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Predigt über die Jahreslosung Hes 36,26

Der HErr spricht: Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.

Vor 50 Jahren, am 3. Dezember 1967, führte Prof. Christiaan Barnard zum ersten Mal eine Herztransplantation aus. Der Patient überlebte mit dem neuen Herzen zwar nur 18 Tage, aber das war ein medizinischer Meilenstein. Seither haben tausende Menschen ein neues Herz eingepflanzt bekommen. Die ethische Frage, ob man so etwas überhaupt machen darf und soll, das lassen wir jetzt einmal bei Seite. Fakt ist, dass ein solches eingepflanztes Herz eben doch kein wirklich neues Herz ist, sondern auch sterblich und dem Patienten nur einige wenige Jahre Lebenszeit ermöglicht. Gott, der HErr spricht: „Ich will euch ein neues Herz geben.“Welche Reichweite und Lebensdauer hat ein neues, von Gott geschenktes Herz? Dazu schauen wir uns zunächst den Zusammenhang im Buch Hesekiel an, in dem diese Verheißung ausgesprochen wird.

Dieses Versprechen Gottes gilt seinem Volk Israel, das im 6. Jahrhundert vor Christus aus seinem Land verschleppt wurde nach Babylon in die Gefangenschaft. Der Zorn und die Strafe Gottes traf sein Volk nicht zu Unrecht, denn sie haben die Beziehung zu ihrem Gott vernachlässigt, sie haben ihrem Gott nicht mehr von ganzem Herzen vertraut, und sie haben sogar Götzen gedient und ihr Leben an fremden Dingen und Mächten ausgerichtet.

Hesekiel wurde von Gott als Prophet ausgewählt und ausgerüstet, um seinem Volk das drohende Unheil zu verkünden. Ihm wurde von Gott eine Schriftrolle gereicht, auf der alles Klagen und Seufzen Gottes geschrieben war. Diese schwere Kost musste Hesekiel „hineinessen“ und seinen „Leib damit füllen“. Gottes Wort zu hören und zu essen ist mitunter keine leichte Kost. Denn Gottes Wort ist nicht gegeben für unsere frommen Gefühle oder die spirituellen Bedürfnisse von Menschen. Gottes Wort ist gegeben zum Heil für die Menschen. Und deshalb deckt es auch die Wahrheit über den Menschen auf. Es deckt die ganze Gottlosigkeit und Sünde des Menschen auf. Und das ist schwer zu ertragen und aufzunehmen. Hesekiel sollte die ganze Gottlosigkeit und Sünde des Volkes Israel in sich hineinessen. Welch eine Überwindung muss das gekostet haben. „Guten Appetit“ wird wohl keiner gewünscht haben.

Aber mit großer Überraschung sagt Hesekiel: „Da aß ich sie und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.“ In dieser prophetischen Zeichenhandlung lässt Gott seinen Heilswillen deutlich werden. Gottes Zorn und Recht will nicht die Vernichtung, sondern die Rettung. Deshalb ruft er sein Volk zur Buße und Umkehr. Gottes Gnade und Treue sind groß, seine Erwählung kann ihn nicht gereuen, deshalb geht er seinem Volk immer wieder nach, er erkämpft und erliebt sich sein Volk immer wieder von neuem. Und darum vollzieht Gott auch sein Gericht, um einen Neuanfang zu schenken. Gottes Name, seine Heiligkeit und sein Heilsplan sollen sich nicht in Luft auflösen und zum Spott der Völker werden. Lesen Sie zuhause einmal die bewegenden Kapitel. Und all die Ungenießbarkeit, die sich zeichenhaft im Munde des Propheten bereits in Süße verwandelt hatte, die mündet dann in die wunderbare Verheißung Gottes an sein Volk, das er sich wieder zu Recht bringen will: „Denn ich will euch aus den Völkern herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und wieder in euer Land bringen, und ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“

Zur Reinigung von Unglaube und Sünde, für eine neue Gottesbeziehung braucht der Mensch ein neues Herz und einen neuen Geist. Diese Verheißung Gottes greift viel weiter und viel tiefer als die Verkündigung von Hesekiel an das Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft. Ein wirklich neues Herz und ein neuer Geist brauchen einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen. Und dieser neue Bund ist das Herzstück unseres Glaubens, dieser neue Bund ist nicht nur eine Vereinbarung zwischen Gott und Mensch, sondern der neue Bund trägt einen Namen, er ist eine Person, wie im Hebräerbrief geschrieben steht (9, 14f): „um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott! Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, auf dass durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.“

Dieser neue Bund gilt sowohl für das Volk Israel als auch für die Völker und somit für uns.

