die Altersarmut nimmt rapide zu, die Bundeswehr ist in einem kläglichen Zustand, Attentate können jederzeit jeden treffen (man hat schon Anschläge auf ICE-Züge vereitelt). Wir haben dank einer ökonomisch verfehlten „Energiewende“ mit die höchsten Stromkosten der Welt, was zur Folge hat, dass laut Bundesnetzagentur im Jahr 2017 fast 344000 Haushalten der Strom abgestellt wurde und 4,8 Millionen säumige Zahler Sperrandrohungen bekamen. Auf die Konkurrenzfähigkeit der Industrie wirkt sich der hohe Energiekostenpreis natürlich auch aus. Ein krankes, aufgeblähtes Geldwesen, dem jederzeit der Crash droht, ist ebenfalls belastend und gefährlich.

Hinzu kommen noch die EU-bedingten Ungerechtigkeiten, unter denen Deutschland leidet. Nach einer Erhebung der Europäischen Zentralbank ist das Durchschnittsvermögen der Deutschen mit 61000 Euro pro Haushalt das niedrigste in der ganzen Eurozone. Die Italiener kommen auf 146000 Euro, die Spanier auf 160000 Euro. 2016 hatten in Deutschland 44 Prozent eine eigene Wohnung, in Spanien 83 Prozent.

Dabei zahlt Deutschland an die EU im Jahr 24,28 Milliarden, von denen 9,9 Milliarden als Subventionen zurückfließen. Die Armen zahlen also für die Reichen. Der Diplomfinanzwirt Hubert Königstein schrieb auf der Website des Deutschen Arbeitgeberverbands einen Artikel mit dem temperamentvollen Titel: „EU-Subventionen – oder: Untreue, Diebstahl und finanzieller Landesverrat“. Darin heißt es: „Wir halten fest: Es gibt kein Geld aus Brüssel. Das Geld aus Brüssel ist Geld aus Deutschland.“

Stolz wird immer davon gesprochen, dass wir „Exportweltmeister“ seien, doch bezahlen wir unsere „Exporterfolge“ innerhalb der Eurozone über die deutschen Target-2-Salden selbst. Die Forderungen der Bundesbank gegen die Mittelmeerländer beliefen sich am 31. Dezember 2018 auf aberwitzige 966 Milliarden. Soll man wirklich glauben, dass diese und künftige Kredite je zurückgezahlt werden?

Und was ist mit all den gebrochenen Versprechungen und Verträgen („No Bailout-Klausel“, Maastricht, Schengen)? Stärkt das das Vertrauen in eine gute, solide Zukunft?

Denkt man noch an die marxistisch gefärbte Familien- und Sexualpolitik von EU und UNO, wo z.B. Abtreibungen zum „Menschenrecht“ erklärt werden, Genderismus durchgesetzt wird und mit Friedrich Engels propagiert wird, dass alle Frauen zwecks Selbstverwirklichung eine Arbeitsstelle annehmen müssen, dann kann man schon überhaupt nicht mehr glauben, dass man hier in eine lichte, harmonische Zukunft der Menschheit unterwegs ist. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ sagt die Bibel (Matth.7,16). So gesehen besteht also wenig Hoffnung auf bessere Zeiten.

Die Meinung der Philosophen

Es gibt noch andere, allgemeine Gründe, einem großen Friedensreich der Zukunft skeptisch zu begegnen. Alle bisherigen Großreiche, die ebenfalls das Beste für ihre Bürger wollten, sind schließlich gescheitert.

In der politischen Philosophie des Alten Griechenland (Herodot, Aristoteles, Polybios) sah man das Werden und Vergehen von Staatsformen zyklisch: Aus dem Recht des Stärkeren entwickelt sich die Monarchie. Aus dieser entsteht langfristig die Tyrannis. Die Edelsten der Gesellschaft, die „Aristoi“, stürzen dann den Tyrannen und schaffen die Aristokratie. Die Nachkommen der Aristokraten aber können die hohen Ideale ihrer Vorfahren nicht aufrechterhalten und verwandeln den Staat in eine Oligarchie. Gegen die wiederum empört sich das Volk, dieses übernimmt selbst die Herrschaft und es kommt zur Demokratie. Doch die dem Gemeinwohl verpflichtete Demokratie verkommt dann durch Ehrgeiz, Verblendung, Opportunismus und Habsucht der gewählten Amtsinhaber auch wieder und mündet in eine Ochlokratie, die Herrschaft der Masse, des Pöbels. Danach wird dann wieder der Ruf laut nach einem starken Führer, der endlich Ordnung schafft und man ist wieder bei der Monarchie angekommen.

