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80 € gespart und – die Mission unterstützt

Lutz Scheufler, Hartmut Zopf
80 € gespart und – die Mission unterstützt
Warum man nicht zu Calling All Nations nach Berlin fahren muß – ein Zwischenruf

In den letzten Wochen wurden jede Menge bunte Magazine mit Werbung für ein Treffen mit vielen Bands und Lobpreis-Musikern im Olympia-Stadion in Berlin verschickt. Der Musiker Noel Richards hatte die Idee, das Stadion zu mieten und 12 Stunden lang einen Sänger nach dem anderen, eine Band nach der anderen auftreten zu lassen. Calling All Nations – so heißt das Event – soll nun „eine wirklich einzigartige Versammlung“ werden. Und Richards geht davon aus, daß das die Leute genießen werden.

Nun könnte das ja ein christliches Konzert sein. Und dafür zahlt man ja auch gerne. Aber es soll kein Konzert sein. Davon gibt es viele. Es soll eine Anbetungsversammlung werden, also Gebet mit Musik – und die ist teuer. Der billigste Sitzplatz beim Lobpreis-Event im Juli im Olympiastadion kostet fast 50 €. Da man dort aber vielleicht nur hört und nicht viel sieht, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man bucht teurer, z.B. einen VIP-Logen-Platz für 300 € (mit Catering 480 €) oder man fährt nicht hin. Dann spart man 50 € oder 300 € für den Sitzplatz – und dazu die Fahrtkosten. Das macht – sagen wir 80 €. Mit diesen 80 € kann man die Mission unterstützen. Da wird das Geld dringend gebraucht. Oder man kann damit den Grundstock legen für eine evangelistische Jugendwoche am Ort im kommenden Jahr. Das wäre doch was, oder?

Nun müßte man nicht unbedingt über die ganze Sache reden, wenn da nicht auch Geschwister der Evangelischen Allianz mitmischen würden und im EINS-Magazin groß dafür geworben würde. Wir jedoch raten: Besser nicht hinfahren. Weshalb nicht?

Achtung, falsche Münzen im Umlauf!

Und das bereitet uns die meiste Sorge. Die Veranstalter und Partner sind großenteils Leute, die falsche Lehre vermitteln. Das klingt hart, ist aber leider so. Da wird das einfache Himmelstor zur Doppeltür gemacht. Sie lehren eine separate Geistestaufe als Zusatz-Erfahrung zur Bekehrung. Da will man den Weg zur Rettung aus Sünde und Verlorenheit durch ein zweites Ereignis aufpeppen, d.h. neben das Zum-Glauben-Kommen an Jesus eine Geistestaufe stellen. Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Es geht nicht um das Erfülltwerden mit Heiligem Geist, von dem Paulus in Epheser 5,18 schreibt. Das ist etwas Wachstümliches, was mit unserem Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort zusammen hängt und Christen betrifft, die den Geist Gottes schon empfangen haben. Es geht den Leuten von Calling All Nations vielmehr um eine zweite Stufe zum Christsein: erst Bekehrung, dann Geistestaufe, wenn möglich mit Zungereden. Denn – so sagen und schreiben sie in ihren Büchern (z.B. Wolfhard Margies, Geistestaufe, S. 19): „Durch die Geisterfahrung (gemeint ist die „Geistestaufe“ – die Verf.), deren äußere Manifestation die Befähigung ist, in einer dem Beter unbekannten Sprache zu Gott zu beten, erfährt der Gläubige die Ausstattung mit geistlichen Kräften, die ihn befähigen, den Missionsbefehl auszuführen…“ Wenn das stimmt, wie konnten dann Missionare wie Zinzendorf oder später Hudson Taylor, David Livingstone und Jim Elliot, die diese Art Geistestaufe nicht hatten, überhaupt ihren Dienst tun? Diese Geistestaufe vertritt auch Walter Heidenreich, der in Berlin auftreten soll, Peter Wenz aus dem Organisationsteam, ebenso Derek Prince, für den im Prospekt auf S. 18 geworben wird, das Missionswerk Karlsruhe (S. 26 und 52), Reinhard Bonnke (S. 9), David Demian (S. 52), die Bibelschule Gandersheim (S. 18), die Bibelschule der „Gemeinde auf dem Weg“ Berlin (S. 19) und die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (S. 63).

