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Biblisch-archäologische Spurensuche in Israel vom 21.-30. März 2017 – ein Reisebericht

Im April 2015 entstand die Idee einer gemeinsam von der DMG interpersonal e.V. (Sinsheim) und dem Gemeindehilfsbund (Walsrode) verantworteten und geleiteten Reise nach Israel. Zwei Jahre später flogen 41 Teilnehmer, vornehmlich aus dem Kreis beider Werke, unter der Leitung von Gerd Sigrist (DMG) und Johann Hesse (GHB) mit einer EL Al – Maschine von Frankfurt nach Tel Aviv, wo wir das direkt an der Mittelmeerküste gelegene Grand Beach Hotel bezogen.

22. März – Tel Arad und Tel Lachisch

Von Tel Aviv fahren wir auf der Straße Nr. 6 in Richtung Süden. Noch im Großraum Tel Aviv weist uns die israelische Reiseleiterin Michal Hofmann darauf hin, dass links der Straße die alte Stadt Afek lag. Dort hatte Israel zur Zeit des Hohepriesters Eli die Bundeslade an die Philister verloren (1 Sam 4,1-11). Weiter in südlicher Richtung geht es nach Tel Arad (Tel = Stadthügel) im Negev. Die Israeliten hatten bereits während der Wüstenwanderung gegen den König von Arad im Südland gekämpft und die Stadt, die an einem wichtigen Handelsweg lag, erobert (4 Mose 21,1-3; vgl. Josua 12,14).

Tel Arad, Mauerreste

Das alte Arad erreichte in Spitzenzeiten eine Ausdehnung von 100 km2. Die Archäologen legten in der ausgedehnten kanaanitischen Unterstadt Teile der 1,2 km langen Stadtmauer und Fundamente diverser Bauten frei (z. B. das fensterlose Arad-Haus, Gehöfte, Marktplatz, Heiligtum, Palast). Die Wüstenstadt wurde durch einen 16 Meter tiefen Wasserschacht mit 4,5 Meter Durchmesser mit Trinkwasser versorgt.

Auf dem Tel befindet sich eine jüdische Grenzfestung, die in 350 Jahren sechs Mal zerstört wurde. Das letzte Mal im Jahre 586 v. Chr., als babylonische Truppen unter Nebukadnezar das Land und eben auch Arad eroberten. In die Festungsanlage integriert ist ein Jahwe-Tempel samt Opferaltar. Archäologen konnten nachweisen, dass der Tempel bereits im 8. Jahrhundert gezielt aufgegeben wurde. Ein deutlicher Hinweis auf die Reformen unter König Hiskia, der nicht nur alle Formen des Götzendienstes verbot, sondern auch die Jahweverehrung auf Jerusalem konzentrierte. So lästerten die Assyrer über Hiskia: „Ist das nicht der Hiskia, der die Opferhöhen und Altäre seines Gottes entfernt und zu Juda und Jerusalem gesagt hat: Vor einem Altar sollt ihr anbeten und darauf opfern?“ (2 Chr 32,12; vgl 2 Chr 31,1). In der Festung kann man mittels einer Treppe in eine riesige Zisterne hinabsteigen, die als Reservoir für Trinkwasser diente und das Wasser für rituelle Waschungen lieferte (Mikwe).

In der Festung wurden außerdem 200 beschriebene Ostraka (Tonscherben) gefunden, auf denen u. a. hebräische Namen genannt sind, die auch in der Bibel erwähnt werden (z. B. Paschhur, Meremoth, die Söhne Korahs). Außerdem benutzten die damaligen Verfasser noch in selbstverständlicher Weise den Namen Jahwe, das sogenannte Tetragramm (JHWH). Auf einem Ostrakon heißt es z. B.: „An meinen Herrn Eljaschib. JHWH wird um dein Wohlergehen besorgt sein … Im Hause Jahwes wohnt er.“

Von Tel Arad fahren wir zum 44 km südwestlich von Jerusalem gelegenen Tel Lachisch. Lachisch war von hoher strategischer Bedeutung, weil es die jüdische Schefala (Hügelland) vor den Philistern in der Küstenebene schützte. Es war nach Jerusalem die zweitgrößte jüdische Stadt. Der imposante Tel war bis zu 40 m hoch, hatte eine Fläche von 7,3 ha, eine rechteckige Form und steil abfallende Hänge, die Angreifer effektiv fernhielten. Von den Fundamenten des Palastes auf dem Tel hat man eine herrliche Aussicht auf die Hügel der Schefala und Hebron im judäischen Bergland. Josua und die Israeliten eroberten Lachisch und vollstreckten den Bann an der Stadt und seinen Einwohnern (Josua 10,31-35).

Tel Lachisch, Belagerungsrampe

Bis heute kann man in Lachisch die weltweit älteste Belagerungsrampe sehen (50-60 m lang und 75 m breit), welche die Assyrer im Jahre 701 v. Chr. aufschütten ließen, um die Stadt während der Herrschaft König Hiskias zu erobern (2 Kön 18,13-17; 19,8). Die Ausgräber entdeckten auch 850 Speerspitzen aus assyrischer Herstellung, Fragmente von Schuppenpanzern, Zaumzeug und Steinschleudern. Die Belagerung und Eroberung Lachischs (inkl. der Belagerungsrampe) wurde auf den großflächigen Wandreliefs im Palast des Sanheribs in Ninive abgebildet, die heute im Britischen Museum in London ausgestellt sind.

Auch in Lachisch wurden Ostraka gefunden, auf denen der Name Jahwe Verwendung findet. Ein Ostrakon wurde kurz vor der Eroberung der Stadt durch die Babylonier im Jahr 586 v. Chr. abgefasst. Ein Außenposten schreibt darauf an den Stadtkommandanten von Lachisch: „Wir [achten] auf die Signale von Lachis … gemäß allen Anweisungen, die mein Herr gibt, jedoch sehen wir nicht (die Zeichen von) Azeka.“  Damit war klar, dass die Babylonier die Stadt Aseka erfolgreich erobert hatten und die Babylonier nun nach Lachisch weiterziehen würden. Der Prophet Jeremia berichtete, dass Aseka und Lachisch die letzten Städte waren, die vor Jerusalem belagert und erobert wurden (Jer 34,7).

