Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Botschaft zum Osterfest 2006

Samstag 22. April 2006 von Erzbischof Janis Vanags


Erzbischof Janis Vanags

Botschaft zum Osterfest 2006

Da sprachen die Männer zu ihnen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden!“ (Lukas 24,5-6)

Es stellt sich heraus, daß die Frauen, die am Ostermorgen zum Grab kommen, um den Leib Jesu mit wohlriechenden Kräutern zu salben, einen entscheidenden Fehler machen. Mit etwas anderen Worten sagen ihnen die Engel folgendes: „Eure Entschlossenheit ist lobenswert und eure Absicht ist gut, doch sie kann nicht gelingen, wenn ihr von vorne herein einen Fehler macht. Ihr sucht den Lebenden bei den Toten.“ Der Lebende und der Tote – sogar die Engel ziehen zwischen beide einen Trennungsstrich. Den Lebenden kann man nicht bei den Toten finden.

Wegen dieses Fehlers mißlingen viele gute Absichten. Der Mensch versucht, nach christlichen oder nach seinen eigenen Idealen zu leben, doch läuft das alles nur auf ein verblichenes Grab heraus, das gewiß sehr sorgfältig mit schönen Blumen geschmückt ist, sich aber im Inneren voller Verwesung und mit verheerenden Auswirkungen präsentiert. Wir möchten zu unseren Allernächsten engsten Kontakt halten, verbleiben jedoch an der Oberfläche und im Seichten. Unser Volk kämpft für seine Unabhängigkeit, damit jeder in seinem freien Land ein würdiges und glückliches Leben führen könnte, muß aber eine Enttäuschung nach der anderen erfahren. Wehalb dieser Mißerfolg? War unsere Entschlossenheit wirklich nicht lobenswert und waren unsere Absichten wirklich nicht gut? Die Engel sprachen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Der Mensch trägt nicht die notwendigen Ressourcen in sich, um das zu bewirken, wonach er sich sehnt. Das Leben können wir nicht bei dem suchen, den wir im Grabe vermuten, sondern bei der Quelle des Lebens. Jesus sagt, daß Gott, der Vater, in sich selbst das Leben habe (Joh. 5,26). Gott gab es an den Sohn weiter, damit Er auch das Leben in sich hätte. Doch der Mensch hat in sich selbst das Leben nicht. Er ist wie der Mond, der das Sonnenlicht nur reflektiert. Wir, unsere Beziehungen, unsere Taten und unsere Gesellschaft haben die Fülle des Lebens nur dann, wenn wir es vom auferstandenen Christus empfangen haben. Jesus ist nicht bei den Toten zu finden, und deshalb sind diejenigen, die bei Ihm sind, nicht mehr für das Grab bestimmt, sondern für die Fülle des Lebens zusammen mit dem Bezwinger des Todes.

Ist Ostern eigentlich wichtig? Anscheinend gibt es ganz andere wichtige praktische Dinge, über die wir uns den Kopf zerbrechen könnten. Doch es gibt keinen Bereich unseres Lebens, der nichts mit der Auferstehung zu tun hätte. Christus hat unseren Tod bezwungen. Das verändert unsere Einstellung zu dieser Welt völlig. Vom Tode befreit, kann der innere Mensch seinen Weg zur Fülle des Lebens beginnen. Diese Freiheit heilt die Seele. Ein freier Mensch mit einer geheilten Seele vermag es, sich selbst und seine Mitmenschen völlig anders zu betrachten. Dort beginnt auch der neue Weg zum Leben und zur Gesellschaft, nach dem wir uns so sehr sehnen. Deshalb können wir über die Auferstehung Christi sagen: „Alle meine Quellen sind in dir!“ (Psalm 87,7)

Wenn wir den Osterruf „Christus ist auferstanden“ freudig mit „Er ist wahrhaftig auferstanden“ beantworten, bekennen wir für unser Leben – ich werde nicht sterben, sondern leben! Nach den Worten aus den Sprüchen Salomos ist die Erkenntnis der Auferstehung „ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen; und glücklich sind, die sie festhalten.“ (Sprüche 3,18) Ich wünsche es uns allen, daß wir gerade zu Ostern mit dieser Erfahrung beschert werden.

Aus: Svētdienas Rīts, Zeitung d. Evangelisch lutherischen Kirche Lettlands, 15.4.2006

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 22. April 2006 um 17:35 und abgelegt unter Predigten / Andachten.