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„Lebt als Kinder des Lichts!“ Predigt über Eph. 5,1-9 in Landau-Mörzheim am 26.6.2016

Dienstag 5. Juli 2016 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Liebe Brüder und Schwestern,

die steile Treppe zur Kanzel hier erinnert mich an eine kleine Begebenheit, die ich einmal gelesen habe. Da kommt ein junger Pfarrer zum ersten Mal zu einem Predigtdienst ins Gefängnis. Er hat zu predigen vor 500 Strafgefangenen. Dort findet er auch so eine steile Kanzeltreppe vor sich. Er vergisst, seinen Talar etwas in die Hand zu nehmen, kommt ziemlich weit hoch, dann tritt er auf den Talar, stolpert und rutscht die ganze Treppe hinunter. Ein Riesengejohle! 500 Leute freuen sich, dass so etwas geschieht. Er geht die Treppe wieder hoch, sieht sie an und sagt: „Leute, genau deswegen bin ich heute zu euch gekommen, um euch das zu sagen: ein Mensch kann hinfallen, aber er kann auch wieder aufstehen.“ Das nenne ich Geistesgegenwart. Nun wollen wir nachdenken, wie Christen wieder aufstehen.

Die Predigt heißt „Lebt als Kinder des Lichts“. Das ist ein Vers aus diesem langen Abschnitt Epheser 5,1-9. Ich denke, es wird gut sein, wenn wir uns erst mal eine Ortsbestimmung geben, wo wir hier im Epheserbrief stehen, was überhaupt der Epheserbrief und die apostolischen Briefe wollen, und dann Schritt für Schritt auf dieses Lichtwort zusteuern.

Alle apostolischen Briefe sind ja im Kreuzeszeichen geschrieben. Das wollen wir uns immer wieder klar machen. Das heißt, sie ziehen uns in zwei Bewegungen hinein. Das Kreuz ist nicht nur ein Marterinstrument, sondern es ist auch Existenzbeschreibung für uns Christen. Da gibt es zwei Balken, zwei Bewegungen. Die eine zieht uns nach oben zu Gott hin, das ist der Glaube. Deswegen müssen wir immer Glauben haben. Und wie gut, dass wir uns versammeln können unter dem Wort Gottes, damit der Glaube gefördert wird und damit wir wieder nach oben blicken. Das ist die eine Bewegung. Und die andere, die horizontale, die zieht uns zum Nächsten hin. Da fangen wir an, uns für ihn zu interessieren, wie es ihm geht und wie es um ihn steht, was er braucht. Nicht unbedingt für das, was er will, sondern was er in Gottes Augen braucht. Da kriegt man Phantasie. Da kommt man auf Ideen, wie man ihm beistehen und helfen kann, und vor allem, man beginnt für ihn zu beten. Das ist die Bewegung der Liebe. Das ist das unsichtbare Kreuz, das wir in unserem Herzen mit uns tragen, wenn wir Christen sind.

Die Paulusbriefe und eigentlich alle Apostelbriefe sind im Kreuzeszeichen geschrieben, und wer die Briefe kennt, der weiß, dass sie alle zwei Teile haben. Im ersten Teil wird der Glaube gefördert, und im zweiten Teil wird zur Liebe ermahnt. Wir alle brauchen die Ermahnung zur Liebe. Wir brauchen aber auch alle die Förderung und Stärkung unseres Glaubens. Ich kann es auch anders sagen. Wenn wir in dieser doppelten Bewegung sind, also im Glauben und in der Liebe, dann haben wir gar keine Zeit und auch keine Lust, um uns zu kreisen, andauernd unsere Befindlichkeiten zu betrachten. Normalerweise ist der Mensch ja immer im Pendelschlag zwischen Selbstbemitleidung und Selbstbeweihräucherung, aber wenn der Glaube und die Liebe uns beseelen, haben wir gar keine Lust, über uns so lange nachzudenken. Das ist eine wahre Erlösung von uns selber, wenn wir durch den Heiligen Geist im Glauben gestärkt und zur Liebe ermahnt werden.