23. März – Cäsarea, Berg Karmel, Nazareth

Am Morgen des 23. März verlassen wir unser Hotel in Tel Aviv und fahren über Netanja nach Cäsarea Maritima. In Netanja lässt eine Bemerkung der Reiseleiterin aufhorchen. Insbesondere Juden aus Frankreich kaufen hier Wohnungen, für den Fall, dass sie wegen des wachsenden Antisemitismus durch muslimische Einwanderer gezwungen sein sollten, nach Israel auszuwandern. Die Stadt Cäsarea wurde von Herodes dem Großen zwischen 22 und 10 v. Chr. zu Ehren von Kaiser Augustus erbaut. Wir treffen uns zunächst unter einem Tamariskenbaum (hebr. Eschel). Michal Hofmann erinnert uns daran, dass uns die Bibel davon erzählt, dass Abraham in Beerscheba zunächst einen Tamariskenbaum pflanzte (1 Mose 21,31). Dieser Baum nimmt in der Nacht Tau auf und fungiert am nächsten Tag als wohltuende Klimaanlage. Von hier führt unser Weg in das prachtvolle und gut erhaltene Amphitheater, dass so gebaut ist, dass die Zuschauer aus dem Halbrund auf die Bühne und das dahinterliegende Mittelmeer blicken. Welch eine Kulisse, wenn die rotglühende Abendsonne langsam im Mittelmeer versinkt. Vom Amphitheater geht es zu den Fundamenten des Herodespalastes.

Cäsarea, Pilatusstein

Hier befindet sich auch die Kopie des 1961 entdeckten Pilatussteines, dessen Inschrift den biblischen Bericht bestätigt, nach dem Pontius Pilatus unter Kaiser Tiberius als römischer Präfekt und später Prokurator die Provinz Judäa beherrschte: „[Po]ntius Pilatus / [praef]ectus Iuda[ea]e“. Die römischen Statthalter hielten sich vorzugsweise in Cäsarea und nur selten in Jerusalem auf. Der große künstlich angelegte Hafen verband die Provinz Judäa mit den Häfen des Römischen Reiches. In unmittelbarer Nähe des Palastes befand sich außerdem das Hippodrom, in dem Wagenrennen stattgefunden haben.

Hier in Cäsarea kam der römische Hauptmann Kornelius durch die Predigt des Apostels Petrus zum Glauben (Apg 10). Nicht zufällig geschah dies in dieser durch und durch römischen Stadt, die zugleich das maritime Tor zum Römischen Weltreich war. Das Evangelium sollte zuerst in Jerusalem, Judäa und Samaria und dann über die Grenzen Israels hinaus in die weite Welt gelangen. Später wurde der Apostel Paulus von Jerusalem nach Cäsarea überführt (Apg 23,23) und gefangen gehalten. Hier erschien er vor dem Statthalter Felix und seiner Frau Drusilla, und später legte er vor Festus, Herodes Agrippa und Berenike Zeugnis von Christus ab (Apg 24-26). Von Cäsarea aus wurde er unter Begleitung eines römischen Soldaten nach Rom verschifft (Apg 27). Heute noch sind die Reste großer Verwaltungs- und Lagerräume im Hafenbereich zu sehen, in denen der Hauptmann Kornelius möglicherweise gearbeitet hat oder der Apostel Paulus im Gefängnis saß.

Unter Kaiser Hadrian wurde Cäsarea zur Hauptstadt der in Syria-Palaestina umbenannten römischen Provinz Judäa. Unsere Reiseleiterin beleuchtete am Hippodrom von Cäsarea den Hintergrund des Begriffes Palästina:

Exkurs: Israel oder Palästina?

Warum eigentlich wird das Land Israel auf vielen Landkarten in Atlanten oder Bibelausgaben fälschlicherweise als Palästina bezeichnet? Weder entspricht diese Länderbezeichnung biblischen noch historischen Gegebenheiten. Die Bibel spricht vor der Landnahme unter Josua vom Land Kanaan (5 Mose 32,49) und in den Jahrhunderten danach vom Land Israel (Hes 20,42). In der Zeit des geteilten Reiches wird das Nordreich Samaria oder Israel, das Südreich Juda genannt. Auch das Neue Testament kennt den Begriff Palästina nicht, sondern spricht stattdessen von Judäa (Mk 10,1). Allein der kleine Küstenstreifen im Südwesten Israels um die fünf Philisterstädte Gaza, Aschdod, Aschkelon, Gat und Ekron wird als „Land der Philister“ bezeichnet (2 Kön 8,2; Jes 11,14), niemals aber das ganze Land Israel.

Erst nach der brutalen Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes (132-135 n. Chr.) benannte Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) die römische Provinz Judaea um in Provinz Syria Palaestina. Das von den Römern zerstörte Jerusalem wurde als Colonia Aelia Capitolina wiederaufgebaut. An der Stelle des jüdischen Tempels wurde ein Tempel zu Ehren von Jupiter Capitolinus errichtet. Die Umbenennung durch Hadrian war eine Form der damnatio memoriae, der „Verdammung des Andenkens“. Der Name Syria Palaestina erinnerte bewusst an die historischen Erzfeinde Israels. Dadurch sollte das jüdische Volk gedemütigt und die Erinnerung an das Volk der Juden und ihre geographische Heimat aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit getilgt werden.

Wer heute noch das Land Israel mit dem Namen Palästina bezeichnet, gebraucht nicht nur einen in biblischer sowie historischer Sicht falschen Begriff, sondern beteiligt sich nachträglich an der gegen das jüdische Volk gerichteten Politik der damnatio memoriae durch Kaiser Hadrian.

Anzumerken ist noch, das Eusebius von 313 bis 340 n. Chr. Bischof von Cäsarea war. Außerdem berichtet Eusebius, dass in der valerianischen Verfolgung 257/58 die Christen Priscus, Malchus und Alexander wegen ihres Bekenntnisses zu Christus wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen wurden und so den Märtyrertod erlitten.

Cäsarea, Aquädukt

Auf der Weiterfahrt in Richtung Karmelberge machen wir einen kurzen Halt am beeindruckenden Aquädukt, das Herodes bauen ließ, um frisches Wasser aus den Karmelbergen nach Cäsarea zu leiten. Von dort fahren wir am Mittelmeer entlang in nördlicher Richtung und dann durch das 23 km lange Karmelgebirge, dessen höchste Erhebung 546 m aufweist. Karmel kommt aus dem Hebräischen kerem el (Weingarten Gottes). Auf dem Karmelgipfel erinnern wir uns in der Andacht an Elias Kampf mit den Baalspriestern (1 Könige 18). Nicht ohne Grund fand dieser Kampf auf dem Karmel statt, denn hier in den fruchtbaren Karmelbergen verehrten bereits die Kanaaniter den Baal als Gott der Berge, der Fruchtbarkeit und des Donners. Archäologen fanden eine Baalsfigur, die Baal mit einem Blitz darstellt. Baal hätte auf dem Karmel alle seine Stärken voll und ganz ausspielen können, „aber es war da keine Stimme noch Antwort“ (1 Kön 18,29). Zu Recht rief das Volk aus: „Jahwe ist Gott, Jahwe ist Gott“ (1 Kön 18,39).