Polybios: „Das ist der Kreislauf der Verfassungen, das ist die Regelung der Natur, nach der sich die Regierungsformen ändern, untergehen und wieder zum selben zurückkehren.“

Auch Oswald Spengler sah in seinem Werk Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte als vergängliche Organismen mit Kindheit, Jugend, Reife und Alter die Dinge ähnlich. Für ihn befindet sich der moderne Mensch in einer Spätphase der Kultur, der faustischen Kultur westeuropäisch-amerikanischen Zuschnitts. Die Kulturzentren und Nationen sieht er in einer undefinierbaren Masse verschwinden: „Eine Nation ist Menschentum in eine lebendige Form gebracht. Das praktische Ergebnis weltverbessernder Theorien ist regelmäßig eine formlose und deshalb geschichtslose Masse. Alle Weltverbesserer und Weltbürger vertreten Fellachenideale, ob sie es wissen oder nicht. Ihr Erfolg bedeutet die Abdankung der Nation innerhalb der Geschichte, nicht zugunsten des ewigen Friedens, sondern zugunsten anderer. Der Weltfriede ist jedesmal ein einseitiger Entschluss.“

Samuel Huntington, Autor von Der Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, der von Spengler sehr inspiriert wurde, sieht ebenfalls den gesamten westlichen Kulturkreis in einem Stadium des Verfalls und der „inneren Fäulnis“. Nach ihm hat der Westen seinen Zenit überschritten und wird vom islamischen Kulturkreis (allein durch die Bevölkerungsentwicklung) und vom sinischen Kulturkreis (China etc.) überholt und marginalisiert werden.

Huntington verweist u.a. auf die sinkende Wirtschaftsleistung, die abnehmenden Spar- und Investitionsraten, den stetigen Geburtenrückgang und die Überalterung, die schwindende Bedeutung des Christentums, die Zunahme des asozialen Verhaltens, den Zerfall der Familie, den Rückgang des gemeinschaftlichen Engagements, die Erosion intermediärer Institutionen, den Kult um individuelle Selbstverwirklichung und das Absinken der akademischen Leistungen.

Der slowakische Politiker Richard Sulik war noch Anfang der 1990-er Jahre verwundert und angenehm überrascht, daß er in München nachts um zwei Uhr in der U-Bahn noch lauter junge Mädchen in kurzen Röcken und Hotpants erlebte, ohne männliche Begleitung. Im Zeichen des Niedergangs wäre das heute nicht mehr möglich. Huntington hat sein Buch bereits 1996 geschrieben, doch wird man schnell feststellen, dass seine Analyse die heutige Situation ziemlich deutlich beschreibt.

In Frankreich, das sich vehement gegen einen Gottesbezug in der EU-Verfassung gewehrt hatte, und wo man immer ein aufgeklärtes Miteinander verschiedener Rassen und Kulturen für möglich hielt und propagierte, ist die Entwicklung des Zerfalls schon weit fortgeschritten. Unter der Parole der „Dekolonisation“ wird von starken Strömungen alles bekämpft, was weiß ist.

Zahllose Initiativen, die sich oft als „indigene“ bezeichnen, agieren im akademischen, medialen und kulturschaffenden Milieu und wenden sich gegen Europäische Traditionen, liberale Kultur, menschenrechlichen Universalismus, demokratische Diskussionskultur, wissenschaftliche Rationalität, Fortschritts- und Leistungsdenken und übrigens auch gegen den „weißen Feminismus“ und den „Imperialismus der Schwulen“. Man will den Weißen die Kontrolle entziehen und auf rassischer Basis eine Dominanz gewinnen. Ganze Stadtviertel hat man inzwischen ethnisch gesäubert und z.B. über 50000 Juden zum Wohnungswechsel in Paris und eine ebenso große Zahl zum Auswandern aus Frankreich veranlasst.

An den Pariser Universitäten von Nanterre und Saint-Denis kam es zu „nicht gemischten“ Großveranstaltungen gegen das „neokoloniale Verhalten des Westens“, Weiße waren also ausgeschlossen. In Saint Denis formierte sich eine „Gemeinsame Front der Fakultät gegen die Selektion“, die die Forderungen nach nachweisbaren Studienleistungen ablehnte, das sei Selektion. Besonders geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer gerieten unter Beschuss und das Studium großer klassischer Texte wurde als europäischer Elitismus verschrien.

