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Licht und Erleuchtung – Predigt über 2 Korinther 4,1-6

Mittwoch 3. Oktober 2018 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Wir Menschen brauchen wie fast alle Lebewesen zum Leben Licht. In dauernder Finsternis leben zu müssen, wäre eine der schlimmsten Strafen, die es gibt. Aber genauso wie wir das äußere Licht brauchen, sind wir auch auf die innere Erleuchtung angewiesen, damit unsere inneren Dunkelheiten hell werden. Unser Text zeigt uns dieses doppelte schöpferische Handeln Gottes.

1.) Es werde Licht!

Gleich am ersten Schöpfungstag erschafft Gott die wichtigsten Lebensgrundlagen: Wasser und Licht. Was war das für ein gewaltiges Geschehen! Bis heute ist unser natürliches Licht ein großes Geheimnis geblieben. Es hat so viele und unterschiedliche Eigenschaften, dass es sich einer eindeutigen Beschreibung entzieht. Hat es Wellencharakter, Korpuskelcharakter oder brauchen wir ganz neue Modelle wie die Quantentheorie sie anbietet? Die unvorstellbar hohe Geschwindigkeit, mit der sich das Licht ausbreitet, ist ein Phänomen für sich. Aber das Licht kann noch viel mehr: es kann gestreut, reflektiert, gebrochen und absorbiert werden! Was wir als Farbe wahrnehmen, verdanken wir unserer Atmosphäre und ihren Molekülen, die aus den elektromagnetischen Sonnenstrahlen die schönsten Spektralfarben hervorbringen, je nach der Wellenlänge der Strahlen. Das wunderbare Blau des Himmels, einen malerischen Sonnenuntergang, die unendlich vielen Grün-Abstufungen der Pflanzenwelt, die Glut des Feuers – die ganze Farbenpracht ist im Licht verborgen. Wer auch nur kurzfristig einmal Augenbinden zu tragen hatte, wie es mir jetzt nach zwei Operationen des Grauen Stars erging, der sehnt sich heftig nach Licht und Farbe und nach der Schönheit dieser Welt.

Und doch wissen wir, dass das hellste Licht nicht in der Lage ist, die Dunkelheiten unserer Seele zu beseitigen. Der sterbende Goethe soll gerufen haben „Mehr Licht!“ Aber selbst 1000 Kerzen hätten ihm nicht die Angst vor dem Tod nehmen können. Gewiss, wir brauchen das äußere Licht, aber wir brauchen auch innere Erleuchtung.

2.) Was ist Erleuchtung?

Paulus sagt von sich selbst in V. 6, dass Gott selber in seinem Herzen aufgeleuchtet ist. Und er fügt hinzu, dass wir dieses schöpferische Eingreifen Gottes in unserem Leben brauchen, damit wir den göttlichen Glanz im Angesicht Christi erkennen. Damit haben wir die beste Erklärung des Begriffs ‚Erleuchtung‘. Wer erleuchtet ist, erkennt auf dem Angesicht Christi den göttlichen Glanz. Mit anderen Worten: dann erkennt man, dass Christus Gott ist. Mir ging das so, als ich 1970 bei einer Predigt Billy Grahams über die Heilung des blinden Bartimäus (Mk 10) plötzlich merkte, dass Christus nicht nur der Helfer und Heiland des Bartimäus war, sondern auch mein persönlicher Herr und Heiland.

Das mit Abstand teuerste Gemälde der Welt ist der „Salvator mundi“, der „Retter der Welt“ von Leonardo da Vinci. Es hängt im Louvre von Abu Dhabi und wurde für etwa 450 Millionen Dollar ersteigert. Es sind wunderbare Züge, die der Maler auf das Antlitz Christi gezaubert hat. Aber man kann sich das Bild hundert Stunden ansehen und trotzdem „den göttlichen Glanz auf dem Antlitz Christi“ nicht entdecken. Dazu bedarf es eines schöpferischen Aktes Gottes. Gott selber muss sein „Es werde Licht!“ über unserem Leben sprechen, damit wir die Göttlichkeit seines Sohnes erkennen und erfassen. Es ist und bleibt immer wieder ein unermessliches Wunder, wenn Menschen erleuchtet werden und Christus als Gottes Sohn entdecken. Angesichts unserer eigenen Ohnmacht, uns selber zu erleuchten, tut es gut zu wissen, dass Gott selber will, dass Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1 Timotheus 2,4).

3.) Die Decke auf unserem Denken

In V. 3 und 4 spricht Paulus von den Menschen, denen das Evangelium verhüllt ist. Das sind viele. Sie hören von Christus, vielleicht schon seit ihrer Kindheit, aber sie können mit ihm nichts anfangen.

Sie sind von Ängsten getrieben, vielleicht ähnlich wie der Diktator Stalin, der etliche Schlafzimmer hatte und niemand sagte, wo er gerade schlief – aus Angst, jemand von seinen vielen Feinden könnte ihn ermorden. Aber trotz aller Angst können sie in Christus nicht das Licht der Welt entdecken, vor dem die eigenen Ängste und Dunkelheiten fliehen würden.

