Gemeindenetzwerk

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Leiden – Verhängnis oder Verheißung?

Sonntag 18. November 2018 von Pfr. Winrich Scheffbuch


Pfr. Winrich Scheffbuch

 „Auch du kannst an dem Sieg und der Herrlichkeit von Jesus nicht anders teilhaben, als dass du das heilige Kreuz auf dich nimmst.“ (Paul Schneider, letzte Osterpredigt 1937 über Lukas 18,37-44). Davon war Paul Schneider, der Prediger von Buchenwald fest überzeugt. Aber schon der Apostel Paulus hat Leiden als Würde begriffen. Als etwa die Galater seine Autorität in Frage stellten, hat Paulus nicht auf Ehrenämter oder seinen Erfolg als Missionsmann und die große Zahl neu gegründeter Gemeinden verwiesen, sondern auf die Wundmale des Christus (Galater 6,17).

Die erinnerten an totale Pleiten, an Untergang, an Ohnmacht gegenüber Räubern. Da wurde er ausgepfiffen. Und er sagte: Mir mache jetzt keiner mehr Mühe. Ich trage die Wundmale des Christus. Das waren seine Orden und Ehrenzeichen. Leiden gehören zum Markenzeichen des Jüngers von Jesus.

„Ohne Kreuz keine Krone“ (William Penn, 1644 – 1718, Gründer der Kolonie Pennsylvenia USA), aber auch kein Gemeindewachstum. Paulus hat sich nie seiner Gaben gebrüstet, auch nicht als die Korinther sich als Superapostel ausgaben und sich des großen Ansehens rühmten, das sie haben. Paulus hielt das im Dienst für Jesus als töricht: Wenn ich mich rühmen wollte, so will ich mich meiner Schwachheit rühmen (1. Korinther 11,30).

Es mag heute in der westlichen Christenheit eine Versuchung sein, auf seine Leistung, Gemeindewachstum und öffentlichen Einfluss, auch auf Anerkennung stolz zu sein. Es mag auch beeindruckend sein, was einzelne aufbauten und erreichten. Aber es bleibt eine gefährliche und tückische Versuchung, sich ganz viel auf seine Ausstrahlung, seinen Erfolg und sein Wirken und seine Gaben einzubilden.

Paulus aber sah das Geheimnis seines Wirkens ganz anders. Er hat für uns diesen extremen Gegensatz aufgezeichnet, einen krassen Kontrast. Auf der einen Seite ist das Evangelium die grenzenlose Siegesbotschaft von Jesus über alle Herrschaften, Gewalten – nicht bloß in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Auf der anderen Seite gibt Gott diesen Schatz in zerbrechliche, ja zu Scherben geschlagenenTöpfe.

  1. Das Weizenkorn – durch Sterben zum Leben

Der Schatz des Evangeliums, der helle Lichtschein, die Christusherrlichkeit. wird in irdenen Gefäßen aufbewahrt und durch die Welt getragen. (2.Korinther 4,7) Da leuchtet kein Goldglanz. Noch mehr, diese irdenen Pötte sind zerbrechlich und werden zu Scherben geschlagen. Mit denen kann man nicht imponieren. Keinen Staat machen. Salopp sagen wir: Gott ist ein schlechter Geschäftsmann. Wie wunderbar werden bei uns die einfachsten Kekse verpackt. Doch nicht im Knüllpapier, auch den Kabinettwein nicht in einer rostiger Blechbüchse. Aber Gott macht das so, indem er uns beruft. Das Evangelium ist alles andere als billig, aber billig verpackt.

Sterbliche Menschen, das Gespött der Welt.

Mit Stolz spricht Paulus von Verfolgung, Unterdrückung und Bedrängnis, ja er protzt damit. In allem bedrängt, aber nicht eingeengt. In Verlegenheit, aber nicht verzweifelt. Ratlos, aber nicht kopflos. Niedergeworfen, aber nicht umgekommen. Und dann zählt Paulus in 2. Korinther 11 eine ganze Liste der Niederlagen auf: Schläge, Todesnöte, fünfmal gegeißelt. Schiffbruch. Auf diese Weise muss die völlige Ohnmacht der Werkzeuge offenbar werden. Aber es ist Gott wirkt, der wirkt. Die überschwängliche Kraft kommt von Gott, nicht von uns. (2. Korinther 4,7) Und im Leiden geschieht die Umwandlung zur Christusherrlichkeit. Paulus räumt ein, dass nicht jede Gemeinde durch Leiden geht. Darum leiden oft einige Gemeinden besonders stark. Sie erstatten, was noch fehlt, an den Leiden von Christus. Diese Leiden haben keinen erlösende Bedeutung, aber eine erweckende, zeugnishafte Kraft. Aus dem erlebten Leidensdruck heraus gewinnt Christus wieder Gestalt. Paulus sagt dies sehr fest durch das Wort „wir wissen“ (Vers 14).

