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„Der Teufel muss uns feind sein“

Freitag 2. September 2016 von Martin Luther (1483-1546)


Martin Luther (1483-1546)

Der Reformator Martin Luther(1483–1546) hat viel über den geistlichen Kampf des Gläubigen gegen den Teufel gesagt und geschrieben. Es folgen, in Interview-Form, einige Auszüge aus seinen berühmten «Tischreden», in denener auf das Thema einging.

Herr Luther, wie würden Sie den Teufel charakterisieren?

Wie Gott die Thesis der heiligen zehn Gebote ist, so ist der Teufel die Antithesis desselben. Wer daher den Teufel sehen will, der sehe den umgekehrten Dekalog an. Sein Haupt ist gegen die erste Tafel, dass wir Gott nicht vertrauen, nicht lieben, nicht fürchten sollen, was er von uns im ersten Gebot fordert. Im zweiten verlockt er uns zur Lästerung, zum Murren wider Gott und zum Missbrauch seines Namens mit dem Mund und mit der Zunge. Gegen das dritte reizt er, dass wir Gottes Wort nicht hören, sondern es in Zweifel ziehen und dasselbe nebst seinen Dienern verachten, das Wort übel gebrauchen. Das sind die Ohren und der Hals des Teufels.

Die zweite Tafel enthält seinen Leib. Im vierten Gebot lehrt er, die Eltern verachten, ihnen nicht gehorchen, sie nicht unterstützen, sich ihrer schämen und unehren, aufrührerisch sein gegen die Obrigkeit, das ist die Brust des Teufels. Das fünfte Gebot des Teufels ist töten, zürnen, hassen, übelwollen, jedermann beneiden und schaden, das ist das Herz. Das sechste, dass man ein Hurer sei, ein Ehebrecher, ein Blutschänder, ein Weichling, schamlos in Worten und Gebärden; das ist der Bauch. Das siebte: niemandem helfen, alle mit List und Gewalt berauben, stehlen, wuchern, falsche Ware verkaufen oder teurer, als es wert ist; das sind die Hände, sein großer Finger. Das achte ist, das gute Leben der Menschen herabsetzen, in Zweifel ziehen und besudeln; das ist sein Wille. Ein solch freundlich Bild ist der Teufel.

Warum attackiert der Teufel uns Gläubige so?

Der Teufel muss uns feind sein, denn wir sind wider ihn mit Gottes Wort, zerstören ihm sein Reich. Nun ist er aber der Welt Fürst und Gott, und hat freilich eine größere Gewalt denn alle Könige, Fürsten und Herren auf Erden: Darum wird er sich gewiss an uns rächen wollen, wie er denn ohne Unterlass tut, und wir’s auch sehen und fühlen.

Welche Taktiken wendet der Teufel denn gegen uns an?

Der Teufel ficht an mit Ungestüm, mit häufiger Wiederholung, mit Beharrlichkeit. Der Teufel ficht die gottseligen und frommen Christen auf zweierlei Weise an: Entweder stürmt er mit Gewalt zu ihnen ein, ob er sie möchte darniederwerfen und gewinnen; oder wenn er das nicht kann, so hält er mit der Anfechtung immerdar an, lässt nicht nach, dass er sie also müde und schachmatt mache.

Womit greift der Teufel uns Christen am meisten an?

Der Teufel plagt die Gottseligen mit sehr geringen Argumenten, nicht wegen Verachtung oder Lästerung des Namens Gottes, nicht wegen des Glaubens und der Liebe, sondern unsere Schwächen macht er uns sehr groß, mit Schneebällen bewirft er uns und doch vergrößert er seine kleinen, wenigen und erdichteten Dinge so, dass wir glauben, er werfe ganze Haufen auf uns, wenn wir uns nicht hüten im Glauben. Summa: er ist und bleibt ein Verleumder.

Wie können wir den Teufel besiegen?

Der Teufel ist ein Geist und Stifter der Vermessenheit, und wird nicht vertrieben von einem Ungläubigen, wilden oder rohen Christen, sondern der Glaube überwindet ihn. Wir haben Christus, der ist gekommen, nicht dass er verdamme, sondern selig mache. Wenn man auf dem steht und bleibt, so ist kein anderer Gott im Himmel oder auf Erden, denn ein solcher Gott, der gerecht und selig macht. Wenn man dies aus den Augen und Herzen lässt, so ist auch keine Hilfe, Trost noch Ruhe. Allein, wenn der Spruch kommt: «Gott hat seinen Sohn gesandt, und die Welt also geliebt, dass er seinen Sohn gab» (Joh 3,16), alsdann hat das Herz Ruhe. Darum sollen alle, die angefochten werden, sich Christus zum Exempel und Vorbild vor die Augen stellen.

Kann der Teufel uns überhaupt noch anklagen?