Vom Gipfel des Karmel hat man einen herrlichen Blick sowohl auf das Mittelmeer als auch auf die fruchtbare Jesreel-Ebene (Jizre El = Gott sät), die von dem mächtigen Tel Megiddo beherrscht wird. In dieser Ebene fand nicht nur eine der ersten dokumentierten Schlachten der Menschheitsgeschichte unter Thutmosis III. statt (1457 v. Chr), gefolgt von vielen weiteren militärischen Auseinandersetzungen, sondern hier soll auch die letzte Schlacht der Menschheitsgeschichte stattfinden, die in der Offenbarung angekündigte Schlacht von Harmagedon (Offb 16,16).

Vom Karmel fahren wir durch die Jesreel-Ebene nach Nazareth, wo wir uns am Berg des Absturzes an Jesu Predigt in Nazareth und die massive Ablehnung, die er in seiner Heimatstadt erfuhr, erinnern: „Und alle, die in der Synagoge waren, wurden von Zorn erfüllt, als sie das hörten. Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen. Aber er ging mitten durch sie hinweg.“ (Lk 4,28-30). In Nazareth besuchen wir außerdem die griechisch-orthodoxe Gabrielskirche, die an die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel in Nazareth erinnert (Lk 1,26-38). Am Abend beziehen wir das von orthodoxen Juden geführte Hotel Cinar am Ostufer des See Genezareths.

24. März – Tel Hazor, Safed, Kapernaum

Am Freitagmorgen brechen wir auf nach Tel Hazor, das 14 km nordwestlich vom See Genezareth liegt. Hazor war mit einer Ausdehnung von 74 ha die größte kanaanitische Stadt überhaupt, lag an der antiken Fernstraße, die Ägypten mit Mespotamien verband und bildete unter König Jabin I. das Machtzentrum gegen die in das Land eindringenden Israeliten unter Josua. Nach der Schlacht von Merom (Hula-Seen) konnte Josua die Stadt Hazor erobern und vollständig zerstören: „Und sie erschlugen alle, die darin waren, mit der Schärfe des Schwerts und vollstreckten den Bann an ihnen, und nichts blieb übrig, was Odem hatte, und er verbrannte Hazor mit Feuer“ (Josua 11,11). Die Archäologen fanden nicht nur eine, sondern zwei Brandschichten. Tatsächlich berichtet die Bibel davon, dass die Stadt in der Richterzeit erneut unter kanaanitische Herrschaft (Jabin II.) kam und wiederum erobert werden musste (Richter 4,1-2.24).

Tel Hazor, Sechs-Kammer-Tor

Auf dem Tel (Oberstadt) beeindrucken die Reste eines kanaanitischen Palastes und Tempels, das unter Salomo erbaute Sechs-Kammer-Tor, die Zitadelle und eine riesige Zisterne aus der Zeit König Ahabs. Da historisch-kritische Theologen behaupten, dass es König Salomo nie gegeben habe, ist das Sechs-Kammer-Tor von besonderer Bedeutung. Archäologen fanden baugleiche Sechs-Kammer-Tore in den Städten Megiddo, Geser und Hazor. Da sie alle aus derselben Zeit stammen und dieselbe Bauweise aufweisen, geht ihre Erbauung auf eine koordinierende Zentralmacht zurück. Die Bibel bestätigt dies: „Und so verhielt sich’s mit den Fronleuten, die der König Salomo aushob, um zu bauen des HERRN Haus und sein Haus und den Millo und die Mauer Jerusalems und Hazor und Megiddo und Geser“ (1 Kön 9,15). Die Sechs-Kammer-Tore sind ein Indiz für den in der Bibel beschriebenen Ausbau der Verteidigungsanlagen dieser Städte unter Salomo. Hazor wurde zuletzt von den Assyrern unter Tiglat-Pileser (745-727 v.Chr) dem Erdboden gleichgemacht (2 Könige 15,29).

Von Hazor geht es weiter nach Safed, das ganz im Norden Galiläas auf 840 Meter Höhe liegt. Die Stadt ist ein Ort jüdischer Gelehrsamkeit und war lange Zeit geistiges Zentrum der Kabbala. Möglicherweise bezog sich Jesus in der Bergpredigt am See Genezareth auf Safed, als er sagte: „Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.“ (Mt 5,14). Von Safed ist der See Genezareth gut zu sehen. Hier besuchen wir eine Synagoge und erleben eine Gruppe von orthodoxen Juden, die mit fröhlichen Liedern ihre Hoffnung auf die Ankunft des Maschiach zum Ausdruck bringen. Es ist unser Gebet, dass sie erkennen, dass sich diese Hoffnung in Jesus Christus bereits erfüllt hat: „So steht’s geschrieben, dass der Maschiach leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage (Lk 24,46).

Es folgt ein Besuch von Kapernaum. Im Matthäusevangelium heißt es: „Er verließ Nazareth, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali.“ (Mt 4,13). Von hier stammten auch die Fischer Petrus und Andreas sowie Johannes und Jakobus. Auch der Zöllner Levi (Matthäus) stammte höchstwahrscheinlich aus Kapernaum, da hier ein Grenzposten war, für den der Zöllner Levi zuständig war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat man das Haus des Petrus ausgegraben, in dem Jesus sich ebenfalls zeitweise aufhielt (Mt 8,14-15; Mk 1,21-39). Beeindruckend ist auch die prächtige Synagoge in Kapernaum, die jedoch aus dem 3. oder 4. Jhdt. n. Chr. stammt.

Viele orthodoxe Juden kommen in das Hotel Cinar, um hier mit ihren großen Familien den Sabbat zu feiern, so dass wir beiläufig sehr interessante Einblicke in die Welt des orthodoxen Judentums erhalten. Am heutigen Freitagabend wird auch an unserem Tisch im Speisessaal der Kiddusch über einem Becher Wein gesprochen und damit der Sabbat eröffnet.

25. März – Tiberias, Magdala, Tel Dan, Berg Bental

Den Gottesdienst am Sabbat feiern wir in der Peniel-Gemeinde Tiberias. Wir stellen uns den jüdisch-messianischen Geschwistern mit einem Grußwort und einer kleinen Auslegung zu 1 Mose 49,10 vor. Anschließend trägt unsere ganze Gruppe unter der Anleitung von Karl John das Lied „Würdig ist das Lamm“ vor. Im Anschluss an den Gottesdienst besuchen wir die Brotvermehrungskirche in Tabgha. Das Mosaik aus byzantinischer Zeit (5. Jhdt.) im Altarraum mit den vier Broten und zwei Fischen erinnert an die biblischen Berichte der Brotvermehrung, wenn sie auch nicht eindeutig dem Ort Tabgha zugewiesen werden können (Mt 14,13-21).

