- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Moralapostolat – die zivilreligiöse Pervertierung Evangelischer Kirchen

Wir begegnen einer zunehmenden Transformation protestantischer Landeskirchen in zivilreligiös agierende Institutionen, die das befreiende Evangelium Jesu Christi in das Gesetz eines gesellschaftlich brauchbaren Moralapostolats pervertieren.

1. Was ist Zivilreligion?

2. Beispiele für diese zivilreligiöse Aufladung von gesellschaftlichen Bedürfnissen durch die Kirche sind:

Die zivilreligiös moralpolitische Umformung des Auftrags Christi begegnet nicht nur in kirchenleitenden Worten und Handlungen, sie bestimmt längst weite Teile der kirchlichen Basis in Gebet, Predigt und Gemeindeprogramm.

3. Die Ursachen für die zivilreligiöse Politisierung von Kirche

Es sind drei geistesgeschichtliche Entwicklungen, welche die Ev. Kirche in Deutschland zivilreligiös transformierten:

Vor allem die Aufklärung, die im ökonomisch prosperierenden Nachkriegsdeutschland zunehmend ihre traditionskritische Macht in die Öffentlichkeit hinein entfaltete, dann die Wendung weiter Teile der protestantischen Ökumene hinein in das antikapitalistische Dritte-Welt-Ethos und schließlich wirkungsmächtig die Übernahme der deutschen Kollektivschuld-Zuweisung durch die alliierten Sieger. Verbunden mit der im Kern atheistischen kulturmarxistischen Bewegung im Gefolge von 1968 entfalteten sie eine offenbar unwiderstehliche zivilreligiöse Transformation in herrschenden Teilen des landeskirchlichen Protestantismus.

Zivilreligiöse evangelische Kirche transformiert vernünftige Solidarität in grenzenlose Menschenliebe, mischt diabolisch das Reich Christi mit dem Reich dieser Welt, pervertiert Jesu im Evangelium verwurzelte Bergpredigt in ein Programm hypermoralischer Forderungen und bleibt in ihrer zivilreligiösen Beliebigkeit der Welt den Leben rettenden biblischen Ruf schuldig: „Laßt euch in Christus versöhnen mit Gott!“ Ohne den biblischen Gott von Golgatha gibt es keine glaubwürdige Vergebung, die von aufgehäufter historischer Schuld entlastet und neues befreites Leben möglich macht.

4. Der Auftrag der Kirche

Statt Christi Evangelium von der Sündenvergebung zu predigen, statt Jesu Christi exklusives Heilsangebot („Niemand kommt zum Vater, es sei denn durch mich“) den Menschen zu verkünden, mißbrauchen weite Teile des Protestantismus die Kirche als Segenspender für den zivilreligiösen Moralapostolat.

Pastor Dr. Dieter Müller, Kiel