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Osteuropa: Letzte Barriere zwischen Christenheit und Islam

Vielleicht war es Zufall, dass Kardinal Christoph Schönborn, der auch als nächster Papst gehandelte Erzbischof von Wien den 12. September wählte, den Jahrestag der Belagerung von Wien, als die türkisch-osmanischen Truppen beinahe Europa eroberten, um einen der dramatischsten Appelle zur Rettung der christlichen Wurzeln Europas zu halten. „Viele Muslime wollen und sagen, dass ‚Europa am Ende‘ ist“, sagte Kardinal Schönborn, bevor er Europa beschuldigte „seine christliche Identität zu vergessen“. Dann prangerte er die Möglichkeit „einer islamischen Eroberung Europas“ an. Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Bundesanstalt Statistik Österreich, sagte, bis 2030 würden 40% der Bevölkerung Wiens dank der internen Demografie und des Migrantenflusses (60.000 Angekommene allein innerhalb eines Jahres) im Ausland geboren sein.

Seit dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 verbrachte ein Großteil der christlichen Bevölkerung Osteuropas unter islamischer Besatzung, insbesondere unter den Osmanen. Jetzt scheint es so, als sei die Uhr auf das Jahr 1683 zurückgedreht worden, als die osmanischen Armeen vor den Toren Wiens lagen. Es ist kein Zufall, dass der heftige Widerstand der Osteuropäer ein Haupthindernis für eine geeinte Reaktion auf die Migrantenkrise der Europäischen Union gewesen ist. Es waren diese osteuropäischen Staaten, die Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel zwangen den massiven Migrantenzufluss zu stoppen. Heute, wo es keine Grenzen gibt, kommen weiter massenhaft Migranten. Allein im August erreichten 23.000 von ihnen Italien.

Brüssel peitscht einen Propagandakrieg durch, um die Westeuropäer, die für unkontrollierte muslimische Migration eintreten, als kosmopolitisch und tolerant darzustellen, während die Osteuropäer ein Haufen fremdenfeindlicher Eiferer, wenn nicht gar gleich Neonazis sind. Europas gebildete Elite sollte durchaus einmal ihren Brüdern im Osten zuhören. Diese Länder sind ironischerweise der Kern des „neuen Europa“, die sich als Letzte dem europäischen Projekt anschlossen und genau die Länder, die autoritären Regimen entkamen, was Europa hätte wiederbeleben sollen. Brüssels Politik drängt heute diesen östlichen Block zurück in den Einflussbereich Russlands.

Der Widerwille der Osteuropäer die Türen für massive muslimische Migration zu öffnen, kann mit der Wirtschaftskrise, sinkenden Geburtenraten, ihren relativ homogenen Gesellschaften, der Verfolgung der Christen unter dem Kommunismus, Erinnerung an einen Konflikt mit dem Islam, der bis ins Mittelalter zurückreicht und dem Versuch Brüssels eine Kulturagenda aufzuzwingen erklärt werden. Das Europaparlament hat faktisch ständig Beschlüsse gefasst, mit denen die konservativen osteuropäischen Mitgliedstaaten wie Polen, Ungarn und Kroatien gedrängt wurden gleichgeschlechtliche Ehen und Abtreibung auf Verlangen zu legalisieren.

Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, nennt ihn „Viktator“ Orbán. Aber Ungarns Premierminister Viktor Orbán baut an der Grenze Ungarns zu Serbien trotzig weiter seinen Wall. Als der Kommunismus fiel, war Ungarn das erste Land, das den Eisernen Vorhang öffnete und die Menschen herausließ. Heute ist es das erste Land, das einen Zaun baut, um Leute draußen zu halten. Orbán plant zudem einen weiteren Zaun entlang dieser Grenze. Orbán ist die östliche Nemesis der europäischen Elite. Niemand außer ihm spricht in Europa davon „die Christenheit“ zu verteidigen. Die Gruppe Visesgrád-4 – die Allianz aus der Tschechischen Republik, Polen, Bulgarien und der Slowakei – will zwischen christlichen und muslimischen Immigranten unterscheiden. Orbán hat die Unterstützung der ungarischen Bischöfe, die gegen die Politik der Offenen Arme von Papst Franziskus gegenüber den Flüchtlingen opponieren.