Ich will ein paar Sätze zur Ermahnung sagen, denn das apostolische Wort in Eph. 5,8 ermahnt uns: „Lebt als Kinder des Lichts!“. Das Griechische hat ein schönes Wort für „Ermahnen“, das kann man gar nicht direkt Eins zu Eins übersetzen: parakaleo heißt das. Wenn man es wörtlich übersetzen will, dann heißt es „herbeirufen“. Wer ermahnt, ruft jemanden herbei. Aber wo ruft er ihn denn hin? Zu Christus! Die biblische Ermahnung ruft immer zu Christus. Wir kriegen das oft nicht hin mit unseren gegenseitigen Ermahnungen. Unser Ermahnen ist oft zu hart, und unser Trost ist zu weich. Im griechischen Begriff ist aber beides drin, Trost und Ermahnung. Wunderbar, das schafft nur der Heilige Geist. Möge er es auch jetzt schenken. Ich hoffe, dass wir alle jemand haben, Ehepartner oder wie auch immer, Freunde, Gemeindeglieder – irgendjemand, der uns ermahnt im biblischen Sinn. Der uns nicht nur Honig ums Maul schmiert, sondern mir einfach sagt: „Du, wie du dich in den letzten Wochen deiner Frau gegenüber verhalten hast, das ist nicht gut. Da musst du mal in dich gehen.“

Eine gute biblische Ermahnung ist viel wert. Das sind nämlich die besten Freunde, die mir freundlich liebevoll auch kritische Töne sagen. Ich habe es ja gut. Ich bin seit 50 Jahren verheiratet mit einer Frau, die das so macht. Eigentlich höre ich von ihr immer wieder Unangenehmes, aber ich weiß, es ist wichtig, es ist richtig, und ich brauche es.

Ich habe einmal als junger Vikar eine Ermahnung bekommen, die vergesse ich im Leben nicht. Er ist schon längst gestorben, Dr. Koch in Erlangen. Ich hatte damals in Erlangen-Büchenbach von meinem Mentor die Freiheit in der Gottesdienstgestaltung bekommen, und ich habe allerlei revolutionäre Dinge da gemacht. Ich war frisch zum Glauben gekommen, habe Gebetsgemeinschaft im Gottesdienst eingeführt und Glaubenszeugnisse sprechen lassen. Die eigene Gemeinde hat sich immer mehr zurückgezogen, aber andere waren davon angesprochen. Es kam immer ein älterer Herr, setzte sich in die erste Reihe, zückte sein Notizbuch und schrieb andauernd viel mit von den Predigten. Ich fühlte mich gebauchpinselt und denke, jetzt beginnt ein neues Kapitel in der bayrischen Kirchengeschichte. Jetzt kommen schon die Leute und schreiben meine Predigten mit. Und dann sehe ich ihn einmal in Erlangen vor der theologischen Fakultät, das weiß ich noch wie heute. Ich gehe auf ihn zu. Er kommt auf mich zu. Und ich sage: „Schön, dass ich Sie hier sehe. Sie kommen doch immer, wenn ich predige.“ Da sagt er: „Ja, Bruder Cochlovius, gut, dass wir uns einmal ein paar Sätze sagen können. Ich mache das nämlich so seit ein paar Jahren mit allen Vikaren hier im Umkreis. Ich schreibe einiges mit, und zwar immer die Schwachstellen.“ Er hatte bei mir immer viel mitgeschrieben… Und dann sagte er mir: „Und dann warte ich auf eine Gelegenheit, mit den Betreffenden zu sprechen. Und wenn Sie etwas Zeit haben, ich habe mein Notizbuch dabei.“ Ich sage: „Machen Sie das“, obwohl ich innerlich erst ziemlich geschockt war. Und dann hat er mir in einer halben Stunde so liebevoll ermahnende Worte gesagt, was ich mehr betonen müsste, worauf ich mehr Wert legen müsste, worauf ich verzichten sollte. Das war mir im Nachhinein mehr wert als ein ganzes Semester Predigtlehre an der Universität.

Die echte Ermahnung haut einen nicht zu Boden, sondern baut auf. Da ist Trost und Zuspruch dabei, da ist Christus dabei. In diesem Sinn wollen wir auch diese Ermahnung heute hören.

