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Wie kann eine gute Ehe besser werden?

Freitag 9. September 2005 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Wie kann eine gute Ehe besser werden? Eine biblische Besinnung

Seit Anfang der 80er Jahre stehe ich zusammen mit meiner Frau in der Ehearbeit. Damals hatte ich in einer beruflichen Krise die Hilfe meiner Frau schätzen gelernt, und ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben begriffen, was in 1. Mose 2,18 steht, daß Gott dem Mann eine Hilfe zur Seite stellt, wie er sie sich nicht besser wünschen kann. Aus der Krise entwickelte sich eine Erneuerung unserer Ehe, und was man selbst als hilfreich erfahren hat, das will man gern weitergeben. Wir haben uns dann während eines Familienurlaubs die biblischen Aussagen über den Mann und die Frau und die Ehe erarbeitet. Das Seminarkonzept, das daraus entstand, haben wir seitdem nicht verändert. Es hat sich sowohl in den Seminaren als auch in vielen Ehegesprächen als tragfähig erwiesen. Die Grundlage unserer Ehearbeit sind fünf Leitlinien, auf die ich auch diesen Seminarbeitrag aufbauen möchte.

1.) Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1. Mose 1,26)

Wir sind Geschöpfe des Dreieinigen Gottes, der sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart. Das ist keine überholte christliche Dogmatik, sondern der Kern unseres Glaubens. Gott ist Liebe (1. Joh. 4, 16), und er lebt aus der Liebe. Aus Liebe zeugt er sich vor der Schöpfung seinen Sohn (Joh. 1,1). In Liebe wendet er sich ihm zu: Er übergibt ihm sein Erbe, er erschafft die Welt durch ihn, er prägt ihm seinen göttlichen Charakter auf, und er bestätigt seine Vaterschaft ihm gegenüber immer wieder neu (Hebr. 1,1-5). Alles was der Dreieinige Gott erschafft, trägt kommunikative Züge. Nichts existiert für sich selbst, alles hat dienende, helfende Funktion für das Ganze. Die ganze Natur trägt diese kommunikativen Züge, man muß sie nur erkennen. Was hat dies aber nun mit der Ehe zu tun, kann sich jemand fragen?

Der Mensch als Krone der Schöpfung ist berufen, Bild Gottes zu sein, oder, wie es wörtlich heißt im Schöpfungsbericht, Repräsentant Gottes zu sein. Das bedeutet, daß er das Wesen Gottes widerspiegeln und die Herrschaft über die Erde wahrnehmen soll. Eine gewaltige Sinngebung! Der gefallene Mensch scheitert jedoch an dieser Sinnbestimmung, weil er Gottes Liebe nicht wahrnimmt und nicht annimmt, sondern im Selbstbezug und gegen Gott lebt. Der durch Christus erlöste Mensch empfängt die Liebe Gottes und wird dadurch zur Liebe und zu echter Kommunikation befähigt. Ehe und Gemeinde sind Einübungsfelder für gelingende Kommunikation. In der Ewigkeit werden wir mit Christus, unserem Herrn, in wunderbarer Weise kommunizieren (1. Thess. 4,17).

Natürlich muß man wissen, was Kommunikation wirklich ist. In unserer von den Medien und Informationstechniken beherrschten Zeit denken viele, schnelle Information sei schon Kommunikation. Weit gefehlt. Echte Kommunikation ist ein Beziehungsgeschehen. Da gebe ich dem anderen weiter, was Gott mir gegeben hat. Und da empfange ich vom anderen, was er von Gott bekommen hat. Gott gibt uns, damit wir weitergeben. Gott gibt anderen, damit sie uns geben.

Dieses Wesen Gottes gilt es in unseren Ehen zu entdecken. Walter Trobisch, der bekannte Eheseelsorger, sagte, daß jede Frau und jeder Mann spezifische Bedürfnisse hat. Die Frau sucht Zärtlichkeit, Ritterlichkeit und Geborgenheit. Der Mann sucht Anerkennung, Ruhe und gutes Essen. Ich habe noch keine Frau und keinen Mann gefunden, die dem widersprochen hätten. Aber wer kann uns unsere Bedürfnisse erfüllen? Nicht wir selbst, sondern andere Menschen, die Gott uns zur Seite stellt.

