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Liebe oder Begehren… schenken wollen oder haben müssen

Auf einer kurzen Autofahrt hörte ich im Radio Teile einer Rezension. Ich kenne weder Verfasser noch Titel des Buches. Aber was ich mitbekam, genügte, um heftigen Schmerz zu empfinden. In Tagebuchform erzählte der Autor von seinem „heißen“ Liebesleben mit seiner Traumfrau. Sie ist nach ihm genau so verrückt, wie er nach ihr. Doch die Begeisterung erlischt, als sie schwanger wird. Danach berichtet er, sich selbst bedauernd, von seinem Elend: Die Frau will das Kind behalten! Welch ein Schock für ihn! Ihr Bauch beginnt sich zu runden, wie abstoßend! Er will nichts mehr mit ihr zu tun haben und verstößt sie. Das Leben der Geliebten zerbricht, als er sie verlässt. Der ehemalige Liebhaber erwähnt das in einem Nebensatz. Denn eigentlich ist er der Leidtragende! Er hat sein Spielzeug verloren!

Das Hohelied im Alten Testament zeigt uns, wie Gott sich die Sexualität in der Ehe ausgedacht hat.

Es ist die tiefe Sehnsucht nach dem Du! Dieses Du umfasst nicht nur den Körper, sondern den Menschen als Ganzes. Mit diesem Menschen will er/ will sie das Leben teilen, nicht nur den Rausch im Erlebnis mit dem eigenen Körper.

Gott selbst hat diese Sehnsucht in uns hineingelegt. Und im Alltagsgeschehen will er diese Sehnsucht zueinander erhalten, indem er uns Gefühle gibt, die uns an den Anderen erinnern. Die Frau erlebt dieses Gefühl oft als Sehnsucht nach Nähe. Sie entwickelt Zuneigung und Zärtlichkeit zum Du im Gespräch und Austausch. Sie fühlt Angenommensein, indem sie sich mitteilen darf, Interesse spürt und berichten kann, was sie bewegt. Einen Zuhörer zu haben, der sie ernst nimmt, gibt ihr die Gewissheit, einen Verbündeten zu haben. Es zeigt ihr, dass sie als ganzer Mensch angenommen ist und nicht nur des Nachts als Objekt zur Befriedigung dient. Sie will seine Zuneigung spüren, von ihm wahrgenommen werden als ein Gegenüber, das er schätzt. Liebevolle Worte, aber auch kleine Zeichen im Alltag (Mithilfe, Blumen, Zärtlichkeit beim Abschied, Lob, Zuhören) geben ihr die Sicherheit, als ganzer Mensch geliebt zu werden, nicht nur als Objekt, das gebraucht wird. Sie will wissen, dass sie einen Platz im Herzen ihres Mannes hat. Es genügt nicht, dass er nur freundlich und liebevoll wird, wenn er Lust hat, ihr näher zu kommen.

Wie Liebe erkaltet

Frauen vergleichen sich. Wenn sie merken, dass ihr Mann sich Nacktfotos oder Videos ansieht, fühlen sie umso mehr ihre eigene Unvollkommenheit. Sie empfinden schmerzlich, dass sie diesen Schönheitsidealen nicht genügen: Im Gesicht zeigen sich Unreinheiten, die Hüfte hat das falsche Maß, das Doppelkinn macht Minderwertigkeitsgefühle. Die Frau möchte sich in diesem Gefühl der Unvollkommenheit nicht ihrem Mann hingeben.

Die Frau will sich seiner Liebe sicher sein, auch wenn sie sich selbst nicht genügt. Deshalb ist es für sie wichtig zu wissen, dass er sie angenommen hat, wie sie ist. Ja, genau das braucht sie, um sich selbst annehmen und lieben zu können. Dadurch wird sie fähig, sich dem geliebten Mann zu schenken. Die Frau vergleicht sich mit den Frauen auf Gemälden, Fotos oder im Film. Sie fühlt sich dadurch in ihren eigenen Augen minderwertig. Sie meint, nicht so geliebt werden zu können, weil sie diesen Idealen nicht genügt.

Frauen genügen sich selten selbst. Deshalb sind sie auf der Suche nach einem Menschen, der sie bewundert. Sie machen sich attraktiv, um sich selbst zu gefallen – aber auch in dem Wunsch, dass es wahrgenommen wird. In der Ehe möchten sie an der Seite ihres Mannes wie eine Blüte sein, die ihn schmückt. Leider nimmt der verheiratete Mann seine Frau selten wahr. Für ihn ist sie einfach da. Deshalb drückt er selten aus, dass sie ihm gefällt.

Sexualität ist etwas Wundervolles, wenn sie zusammengewachsen ist im Kennenlernen des Herzens – und nicht zuerst des Körpers. „Liebe ist ein Gefühl, das man lernen muss“, lautet der Titel eines Buches von Walter Trobisch. Liebe ist viel mehr als bloßer Sex. Liebe ist die Entscheidung, in Freude und Leid zusammenzustehen. Wer gelernt hat, so zu lieben, wird Sexualität als tiefes Glück erleben. Da begegnen sich nicht nur Körper, sondern Herz und Seele als berauschendes Fest der Liebe.

Merke

Wer seine Frau auf ihre Unvollkommenheit festlegt, wird nie erleben, wie ihre Knospe zum Blühen kommt. Wer per Fotos oder Videos andere Frauen in seine Fantasie hineinlässt, kann nicht mit seiner Frau als Einheit zusammenwachsen.

Gebet

Herr, es ist anstrengend, ein Mann zu sein. Ich soll neben meinem Beruf und meinen Aufgaben in der Familie auch noch meine Frau umwerben! Dazu ist sie oft nicht pflegeleicht. Herr, ich bräuchte manchmal auch das Gefühl, dass sie Sehnsucht nach mir hat und nicht nur nach meiner Hilfe! Schenk mir, ihre Sehnsucht zu sehen und zu verstehen. Gib mir Deinen Heiligen Geist, um zu spüren, wie ich ihr ein Partner sein kann nach deinem Herzen.

Zum Nachdenken

Wer als Mann die Gabe entwickelt, seine Frau immer neu zu umwerben wie einen kostbaren Schatz, wird eine Partnerin bekommen, die Freude hat, mit ihm ihr Herz und ihre Haut zu teilen.

Quelle: family life Mission Rundbrief Nr. 146 – 3. Quartal 2018