Wenn man aber in der Bibel nachsieht, dann bemerkt man: In keinem seiner Briefe rufen Paulus oder Petrus die Christen auf, nach ihrer Bekehrung noch nach einer Geistestaufe zu streben. Das Wort Geistestaufe (Substantiv) kommt im NT nicht ein einziges Mal vor. Gerade an die Korinther, bei denen sich einige für Super-Geistesmenschen hielten und auf andere herabsahen, macht Paulus deutlich, daß alle, die an Jesus glauben mit dem Heiligen Geist getauft und begabt sind. Wäre es nicht so, dann wären sie keine Christen (1Kor 12,13): „Denn wir sind alle durch einen Geist zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.“ In allen seinen Briefen geht Paulus davon aus, daß die, die zum Glauben an Christus gekommen sind, auch den heiligen Geist empfangen haben, z.B. Epheser 1,13: In Christus „seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist.“ Selbst bei der Frage in Apostelgeschichte 19, 2: „Habt Ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ wird vorausgesetzt, daß man den Hl. Geist empfängt, wenn man zum Glauben kommt. Ansonsten geht es in Apostelgeschichte 19 um Jünger Johannes des Täufers, d.h. um Menschen, die heilsgeschichtlich zwischen Altem und Neuem Testament leben. Es kommt für uns heute vielmehr darauf an, im Heiligen Geist zu leben, dem Wort und Wirken Gottes gehorsam zu sein, damit Frucht des Geistes wachsen kann.

Auf dem Treffen in Berlin gibt es Leute, die das so genannte Wohlstandsevangelium vertreten: Glaube richtig und du wirst reich und bleibst gesund! – Was für ein Spott über arme und kranke Christen ist das! Das vertritt z.B. Peter Wenz aus dem Veranstalter-Team in seinen Predigten. Er wirbt in seinen Veröffentlichungen für Kenneth Hagin, den „Vater“ des Wohlstandsevangeliums. Ebenso empfiehlt er dort Benny Hinn, den Mann, der vorgibt, jede Menge Visionen und Engelerscheinungen gehabt zu haben und sich bis dahin versteigt, daß er sagt: „Nun, meine Damen und Herren, sie sind genau das auf Erden, was Jesus war … Wie er ist, so bin ich, auf der Erde … Ich bin nicht – hören Sie mir zu – ich bin kein Teil von IHM, ich bin ER. Das Wort ist in mir Fleisch geworden …“ (B. Hinn, „Our Position in Christ“) Neuerdings will Hinn in seinem Dienst mit den Mormonen zusammen arbeiten.

Natürlich wissen wir, daß dann, wenn einer durch den Glauben an Jesus aufhört zu trinken, auch seine Lebensverhältnisse in Ordnung kommen, er Geld hat, seine Schulden zurück zu zahlen und auch bald genug zusammenlegen kann, um sich ein Auto zu leisten. Wenn aber jemand behauptet, daß die verfolgten Christen in der ehemaligen Sowjetunion deshalb so leiden mußten, weil sie falsch glaubten, dann ist das westliche Wohlstands-Unverfrorenheit erster Güte. Das klingt so: Sie (die Christen in der ehemaligen SU) „… haben durch ihre unbiblischen, dem Willen Jesu zuwider laufenden Leidensprioritäten die Obrigkeit indirekt in die jahrhundertelangen antigöttlichen Herrschaftsformen getrieben. Mit ihrem verkehrten Verständnis haben sie dann schließlich das geerntet, was sie gesät haben.“ (W. Margies, Das Kreuz der Gesegneten, Berlin 1990). Das heißt doch, daß die Gläubigen verhaftet, in Lager abtransportiert wurden, verhungerten und erschossen wurden, ist ihre eigene Schuld. Sie haben einfach falsch geglaubt, behauptet er. Uns ist nicht bekannt, daß der Verfasser dieser öffentlichen Äußerungen auch öffentlich darüber Buße getan hätte. Auch wissen wir nichts davon, daß er sich von den manipulativen Toronto-Segen-Veranstaltungen in seiner Gemeinde in Berlin distanziert hätte, bei denen selbst Kinder wie Betrunkene nach hinten umfallen sollten und tatsächlich torkelnd umfielen. Im Gegenteil: All dies wurde und wird nach wie vor dem Heiligen Geist in die Schuhe geschoben.