Ist’s nicht ein Jammer, dass uns der Teufel durch seine Eingebungen verdammen will, da er doch weit schlechter ist als wir alle, und was geht es ihn an, dass ich gesündigt habe? Wir sündigen nicht gegen ihn, sondern gegen Gott, und er hat mir kein Gesetz gegeben, welches ich übertrete, sondern Gott. Darum heißt’s: «An dir allein habe ich gesündigt» (Ps 51,6).

Wir wissen aber aus Gottes Gnaden, dass wir einen gnädigen Gott und barmherzigen Vater im Himmel haben, dessen Zorn und Ungnade wider uns Christus, unser Herr und Heiland, durch Sein teures Blut versöhnt hat. Weil wir denn nun in und durch Christus Vergebung der Sünden und mit Gott Frieden haben, so muss uns der leidige Feind wohl zufrieden lassen; denn «Christus hat die Handschrift» unseres Gewissens, «so wider uns war» und zeugte, «ausgetilgt, aus dem Mittel getan und ans Kreuz geheftet» (Kol 2,14). Gott sei Ehre, Lob und Preis in Christus Jesus ewiglich, Amen.

Herr Luther, können Sie uns abschließend noch etwas sagen zu den Anfechtungen des Teufels und wie wir uns dagegen wehren sollen?

Alle Schwermut und Traurigkeit kommt vom Teufel, denn er ist ein Herr des Todes (Hebr 2,14); sonderlich wenn ein Mensch betrübt ist und ängstet sich, als habe er einen ungnädigen Gott, so ist es gewiss des Teufels Werk und Treiben. Darum wenn dir ein schwerer Gedanke einfällt, als wolle sich Gott deiner nicht erbarmen; item, er wolle dich in deinen Sünden sterben lassen und verdammen; oder, du werdest jetzt vor Angst den Geist aufgeben; so schließe bald, dass solcher Gedanke vom Teufel herkomme. Ursache, denn Gott betrübt nicht, schreckt nicht, tötet nicht, sondern ist ein Gott der Lebendigen, hat auch Seinen eingeborenen Sohn darum in die Welt gesandt, dass Er die Sünder nicht schrecken, sondern trösten soll: Auch ist Christus darum gestorben und auferstanden, dass Er den Tod, der des Teufels Werk ist, zerstörte, ein Herr darüber würde, und uns lebendig machte. Daher in der Schrift diese und dergleichen Trostworte angezogen werden: Seid fröhlich. Freut euch in dem Herrn. Fürchtet euch nicht. Seid unverzagt. Seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Der Stachel des Todes ist an mir stumpf und schartig geworden, ja gar zerbrochen. Deshalb sollst du in solcher Anfechtung Mut fassen und gedenken, du bist nun forthin nicht eines Menschen, sondern Gottes Kind durch den Glauben an Christus, in welches Namen du getauft bist: darum kann der Tod seinen Spieß in dich nicht stoßen. Denn sofern du Christus angehörst, an Ihn glaubst und auf Ihn getauft bist, hat der Tod kein Recht an dir, viel weniger kann er dir Schaden tun, denn er ist durch Christus verschlungen ewiglich.

Aber der leidige Satan wehrt, wie er kann, dass uns so gute, tröstliche Gedanken von Gott in der Anfechtung nicht einfallen; oder verdunkelt und verfinstert sie uns. Denn das Herz dessen, der also angefochten wird, ist alsdann so heftig eingenommen mit den schweren Gedanken vom Gesetz, von der Sünde und Tod, dass es den Artikel von der Rechtfertigung und des Glaubens: «Ich glaube an Jesus Christus», nicht ergreifen, viel weniger sich trösten kann. Dagegen kommt alle Freude, Trost, Friede, gut Gewissen, fröhlich Herz in Christus von Gott. Denn der Heilige Geist ist in der Gläubigen Herzen unerschrocken und unverzagt: Ja, er ist der Mut und Trost selbst in Anfechtungen des Todes.

Er spricht mutig heraus: Welt, Sünde, Tod, Hölle, lass mich zufrieden, du hast an mir kein Teil: Willst du mich nicht lebendig lassen, so sterbe ich, in Gottes Namen. Es soll dir aber nicht gelingen. Schlägst du mir den Kopf ab, schadet es nicht; ich hab Einen, der wird mir ihn wohl wieder aufsetzen.

Entnommen aus Dr. Martin Luthers Colloquia oder Tischreden, hrsg. v. Johann Georg Walch, Lutherischer Concordia-Verlag, St. Louis, 1887

Weiterhin aus: Mitternachtsruf, Die internationale Zeitschrift über biblische Prophetie, September 2016.

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 2. September 2016 um 17:23 und abgelegt unter Seelsorge / Lebenshilfe, Theologie.