Im Anschluss an den Gottesdienst besuchen wir die noch recht junge Ausgrabung von Magdala, wo eine Synagoge aus der Zeit Jesu ausgegraben wurde. Da Jesus in den Synagogen Galiläas lehrte, war Jesus sicher auch hier (Mt 4,23). Aus Magdala stammte auch Maria Magdalena, die erste Zeugin der Auferstehung: „Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte“ (Mk 16,9). Sehenswert ist die sehr schön gestaltete Kapelle der katholischen Legionäre Christi auf dem Ausgrabungsgelände.

Von hier fahren wir nach Tel Dan in das Quellgebiet des Flusses Dan, der zusammen mit Hazbani und Banyas einer der drei Quellflüsse des Jordans ist. Die üppige Fauna und Flora um das dahinschnellende Danwasser erinnert an Psalm 1: Wer seine Lust hat am Gesetz des Herrn, „der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und seine Blätter verwelken nicht“.

Die Dan-Quelle liegt direkt im Grenzgebiet zum Libanon, und so war diese Region selbstverständlich heiß umkämpft. Da die Engländer die Grenze mit einem Bleistift auf der Karte zogen, entbrannte über die Dicke dieses Bleistiftstriches ein kräftiger Grenzstreit zwischen den Anrainerstaaten. Von hier blickt man nordwärts in den Libanon hinein. In Dan hat man den Opferplatz ausgegraben, den Jerobeam in Bethel und in Dan zur Festigung des Nordreiches Israel hatte anlegen lassen (1 Könige 12). Hier also stand das Goldene Kalb, das Jerobeam hatte aufstellen lassen und mit dem er die Israeliten zum Götzendienst verführte und durch welches er schließlich den Untergang des Nordreiches im Jahr 722 v. Chr. heraufbeschwor.

Tel Dan, Jerobeams Altar

Weiter geht es zum Tel Dan, wo man die alte Stadt Dan wieder ausgegraben hat. Früher war dies die kanaanitische Stadt Lajisch, die der Stamm Dan eroberte und in Dan umbenannte (Richter 18,11-31). Wir staunen über das mit 4.000 Jahren älteste Stadttor der Welt, das auch Abrahams-Tor genannt wird, weil Abraham möglicherweise durch dieses Tor das kanaanitische Lajisch betreten hatte (1. Mose 14,14). Wir staunen über die mächtigen unbehauenen Steine der Stadtmauer aus israelischer Zeit und sehen den Platz am Tor, wo Gericht gehalten und Entscheidungen getroffen wurden, wie man es öfter in der Bibel nachlesen kann (2 Sam 19,9). Hier in Tel Dan hat man auch die berühmte Tel-Dan-Inschrift gefunden, auf der das „Haus Davids“ erwähnt wird. Die einzige bisher gefundene außerbiblische Erwähnung und damit archäologische Bestätigung des „Hauses David“.

Auf dem Rückweg fahren wir auf den Berg Bental (1171 m), einem erloschenen Vulkan auf den Golan-Höhen. Von hier hat man einen ausgezeichneten Blick auf den Norden Syriens. Damaskus liegt nur rund 60 km weit entfernt. Eine Detonation und Rauchentwicklung auf der syrischen Seite erinnern uns an die Schrecken eines Bürgerkrieges, der nun schon sechs Jahre andauert. Die strategische Lage der Hochebene des Golan, die sich wie ein gewaltiger Riegel zwischen Israel und Syrien erhebt, macht aber auch deutlich, dass Israel den Golan nicht aufgeben kann. Würde Syrien den Golan beherrschen, kann es die darunterliegende Ebene vom See Genezareth bis zu den Hula-Seen mit konventioneller Artillerie beschießen. Angesichts der politischen Instabilität in Syrien und der notorischen Feindschaft syrischer Herrscher gegen Israel, wird Israel den Golan nicht zurückgeben können.

Am Abend erhalten wir Besuch von David und Sarah Cohen (Namen von der Redaktion geändert), David hat früher für eine israelische Mafiaorganisation gearbeitet. Er versank in Drogen und Kriminalität. Als er in der Wüste bei Eilat um Hilfe schrie, antwortete Gott auf erstaunliche Weise. Er wurde zu einem Haus nach Eilat geführt, das von Christen geführt wird. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann begrüßte ihn mit seinem Namen, den er eigentlich nicht wissen konnte. Dieser Mann zeigte ihm in den kommenden Monat den Weg zu Jesus Christus und unterwies ihn in der Bibel. David traf seine Frau in einem missionarischen Hilfsprojekt, dass sich für Prostituierte in Tel Aviv einsetzt. Beide möchten Kindern in Israel das Evangelium bringen. Sehr deutlich sprachen sie die sozialen Probleme in Israel an. Die Durchschnittsgehälter in Israel sind viel zu niedrig, um mit den hohen Lebenshaltungskosten Schritt halten zu können. Für das erste Kind gibt es kein Kindergeld, für das zweite Kind erhält eine Familie rund 15,00 € pro Monat. Viele Kinder gingen hungrig ins Bett. Vor allem aber ist es verboten, Kindern das rettende Evangelium weiterzusagen. Sehr deutlich und kritisch spricht David auch die Macht der Rabbis und des orthodoxen Judentums an, die alles tun, um die Menschen von Jesus Christus fernzuhalten. In den Jeschivot, den Thora- oder Talmudschulen, werde vor allem der Talmud und kaum die Thora studiert.

26. März – Beit Schean, Taufstelle am Jordan, Totes Meer und Skopusberg

Beit Schean, Amphitheater

Am Sonntagmorgen verlassen wir das Hotel Cinar und fahren durch die Jordansenke nach Beit Schean, die zu den zehn Städten der Dekapolis gehörte (Scythopolis) (vgl. Mk 5,20). Die Städte der Dekapolis fielen nicht unter den Machtbereich des Herodes. Die antike Stadt beeindruckt durch seinen mächtigen Tel und der römisch-hellenestischen Unterstadt, die alles bietet, was eine typisch römische Stadt ausmacht: ein mächtiges Amphitheater für 7.000 Menschen, große Thermen, den Cardo Maximus, das Forum, Tempelanlagen. In dieser Stadt lebten einst 40.000 bis 50.000 Einwohner. Im Jahr 751 n. Chr. wurde die Stadt durch ein Erdbeben zerstört und nicht neu aufgebaut. Die Katastrophe führte aber zur Konservierung des ganzen Geländes wie in einer Zeitkapsel. Klettert man auf den Tel hat man einen herrlichen Blick in das Jordantal und auf das Gilboa-Gebirge, wo Saul und seine drei Söhne 1011 v. Chr. im Kampf gegen die Philister den Tod fanden. Alle vier Leichname wurden an der Stadtmauer von Beit Schean aufgehängt (1 Samuel 31,10). Unterhalb des Tels feiern wir einen kleinen Sonntagsgottesdienst mit Andacht, Liedern und Gebet, lassen uns vor dem Ungehorsam Sauls warnen (1 Sam 15,22) und blicken auf Christus, der gehorsam war bis zum Tode am Kreuz, so dass der Name Jesu über alle Namen erhöht wurde (Phil 2,6-11).