Ja, die steinernen, harten Herzen müssen weg! Da helfen weder Transplantationen noch psychotherapeutische Behandlungen. Denn das „Herz des Menschen ist böse von Jugend auf“ (1. Mose 8, 21). „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Römer 3, 23). Und Jesus sagt vom Menschenherzen (Mt. 15, 19f): „Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen.“

So bekennt selbst der Völkermissionar und Apostel Paulus: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ Und er antwortet mit dem Bekenntnis, das ihm selbst offenbart worden ist: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“

Der neue Bund ist der Gottessohn Jesus Christus. Mit seinem Opfertod am Kreuz von Golgatha ist dein Heil geschehen. Als Jesus am Kreuz sein Haupt neigte und starb, da zerriss im Tempel von oben nach unten der große Vorhang, der das Allerheiligste vor dem Zugang und den Augen der Menschen schützte. Seither ist Christus der direkte Zugang zu Gott, seither bedarf es keiner anderen Mittler, Priester und Opfer mehr. Paulus schreibt (Eph. 1, 7): „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade.“ Und deshalb gilt (Apg. 4,1 2): „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“

Steinerne, harte Herzen müssen weg! Ein neues Herz und einen neuen Geist will Gott schenken. Genau danach suchte auch Nikodemus und Jesus sagte zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.“ Es geht um deine Neugeburt aus Wasser und Geist. Durch Glaube und Taufe bekommst du ein neues Herz und einen neuen Geist. Durch die Taufe wird dein altes Leben mit dem steinernen Herzen in den Tod des Christus mit hineingenommen, „auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ Ein neues Leben durch Wasser und Geist, mit einem neuen Herzen und einem neuen Geist, das ist die wunderbare Verheißung und das Geschenk Gottes für dich. Die Jahreslosung wirke in dein Leben hinein. Höre und empfange diese Zusage Gottes für dein Leben. Vielleicht wieder ganz neu oder heute zum ersten Mal. Lass dich hineinnehmen in Gottes Gnade, er liebt dich, er ruft dich, er lädt dich ein. Er will dich in sein Ziel mit hineinnehmen, wie in Eph. 2 geschrieben steht: „Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet –; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus.“

Erst wenn einem diese tiefe Gnade Gottes über seinem Leben bewusst wird, man diese Gnade annimmt und für sich gelten lässt, durch seine Neugeburt ein Kind Gottes wird, erst dann ist man wirklich frei. Frei von dem Gebundensein an die Altlasten seines harten Herzens, frei von dem Gebundensein an die Sünde, frei von dem Gebundensein an den Tod, frei zu einem neuen Leben mit dem lebendigen Gott, frei für die Ewigkeit im Himmel.

Und zu noch etwas wird man frei, man wird frei seine eigene Sünde und Schuld zu erkennen und sie vor Gott zu bekennen. Als angenommenes und geliebtes Kind Gottes muss ich mich vor ihm nicht mehr verstecken und verteidigen, sondern darf mich voller Vertrauen und Glauben in seinen Arme bergen, ich darf ihm mein Leben anvertrauen und mich von ihm leiten und führen lassen.

Zwei Dinge dürfen wir festhalten:

  1. Gnadenerkenntnis schafft Sündenerkenntnis. Mit Paulus zu bekennen: „Ich weiß, dass in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt“ (Röm. 7, 18)
  2. Ohne die Zurechtbringung des Sünders gibt es keine Heiligung im Geist. „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen“ (Eph. 2, 10).In Christus ist das Reich Gottes ganz nah gekommen. Und Christus wird bald sichtbar wieder erscheinen, um dieses Reich zu vollenden. Und seit Pfingsten lebt in den Christen der Heilige Geist. Wir dürfen wandeln in einem neuen Leben und Früchte des Glaubens werden in uns wachsen. Vorbei sind die Zeiten, in denen unsere sündigen Leidenschaften uns gefangen hielten und wir dem Tode Frucht brachten. Und dort, wo wir fallen, wo wir gegen Gottes Wort und seinen heiligen Willen verstoßen, weil wir doch noch auch im alten Leib leben, dort dürfen wir täglich Buße tun.

Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Matth. 4,17), hat er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll. Diese Freiheit des Glaubens tut den Menschen so gut, und wäre noch für viele notwendig und könnte auch in den Kirchen einen Neuanfang schenken. Es ist die Freiheit von allem Bösen und die Freiheit mit und für Christus zu leben. Doch statt diese biblische Wahrheit, die Luther vor 500 Jahren wieder neu entdeckt hatte, jetzt für unsere Zeit neu wirken zu lassen, scheinen manche Kirchen von mehr Seiten vom Pferd zu fallen, als es überhaupt Seiten gibt. 2017 ist auch das Gedanken an den 500. Jahrestag des Thesenanschlages von Martin Luther an die Schloßkirche zu Wittenberg. Die 1. These lautet: Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Matth. 4,17), hat er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.

Da wird „billige Gnade“ verkündet nach dem Motto: Alle kommen in den Himmel, weil Gottes Gnade umfassend ist. Man lehnt den Opfertod Jesu am Kreuz für unsere Sünden ab, weil ein liebender Gott ja nicht seinen Sohn sterben lässt. Man erkennt nicht mehr Gottes tiefe Liebe am Kreuz. Und den Menschen verkündet man „Du darfst so bleiben wie du bist“, statt ihnen zu sagen „In Christus brauchst, kannst und sollst du nicht so bleiben wie du bist.“ Billige Gnade, die nichts kostet und ins Verderben führt, wird verkündigt. Gnade als Schleuderware, statt der teuren und lieben Gnade, die Christus uns mit seinem Blut erworben hat.

Ein anderes, fast fromm klingendes Modewort heißt „Spiritualität“. Alles wird auf das religiöse Empfinden der Menschen aufgebaut und angepasst. Und es wird versucht geistliche Erlebnisse zu erzeugen, der Mensch soll innerlich gestärkt werden in dieser harten Welt. Es gibt immer mehr charismatische Strömungen, die eine besondere Geisttaufe praktizieren und die Gaben Gottes davon abhängig machen, alles wird begründet mit einzelnen Bibelworten. Aber der grundlegende Fehler liegt darin, dass immer beim Menschen angesetzt wird. Es geht um seine religiösen Gefühle, um seinen Glauben, um seine Begabungen und es wird verkannt, was Paulus sagt: „Ich weiß, dass in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt.“ Und so wird der Mensch gestärkt und groß gemacht, der Mensch statt Christus. Unser Heil haben wir doch nicht in uns selbst, auch nicht in unserer Spiritualität, sondern in Christus. extra me, außerhalb von mir, wie die gute, biblische Theologie es lehrt.

Ein weiteres Herunterfallen vom Pferde bzw. ein Herausfallen aus der Gnade ist die um sich greifende, sogenannte „Zivilreligion“. Wie der Name es schon sagt, steht im Vordergrund eine bürgerlich-anständige Religion. Diese hat ihre Grundlage nicht mehr in Bibel und Bekenntnis, sondern in den Bedürfnissen der Gesellschaft. Auch hier geht es vor allem um den Menschen und nicht um Christus, auch wenn sich vieles noch christlich nennt. Bei einer solche „Zivilreligion“ geht es nicht mehr um die alleinige Wahrheit in Christus, der von sich sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Sondern verschiedene Wahrheitsansprüche werden gelten gelassen und nebeneinander gestellt, mit dem Ziel, die Gesellschaft möglichst human zu gestalten. Dadurch wird es auch möglich, dass Menschen mit verschiedenen Religionen interreligiöse Gottesdienste feiern und gemeinsam beten. Um dies zu ermöglichen, wird von manchen Kirchen auf Christus verzichtet. Ich frage mich nur, zu wem wird da eigentlich gebetet? Zu einem allgemeinen Gott, der aber fern und unnahbar bleibt? Zu einem Gott, der auf den Schöpfer reduziert wird oder viel ehr zu einem menschlichen Götzenbild mutiert? Den Zugang zum himmlischen Vater haben wir allein durch und in Jesus Christus. Das gilt auch für die Gottesdienste und das Gebet. Weitere Ausführungen dazu in einem Brief an Kirchenpräsident Schad in unserem neuen NbC-Rundbrief.