Der ermahnende Teil im Epheserbrief ist schnell zu finden. Er beginnt in Kapitel 4, Vers 1. „So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr eurer Berufung würdig lebt.“ Diese drei Kapitel, Kapitel 4, 5 und 6, sind dreigeteilt. Das ist interessant, wenn man sie sorgfältig analysiert. Erst kommen die ermahnenden Sätze an die Gemeindeleiter und alle, die eine Verantwortung in der Gemeinde tragen, das sind die „Berufenen“. Das geschieht in Kapitel 4,1-16. Und dann kommt die ganze Gemeinde in den Blick. Und drittens dann die sogenannten Hausstände. Dort bekommen dann die Ehepartner ihre Ermahnungen, die Kinder, die Eltern, dann -heute würde man sagen – die Arbeitnehmer, Arbeitgeber, also die sozialen Umfelder, in denen wir leben. Da ist alles dabei. Ich liebe den Epheserbrief, er hat so eine kompakte wunderbare Botschaft. Und unmittelbar vor unserer Ermahnung hier in Epheser 5 kommt die Stelle, von der John Stott gesagt hat, das ist der christliche Garderobewechsel. Zieh an deinen neuen Menschen, und zieh an Christus. Und zieh aus dein altes Wesen. Garderobenwechsel.

Wir sollten zunächst darüber nachdenken, was das bedeutet. Ihr seid Lichtmenschen, also bitte, nun lebt auch als Kinder des Lichts. Lebt das, was ihr seid! Wenn du in einer heiligen Stunde deines Lebens dein Leben mit Christus verbunden hast, und ich hoffe, dass jeder von uns diese heilige Stunde einmal erlebt hat, dann bleibt Gott bei seinem Wort, und dann nimmt er dich hinein in sein Reich des Lichts, und dann hast du und dann bist du Licht, denn du hast Christus. Und dann gelten diese Ermahnungen.

Wie geht das, das Leben im Licht? Die Apostel sagen es uns, und es ist großartig, dem nachzuforschen. Da steht nicht da „Du musst dich verändern!“ Sondern da steht „Nimm doch Christus in Anspruch, den du schon längst hast!“

Wir waren, meine Frau und ich, viele Jahre im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen. Ich war dort Studienleiter, war berufen von Heinrich Kemner. Vielleicht kennt der eine oder andere den Namen. Und die erste Erfahrung, die wir dort gemacht haben, war – wir waren erst ein paar Tage dort, November 1979 – dass wir einen Nachbarn kennenlernten, der hieß Alwin Meyer. Das war ein Maurer, ein richtig grobschrötiger Kerl, und man konnte an ihm seine Vergangenheit ablesen. Er war ein Alkoholiker, der seine Frau im Suff verprügelt hat, der ganz tief abgerutscht war in den Sumpf seiner Sucht. Und dann hört er, dass Heinrich Kemner in Bremen predigt. Er setzt sich in die letzte Reihe, hört kurz zu, und dann beginnt die Revolution seines Lebens. Er sieht in Christus einen neuen Lebenssinn. Und dann verändert er sich. Wie haben wir über diesen Mann gestaunt! Seine Frau war krank geworden, Muskellähmung. Er, der früher im Suff seine Frau geprügelt hat, nimmt sie nun – sie konnte überhaupt nichts mehr machen – ganz zart und liebevoll mit den Armen hoch, setzt sie in den Rollstuhl, und dann nimmt er sie wieder heraus, und kümmert sich nun von früh bis Abend um diese Frau. Eine Veränderung, wie sie massiver eigentlich kaum geschehen kann, nicht aus eigener Kraft, sondern durch Christus.

Pastor Kemner fragte immer, wenn er sich nicht klar war, ob jemand nun Christ oder nicht: „Was hat sich verändert in deinem Leben, seit du Christus kennen gelernt hast?“ Also, irgendetwas muss sich doch verändert haben, wenn jemand aus der Finsternis in das Licht hinein tritt! Diese Frage ist berechtigt, und die müssen wir uns auch selber immer wieder stellen.

Was hier in diesem Abschnitt Epheser 5,1-9 uns gezeigt wird, das ist die große Veränderung in drei elementaren Lebensbereichen. Die sind so aktuell, dass man über jeden Lebensbereich eine ganze Predigt halten könnte. Es geht um die Sexualität, es geht um den Umgang mit Geld und Besitz, und es geht um unsere Redeweise. Das sind die drei Lebensbereiche, in denen nun Veränderungen geschehen. Eine wunderbare Botschaft! „Von Unzucht aber, Unreinigkeit jeglicher Art, und auch von Habgier, soll bei euch nicht einmal die Rede sein, so wie es sich für die Heiligen gebührt. Und auch schändliche, närrische und lose Reden stehen euch nicht an. Vielmehr übt euch ein in die Danksagung.“

