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Es fehlen die Worte – Kommentar zur „Ehe für alle“

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde … und schuf sie als Mann und Frau.“ heißt es am Anfang der Bibel (1Mose 1,27). Ein Freund erzählte mir, dass er ohne Vater aufgewachsen ist. Erst im Nachhinein wurde ihm klar: „Mir fehlte der Vater!“ „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ (Jesus in Markus 10,7). Das alles geht mir durch den Kopf nach der Entscheidung  „Ehe für alle“. Das Gefühl: Es gibt nichts Festes mehr. Wieder ist ein Eisberg abgebrochen. Verflüssigung aller Werte.

Gilt das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ noch? oder ist das eine Diskriminierung aller, die „polyamorös“ sind, die also viele Partner gleichzeitig lieben? Oder wenn ein Mann vier Frauen hat, was berechtigt mich, das abzulehnen?

Bei der Legalisierung der Abtreibung wusste man noch: Hier wird getötet. Jedes Jahr eine Großstadt, 100.000. Meist aus sozialen Gründen. In Deutschland. Aber es ist wenigstens noch verboten, wenn auch straffrei.  Das Gebot „Du sollst nicht töten“ bleibt stehen.

Diese Zurückhaltung ist bei der „Ehe für alle“ aufgegeben. Es passiert hier mehr, als dass eine Gruppe vor Diskriminierung geschützt wird. Das war alles auch in der Lebenspartnerschaft gegeben. Wenn ich von „Ehe“ rede, meine ich die Ehe zwischen Mann und Frau. Ich habe nun kein Wort mehr für das, was ich meine. Man muss einmal darüber nachdenken, was da passiert ist.

Menschen sollen nicht diskriminiert werden. Ja. Aber hier wurde über das Ziel hinausgeschossen. Schön, dass ich es in einer Demokratie noch sagen kann. Schade, dass das weltweit immer weniger selbstverständlich ist.

Pfarrer Hans Heidenreich

Quelle: Haldensleber Volksstimme, 22.7.2017