Daraufhin veröffentlichten am 20. März 2018 hundert Intellektuelle im Figaro unter der Überschrift „Nein zum islamistischen Separatismus“ ein Manifest, in dem sie den „neuen islamistischen Totalitarismus“ geißelten. Am 21. April erschien im Le Parisien Dimanche ein weiteres Manifest „Gegen den neuen Antisemitismus“ von ebenfalls 100 prominenten Unterzeichnern. Und am 28. November erschien im Le Point ein drittes Manifest „Appell der 80“, in dem prominente Franzosen an Behörden und Institute appellieren, gegen die Zerstörung der freien Debatte und der intellektuellen Standards vorzugehen.

Wie immer in einer verfallenden Gesellschaft, wo die Maßstäbe abhandenkommen oder durcheinandergeraten, kommt es auch zu den absurdesten Allianzen. So setzt sich z.B. die Obergenderistin und Feministin Judith Butler für bewußt Burka tragende Frauen ein. – Das alles ist aber nur ein kleiner Ausschnitt aus einer im Zerfall begriffenen Gesellschaft, der zeigen soll, wohin der bisher eingeschlagene westliche Weg der Vereinbarung von Unvereinbarem, von einer christlich geprägten Gesellschaft und einer islamischen führt.

Die christliche Sicht

Der aus Ungarn stammende US-Milliardär George Soros ist einer der bekanntesten Antinationalisten unserer Zeit. Er tritt ein für praktisch jede nur vorstellbare Sache der Linken, insbesondere aber für die uneingeschränkte Massenimmigration nach Europa und die Aufgabe der nationalen Souveränität. Supranationale Organisationen wie die EU und auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) werden von ihm unterstützt, um dieses Ziel zu erreichen.

Dem britischen Independent sagte er einmal: „Ich stellte mir vor, ich wäre eine Art Gott. Um ehrlich zu sein, trug ich von Kindheit an einige recht starke messianische Phantasien in mir (…..) Es ist eine Art Krankheit, sich selbst als eine Art Gott, den Schöpfer von allem zu betrachten, aber ich fühle mich wohl damit, seit ich angefangen habe, es auszuleben.“

Das Sein-wollen-wie-Gott ist aber seit Adam und Eva eine Ursünde der Menschheit, wie er selbst sagt, „eine Art Krankheit“. Es geht nicht an, das menschliche Leben wie etwas Materielles zu manipulieren. Es ist nicht erlaubt, Menschen einfach hin und her zu schieben und aus ideologischen Gründen mit ihnen größte Sozialexperimente mit höchstem Risiko zu veranstalten, auch nicht um eines vermeintlich guten Zweckes willen. Es könnte doch auch das passieren, was Peter Scholl-Latour einst so formulierte: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern wird selbst Kalkutta.“ Wer Menschen nötigt und einfach vor vollendete Tatsachen stellt, nimmt ihnen die Würde der Entscheidungsfreiheit und behandelt sie trotz allen humanistischen Geredes ohne Liebe und mit Verachtung. Wer hätte je das Recht, einem Volk ungefragt große Opfer abzuverlangen mit denen es seine Marginalisierung noch selbst bezahlen müsste?

In Ungarn ist Soros mit seinen Umtrieben nicht wohlgelitten. Mit seiner Central European University musste er nach Wien umziehen, weil sie dem Geist der neuen ungarischen Verfassung nicht entsprach. Schon die Präambel ist stark vom christlichen Glauben beeinflusst und verpflichtet die Ungarn zu einem ganz neuen Wertekanon von Familie, Nation, Treue, Glaube, Liebe und Arbeit.