Es wird gut sein, wenn wir uns mit diesen drei Lebensbereichen näher beschäftigen. Die Sexualität kommt an erster Stelle, als ganz elementarer Lebensbereich. Hier ist im Negativsinn von fehlgeleiteter Sexualität die Rede, also von Unzucht. Dieses Thema wird anscheinend immer mehr zum Generalthema unserer Gesellschaft. Christa Meves sprach schon vor 20 Jahren von der Homosexualisierung unserer Gesellschaft in Europa. Ich habe das damals für übertrieben gehalten. Mittlerweile sehe ich das realistischer. Was ist denn Unzucht? Da muss man nur mal 3. Mose 18 nachlesen, im Heiligkeitsgesetz ist das alles beschrieben: Es ist jegliche sexuelle Praxis außerhalb der Ehe. Wir wollen gleich über Veränderungsstrategien nachdenken. Aber zunächst nehmen wir einmal die drei Bereiche in den Blick.

Zweitens, die Habgier. Was ist das? Ein Leben, das nur Besitz und Reichtum kennt. Jesus hat einmal vom Mammon, vom Mammonsgeist gesprochen, der einen Menschen so in Beschlag nehmen kann, dass er von früh bis Abend nur daran denkt, seinen Reichtum zu vermehren. Wir kannten in der engsten Verwandtschaft jemanden, der hatte diese Lebensstrategie. Der hat Geld gesammelt wie andere Menschen Bierdeckel oder Muscheln, hat voll und ganz nur nach dieser Idee gelebt. Das ist Habgier.

Und drittens, das faule Geschwätz. Aburteilende Rede, spöttische Rede, lügenhafte Rede, demagogische Rede, das ist alles faules Geschwätz! In der Gerüchteküche mitkochen. Wir beide, meine Frau und ich, sind in der Ex-DDR aufgewachsen, wir wissen etwas von Demagogie, wie da jemand die Meinung eines anderen verändern und beeinflussen will. Seitdem bin ich neuralgisch, wenn politische Parteien mit Schalmeientönen kommen und mir ihre Meinung aufdrücken wollen, dass ich mich einer political correctness anschließen soll. Da verweigere ich mich, liebe Brüder und Schwestern, und ich hoffe, Sie auch!

Diese drei Lebensbereiche sind sensibel. Als ich Studienleiter in Krelingen war, hatten wir bei den Studenten öfters Dr. Bräumer aus Celle zu Besuch. Er leitete damals ein großes diakonisches Zentrum mit 800 Mitarbeitern. Er sagte uns, dass er sich bemühte, gläubige Mitarbeiter zu bekommen für die Pflege und Betreuung der vielen Behinderten dort. Und er schilderte uns, dass sie immer wieder am Geld und am Sex stolperten. Und fürall diesen Bereichen heißt es nun: „Nun lebe doch als Kind des Lichts!“

Wie sieht das denn aus in der Sexualität? Ich liebe eine Stelle im Hiobbuch besonders, Hiob 31,1. Da sagt dieser Gottesmann, dass er einen heiligen Bund geschlossen hat mit seinen Augen, dass er hinfort keine Jungfrau mehr lüstern anblicken will. Das sagt ein Gottesmann! Auch r hatte anscheinend zu kämpfen gehabt mit einer begehrlichen Seele. Und dann schließt er vor Gott einen heiligen Bund.