2.) „Gott sah an alles, was er gemacht hatte,
und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31)

Am sechsten Schöpfungstag, nach der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau, bezeichnet Gott alles Geschaffene als in höchstem Maß schön und zweckmäßig. Mann-sein und Frau-sein ist also „sehr gut“. Dieses Qualifikationsurteil Gottes über die zweigeschlechtliche Beschaffenheit der Menschheit hilft zur Identifikation mit der eigenen Geschlechtlichkeit, gerade in unserer Zeit der Angleichung und Nivellierung. Mann und Frau sind von Gott hervorragend konzipiert und ausgestattet hinsichtlich Leib, Seele (Wollen, Denken, Fühlen) und Geist (Selbstbewußtsein und Ich-Zentrum). Alle gegenseitigen Abwertungen der beiden Geschlechter gilt es zu überwinden. Was Gott so genial konzipiert hat, dürfen wir nicht kaputt reden. Das Gefühlsleben des Mannes ist genauso hervorragend angelegt wie der Intellekt der Frau. Allerdings zentriert der Sündenfall alle Veranlagungen auf den eigenen Egoismus. Das ist beim Mann genauso wie bei der Frau. Erst die Erlösung durch Christus befreit beide zum Dienst für Gott und den Nächsten.

Das Qualifikationsurteil Gottes über Mann und Frau berechtigt und verpflichtet uns dazu, die geschlechtsspezifischen Veranlagungen und Merkmale zu beobachten und zu beachten. Mann und Frau sind leiblich und seelisch außerordentlich verschieden. Ich möchte einige Hauptunterschiede nennen. Wer sie zu wenig beherzigt, wird in seiner Ehe immer wieder völlig unnötige Mißverständnisse und Krisen erzeugen. Der Zugang zur Lebenswirklichkeit ist beim Mann wesentlich intellektuell, bei der Frau wesentlich emotional-empfindend. Der Mann ordnet die Lebensvielfalt in der Regel nach Prinzipien und bewältigt die Lebensaufgaben linear und nacheinander, die Frau erfaßt die Lebensvielfalt gleichzeitig und komplex. Die seelische Gesamt-Konstitution des Mannes ist der Frau zugeordnet, die Frau verfügt dagegen über eine größere Eigenstabilität. Stärken des Mannes sind z.B. Sachbezug, sein Idealismus für eine Idee oder Sache und sein schöpferischer Intellekt, Stärken der Frau sind ihr Personalbezug, ihre Hingabekraft für andere Menschen und ihre reproduktive, gestalterische Fähigkeit. Aus der unterschiedlichen Veranlagung von Mann und Frau resultieren auch ihre geschlechtsspezifischen Schwächen. Beim Mann ist es vor allem seine Selbstverliebtheit und sein Stolz gegenüber der Frau. Die fraulichen Hauptschwächen sind ihr Dominanzstreben und ihre Ungeduld. Beide Schwächen sollten wir ernst nehmen, denn sie können die beste Ehe unterminieren. Paulus gibt uns im Epheserbrief wertvolle Hinweise, wie wir sie zügeln können. Der Ehefrau sagt er, daß sie sich an der Gemeinde, die sich aus Liebe ihrem Haupt Christus unterordnet, ein Beispiel nehmen soll. Dem Ehemann sagt er, daß er bei Christus selbst Liebe und Hingabe lernen soll.

3.) „Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die um ihn sei“
(1. Mose 2, 18)

Liebe braucht ein Gegenüber, um zu lieben. Da der Mensch zur Ebenbildlichkeit, also zur Liebe berufen ist, stellt Gott dem Mann die Frau zur Seite. Die Frau wird nicht wie der Mann aus den Elementen der Erde geschaffen, sondern aus der Körperlichkeit des Mannes gestaltet. Damit werden von Gott dem Mann und der Frau elementare Voraussetzungen für die Ehe einprogrammiert. Dem Mann wird ein Teil seines Wesens genommen, so daß er fortan in eine tiefe Bewegung zur Frau hin zur Ergänzung seines Wesens versetzt wird. Die Frau empfängt durch ihre spezifische Erschaffung die seelische und leibliche Befähigung, den Mann zu verstehen und ihm zu helfen.

Mit der Erschaffung eines Mannes und einer Frau ist das Konzept der Einehe als die von Gott gewollte Form der Ehe begründet. Mit der Berufung der Frau zum Hilfe-sein für ihren Mann ist die Ehe als lebenslange Treuegemeinschaft konstituiert.

