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Botschaft zum Osterfest 2007

Botschaft des Erzbischofs zum Osterfest 2007

Frohe Ostern! Ein sonniges Osterfest! Ein gesegnetes Osterfest! So grüßen wir einander in dieser Freudenzeit. Christ ist erstanden! Ja, das ist der Anlaß zum Frohsein am Osterfest der Freude, der Sonne, des Jubels und des Segens. Gott hat seine Macht und seinen Sieg über den Tod sichtbar gemacht.

Man könnte meinen, daß das Wichtigste zu Ostern die Frage des Lebens nach dem Tod sei. Das beschäftigt die Menschen wirklich, weil es einen jeden von uns betrifft. Gibt es ein solches Leben nach dem Tod? Wie wird das sein? Werde ich mich fortsetzen, wenn man meinen Leib bestattet haben wird? Deutlicher als Christus kann niemand diese Frage beantworten. Nach dem Leben und dem Grab kommt Er zu den Seinen lebendig zurück. Doch die Antwort Christi ist mehr als die Bestätigung der Existenz eines Lebens nach dem Tod. Er weist nicht nur den Weg dorthin. Er selbst wird zum Weg zum seligen, freudevollen und nicht endenden Leben bei Gott in der Ewigkeit.

Der Apostel Paulus beschreibt, was die Auferstehung Christi für uns bedeutet. Christus ist als Erster von den Toten auferstanden! Als Erster – wie kann das angehen? Haben wir eine Wiederholung des Ostergeschehens zu erwarten? Nicht eine Wiederholung, sondern eine Fortsetzung. Der Sieg über die Hölle und den Tod, den Gott bei Seinem Sohn Jesus Christus am Ostermorgen vollbrachte, muß in dir, in mir, in uns allen fortgesetzt werden. Diejenigen, die im Tod Christus ähnlich geworden sind, werden Ihm auch in der Auferstehung ähnlich sein. Sich im Tod Christus anzugleichen mag uns sehr mystisch und bedrohlich erscheinen, doch eigentlich umgibt es uns bereits seit Jahrhunderten als untrennbarer Bestandteil unserer Kultur. Laut St. Paulus bedeutet das Gleichwerden mit Christus im Tod das Getauft Werden. Er schreibt: „Wißt ihr nicht, daß alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind auf seinen Tod getauft. So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ (Römer 6,3-5)

Diese Worte sind vieldeutig. Man kann sie auf das Leben nach dem Tod beziehen, aber nicht nur darauf. Bevor wir damit beginnen, das Leben nach dem Tod zu erforschen, müssen wir eine keineswegs unwichtigere Frage stellen: Habe ich auch ein Leben vor dem Tod? Oft kann man das, wie wir leben, nur schwerlich als Leben bezeichnen. Auch das Leben vor dem Tod bedarf der Auferstehung.

Bei Seiner Auferstehung ließ Jesus die Leichentücher zurück, in die Er für seine Grabesruhe eingewickelt worden war. In wie viele solcher Leichentücher ist unser Leben eingepackt, die es bewirken, daß der Mensch mit jedem Tag nicht weiterlebt, sondern stirbt! Das versuchen wir auch mit unserem Bemühen, Wege zu finden, wie wir unser Leben angenehmer gestalten können. Eine neue Beschäftigung, eine noch schönere Freizeitgestaltung, neue Beziehungen, Wechsel des Wohnortes, Weltreisen – das läßt aufatmen und schafft Erleichterung. Doch die eigentliche Lösung besteht nicht darin, daß ich mich angenehmer in meine Leichentücher einwickele, sondern daß ich sie ablege und wegwerfe. Und das kann man nur durch die Auferstehung bewirken. Wo finde ich sie? In meinen Beziehungen zum Auferstandenen Christus.

Christus ist der Einzige, welcher der Welt die Auferstehung gezeigt hat. Auch im Leben vor dem Tod kann man nur in der Kraft Gottes zusammen mit Jesus auferstehen. Er sagt: „ICH BIN die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ (Joh. 11,25) Der wird weder den alltäglichen Tod im Leben vor den Tod, noch den ewigen Tod im Leben nach dem Tod sterben.

Wenn wir in unserem Leben die Erfüllung oder eine Lösung suchen, dann sind wir uns oft dessen gar nicht bewußt, daß wir eigentlich die Erfüllung unserer Taufe suchen. Oft dämmert diese als Tradition oder Bestandteil unserer Kultur ungenutzt irgendwo in unserer Seele dahin und wartet auf ihre Stunde. Zu diesem Osterfest wünsche ich allen, daß sie sich dieses Schatzes – des Sakramentes der heiligen Taufe – erinnern möchten, die uns zu Teilhabern am Tod und der Auferstehung Christi macht. Versuchen wir, uns ihrer würdig zu erweisen. Das ist die Richtung, die wir einschlagen sollten auf unserer Suche nach einer Antwort auf die Frage, die uns beschäftigt. Gott ist kein Ding unmöglich. Er kann sowohl die Verhältnisse um uns herum ändern, und – was noch wichtiger ist – unser Herz, unseren Willen, unseren Charakter, unsere Beziehungen und unsere Weltanschauung so neu gestalten und segnen, daß wir zu einem neuen Leben auferstehen. Und dabei ist das Wichtigste, daß Er es auch tun möchte. Deshalb hat Christus für Dich gelitten und ist für Dich gestorben und auferstanden. Wir brauchen nur an Seiner Nähe festzuhalten.

Aus: Svētdienas Rīts, Zeitung der Evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands (8.4.07), Übersetzung J. Baumann