Ich habe mit zwei Predigern gesprochen, völlig unabhängig voneinander. Beide kamen zu mir und sagten: „Bruder Cochlovius, ich hänge an pornografischen Internetseiten, ich komme davon nicht mehr los. Können Sie helfen?“ Ich sagte: „Ich kann auch nicht helfen, aber wir können beide zusammen auf die Knie gehen und das heilige Blut Christi anrufen, damit es diesen Schaden überdeckt.“ Und wir haben das getan. Ich habe das übrigens auch selber gemacht. Wir haben 1989-90 ein Haus gebaut. 1990 sind wir eingezogen, und ich erinnere mich noch an einen Abend, kurz nachdem wir eingezogen waren. Die Möbel waren gerade aufgestellt, und ich räumte die Regale ein. Es war ein Zimmer, wo ein Fernseher aufgestellt war, und der Apparat lief. Es war spät am Abend, und plötzlich sehe ich, wie sich da eine Frau nackt auszieht. Wir waren jetzt angekabelt im neuen Haus, und da gab es nun diese Sender. Ich war fasziniert und habe die Aus-Taste nicht mehr gefunden. Das ging mir noch drei, viermal so, und dann merkte ich, wie eine Sexualisierung über mich kam, wie ich fremdbestimmt wurde, wie ich plötzlich eine ältere Frau, die ich sehr schätzte, vor meinem inneren Auge sexualisiert gesehen habe. Das war für mich ein Schock! Ich habe damals die Notbremse gezogen und Hiob 31 praktiziert. Ich habe mich hingekniet und gesagt: „Herr Jesus, bitte vergib mir, dass ich mir jetzt fremde Sexualität angeeignet habe. Ich weiß es, Sexualität gehört dem Ehepartner in der Ehe und niemandem sonst! Bitte reinige mich und gib mir einen neuen Blick für meine Frau.“ Das hab ich ernsthaft gebetet. Und zur Ehre Gottes sage ich‘s: Gott hat geholfen. Wie viele Männer sind heute pornographisch verseucht! 400 Millionen pornographische Internetseiten geistern durch die Welt und versetzen fremde Bilder in die Seele der Männer. Und dann können sie ihre eigene Frau nicht mehr individuell sehen, sondern hängen an den Bildern fest. Und das merken die Frauen, und so gehen Ehen kaputt. Was da sich an Finsternis ansammelt in unserer Welt, ist wirklich erschreckend. Und jetzt sage ich einfach zu den Männern: „Liebe Brüder, wenn Ihr da noch festhängt, bitte, nehmt die Lichtkraft Christi in Anspruch und brecht durch zur Freiheit der Kinder Gottes!“

Meine Frau und ich halten seit vielen Jahren Eheseminare. Die Sexualität, ihre Erneuerung und Heiligung ist dabei immer ein wichtiges Thema. Ich bin dankbar, dass Paulus sehr offen und direkt von Sexualität spricht, und zwar 1. Kor. 7 3 und 4. Da soll noch jemand sagen, die Bibel sei prüde. Dort heißt es, in freier Wiedergabe: „Ihr Männer, gebt die Verfügung über eure Sexualität ab an eure Frauen, und ihr Frauen, gebt die Verfügung über eure Sexualität ab an eure Männer.“ In dieser Sichtweise gehören mir meine geschlechtlichen Organe gar nicht, sondern meiner Frau. Und umgedreht ebenfalls. Das muss man erst einmal verstehen, wie Gottes Wort das meint. Die Medien sagen uns etwas ganz anderes. Da ist die Sexualität zum eigenen Lustgewinn da. Im Grunde sind das eine ganz befreiende Einsicht: unsere Sexualität ist für den Ehepartner da. Und als Christen dürfen wir wissen, dass der Herr die Kraft dazu gibt, diese Einsicht in die Praxis umzusetzen. Dann blüht auch das geschlechtliche Leben in der eigenen Ehe wieder neu auf.

Wir sind hier an einem Nerv unserer Zeit. Wir werden die Welt an dieser Stelle nicht retten. Aber wir können uns und unsere Gemeinde reinigen und heiligen in der Kraft des Heiligen Geistes. Und wir sollten dabei auch das unverheiratete Zusammenleben davon nicht ausschließen. Viele Gemeinden haben hier schon zu viele Kompromisse mit dem Zeitgeist geschlossen.

Gehen wir zum zweiten Bereich, der Habgier. Wie sieht das hier bei uns aus? Niemand ist frei davon. Ich frage mich manchmal – wir sind ja aus dem kommunistischen Bereich damals heraus geflüchtet, meine Frau und ich getrennt voneinander – was eigentlich besser ist, Kommunismus oder Konsumismus. Darüber lohnt es einmal nachzudenken. Wir sind doch alle mehr oder minder angesteckt von diesem Mammonsgeist, der uns einredet, dass Besitz und Wohlstand Lebensglück vermittelt. Auch hier ist es wichtig, dass wir uns als Kinder des Lichts bewähren und unser Herz allein an den lebendigen Gott hängen, der uns zu versorgen weiß gestern, heute und morgen. Denn was ist doch diese ganze Habgier anderes als eine Angst, ich könnte morgen unversorgt sein. Jesus sagt in der Bergpredigt, sieh dir die Spatzen an. Bist du nicht mehr als sie? Gott wird dich versorgen. Es ist eine Frage des Glaubens. Wir müssen nicht unser Leben auf Geld und Besitz gründen. Im Gegenteil, wir können mit unserem Geld und Besitz viel Gutes tun.

