Gemeindenetzwerk

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Was gilt noch in der Kirche?

Freitag 29. März 2019 von Pfr. Dr. Hans-Gerd Krabbe


Pfr. Dr. Hans-Gerd Krabbe

Nach der Entscheidung der württembergischen Landessynode vom 23. März 2019 soll die Segnung einer homosexuellen Partnerschaft in einem Viertel der württembergischen Kirchengemeinden möglich sein, wenn drei Viertel der Pfarrer dieser Kirchengemeinden, wenn drei Viertel des Kirchengemeinderates dem zustimmen. Und wenn zuvor innerhalb der Gemeinde ein Klärungsprozess zu dem Ergebnis gekommen ist, »dass die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ihrem Verständnis nach dem Evangelium, wie es in der Heiligen Schrift gegeben und in den Bekenntnissen der Reformation bezeugt ist, nicht widerspricht.«

Was für ein Beschluss, mit was für Konsequenzen! Man mag sich leicht oder völlig irritiert die Augen reiben angesichts eines solchen Beschlusses. Man mag ebenso erstaunt sein darüber, wenn Landesbischof Frank Otfried July diesen Beschluss als Ausdruck der Einheit in der württembergischen Landeskirche deklariert … Wird denn nicht das Gegenteil der Fall sein? Wird durch diesen Entscheid nicht geradezu Zwietracht in die Ortsgemeinden gesät? Und: Gibt Kirchenleitung (und dazu gehört die Landessynode) durch diesen Beschluss nicht ihre Aufgabe auf, Kirche zu leiten, wenn nun an der Basis vor Ort jeweils eigenständig entschieden werden soll? Was bedeutet denn dies für die ›Einheit der Kirche‹? Wird diese durch eine solche Entscheidung nicht geradezu torpediert, ja preisgegeben?

Der Beschluss der Landessynode enthält Sprengstoff, wird dadurch doch das Problem – wie mit der Frage der Homo-Segnung bzw. der Homo-Trauung landeskirchenweit umzugehen sei – auf die Bühne der Ortsgemeinde verlagert: ›Die soll sich damit auseinandersetzen …‹ Zu alledem: Ãœberfordert dieser Beschluss nicht die Ortsgemeinde? Werden Lobbyisten nicht die Gelegenheit zur Meinungsführerschaft ergreifen? Öffnet dieser Beschluss vor Ort nicht Tür und Tor für Manipulationen? Für Unfrieden in den Kirchengemeinden? Und auch diese Frage sei angebracht: Soll(te) dies zukünftig der Maßstab sein (?): ›Die einen halten sich an Schrift und Bekenntnis, die anderen ignorieren die Grundlagen von Kirche Jesu Christi und gehen darüber hinweg‹?

Zuletzt: Wie denn nur soll eine Kirchengemeinde zu dem Ergebnis kommen, dass die Homo-Segnung Schrift und Bekenntnis nicht widerspricht, wo doch das biblische Zeugnis in dieser Frage höchst eindeutig ausfällt, nämlich durchgehend ablehnend? Was für ein Dilemma!

Dr. Hans-Gerd Krabbe, Pfarrer, Achern / Baden

Leserbrief, veröffentlicht in der Zeitschrift ›idea-spektrum‹, Ausgabe vom 27.03.2019, S. 42

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 29. März 2019 um 15:12 und abgelegt unter Kirche, Sexualethik, Theologie.