Es folgen klare Aussagen im Grundgesetz wie: „Wir erkennen die Rolle des Christentums bei der Bewahrung der Nationalität an.“ Weitere Bestimmungen sind: „Wir bekennen uns dazu, dass die Familie und Nation den wichtigsten Rahmen unseres Zusammenlebens bilden.“ „Das heranwachsende Leben ist ab dem Zeitpunkt der Empfängnis zu schützen.“ „Ungarn schützt die Institution der Ehe als Verbindung eines Mannes und einer Frau.“ Vor allem dieser letzte Satz wurde weithin in Reaktionen voller Hass und Wut verurteilt. In einer Rede zur Lage der Nation im Februar 2018 sagte der ungarische Premier Viktor Orbán klipp und klar, dass die Hauptgefahr für sein Land von den politischen Führern des Westens ausgehe: „Sie wollen, dass wir die Politik übernehmen, die aus ihren eigenen Ländern Einwanderungsländer gemacht und dem Niedergang der christlichen Kultur und der Expansion des Islam den Weg geebnet hat. Sie wollen auch, dass wir Länder mit gemischter Bevölkerung werden.“ Der wahre Europäer, so ihre Meinung, „verteidigt solche veralteten, mittelalterlichen Konzepte wie Heimat und Region nicht“. Diese Ansicht wolle er sich keinesfalls zu eigen machen. „Wir werden niemals unsere Solidarität mit den europäischen Führern ausdrücken, die Europa in eine nachchristliche und postnationale Ära führen wollen.“

Obwohl Orbán, wie umfangreiche Zeugnisse belegen, eine echte Bekehrung zum Christentum erlebt hat und mit seiner Einstellung auf der Linie der EU-Gründerväter Adenauer, de Gasperi und vor allem de Gaulle mit seinem „Europe des patries“ liegt, wird er von westlichen liberalen Demokraten als eine Art Gottseibeiuns dargestellt und ausgegrenzt, auch von Christdemokraten. Er sei illiberal, lasse andere Meinungen nicht gelten – was man aber mit noch größerem Recht auch von seinen Kritikern sagen kann – verweigere sich der Aufnahme von Flüchtlingen etc.

In der Tat spricht Orbán von einer illiberalen oder christlichen Demokratie, der er den Vorzug gibt. Die „liberale Demokratie“, bei der alles gleich und gleichwertig ist, egal welche Religion und Prägung man hat, ist nach ihm „nicht mehr in der Lage, die Würde der Menschen zu schützen, Freiheit zu schaffen, die körperliche Unversehrtheit zu gewährleisten bzw. die christliche Kultur aufrechtzuerhalten“. Betrachtet man ernsthaft und unvoreingenommen die heutige Lage, so ist das auch offensichtlich der Fall.

Orbán sieht liberale Demokratie und Kommunismus sogar als heimliche Geschwister, die sich nur äußerlich unterscheiden. Damit ist er nicht allein. Der polnische katholische Philosoph und Abgeordnete des Europäischen Parlaments Ryszard Legutko hat in seinem Buch The Demon in Democracy. Totalitarian Temptations in Free Societes ebenfalls die Ähnlichkeiten aufgelistet. Nach ihm ist die liberale Demokratie ganz wie der Kommunismus getrieben von einem Hass gegen Christentum, Nation und Familie. Sie habe sich zu einer immer stärker ausschließenden, totalitären Ideologie entwickelt, die andersdenkende, besonders christlich inspirierte Menschen ablehnt, verurteilt, mit Diffamierungen überzieht und lächerlich macht. Man muss also überrascht feststellen, dass nicht nur Islamismus, Kommunismus und Faschismus, sondern auch die liberale Demokratie, wie sie heute praktiziert wird, eine Gefahrenquelle des gottlosen Totalitarismus ist.  In all diesen Fragen sucht ein Christ immer noch Rat und Wegweisung in der Hl. Schrift.  Und beides lässt sich auch in vielen Erzählungen, Paradigmen und Worten finden. So kann es gelingen, Gutes zu tun und „der Stadt Bestes“ zu suchen (Jerem. 29,7), aber ohne menschliche Hybris, illusionäre Utopien und gottlose Programme.

Das folgenreiche Sein-wollen-wie -Gott Adams und Evas wurde schon erwähnt. Sehr wichtig ist auch die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Hier endete eine himmelstürmende, riesige Kraftanstrengung und Sammlungsbewegung („…denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder“ Gen. 11,6) im genauen Gegenteil dessen, was angestrebt wurde, nämlich in einem einzigen Desaster der Verwirrung und der Fähigkeit, sich zu verständigen.