„Hilfe“ zu sein ist ein anspruchsvolles Lebensprogramm. Die Frau benötigt dazu die Weisheit Gottes. Manch eine Frau hat ihr Hilfe-sein schon falsch verstanden. Es geht nicht darum, dem Mann alles zu geben, was er will, wie mir einmal eine Ehefrau ihr eigenen Verständnis des Hilfe-seins erläuterte. Das würde dem Mann gerade nicht helfen, in seine Verantwortung hinein zu wachsen. Nein, die echte Hilfe gibt dem anderen das, was er braucht. Dazu muß sie ihn kennenlernen. Und dazu braucht es die Weisheit Gottes. Mit Gottes Hilfe soll die Frau ihrem Mann ein Gegenüber sein, das ihm hilft, ein verantwortungsfähiger Mann zu werden. Sie soll ihn trösten, aufbauen, ermahnen und korrigieren und in allem ihm Freude, Unterstützung und Anerkennung vermitteln. Das ist wahrlich eine lebenslange Aufgabe. Aber es ist eine Herausforderung, die einen großen Segen in sich trägt. Die Frau, die sich ihr stellt, wird mit Gottes Hilfe erleben, daß ihr Mann verantwortungsvoller und liebevoller wird.

4.) „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden eins sein“
(1. Mose 2, 24)

Weil die Frau aus der Leiblichkeit und damit auch aus dem Wesen des Mannes genommen ist, ist der Mann in einer tiefgründigen Bewegung hin zur Frau. Unter den Bedingungen des Sündenfalls, der alle Menschen zu Egoisten macht, hätte die Ehe ohne diese tief in den Mann hineingelegte Sehnsucht nach Ergänzung keine Chance.

Die vierte Leitlinie nennt zwei Bedingungen und eine Verheißung für die Ehe. Die erste Bedingung für eine glückende eheliche Beziehung ist die innere und äußere Abnabelung von den Eltern und die Freigabe durch die Eltern. Die eingeprägten Bilder von Ehe, Mann- und Frau-sein müssen am Wesen und am Wort Gottes gemessen und korrigiert werden. Eltern und Kinder als wichtigster Lebensbezug treten zurück hinter dem Ehepartner. In der Ehepraxis muß mit dieser biblischen Ermahnung unbedingt ernst gemacht werden. Männer, die sich nicht innerlich lösen können von ihrer Mutter, gefährden ihre Ehe genauso wie z.B. Frauen, die ihr negatives Vaterbild immer wieder in ihren Mann hineinprojizieren. Niemand möchte an fremden Bildern gemessen werden. Aber auch die Eltern sind hier gefragt. Ihre große Verantwortung liegt darin, ihr Kind wirklich freizugeben und keinerlei Besitzansprüche mehr durchzusetzen. Je früher Eltern lernen, ihre Kinder nicht als Eigentum, sondern als eine Leihgabe Gottes zu sehen, desto leichter werden sie es mit der Freigabe haben.

Die zweite Bedingung ist das tägliche gegenseitige „Anhangen“ der beiden Eheleute. Gott „klebt“ (so heißt es wörtlich) zwei Menschen aneinander, wenn sie in die Stiftung der Ehe eintreten. Die Ehe beginnt, wenn Mann und Frau sich gegenseitig und öffentlich ihrer lebenslangen Treue versichern. Was Gott vormacht, sollen wir nachahmen. Eine Ehe lebt vom beständigen Füreinanderdasein. Mann und Frau versichern sich ihrer Liebe und Treue in Wort und Tat. Besonders der Mann muß hier lernen, denn ihm als dem eher grundsätzlichen Typus liegt die beständige Wiederholung weniger. Aber er muß sich immer klar machen, daß seine Frau unmittelbar im Hier und Heute lebt, und daß sie demzufolge hier und heute Gesten und Worte seiner Liebe braucht.

Wenn in einer Ehe diese beiden Voraussetzungen stimmen, erfüllt sich in ihr die Verheißung des „Eins-seins“. Die herkömmliche Übersetzung „ein Fleisch werden“ läßt zu sehr an die geschlechtliche Vereinigung denken, während im Urtext die ganzheitliche Einheit zweier Personen in der Verschiedenheit ausgedrückt ist. Das „Eins-sein“ meint nicht die Angleichung der Meinungen und Charaktere, sondern die beiderseitige beglückende Erfahrung, wie wichtig und wertvoll der eine Ehepartner für den anderen ist.