Von Beit Schean fahren wir an Jericho vorbei zur Taufstelle Jesu am Jordan (Qasr al-Yahud). Der Jordan fließt hier durch eine unwirtliche, heiße Wüstenlandschaft. Hier wird deutlich, warum Johannes hier wirken musste: „Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben!“ (Mk 1,3; Jes 40,3). Wir befinden uns an einem wirklich geschichtsträchtigen Ort: In Sichtweite befindet sich der 808 Meter hohe Berg Nebo, von dem aus Mose das verheißene Land sah und dann starb. Hier zog Josua mit dem Volk Israel durch den Jordan und schlug sein Lager auf in Gilgal. Von hier aus wurde Elia mit feurigen Wagen und Rossen in den Himmel aufgenommen. Hier zeigte Johannes der Täufer auf Jesus und sagte: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Joh 1,29). Hier taufte Johannes Jesus und der Vater im Himmel bezeugte: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (Lk 3,22).

Vom Jordan fahren wir weiter zu einer Badestelle am Toten Meer. Hier verweilen wir einige Stunden, es gibt gute Gespräche, leckeres Essen und Baden im salzhaltigen Wasser (33 %) dieses einmaligen Meeres, das 428 Meter u. N.N. liegt, dem tiefsten für Menschen zugänglichen Punkt der Erde im syrisch-afrikanischen Grabenbruch. Die Außentemperatur am Toten Meer liegt an diesem Tag bei 28 Grad Celsius.

Exkurs: Die Wasserversorgung der Palästinenser

Der Wasserpegel des Toten Meeres sinkt seit Jahren, was im Uferbereich auch leicht erkennbar ist. Grund ist die Wasserknappheit in der ganzen Region. Israel und Jordanien entnehmen dem Jordan so viel Wasser, dass zu wenig im Toten Meer angelangt. Das führt zu sinkenden Pegelständen.

Immer wieder wird auch in den deutschen Medien der Vorwurf laut, dass Israel den Palästinensern das Wasser vorenthalte. Unsere Reiseleiterin entkräftet diese Vorwürfe mit einigen Informationen zum Thema: Ein gemeinsam geschlossener Vertrag regelt die Höhe der Wassermenge, die Israel an die Palästinenser im Westjordanland und im Gaza-Streifen zu liefern hat. Israel übererfüllt diese vertragliche vereinbarte Menge und lieferte im vergangenen Jahr doppelt so viel Wasser auch auf Grund der steigenden Einwohnerzahl des Westjordanlandes. Probleme bereitet vor allem ein völlig marodes Leitungsnetz für dessen Aufrechterhaltung die Palästinenser verantwortlich sind. Wegen nicht ausgeführter Reparaturen geht 30 % der gelieferten Wassermenge verloren. Israelische Ingenieure wären fachlich in der Lage, das Leitungssystem in Ordnung zu halten, doch sie müssten damit rechnen, erschossen zu werden, wenn sie im Westjordanland unterwegs wären. Außerdem zapfen Palästinenser das Leitungssystem illegal an, was aber nicht geahndet wird. Auch das führt zu Verlusten von Trinkwasser. Hinzu kommt, dass die Palästinenser ihr Wasser nicht klären und wiederverwerten. Eine von Deutschland finanzierte Kläranlage wurde demontiert, um das Metall zu verkaufen. Israel auf der anderen Seite klärt das Abwasser, um es z. B. in der Landwirtschaft wiederzuverwerten, Salzwasser wird in Entsalzungsanlagen in Trinkwasser verwandelt und Salzwasser mit Süßwasser gemischt, um bestimmte Pflanzen sparsam zu bewässern. Es ist beschämend, dass deutsche „Leitmedien“ den palästinensischen Propagandalügen so kritiklos auf den Leim gehen und keine eigene und vor allem objektive Recherche unternehmen, um die eigentlichen Probleme der Wasserknappheit im Westjordanland ans Licht zu bringen.

Aus der Jordansenke geht es steil hinauf in Richtung Jerusalem. Auf einer Strecke von 30 km überwindet man einen Höhenunterschied von rd. 1.200 Metern. Auf dieser Strecke befand sich auch eine Herberge, die archäologisch nachgewiesen ist. Jesus erwähnt sie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Wir kommen am Skopusberg an, genießen einen ersten Blick auf Jerusalem (Ir Schalom = Stadt des Friedens) und lesen dabei Psalm 122: „Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem“ (Ps 122,2).

Am Abend beziehen wir das Beit al Liqa (Haus der Begegnung) in Beit Jala bei Bethlehem (Westjordanland), wo wir mit einem köstlichen Essen empfangen werden. Jonny Schavan, der zusammen mit seiner deutschen Frau Marlene Gründer und Leiter dieser eindrucksvollen Begegnungsstätte ist, hält einen spannenden Vortrag über das Beit al Liqa. Allein die Lebensgeschichte von Jonny Schavan ist sehr bewegend. Er stammt aus einer alteingesessenen, sehr angesehenen arabisch-christlichen Familie in Beit Jala, und sein Bruder ist der wichtigste orthodoxe Priester vor Ort. Vor vielen Jahren diente der Bruder als Priester in Kanada, und er fragte Jonny, ob er ihm nicht helfen könne. Jonny packte seine Sachen und flog nach Kanada und traf gleich zu Beginn Christen, die ihm das Evangelium erklärten. Er begann, in der Bibel zu lesen, und kam zum lebendigen Glauben. In Bremerhaven traf er später Marlene, und beide wurden nach Beit Jala ausgesandt, wo durch ihren Dienst viele Menschen zum lebendigen Glauben kamen. In der Intifada war Jonny zeitweise der einzige, der Erlaubnis hatte, bedrängte Menschen zu besuchen und zu versorgen. Das öffnete viele Türen für das Evangelium. Obwohl Beit Jala von den Israelis beschossen wurde, Ausgangssperren verhängt waren und das tägliche Leben vollständig zum Erliegen gekommen war, wurde das Beit al Liqa gebaut – die einzige Baustelle, auf der gearbeitet wurde. Das Beit al Liqa mit seinen Mitarbeitern wird von der DMG unterstützt und dient heute als Begegnungsstätte. Hunderte von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern kommen hier wöchentlich mit dem Evangelium in Berührung.

