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„Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!“ (Josua 24,15)

Gibt es schon im Alten Testament Berichte über das Thema Nachfolge? Ein spezielles Beispiel scheint mir die Volksversammlung in Sichem zu sein. Josua rief die Stämme zusammen und er sprach alt und hochbetagt zum letzten Mal zu Israel:

So fürchtet nun den HERRN und dient ihm in Aufrichtigkeit und Treue! Und tut die Götter weg, denen eure Väter jenseits des Stroms und in Ägypten gedient haben, und dient dem HERRN! Ist es aber übel in euren Augen, dem HERRN zu dienen, dann erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: entweder den Göttern, denen eure Väter gedient haben, als sie noch jenseits des Stroms waren, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen! Da antwortete das Volk und sagte: Fern von uns sei es, den HERRN zu verlassen, um anderen Göttern zu dienen!“ (Josua 24,14-16)

Nach Jahrzehnten inmitten von heidnischen Völkern traten die heidnischen Religionen als starke Versuchung an das Volk Israel heran. Manchmal lebten Heiden in der direkten Nachbarschaft. Man wusste, dass die Vorfahren Heiden waren, bevor sich der lebendige, unsichtbare, wahre Gott Israel als sein Bundesvolk erwählte. Es galt, sich neu zu dem wahren Gott zu bekehren. Den Glaubensbund zu erneuern – bei den Getreuen und den Abgeirrten. Die Gebote zu Herzen zu nehmen. In Gerechtigkeit zu leben: das heißt, das Rechte zu tun nach Gottes Recht, es also Gott recht zu machen, dass er Wohlgefallen daran hatte.

Heute hört man bei dem Begriff „Gerechtigkeit“ nur mehr die Bedeutung „Verteilungsgerechtigkeit“ oder, dass mir Rechte zustehen und zugesprochen werden. Die Herausforderung in der Gegenwart liegt in den modernen „Göttern“, den postmodernen „Götzen“. Sie kommen aus den gottabsagenden Philosophien, den atheistischen Ideologien. Etwa dem Rationalismus ohne Gott. Einem Selbstverständnis des Menschen ohne Gott, ohne Verantwortung vor ihm und seinem berechtigten Anspruch auf seinem Geschöpf.

Aus einem Selbstverständnis von Autonomie – das heißt man entledigt sich von allem bisher Gültigen: also werft alles ab an bisheriger Prägung, an christlicher Einbettung, an tragender christlicher Tradition, an christlicher Lebensweise. Das erstrebte Ziel sind möglichst entwurzelte Menschen, die der Beeinflussung des neuen Zeitgeistes zur Verfügung stehen – bis hin zu allen Methoden der Manipulation. Damit ist ein neues Heidentum beschrieben, das attraktiv in die protestantischen Kirchen und Gemeinden eindringt. Das dringt vor in die ethischen Grundlagen, in die Glaubensgrundlagen in vielerlei Weisen der Relativierung.

Dieses Neuheidentum tritt täuschend freundlich und gewinnend auf und beeinflusst die einzelnen Christen und in der Breite die ganze Gesellschaft. Dort hinein spricht nun über die Zeiten hinweg das Nachfolgewort Josuas: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!“ Ein Signalwort, ein Beispielwort, ein Aufforderungswort!

Nun leben wir wohl nicht mehr in hochverbundenen Großfamilien mit einem großen Konsensfundus, aber möglich ist es sehr wohl, dass Einzelne oder Ehepaare ein solches Zeugnis ablegen und da und dort stellen sich auch Nachkommen zu diesem Wort.

Landesbischof i. R. Heinrich Herrmanns, Memmingen