Die leidende Gemeinde ist ganz hineingenommen in Sieg und Auferstehung von Jesus. Das Zeugnis vom Leiden um Christi willen führt eine lau gewordene Gemeinde wieder zur Siegeskraft Jesu zurück. Das ist das Geschenk der verfolgten Gemeinde für die satten Kirchen des Westens. Die müssen erst wieder die geistliche Frucht des Leidens begreifen, wenn sie auch am Segen teilhaben wollen.

  1. An unseren Schwachheiten demonstriert Gott seine Herrlichkeit

Je schwächer eine Gemeinde erscheinen mag, umso größer ist oft ihre Wirkung und ihre Ausstrahlung, weil Jesus seine Kraft in Schwachen mächtig wirken lässt. In Schlägen, Gefängnissen, Verfolgung, Mühen, Schande, böse Gerüchte, als Verführer verteufelt, sterbend gezüchtigt. Traurig, aber allezeit fröhlich. (2.Korinther 6). Unser Leben bleibt ein kümmerliches Provisorium, aber Christus lebt in seinen Leuten. Auch wenn der äußere Mensch verdirbt, wird der innere von Tag zu Tag erneuert. Im Leiden der bedrängten Christen wird immer mehr das neue Leben von Christus sichtbar: Damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch. (2 Korinther 4, 8-11). Dadurch ist Leiden kein Verhängnis, sondern voller Verheißung.

Das beeindruckt doch so sehr bei einem Menschen wie Nick Vujicic, der mit Jesus ein Leben ohne Limits lebt. Wenn nur der Schatz des Evangeliums zur Wirkung kommt, so kann auch das Gefäß zerbrechen. Als die Traurigen, aber allzeit fröhlich, als die Armen, die doch viele reich machen, als die nichts haben und doch alles haben.

  1. Im Schmelztiegel heftiger Leiden und Schmerzen

Karl Friedrich Harttmann verlor seine Frau, die Mutter von zwei Söhnen nach sechsjähriger Ehe. Er selbst war kurz vorher wieder schwer krank, hat im Protest gegen die Eingriffe des Herzogs in geistlichen Fragen sein Dekanatsamt niedergelegt. Seit Jahren plagte ihn ein blutiger Husten mit Fieber. Vor dem Sarg seiner Frau erkannte Harttmann: Ich habe das Leiden wegbeten wollen ohne zu fragen, warum Gott es sendet, und als ob es an uns nichts zu läutern gebe. Weit bekannt wurde Harttmann durch ein von ihm verfasstes Lied, das die biblischen Aussagen vom Segen des Leidens bündelt.

„Endlich bricht der heiße Tiegel und der Glaub empfängt sein Siegel als im Feur bewährtes Gold,
da der Herr durch tiefe Leiden uns hier zu den hohen Freuden jener Welt bereiten wollt.“

Das Lied entstand 1782 beim Tod eines Freundes. In biblischer Tiefe zeigt Harttmann eindrücklich, wie Gott durch das Leiden Menschen verändert und seine heilende Ordnung in dem verwirrten Inneren schaffen will:

„Unter Leiden prägt der Meister in die Herzen, in die Geister sein allgeltend Bildnis ein.
Wie Leiden sammelt unsre Sinne, dass die Seele nicht zerrinne in den Bildern dieser Welt,
ist wie eine Engelwache, die im innersten Gemache des Gemütes Ordnung hält.
Leiden macht das Wort verständlich, Leiden macht in allem gründlich; Leiden, wer ist deiner wert?
Hier heißt man dich eine Bürde, droben bist du eine Würde, die nicht jedem widerfährt.“

In seinem Lied, dem er den Titel gab Vom Heiligungsgeschäft des Herrn Jesu an den Seinen, beschreibt Harttmann, was für Christen das Sterben bedeutet:

„Im Gefühl der tiefsten Schmerzen dringt das Herz zu Jesu Herzen immer liebender hinan;
und um eins nur fleht es sehnlich: Mache deinem Tod mich ähnlich, dass ich mit dir leben kann!
Endlich mit der Seufzer Fülle bricht der Geist durch jede Hülle, und der Vorhang reißt entzwei.
Wer ermisset dann hienieden, welch ein Meer von Gottesfrieden droben ihm bereitet sei?“

Unser Platz ist unter dem Kreuz von Jesus. Und in seiner Nachfolge dürfen wir dem Leiden nicht fliehen. Ob das nun Misserfolg, Spannungen, Enttäuschungen und Versagen von uns selbst ist. Wir würden uns dann um alle herrlichen Wirkungen der Macht des auferstandenen Jesus bringen. Unser Leben wäre vergeudet um der vergänglichen Lust dieser Welt willen. Nur nicht dem Leiden fliehen! Jesus gibt seinen Sieg immer durch unsere Niederlagen. Überwinden können wir allein durch das Blut des Lammes (Offenbarung 12,11). Das ist das Geheimnis des Kreuzes.

Das ist der Trost, von dem Paulus spricht: Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden (Römer 8,18). Das wissen wir, weil nichts mehr gegen uns sein kann und uns nichts mehr von der Liebe Gottes scheiden kann die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Römer 8,38).

Predigt 2013
Quelle: Netzwerk bekennender Christen Pfalz

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 18. November 2018 um 13:00 und abgelegt unter Predigten / Andachten.