Zu beachten sind ferner alle die Bibelstellen, die davon erzählen, dass der Schwache mit Gott stärker ist als der Starke ohne Gott. Die Geschichte von David und Goliath wäre da zu erwähnen, wo es heißt: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn“ (1. Sam 17,45) Oder denken wir an ein Wort wie: „Einem König hilft nicht seine große macht; ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft. Rosse helfen auch nicht; da wäre man betrogen; und ihre große Stärke errettet nicht. Siehe, des Herrn Auge achtet auf alle, die ihn fürchten.“ (Ps.33,16f). In heutiger Politik mögen gewisse Zusammenschlüsse und Synergieeffekte sinnvoll sein, etwa bei der Verteidigung, beim Grenzschutz oder in der Wirtschaft; entscheidend ist aber auch hier nicht die Größe und Stärke, sondern der Geist eines solchen Gebildes.

Höchste Aufmerksamkeit verdienen Worte wie das Prophetenwort: „Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an Erkenntnis“ (Hos. 4,6) Oder das Jesuswort: „Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient. Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen.“ Sehr zu beachten und sehr aussagekräftig sind schließlich auch die vielen alttestamentlichen Erzählungen, die vom Abfall des Gottesvolkes handeln. Und auch im Neuen Testament sagt Paulus: „Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasset von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi zu einem andern Evangelium.“  (Gal. 1,6)

Die Bibel macht auch klar, dass uns ein Paradies auf Erden nicht verheißen ist. Ganz im Gegenteil heißt es: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Zeiten werden gräuliche Zeiten kommen. Denn es werden Menschen sein, die viel von sich halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unkeusch, wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust denn Gott.“ (2.Tim. 3,1f) Mit solchen Worten werden wir zur Nüchternheit angehalten und vor Illusionen und Enttäuschungen bewahrt.

Hochfliegende, marxistisch gefärbte und allumfassende Pläne zur Weltverbesserung (und Deutschland-Ruinierung) sind der Bibel fremd. Hier heißt es nur ganz bescheiden und nüchtern: „Bittet für alle Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott.“ (1. Tim.2,2f) Es ist unschwer zu erkennen, dass das mit der gegenwärtigen Politik, die erst zerstören muss, bevor sie aufbauen kann, nicht recht zusammenpasst.

Jesus hat schließlich auch gesagt „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh. 18,36) und wehrt damit allen Versuchen, von Menschen die Herbeiführung des großen Friedensreiches zu erwarten. Nicht umsonst heißt es – und das sollten sich die heutigen Planer und Regisseure im Hintergrund, die das Gesetz des Handelns in totalitärer Weise an sich reißen wollen, wohl merken -: „Wo der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.“ (Psalm 127,1) Und Jesus selbst warnt eindringlich: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh. 15,5) Ganz allgemein kann man mit der Bibel zusammenfassen: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ (Jes. 7,9) Hierauf liegt – bei allem aufgetragenen Bemühen, „der Stadt Bestes zu suchen“ (Jer. 29,7) – der Akzent und nicht auf der menschlichen Werkgerechtigkeit.

Von dem rumänisch-französischen Schriftsteller Eugène Jonescu, einem führenden Vertreter des absurden Theaters, stammt das Wort: „Das 21. Jahrhundert wird religiös sein oder es wird nicht sein.“ Auf seinem Grabstein steht: „Ich bitte den ‚ich weiß nicht wen‘- ich hoffe: Jesus Christus.“

In seinem Stück „Die Nashörner“ beschreibt er schon 1957 hellsichtig den Verfall einer Gesellschaft: In einer ruhigen und friedlichen Stadt taucht ein robustes Fremdwesen auf, ein Nashorn. Das wird von Augenzeugen zwar sogleich als Gefahr erkannt, doch unternimmt man nichts. Die Idee eines großen Nashorngeheges wird verworfen, weil der Tierschutzverein sich „aus humanitären Erwägungen“ dagegen ausspricht. Inzwischen werden immer mehr Menschen zu Nashörnern, aber amtlicherseits reagiert man lediglich mit Pedanterie, zählt Einhörner und Zweihörner und kommentiert das im Gelehrtenwettstreit. Notwendige Abwehrmaßnahmen werden durch sophistische Intellektuellen-Klügeleien ersetzt. Dem gemeinen, unverbildeten Volk begegnen diese „Eliten“ nur „überlegen lächelnd“. Manche bestreiten glatt, dass es überhaupt Nashörner in der Stadt gebe. So schreitet die Rhinozerosierung voran. Die Presse erweist sich als wenig resistent. Statt auf die Gefahr hinzuweisen, ergeht sie sich in spärlichen Einzelberichten über die „Dickhäuter.“ Im Zuge ihrer Machtübernahme haben die Nashörner inzwischen den Sender besetzt und aus dem Radio erschallt nur Gebrüll. Die „Eliten“ reden derweil von Gleichberechtigung. Daraus wiederum erwächst die zahlenmäßige Überlegenheit und Dominanz der ehemaligen Minderheit., deren Harmlosigkeitsmaske nun fällt. Immer mehr erfolgt eine massenhafte Umorientierung auf einen Rhinozeros-Staat. Mitmenschlichkeit wird nun zur nostalgischen Marotte und pure physische Kraft gilt als sexy. „Man muss auf der Höhe seiner Zeit bleiben!“, heißt es jetzt allgemein. Selbst Daisy, die Freundin des Protagonisten, fragt sich mittlerweile, ob nicht eher die Mensch-Gebliebenen rettungsbedürftig und anomal seien und schwärmt von der „herrlichen Kraft“ der neuen Wesen. Und sogar der Protagonist selbst, ein Einsamer inmitten von Rhinozeros-Lebensformen, wird von massiven Selbstzweifeln und Nashorn-Angstträumen gequält, denn „der Mensch der allein ist, verliert die Wahrheit“ (Hermann Broch). Haben nicht doch vielleicht die anderen recht? Hat nicht auch das Nashorngebrüll „einen gewissen Reiz“?  So sehr er auch übt, er bringt es aber nur zu einem schwachen „Geheul“. Und so sehr er täglich in den Spiegel schaut, er kann keine Wandlung zum Nashorn feststellen.