Diesen und ähnlichen unbiblischen Speziallehren könnte man noch mehr hinzufügen. Um sie zu hören oder dafür geworben zu werden, muß man aber nicht nach Berlin fahren und auch keine 80 € ausgeben.

Bibelentzug: Ja, und noch was: In dem 64 Seiten langen Prospekt gibt es nicht eine einzige Bibelstelle, auf die man sich bezieht, mit der der Auftrag, ein solches Treffen durchzuführen, begründet wird. Auch beim Event selbst fragt man sich: Wird hier keine Bibelarbeit oder Predigt gehalten? Jedenfalls steht nichts davon im Programm. Man fragt sich dann weiter: Woher soll aber der „Call“ (Ruf) zur Mission kommen, wie es auf dem Titelblatt angekündigt wird? Kommen Glauben, geistliche Korrektur, neuer Mut zum Zeugnis und Ausrichtung auf Jesus nicht aus dem Wort Gottes (Römer 10, 14-17)? Nun kann man natürlich sagen: Das wollen sie ja auch nicht, dort Bibelarbeit halten usw. Doch dann muß man auch sagen: Arme Leute. Sie wollen’s nicht einmal – und das in einer Zwölfstunden-Veranstaltung (9 bis 21 Uhr) für junge Leute! Man gewinnt den Eindruck: Das Wort Gottes ist unter ihnen rar geworden (1. Sam 3,1) und damit auch das Unterscheidungsvermögen zwischen dem, was die Bibel sagt und eigenem Wunschdenken.

Aber vielleicht ist dieser Bibelentzug ja die praktische Durchführung dessen, was Ulrich Eggers (Vorsitzender von Willow-Creek Deutschland), der in Berlin ebenfalls beteiligt ist, kürzlich in seiner Zeitschrift „Aufatmen“ gefordert hat. Dort schreibt er allen Ernstes, man solle sich nicht so sehr an „das Buch“ (gemeint ist die Bibel) halten, in dem man alles „schwarz auf weiß“ habe, sondern an den „lebendigen Jesus“. Da greift man sich verblüfft an den Kopf und fragt: Ja, woher kommt denn der Glaube an den lebendigen Jesus? Wodurch wird er geweckt, geformt, korrigiert, ausgerichtet? Die einzige Antwort kann lauten: Durch das Wort Gottes – wie wir es in der Bibel haben. Nur durch sie. Aber das will Eggers offensichtlich gerade nicht, sondern will einen Spezialweg vermitteln.

Da halten wir es doch lieber mit dem, was wir „schwarz auf weiß“ haben (Hebr. 4,12): „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch …“ Vor diesem Wort kann sich kein Mensch verstecken, denn es deckt auf, was in uns verborgen ist (Vers 15). Deshalb wollen wir es auch mit aller Freude und Kraft weiter verkündigen. Also dann: einen guten Sommer – und vielleicht trifft man sich ja auf einem Zeltplatz oder zur Allianzkonferenz in Bad Blankenburg oder bei einer Rüstzeit, wo wir Vers für Vers und Wort für Wort das biblische Wort bedenken. Und denkt an die 50, 80 und 300 € für die Mission.