Denjenigen Christen, die an dem biblisch-reformatorischen „solus Christus – allein Christus“ festhalten, wird 500 Jahre nach der Reformation vorgeworfen, einen Fundamentalismus zu vertreten, der andere ausgrenzt und ein Hindernis zum Frieden sei. Diesen Vorwurf kann aber nur eine Kirche erheben, die vergessen hat, dass es zwei Regimente Gottes gibt. Auf der einen Seite Staat, Gesellschaft, weltliche Ordnung, hier gibt es gelingende und scheiternde Staatswesen, es gibt friedliche Demokratien und grausame Diktaturen. Hier gibt es zwar auch eine Verantwortung vor Gott, aber es ist hier nicht die Aufgabe von Kirche Macht auszuüben und mitzuregieren. Hier muss der Staat für ein friedliches Zusammenleben von unterschiedlichen Menschen, mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen sorgen und allen, die mit Gewalt anderen etwas aufdrängen wollen, darf kein Raum gelassen werden. Auf der anderen Seite ist die Gemeinde Jesu, die mit Pfingsten anfing zu wachsen und Menschen aus allen Erdteilen mit dem Evangelium, der rettenden und frohen Botschaft, erreicht hat, wie ich sie vorhin verkündigt habe. In diesem Regiment Gottes, in dem eigentlich die Kirchen ihren Platz haben, hier gilt einzig der Wahrheitsanspruch Christi und des Wortes Gottes.Und so verfehlt jede „Zivilreligion“ auch den eigentlichen Auftrag von Kirche, den Christus den Seinen gegeben hat: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28, 19f).„Der HErr spricht: Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“Beherzigen wir lieber die erste These von Martin Luther, der stets allein auf Christus und die Schrift verwiesen hat und entdecken wir Buße und Beichte neu als Gnadenmittel für ein befreites und geheiligtes Leben. Amen.

Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Matth. 4,17), hat er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll. Und lassen wir uns in diesem 500. Jubeljahr der Reformation nicht ablenken von der eigentlichen Botschaft. Uns hilft kein verniedlichter Luther als Playmobilfigur, ebenso wenig wie Luther als Weihrauch-Männchen, es hilft dir auch nichts, auf Luthersocken herumzulaufen oder Luther als Bonbon zu zerlutschen oder Lutherbier zu trinken. Was würde wohl der Martin dazu sagen, wenn man ihn so in den Mittelpunkt rückt mit allerlei Devotionalien? Es stellt sich die Frage, ob dahinter nicht eine moderne Form des Ablasses steht. Nehmt die Jahreslosung mit hindurch das Jahr 2017: Das Ganze nennt man die Zwei-Regimenten-Lehre und es wäre wichtig, dies einmal umfassender auszuführen. Denn wenn hier nicht biblisch-theologisch sauber gearbeitet wird, folgen nicht nur große Mißverständnisse und Streit zwischen Staat und Kirche. Denn dann geht es Kirche schnell um Macht, Geld, um ein gutes Aussehen in dieser Welt, dann lässt man sich gerne auf eine „Zivilreligion“ ein und bekämpft diejenigen Christen und Kirchenmitglieder, die an Bibel und Bekenntnis und dem alleinigen Heil in Christus festhalten. Wenn einer Kirche ihre Bedeutung in der Welt wichtiger ist, als das Heil für alle Menschen in Jesus Christus, dann wird auch deutlich, warum man Christen, die allein an Jesus Christus festhalten, als Störfaktor sieht und als Fundamentalisten beschimpft. Ein solcher Vorwurf kann aber nur kommen, wenn man den eigentlichen Auftrag von Christen und ihre Ablehnung von Gewalt nicht kennt. Denn Christus hat gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen.“

Und so verfehlt jede „Zivilreligion“ auch den eigentlichen Auftrag von Kirche, den Christus den Seinen gegeben hat: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28, 19f).

Nehmt die Jahreslosung mit hindurch das Jahr 2017:

„Der HErr spricht: Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“

Und lassen wir uns in diesem 500. Jubeljahr der Reformation nicht ablenken von der eigentlichen Botschaft. Uns hilft kein verniedlichter Luther als Playmobilfigur, ebenso wenig wie Luther als Weihrauch-Männchen, es hilft dir auch nichts, auf Luthersocken herumzulaufen oder Luther als Bonbon zu zerlutschen oder Lutherbier zu trinken. Was würde wohl der Martin dazu sagen, wenn man ihn so in den Mittelpunkt rückt mit allerlei Devotionalien? Es stellt sich die Frage, ob dahinter nicht eine moderne Form des Ablasses steht.

Beherzigen wir lieber die erste These von Martin Luther, der stets allein auf Christus und die Schrift verwiesen hat und entdecken wir Buße und Beichte neu als Gnadenmittel für ein befreites und geheiligtes Leben.

Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Matth. 4,17), hat er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.

Amen.