27. März – Masada, En Gedi, Qumran

Als wir von Jerusalem kommend am Toten Meer entlang nach Masada (hebr. Mezada = Felsenfestung) fahren, sieht man auf der rechten Seite zwischen den steil aufragenden Felswänden die Einmündung des von Jerusalem kommenden Kidrontals in die Jordansenke. Als wir das ausgetrocknete Flussbett überqueren, liest Gerd Sigrist die Prophetie aus Hesekiel 47 vor. Vom Tempel in Jerusalem wird ein wunderbarer lebensspendender Strom ausgehen und ins Tote Meer fließen: „Und wenn es ins Meer fließt, soll dessen Wasser gesundwerden und alles, was darin webt und lebt, wohin der Strom kommt, das soll leben und es soll sehr viele Fische dort geben, wenn dieses Wasser dort hinkommt und alles soll gesundwerden und leben, wohin dieser Strom kommt“ (Hesekiel 47,9). Gott wird sein Wort wahrmachen.

Masada, Felsenfestung

Von hier geht es weiter zur Felsenfestung Masada. Diese thront 400 m oberhalb des Toten Meeres auf einem Tafelberg, der aufgrund seiner steil aufragenden Felswände nur sehr schwer zugänglich ist. Darum galt die zwischen den Jahren 40 v. Chr. und 30 v. Chr. von Herodes dem Großen erbaute Festung Masada lange Zeit als uneinnehmbar. Das Plateau des Felsmassivs wurde von einer Kasemattenmauer mit 40 Wachtürmen geschützt. Innerhalb der Festungsmauern gab es Lagerräume, eine Kommandantur, Badehäuser und Palastbauten mit Wandmalereien und Mosaiken. Ein aufwendiges Zisternensystem sorgte für die Wasserversorgung der Festung auch bei einem längeren Belagerungszustand. Nach dem Tod des Herodes war hier eine römische Garnison stationiert. Im Jüdischen Krieg ab 66 n. Chr. wurde Masada von jüdischen Sikariern besetzt. Im Jahr 73/74 n. Chr. wurde Masada von der 10. Legion belagert und durch den Bau einer bis heute deutlich sichtbaren Belagerungsrampe im Westen des Felsmassivs eingenommen. Die Rampe wurde in 8 Monaten Bauzeit von jüdischen Sklaven erbaut. Die knapp 1.000 Juden in der Festung darunter Frauen und Kinder wählten den Freitod, um nicht den Römern lebend in die Hände zu fallen. Danach geriet die Felsenfestung in Vergessenheit und wurde erst im 19. Jhdt. von zwei Amerikanern wiederentdeckt. Nach der Staatsgründung im Jahr 1948 folgten Ausgrabungen, bei denen unter anderem ein Papyrus mit Hesekiel 37 gefunden wurde, in dem der Prophet erlebt, wie Israels Totengebeine wieder lebendig werden: „Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel…So spricht Gott der Herr: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraus und bringe euch ins Land Israel“ (Hesekiel 37,11.12). Wir erreichen Masada über die Seilbahn. Der Blick von dort oben über das Tote Meer und die umliegenden Berge ist einfach gigantisch.

Im nahegelegenen Tal En Gedi laufen wir auf verschlungenen Wegen durch ein tief eingeschnittenes Tal bis zum Schulamit-Wasserfall. Rechts und links ragen riesige Felswände auf. Durch das Tal fließen der Nachal Arugot und der Nachal David. Während die Umgebung vegetationslos und unwirtlich ist, sorgen die beiden Quellbäche für eine üppige Vegetation und reiches Tierleben. Unter anderem sehen wir hier zahlreiche Klippdachse (Ps 104,18; Spr 30,26). Hier versteckte sich David mit seinen Männern in einer Höhle vor Saul und verschonte dessen Leben, obwohl er ihn hätte töten können (1 Sam 24).

Exkurs: Wüste im Regenschatten

Die Wüste Juda ist eine „Wüste im Regenschatten“. Das bedeutet, dass über dem Mittelmeer Regenwolken ins Land ziehen und sich im Hügelland (Schefala) und vor allem im judäischen Bergland abregnen. Das dahinterliegende Land erhält keinen Regen, so dass eine vegetationsarme oder sogar vegetationslose „Wüste im Regenschatten“ entsteht. Fährt man von Jerusalem aus in den Westen sieht man viel grün, fährt man dagegen in den Osten, wird das Land sofort trockener und geht immer mehr in Wüste über. Die Wüste Juda spielt in vielen Geschichten der Bibel eine Rolle, so z. B. bei der Versuchung Jesu (Mt 4,1).

Qumran, Südhöhle

Als letzte Station des Tages besuchen wir die Essener-Siedlung Qumran. Im Jahr 1947 hatte hier ein Beduinenjunge auf der Suche nach seiner Ziege in einer Höhle die ersten Schriftrollen entdeckt. Insgesamt wurden 900 Pergamentrollen gefunden. Fragmente von 23 der 24 Bücher des hebräischen Alten Testamentes aus der Zeit von 250 v. Chr. bis 60 n. Chr. wurden gefunden. Nur das Buch Esther ist nicht vertreten. Die Jesajarolle, die wir später im „Schrein des Buches“ sehen werden, ist insgesamt 8 m lang. Die vollständige Jesajarolle ist eines von vielen Indizien dafür, dass die historisch-kritische Vorstellung eines Proto-, Deutero- und Tritojesaja ein intellektuelles Hirngespinst ist. In der südlichen Höhle wurden 15.000 Fragmente von Pergamentrollen gefunden, die wohl schon die Römer zerstört haben. Mittlerweile ist der gesamte Fund rekonstruiert und auch die Ergebnisse über das Internet öffentlich zugänglich. Alle Funde belegen, wie zuverlässig der masoretische Text durch die Antike bis in unsere Zeit überliefert wurde.

28. März – Stadt Davids mit Hiskia-Tunnel, Breite Mauer, Grabeskirche, Ölberg, Via Dolorosa

Da Michal Hofmann einen Vortrag an der Universität Tel Aviv hält, ist unser Reiseleiter heute der orthodoxe Jude Schmuel Khan, dessen Großmutter in die Schweiz flüchten konnte und der viele Vorfahren im Holocaust verloren hat. Er führt uns in die Stadt Davids. Er erklärt uns den Begriff „heilige Geographie“, nach der die Geographie und Archäologie des Landes Israel mit dem Zeugnis der Bibel korrespondiert. Wenn es in Psalm 125,2 heißt: „Wie um Jerusalem Berge sind, so ist der HERR um sein Volk her von nun an bis in Ewigkeit“, so muss man Davids Perspektive in der Davidsstadt vor Augen haben. Tatsächlich liegt die Davidsstadt viel niedriger als die hohen Berge rings herum, so dass der Beter tatsächlich lauter Berge um sich herum sah. Das Bild des Beters erschließt sich erst vor Ort durch die „heilige Geographie“ des Landes. Außerdem gibt er uns eine Weisheit seines Archäologieprofessors an der Universität in Bezug auf die Historizität der biblischen Berichte mit: „Nur weil etwas noch nicht gefunden wurde, heißt es noch lange nicht, dass es nicht da ist“.