Neulich haben wir einen Dienst gehabt in Bayern, und wir waren zum Übernachten bei einem Arztehepaar eingeladen. Bei der Verabschiedung kommt der Mann und bringt ein Päckchen und sagt: „Das will ich Ihnen mitgeben.“ Ich nehme das Päckchen in die Hand. Schwer. Ich sage: „Was ist denn da drin?“ Da sagt er: „Sie können ja mal reingucken.“ Ich bin seit einigen Jahren leidenschaftlicher Naturfotograph, das hat er aber gar nicht gewusst. Was finde ich in diesem Päckchen? Ein Teleobjektiv. Ich wollte es erst gar nicht glauben. Solch ein Objektiv ist nicht billig. „Woher wissen Sie, dass das ein langgehegter Herzenswunsch meinerseits war?“ Das war meine Frage. Wie wunderbar hatte Gott das gefügt. Unser Gastgeber sagte nur: „Ich brauche es nicht mehr.“ Das ist doch großartig, nicht wahr, wie einer so großzügig über seinen Besitz verfügt und damit anderen eine Freude macht. Ich hoffe, dass wir alle den Zehnten geben. Das ist ja für Christen sozusagen die Einstiegserfahrung in den Segen Gottes auf dem finanziellen Gebiet. Wir geben unsern Zehnten seit 1973, und ich muss sagen, dass wir seitdem keine gravierenden Finanzsorgen mehr hatten. Gott fordert uns in Maleachi 3,10 geradezu auf, seine Güte zu testen: „Prüft mich, ob ich nicht den Himmel öffne und euch mit Segen überschütte, wenn ihr 10 Prozent von dem, worüber ihr verfügt, für Zwecke des Reiches Gottes gebt.“ Lieber Bruder, liebe Schwester, probiert es doch mal aus. Gott selber fordert uns dazu auf. Probiere es!

Das ist eine Veränderungsstrategie. Da treten wir ein in das Reich des Lichtes. Ich könnte vieles dazu sagen. Ich denke an mein elterliches Erbe, hinter dem ich jahrelang hinterhergelaufen bin, und das mir aufgrund der Teilung Deutschlands lange Zeit verwehrt blieb. Ich bin Einzelkind, und wie gesagt, geflüchtet aus der DDR, mein Vater ist 1967 verstorben. Ich kam an das Geld nicht ran. Ich kann hier diese Geschichte nicht weiter vertiefen. Aber ich habe jahrelang um dieses Erbe gekämpft, bis ich darüber meine Mutter fast ins Grab gebracht habe und sie einen Herzanfall gekriegt hat, bis ich dann endlich – da war ich schon lange Christ! – endlich kapiert habe, wie sehr ich noch am Geld hänge. Dass ich in diesem Bereich noch einen Schritt tun muss. Und den habe ich dann mit Gottes Hilfe getan und gebetet: „Herr, ich übergebe dir dieses ganze Erbe. Ob ich es jemals kriege oder nicht, ist mir völlig egal, Hauptsache, ich bleibe unter deinem Schutz und Segen.“ So ähnlich habe ich gebetet. Und Gott hat geantwortet. Drei Wochen später kam ein Brief vom Landratsamt in Hof, und mir wurde eine Erbentschädigung zuerkannt. Fünf Jahre hatte ich um das Geld gekämpft und nichts gekriegt. Und dann, nachdem ich es abgegeben hatte an den Herrn, öffnete sich der Himmel. Ich hoffe, dass wir alle solche ähnlichen Geschichten und Erfahrungen kennen aus unserem Leben, wie Gott Matthäus 6,33 einlöst, trachtet zuerst nach Gottes Angelegenheiten, dann kriegt ihr alles, was ihr braucht, von ihm selber dazu. So kann man Habgier überwinden im Glauben, dass Gott ein reicher Gott ist und dass er uns zu seiner Zeit alles Nötige gibt.