5.) „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern so unter wie (die Gemeinde) dem Herrn… Ihr Männer, liebt eure Frauen so wie Christus die Gemeinde liebt und sich für sie dahingegeben hat“ (Eph. 5,22 und 25)

Die Frau wird in ihrem Dominanzstreben ermahnt, sich nicht über den Mann zu erheben, sondern sich ihm helfend und liebend unterzuordnen. Dabei soll sie sich vor Augen stellen, daß ihr Mann in Gottes Augen ihr Haupt ist und als solches die Verantwortung zu Fürsorge und Schutz trägt für sie und die Kinder, entsprechend der Verantwortung, die Christus für die Gemeinde wahrnimmt. Dieser Glaubensblick hilft ihr, ihre eheliche Aufgabe anzunehmen und mit Leben zu erfüllen. Mit Unterwürfigkeit hat das nicht das Geringste zu tun.

Der Mann wird in seinem Egoismus ermahnt, nicht nach seinen eigenen Plänen und Wünschen zu leben, sondern bei Christus Hingabe und Verantwortung zu lernen. Er soll sich klarmachen, daß er vor Gott mit seiner Frau so unauflöslich verbunden ist wie ein Kopf mit seinem Leib und daß er sich um seine Frau so kümmern soll wie dies ein Kopf mit seinem Leib tut. Der Mann trägt vor Gott die Verantwortung dafür, daß es seiner Frau in leiblicher, materieller, emotionaler, geistiger und geistlicher Hinsicht gut geht. Durch seine tätige, fürsorgliche Liebe erleichtert er es seiner Frau, sich ihm gern unterzuordnen und ihn zu ehren.

Die leibliche Fürsorge hat das körperliche Wohlergehen der Frau im Auge. Der von der Liebe geleitete Mann sucht nach Wegen, seine Frau zu entlasten und ihr beizustehen. In der geschlechtlichen Begegnung sucht er nicht den eigenen Lustgewinn, sondern Frieden und Freude seiner Frau. Die materielle Fürsorge umfaßt alle äußeren Bedürfnisse der Frau. Es ist nicht eheförderlich, wenn sich der Mann gegenüber seiner Frau als großzügiger Spender von Geldgaben fühlt. Genauso verkehrt ist es aber im Licht der biblischen Eheauffassung, wenn der Mann selbstverständlich davon ausgeht, daß seine Frau für das materielle Auskommen der Ehe und Familie genauso zuständig ist wie er selbst. Sein Haupt-sein läßt eine solche Auffassung nicht zu. Die seelische Fürsorge ist besonders wichtig, da die Frau im allgemeinen den Alltag stärker emotional-intuitiv erlebt und in sich aufnimmt. Freud und Leid beschäftigen sie viel unmittelbarer als den Mann. Hier muß er ausgleichend, verstehend, humorvoll und behutsam seinen Beitrag leisten, damit das seelische Gleichgewicht seiner Frau wieder hergestellt wird. Die geistige Fürsorge geschieht durch das Ernstnehmen der Frau als Ratgeber und Gesprächspartner. Es ist lieblos vom Mann, seine Frau nur mit knappen Alltäglichkeiten abzuspeisen. Sie möchte als sein geistiges Gegenüber wahrgenommen werden. Die geistliche Fürsorge schließlich äußert sich zunächst in der Fürbitte, dann in der Bereitschaft, das Gebet und das Wort Gottes in die Ehe und Familie hineinzugeben und auch im Willen, in Streit- und Krisensituationen den ersten Schritt zur Versöhnung zu gehen.

Hinweis:

Der Autor hat seine Erfahrungen aus über 2o-jähriger Eheseelsorge in seinem Buch “Lieben und Helfen. Ein Eheseminar“ zusammengefaßt (5. Aufl. 2005). Das Buch ist im Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms erschienen, hat 144 Seiten und kostet 10,50 €. Es kann über jede Buchhandlung oder beim Autor bestellt werden (Lerchenweg 3, 29664 Walrode, Tel./Fax. 05161/73276)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 9. September 2005 um 20:25 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Theologie.