Davidsstadt, Säule des Salomo

Wir steigen nun hinunter zum Palast Davids, den die Archäologin Eilat Mazar nach eigenen Angaben auf Grund von 2 Samuel 5,17 lokalisieren konnte: „Sobald das David erfuhr, ging er hinab (yered) in die Bergfeste (metzudah).“ Durch diesen Vers gelang es ihr, die Funde richtig zu deuten und Davids Palast zu entdecken. Hier wurde die „Säule des Salomo“ entdeckt, die ebenfalls darauf hindeutet, dass hier ein palastartiges Gebäude gestanden haben muss. Eilat Mazar entdeckte auch ein Siegel eines königlichen Beamten, der in der Bibel erwähnt wird: Das Siegel von Gedalja, dem Sohn Paschhurs (Jer 38,1). Unweit davon hatten Archäologen früher schon das Siegel von Juchal, dem Sohn Schelemjas, gefunden (Jer 38,1). Die archäologischen Funde bestätigten auch hier die biblischen Berichte.

Wir steigen die steil abfallende Davidsstadt hinab und gelangen in den Bereich der Gihonquelle. Hier befindet sich der berühmte Warren-Schacht, durch den Joab hinaufstieg, um als erster in die Jebusiterstadt zu gelangen, bevor die Stadt von David und seinen Soldaten erobert wurde (2 Sam 5,8‑10). Dieser Schacht war von den Jebusitern angelegt worden, um das Wasser der Gihonquelle durch den Tunnel in die Stadt zu schleppen. Von hier aus gelangen wir dann zum 533 Meter langen Hiskia-Tunnel, den Hiskia anlegen ließ, um das Wasser von der Gihon-Quelle in den Schiloah-Teich und damit in den Bereich der Stadtmauern zu senden (Schiloah = Sender / Leitungskanal). Dies geschah im Jahr 701 v. Chr. unmittelbar vor der Belagerung durch die Assyrer (2 Chr 33,14). Durch das erfrischend kalte Wasser waten wir durch den Tunnel, der durch Menschenhand in den Stein geschlagen worden ist und bis heute zuverlässig Wasser führt.

Der Shiloah-Teich war eine riesige Anlage, in der die Menschen sich wuschen, bevor sie zum Tempel gingen. Hier wurde der Blindgeborene geheilt, den Jesus zum Shiloah-Teich sandte: „Geh zum Teich Siloah, das heißt übersetzt: gesandt, und wasche dich“ (Joh 9,7). Jesus tat dieses Wunder im Süden von Jerusalem und eines im Norden Jerusalems, wo er am Teich Bethesda den Lahmen heilte. Vielleicht ein messianischer Fingerzeig Jesu zurück auf David, der von den Jebusitern durch die „Lahmen und Blinden“ auf der Stadtmauer Jerusalems gedemütigt werden sollte (2 Sam 5,6).

Von der antiken Davidsstadt steigen wir hinauf, um zurück in die heutige Altstadt Jerusalems zu gehen. Hier sehen wir durch ein „historisches Fenster“ ein Stück der „breiten Mauer“ aus der Zeit Hiskias, die immerhin 8 Meter breit und rund 10 Meter hoch war. Die Ausgrabung bestätigt sehr schön die Angabe in Jesaja 22,10: „Ihr zähltet auch die Häuser Jerusalems und bracht sie ab, um die Mauer zu befestigen“. Deutlich erkennbar mussten alte Häuser der neuen Stadtmauer weichen. Die Archäologie bestätigt die Bibel bis in kleinste Details hinein.

Wir gelangen nun zur Grabeskirche, der nach archäologischem Kenntnisstand tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Ort der Kreuzigung gewesen sein könnte. Von hier laufen wir die Via Dolorosa zurück und haben die Gelegenheit aus dem Bereich der früheren Burg Antonia auf das Tempelgelände mit dem Felsendom zu blicken. Schmuel Khan bekennt sich hier sehr deutlich zu der Hoffnung, dass hier einmal der dritte Tempel aus der Vision des Hesekiel stehen wird (Hes 40-48). Wir besuchen außerdem die Bethesda-Teiche und singen „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“ in der schönen Kreuzfahrerkirche St. Annen.

29. März – Siebarbeiten im Tzurimtal, Jerusalem-Museum, Westmauer-Tunnel

Siebarbeiten im Tzurimtal

Unser Tag beginnt mit archäologischen Siebarbeiten im Tzurimtal. Zwei israelische Studenten hatten vor einigen Jahren bemerkt, dass der Waqf mehrere Wagenladungen mit Bauschutt aus dem Tempelbergareal in Missachtung von geltendem Recht auf einer Müllkippe abkippen ließ. Es stellte sich heraus, dass der Schutt viele archäologische Artefakte enthielt. Die beiden Studenten sorgten für die Bergung der LKW-Ladungen und initiierten ein Projekt, um das Material mit Hilfe von Freiwilligen waschen und sieben zu lassen. Mittlerweile nutzen Archäologen diese Einrichtung, um Abraum aus Ausgrabungen sieben zu lassen. Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte des Projektes und Hinweisen, wie wir vorgehen sollten, erhielten wir in kleinen Gruppen je einen Eimer, dessen Inhalt wir waschen, sieben, untersuchen und sortieren sollten. Durch dieses Projekt konnten schon wertvolle archäologische Funde (u. a. Siegel, Münzen, Keramik aus verschiedenen Epochen des Tempelberges) gemacht werden. Unsere Funde sind wenig spektakulär, doch allein die Teilnahme an diesem Projekt ist sehr lehrreich, denn wir erleben hier hautnah die politisch-religiöse Brisanz der Archäologie am Tempelberg. Weil die Archäologie immer wieder Beweise für die jüdische Identität und Geschichte des Tempelberges hervorbringt, versuchen Moslems, diese Beweise möglichst aus der Welt zu schaffen. Ihr Ziel ist es, den Tempelberg von seiner historischen und damit jüdischen Wurzel zu lösen und zu islamisieren. Die Archäologie steht diesem Ziel entgegen und wird darum abgelehnt und behindert.