Und dann noch der dritte Bereich, unsere Redeweise. Wie oft schlittern wir herum mit Halbwahrheiten und Halblügen! Mit spöttischer Rede über andere, befeuern die Gerüchteküche in unserer Umgebung, im eigenen Dorf, sagen etwas weiter, von dem wir nicht genau wissen, ob es stimmt! Da möge sich jeder einmal an die eigene Nase fassen, ob er hier noch in der Finsternis steckt oder schon im Reich des Lichtes angekommen ist. Wahrhaftige Rede, heilsame Rede, das ist es, wozu wir ermächtigt sind als Christen. Wir müssen nicht in dieser spöttischen, aburteilenden öffentlichen Rede mitmachen und sie verstärken. Unsere politische Kultur ist ja weitgehend vergiftet dadurch, dass man nur das Negative am politischen Gegner sieht. Ich kann es manchmal nicht mehr hören, weil es bedrückend und belastend ist. Aber auch hier dürfen wir alternativ sein. Alternativ heißt ja „anders geboren“. Als Christen sind wir die echten Alternativen, wenn wir uns ansiedeln im Reich des Lichtes ansiedeln.

Ich möchte noch ein Beispiel erzählen von wahrhaftiger Rede. Ich habe es in den Lebenserinnerungen von Samuel Keller gelesen, dem bekannten Evangelisten und Russlandmisssionar. Er war einmal an ein Krankenbett gerufen worden. Als er den Kranken sieht, merkt er sofort, dass es mit ihm zu Ende geht. Da kommt der Arzt, und der ermuntert den Patienten und sagt, dass er bestimmt wieder auf die Beine kommen wird und dass bald eine neue Medizin ausprobiert werden soll. Und Samuel Keller beobachtet den Kranken, wie er zwischen Hoffnung und Resignation hin- und hergeschüttelt wird. Und dann verabschiedet sich der Arzt. Samuel Keller geht hinterher und sagt: „Sagen Sie mal, wie steht es denn um ihn?“ Und der Arzt antwortet: „Er wird den morgigen Tag nicht erleben.“ Und da zieht ihm ein Schmerz in seine Seele, dass dieser Kranke jetzt mit einer Lüge sterben muss. Er fleht zu Gott ‚Bitte gib mir ein wahrhaftiges liebevolles Wort‘ und geht zurück ins Krankenzimmer und sagt ihm die Wahrheit. Da richtet sich der Kranke auf, fasst ihn an der Hand und sagt: „Herr Pfarrer, ich danke Ihnen, dass sie mir die Wahrheit sagen. Bitte benachrichtigen Sie meine Familie und bleiben Sie bitte da. Ich will Abschied nehmen.“ Dann holt er die anderen, und er erzählt in seinen Erinnerungen, dass er solch einen Abschied noch nie erlebt hat. Wie der Sterbende von allen Abschied genommen und im Frieden gestorben ist. Und Samuel Keller dankte Gott, dass er die Kraft zur wahrhaftigen Rede empfangen hatte. Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns als Lichtmenschen leben und wahrhaftig sein und reden! Man kann natürlich die Wahrheit dem anderen auch gnadenlos um die Ohren schlagen. Das wollen wir nicht. Aber in Liebe wahrhaftig sein, das ist unsere Aufgabe.

Das waren natürlich nur ein paar kleine Schlaglichter auf diesen wunderbaren Text. Ich schließe mit dem Vers 6„Lasst euch nicht verführen mit leeren Worten“, und das wünsche ich uns allen. Wir sind heute riesigen Verführungen ausgesetzt. Auch im frommen, im kirchlichen Bereich wird verführt mit frommen Worten, so dass man unwahrscheinlich aufpassen muss. Andauernd ist von Gottes Liebe die Rede. Das klingt so fromm und so gut, und es stimmt sogar, Gott liebt dich, so wie du bist. Sogar das stimmt. Aber dann wird in vielen Variationen gesagt, du kannst auch bleiben wie du bist. Und da beginnt die Verführung. Nein, Gottes Liebe errettet uns aus falschen Lebensbindungen und Süchten, aus Unzucht, Habgier und Schlechtrednerei und faulem Geschwätz, und das sollte diese Predigt uns klar machen. Es ist immer wieder aufs Neue ein wunderbares Geschehen, wenn Christen aus diesen falschen Verhaltensmustern heraustreten, hinein ins Licht. Gott helfe uns dazu in seiner Gnade täglich neu.

Amen.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 5. Juli 2016 um 18:49 und abgelegt unter Predigten / Andachten.