Da sind die Geldgierigen, die nur eines im Sinn haben, ihr Bankkonto zu vergrößern. Ich kannte ein Ehepaar, das unbedingt Millionär werden wollte. Sie hatten sehr viel Geld, aber diesem Ziel ordneten sie alles unter und gönnten sich selber so gut wie nichts. Christus hätte sie aus ihrer Dunkelheit erlösen können, aber das Evangelium war ihnen verhüllt.

Da gibt es die Abergläubischen wie jener Handwerker, der vor ein paar Jahren bei uns im Haus etwas repariert hat. Wir kamen auf den Glauben zu sprechen, und er sagte, dass sein Gott die Sonne sei, denn alles Leben komme von ihr. Er konnte nicht sehen, dass Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Das Evangelium war ihm verhüllt.

Oder nehmen wir diejenigen, die nur noch an Rache denken können und dabei über Leichen gehen. Die beiden Jakobsöhne Simeon und Levi waren einmal von einer solchen Rachsucht besessen, dass sie mit List und Tücke an den Einwohnern Sichems furchtbare Rache übten, weil ein Sichemit ihre Schwester Dina verführt hatte (1 Mose 34). Als Träger des göttlichen Abrahamssegens hätten sie anders entscheiden können, aber diesen Blick fanden sie nicht.

Es ist oft rätselvoll, wie Menschen sich ganz und gar von den Dunkelheiten ihrer Seele steuern lassen und keinen Blick für die Hilfe Gottes haben. Paulus erklärt hier dieses Rätsel mit einem einzigen Satz. Es ist Satan, der Gott dieser Welt, der den Menschen ihr Denken verblendet und sie um das Beste betrügt, was es überhaupt gibt: ein erlöstes Leben durch Jesus Christus. Die Liederdichterin schreibt „Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe und Ehre und Glück, und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück“.

Kann diesen Menschen geholfen werden? Menschen können das nicht, aber der lebendige Gott kann es, er allein. Er allein kann die Decke vor dem Evangelium und über ihrem Denken wegziehen, so dass sie „den göttlichen Glanz auf dem Angesicht Christi erkennen“.

4.) Wer erleuchtet ist, schüttelt die Finsternis von sich ab

Wer Christus als Gottes Sohn und persönlichen Heiland erkannt hat, will sich nicht mehr von den Dunkelheiten seiner Seele steuern und manipulieren lassen. Paulus macht es uns vor, wie das geht.

„Wir haben uns von aller schändlichen Heimlichkeit losgesagt“. Ich schlage vor, dieses „losgesagt“ ganz wörtlich zu nehmen. Es gibt schlimme Verhaltensmuster, bei denen man ein ernstes Absagegebet sprechen muss. Ich erinnere mich an Gespräche mit christlichen Predigern, die an pornographischen Bildern festhingen. Sie wurden in ihrem Dienst immer wieder von ihnen behindert, aber sie kamen trotz Gebet nicht davon los. Wir haben dann gemeinsam auf den Knien gebetet und sie haben sich im Namen Jesu Christi von diesen finsteren Bildern losgesagt. Übrigens hat auch Hiob, der Gottesmann, mit Gott einen feierlichen Bund geschlossen, um von unzüchtigen Bildern frei zu werden (Hiob 31,1).

„Wir gehen nicht mit List um“. Man kann das etwas salopper sagen: „Wir tricksen niemand mehr aus“. Ein Musterbeispiel ist Zachäus. Als Zöllner und Geldwechsler hat er den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen. Nachdem er Jesus kennengelernt hatte, änderte er sein Leben. Er gab denen, die er betrogen hatte, ihr Geld vierfach zurück. So sehr tat ihm seine frühere Trickserei und Gaunerei leid. Es ist immer ein Zeichen für eine echte Erleuchtung, wenn sich daraufhin der Lebenswandel ändert.

„Wir verfälschen das Wort Gottes nicht“. Das ist eine sehr aktuelle und beherzigenswerte Aussage. Wie oft wird das Evangelium heutzutage verfälscht! Da erklärte eine hochgestellte Person in der evangelischen Kirche, dass für sie Josef der biologische Vater Jesu gewesen sei, obwohl im Apostolischen Glaubensbekenntnis schwarz auf weiß steht, dass der Heilige Geist den Sohn Gottes in Marias Leib erschaffen hat. Aber dies ist nur ein Beispiel unter vielen anderen. Wo die Lehre der Apostel verlassen wird, braucht man nicht lange auf die Folgen warten: die Gemeinden verkümmern. Unsere Antwort kann nur lauten: Nein! Wir halten fest an der apostolischen Lehre, genauso wie es die erste Gemeinde in Jerusalem gemacht hat. Mit dieser Lehre wollen wir leben und sterben. Das schöpferische Handeln Gottes an uns, als er uns „die Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi“ schenkte, wollen wir niemals mehr aufs Spiel setzen.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 3. Oktober 2018 um 10:52 und abgelegt unter Predigten / Andachten.