Vom Tzurimtal fahren wir zunächst auf den Ölberg und laufen hinunter zum Garten Gethsemane. Der Begriff Gat-Schmanim bedeutet Ölpresse, die es hier in alter Zeit tatsächlich gegeben hat. Einige der Olivenbäume im Garten Gethsemane könnten bis zu 2.000 Jahre alt sein. Sehr viel spricht dafür, dass die Lage des heutigen Gartens mit dem antiken Garten Gethsemane übereinstimmt.

Von hier fahren wir weiter zum Israelmuseum. Hier staunen wir über das große Modell von Jerusalem zur Zeit des zweiten Tempels. Im Maßstab 50:1 ist hier Jerusalem in seiner Topographie und Architektur so nachgebildet, wie es zu Lebzeiten Jesu ausgesehen hat. Von hier gehen wir in den „Schrein des Buches“, in dem neben zahlreichen anderen Qumran-Funden eine Kopie der 8 Meter langen Jesaja-Rolle ausgestellt ist.

Am Nachmittag haben wir freie Zeit und erkunden vom Jaffa-Tor aus die Altstadt von Jerusalem. Am späten Nachmittag berichten drei Teilnehmer unserer Gruppe, dass am Damaskustor eine Palästinenserin versucht hat, einen Polizisten mit einem Messer zu erstechen. Sie wurde bei diesem Versuch erschossen. Wir werden schmerzhaft daran erinnert, dass wir uns an einem der explosivsten Flecken der Erde befinden. Jerusalem, die Stadt des Friedens, ist dies noch nicht. Erst muss sie noch zum Taumelbecher für die Völker werden, bevor der Friedefürst Jesus Christus kommt, um von hier aus seine Friedensherrschaft aufzurichten (Sach 12-14).

Jerusalem, Klagemauer

Am Abend geht es dann durch die Altstadt zur Klagemauer. Hier bekommen wir eine sehr eindrucksvolle Führung durch den sogenannten Westmauertunnel. Die gesamte Länge der Westmauer des Tempelbezirks betrug 485 Meter und ist durch den Tunnel in großen Teilen zugänglich gemacht worden. Hier kann man auch den größten Stein bewundern, der in vormodernen Zeiten von Menschen bewegt und in eine Mauer eingefügt worden ist. Er hat eine Länge von 14 Metern und wiegt 510 Tonnen. An bestimmten Punkten kann man noch etwas tiefer blicken und sieht Felstrümmer, die auf die Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. zurückgehen.

In der Abenddämmerung verbringen wir noch etwas Zeit an der Klagemauer. Zusammen mit einigen Teilnehmern lesen wir Psalm 84 (Freude am Hause Gottes), in dem es u. a. heißt: „Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth“ und „Der Vogel hat ein Nest gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen“. Während wir diese Worte lesen, bemerken wir die vielen laut zwitschernden Mauersegler, die über unseren Köpfen herumschwirren und sich zwischen die mächtigen herodianischen Steine der Klagemauer setzen. Plötzlich sehen wir mit eigenen Augen, was die Söhne Korachs vor rund dreitausend Jahren sahen, als sie diesen Psalm dichteten. Ein bewegender Moment!

30. März – Knesseth, Tel Aviv

Jerusalem, Knesseth

Am Morgen unserer Abreise besuchen wir noch die Knesset, das Einkammerparlament Israels. Knesset ist das hebräische Wort für Versammlung (vgl. Neh 5,7). Hier haben 120 Abgeordnete Sitz und Stimme (10 x 12). Vor der Knesset besichtigen wir den siebenarmigen Leuchter (Menorah), das Staatswappen Israels. Die Landesflagge zeigt den Davidstern, bzw. den „Magen David“ (Schild Davids). Die Herkunft des Davidsterns ist nicht bekannt und kann historisch nicht mit König David in Verbindung gebracht werden. Allerdings sieht man in den beiden Dreiecken ein doppeltes althebräisches D für die beiden Konsonanten in David. Die Menorah begegnet uns dann ein weiteres Mal, und zwar im Plenum, wo die Bestuhlung ebenfalls dem siebenarmigen Leuchter nachempfunden ist. Eindrucksvoll ist auch der von Marc Chagall gestaltete Saal für festliche Anlässe und Empfänge. Von der Knesset fahren wir weiter nach Tel Aviv, von wo aus uns die El Al – Maschine zurück nach Frankfurt bringt.

Die historisch-kritische Theologie hält einen Großteil der biblischen Berichte des Alten Testamtes von der Schöpfung bis zur Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahre 586 v. Chr. für eine fiktive Geschichte, die Priester im babylonischen Exil konstruiert haben, um das schreckliche Geschick Israels durch eine große Metaerzählung zu erklären und zu deuten. Die Schöpfung, die Patriarchen, die zwölf Stämme, der Exodus, die Wüstenwanderung, die Landnahme unter Josua, die Richter, das Großreich unter David und Salomo und selbst viele Berichte der Königszeit seien lediglich Mythen, Legenden und ätiologische Sagen, die aber nicht im eigentlichen Sinn als Geschichte verstanden werden wollen. Im Gegensatz zu diesen intellektuellen Hirngespinsten konnten wir uns auf unserer Reise davon überzeugen, dass die biblischen Berichte durch die „heilige“ Geographie, Geschichte und Archäologie des Landes als historisch bestätigt werden. Israels Steine bezeugen, dass uns in der Bibel nicht Mythen und Legenden, sondern tatsächliche Personen und Ereignisse begegnen. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hat sich in und durch Israel offenbart. Wer Israel mit der geöffneten Bibel bereist, der wird dem Staatsgründer Israels David Ben Gurion beipflichten: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“

Prediger Johann Hesse, Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes

Fotorechte:

Bild 1 (Tel Arad, Mauerreste in der kanaanitischen Unterstadt) Stephan Thelen
Bild 2 (Lachisch, Belagerungsrampe) Tabea Kallweit
Bild 3 (Cäsarea, Pilatusstein) Berthold Werner (Wikimedia)
Bild 4 (Cäsarea, Aquädukt) Tabea Kallweit
Bild 5 (Hazor, Sechs-Kammer-Tor) האיל הניאוליתי (Wikimedia)
Bild 6 (Tel Dan, Jerobeams Altar) Stephan Thelen
Bild 7 (Beit Schean, Amphitheater) Tabea Kallweit
Bild 8 (Masada) Andrew Shiva (Wikimedia)
Bild 9 (Qumran, Südhöhle) Tabea Kallweit
Bild 10 (Stadt Davids, Säule des Salomis) Tabea Kallweit
Bild 11 (Tzurimtal, Siebarbeiten) Tabea Kallweit
Bild 12 (Klagemauer) Tabea Kallweit
Bild 13 (Knesset) Tabea Kallweit