Am Ende stellt er in einem inneren, resignierenden Monolog fest: „Ein Untier war ich! Nie würde ich, o weh, zum Nashorn werden: ich konnte mich nicht verwandeln. Ich wagte nicht mehr, mich anzuschauen. Ich schämte mich. Und dennoch, ich konnte nicht, ich konnte es einfach nicht.“

Jonesco fragt sich in dieser Politparabel, was geschieht, wenn sich eine Gemeinschaft nach und nach in „Nashörner“ verwandelt, in eine dumpfe Herde, die alles Menschliche niedertrampelt und nur noch brüllt statt zu argumentieren und zu überzeugen, die nur aus der eigenen Kraft lebt. Seine Hoffnung ist, dass noch Menschen bleiben, die da nicht mitmachen, weil sie es nicht können, einfach nicht können. Nicht mitmachen in diesem niedertrampelnden Egalitarismus und Totalitarismus, der ja immer im Zeichen des „Fürsten dieser Welt“ steht, wird auf jeden Fall ein Christ, der an Jesus Christus und die Bibel gebunden ist. Für ihn kann nicht unterschiedslos alles gleich und gleichberechtigt sein. Für ihn kann auch nicht das Niedertrampeln alles organisch Gewachsenen, anderer Meinungen und anderer Menschen das letzte Wort haben. Deshalb wird er mit großem Ernst zu Buße, Umkehr und Umdenken rufen, denn die „Nashörner“ sind unterwegs. Dies gilt für alle, besonders aber für Deutschland, denn: „Man muss dem Deutschen Volk sagen, dass es den Tod gewählt hat, und dass der Tod des großen und intelligenten Deutschen Volkes der Tod Europas ist und das Unglück der Welt.“ (Pierre Chaunu, französischer Historiker an der Sorbonne, Mitglied der Académie des sciences morales et politiques und des Institut de France, Kommandeur der Ehrenlegion.)

Pfr. Dr. phil. Hans Thomas

Benutzte Literatur:

Hamed Abdel-Samad, „Der islamische Faschismus. Eine Analyse“, München 2015.

Jost Bauch, „Abschied von Deutschland. Eine politische Grabschrift“, Rottenburg 2018.

Lee Walter Congdon, „Orbáns ungarischer Aufstand“, Cato 3/2019, S.29ff.

Egon Flaig, „Die böse Saat geht auf. Die Republik in Gefahr: Zur Verteidigung von Demokratie und Wissenschaft in Frankreich“, Junge Freiheit Nr. 3/2019, S.18.

Irfan Peci, „Ein sonderbares Bündnis. Gemeinsamkeiten zwischen linker Ideologie und Islamismus“, Junge Freiheit Nr. 20/2018, S.18.

Günter Scholdt, „Rhinozerisierung schreitet voran“, Junge Freiheit Nr. 19/2017, S.19.

Christian Wolf, „Dumm, dümmer, deutsch. Eine humorvolle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten“, Rottenburg 2019.

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 14. Mai 2019 um 11:31 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik.