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Christophobische Europäer

Donnerstag 14. Februar 2008 von Erzbischof Janis Vanags


Erzbischof Janis Vanags

Christophobische Europäer

Ansprache vor lettischen Vertretern aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft am 31.1.08 (Auszüge)

Zur Zeit gibt es unter Theologen, Soziologen und sogar Philosophen eine heftige Diskussion über einen Beitrag, in dem der Autor ein Kinderlied umgedichtet hat, in dem es um drei Ferkelchen geht, und in dem es heißt „Wer fürchtet sich vor dem Wolf?“ Ich frage: Wer fürchtet sich vor Christus? Wer flüchtet sich vor ihm in die Büsche? Der Europäer! Die Europäer sind christophobisch, sie fürchten sich vor ihrer eigenen christlichen Tradition. Selbst diejenigen, die sich Christen nennen, haben sich in die dunklen Seiten ihrer religiösen Herkunft verliebt: sie erinnern sich immer wieder an die Berichte über die Kreuzzüge, die Hexenjagden, aber die großen Ideen des Christentums verschweigen sie verschämt und ziehen sich lieber in den blutleeren Raum der Ideen eines neutralen Christentums zurück. Das sagt nicht ein konservativer evangelischer Pfarrer, sondern ein Experte für europäisches Recht, ein orthodoxer Jude, Sohn eines Rabbiners, aus Südafrika stammend und jetzt in New York und Florenz lebend, Josef Weiler.

Weshalb bezieht dieser Mann diese Stellung und fordert die Berufung auf Gott in der europäischen Verfassung? Weshalb fordert er, daß neben dem Erbe der Aufklärung und des Humanismus ganz bestimmt auch das Christentum als Ursprung der Idee eines humanen Europas zu nennen sei? Weshalb betont er, daß sich die europäische christliche Tradition nicht im Schatten des Aufklärungsprozesses zu verstecken braucht, sondern selbst in den Prozeß einbezogen werden sollte, in dem das Individuum seine Freiheit erkämpft? Er fragt die Europäer, wie sie die Wirksamkeit und Glaubwürdigkeit ihrer Werte einleuchtend machen wollen, wenn sie nicht nach dem Ursprung dieser Werte fragen. Da bleibe schließlich nur noch eine Kultur des Beschwörens übrig, welche die Politik nutzt und mit den Gesetzen und der Verfassung manipuliert, anstatt aus der Fülle der christlichen Tradition zu schöpfen. Weiler schließt seine Gedanken damit ab, daß er sagt, daß es kein Wunder sei, daß Europa für die Europäer immer nur entweder ein Traum oder aber nur eine Verwaltungsstruktur bleibt. Als frommer und tiefgläubiger Jude tritt er für die christliche Identität Europas ein, auch deshalb, weil die Fähigkeit zu einem gesunden Selbstbewußtsein nur dann erwachsen wird, wenn Europa mit dem gebührenden Respekt sich zu seiner christlich geprägten Identität bekennt. Nur dann werden Juden, Moslems, Gläubige und Ungläubige in Europa heimisch werden.

Die europäische Christophobie ist auch die Ursache für die Unfähigkeit der Europäer, mit anderen Religionen umzugehen. Die Angst vor den eigenen religiösen Wurzeln schafft Angst vor den Religionen insgesamt, besonders vor den fremden. Auch hier ist auf seine Weise die Rede vom Brot, von der Wegzehrung, vom christlichen Erbe, von unseren christlichen Wurzeln. Wir sollten „Compagnons“ werden in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, nämlich Menschen, „die das Brot miteinander teilen“, die Wegzehrung, die das Christentum unserer Kultur und Zivilisation mitgegeben hat, damit wir nicht zu christophoben Europäern werden, die sich vor Christus in die Büsche schlagen und verschämt seine Ideen verschweigen. Christus spricht: Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist. Wer davon ißt, der wird ewiglich leben und nie hungern. Ich habe das selbst erfahren und kann es bezeugen, ganz besonders in jüngster Zeit. Es ist so heilsam zu erfahren und zu bezeugen, daß die Vergebung meiner Sünden in Christus ist, daß er mein Weg zur Heiligung und die Tür ist, die sich zu Gott hin öffnet, und daß derjenige, welcher in Christus lebt, nicht verloren geht. Denjenigen, die in Seiner Liebe leben, dienen alle Dinge zum Besten. Selbst der Tod, das Sterben ist ihnen Gewinn. In der Christnacht hat Gott der ganzen Menschheit dieses Brot gereicht. Ich wünsche uns allen, daß wir in diesem Brot zu „Compagnons“ werden und miteinander das uns gereichte Brot des Lebens teilen. Dazu segne uns Gott!

Ãœbersetzung: Johannes Baumann

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 14. Februar 2008 um 16:11 und abgelegt unter Allgemein, Theologie.