In einem Beitrag in der Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb Orbán: „Diejenigen, die hierherkommen, wurden in einer anderen Religion erzogen und sind Vertreter einer grundlegend anderen Kultur. Die meisten sind keine Christen sondern Muslime. Das ist eine wichtige Frage, denn Europa und das Europäertum haben christliche Wurzeln.“

Orbáns Aufsässigkeit geht bis in seine Studentenzeit 1989 zurück, als er an der Beerdigung von Imre Nagy teilnahm, der den antisowjetischen Aufstand von 1956 anführte – Orbán hatte den Mut den Abzug der kommunistischen Invasoren zu fordern. Später führte Orbán Ungarn in die NATO. Der Sohn eines Kommunisten und einer calvinistischen Mutter hat eine gläubige katholische Ehefrau und fünf Kinder. Denjenigen, die fragen, ob er ein Reaktionär ist, antwortet Orbán: „Ich esse mit Messer und Gabel, aber wir sind nicht die netten Typen aus dem Mainstream.“ Für ihn ist die Europäische Kommission eine Art neues Politbüro. „Wir haben uns 1848 von Wien keine Vorschriften machen lassen und 1956 und 1990 nicht von Moskau“, sagte Orbán. „Heute werden wir uns keine Vorschriften von irgendjemandem aus Brüssel oder von sonstwo machen lassen.“

Orbáns Reden sind voller Verweise auf die Geschichte, so als er die Ungarn aufforderte mit demselben Mut zu handeln, den ihre Vorfahren „im Krieg gegen die osmanischen Armeen“ zeigten. Die ungarische Verfassung ist in Europa einzigartig; sie schützt „das Leben von Moment der Empfängnis an“ und sagt, dass eine Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden kann.

Orbáns Haltung ist von anderen ehemals kommunistischen EU-Mitgliedern übernommen worden. Polens Präsident Andrzej Duda beschwerte sich über „Diktate“ aus Brüssel, man solle Migranten akzeptieren, die aus dem Nahen Osten und Afrika auf den Kontinent strömen. Derweil berief sich Jaroslaw Kaczynski, Parteichef der polnischen Partei Recht und Gerechtigkeit, „auf den alten, historischen Standpunkt, nach dem Polen ein Bollwerk des Christentums im Osten ist und Europa vor sich selbst retten muss“. „Seit seiner Annahme des Christentums im Jahr 968 hat Polen oft die Rolle des Antemurale Christianitatis, einer Bastion des Christentums gespielt“, heißt es im Crisis Magazine.

„Vom Aufhalten des Vorstoßes der Mongolen in der Schlacht bei Liegnitz 1241 bis zur Rettung Europas vor muslimischer Kolonisierung, als König Johann III. Sobieski 1683 die Türken vor Wien besiegte, ist das bekräftigt worden. Der Kommunismus versagte dabei, den polnischen Katholizismus auszulöschen, als Johannes Paul II. 1978 zum Papst gewählt wurde und den Aufstieg der Bewegung Solidarnosc anregte, die eine entscheidende Rolle bei der Beendigung des Kommunismus spielte. In jüngerer Zeit haben polnische Immigranten die bis dato leeren Kirchenbänke in Westeuropa gefüllt. Während der aktuellen Vatikan-Synode zum Thema Familie haben polnische Bischöfe zu den lautstärksten Verteidigern der Tradition gehört.“

Ungarn Premierminister Viktor Orbán ist die östliche Nemesis der europäischen Elite. Außer ihm spricht niemand sonst in Europa davon das „Christentum“ zu verteidigen. Der Premierminister eines anderen osteuropäischen Landes, Robert Fico aus der Slowakei, sagte, sein Land werde nur christliche Flüchtlinge akzeptieren; der Islam habe „keinen Platz“ in seinem Land und „Multikulturalismus ist Fiktion“. Der tschechische Präsident Milos Zeman griff den Multikulturalismus ebenfalls an. Sogar Socratis Hasikos, der Innenminister von Zypern, sagte, sein Land würde Flüchtlinge aufnehmen, will aber, dass es Christen sind. Für viele Zyprioten ist die Linie, die die Insel teilt, eine Grenze zwischen dem griechischen Christentum und dem türkischen Islam, so wie die Berliner Mauer eine Grenze zwischen Demokratie und Kommunismus war.

Das renommierte amerikanisch-katholische Magazin First Things vermerkte: „In Ungarn, Kroatien und anderen Staaten Osteuropas vollzieht sich eine Revolution für die Familie und für das Leben sowie eine Wiederentdeckung christlicher Wurzeln.“ Ob es uns gefällt oder nicht, die letzte Chance Europas Wurzeln zu retten könnte durchaus von den ehemals kommunistischem Mitgliedern der EU kommen – denen, die 1699 die Osmanen besiegten und die sich von deren Erben kulturell bedroht fühlen. Zyprioten kennen die Folgen eines kulturellen Zusammenpralls besser als die im Bequemen sitzenden Bürokraten Brüssels. Fragen Sie sie nach ihren Kirchen auf der türkischen Seite der Insel; wie viele davon stehen noch?

Giulio Meotti, Kulturredakteur des Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Autor
Quelle: Gatestone Newsletter 28.9.2016