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Iranischer Konvertitenpastor Saeed Abedini vorzeitig aus der Haft entlassen

Zur Person und zum Fall

Saeed Abedini (*7. Mai 1980, Teheran/Iran, im Iran bekannt unter dem Namen: Saeed Abedinigalangashi) konvertierte im Jahr 2000 vom Islam zum Christentum. Seit 2004 ist Abedini mit Naghmeh Panahi-Abedini verheiratet; sie haben zwei Kinder, Rebekka (*2007) und Jacob (*2008). Nach der Machtübernahme von Präsident Ahmadinedschad verschärfte sich die Lage für iranische Konvertiten dramatisch.

Deshalb verließ Saeed Abedini Anfang 2006 mit seiner Frau das Land, um sich in den USA niederzulassen (im März 2010 wurde ihm die amerikanische Staatsbürgerschaft zugesprochen). 2009 kehrte er jedoch mit seiner Familie in den Iran zurück. Vor Ort wurde er kurzzeitig von iranischen Behörden festgehalten. Sie verlangten von ihm, dass er jegliche christlichen Aktivitäten, z.B. Kirchenbesuche, unterlassen müsse, damit er frei in den Iran ein- und ausreisen könne. Saeed akzeptierte die Forderungen und konnte sich in Zusammenarbeit mit den iranischen Behörden für den Bau eines nichtreligiösen Waisenhauses für Straßenkinder engagieren. Diese Arbeit erforderte mehrfache Reisen in den Iran. Trotz der Einhaltung aller Forderungen wurde Saeed Abedini im Juli 2012 auf einer Reise im Iran verhaftet und 2013 zu 8 Jahren Haft wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ verurteilt. Seit seiner Verhaftung setzte sich seine Frau durch aktive Öffentlichkeitsarbeit für ihn ein, dies geschah u. a. durch Fernsehinterviews und per Facebook.

Verhaftung und Prozess

Während eines Aufenthaltes im Iran, reiste Abedini im Juli 2012 nach Georgien und in die Türkei, wurde aber bei seiner Rückkehr in der Nähe der türkischen Grenze von iranischen Revolutionsgardisten in einem Bus festgenommen. Die Gardisten beschlagnahmten seinen iranischen sowie den US-amerikanischen Pass und stellten ihn unter Hausarrest. Wenig später wurde ihm der US-amerikanische Reisepass wieder übergeben. Die Sicherheitsbehörden teilten ihm mit, dass er auf Abruf für seine Verhandlung bereit zu stehen habe. Am 26. September 2012 wurde Abedini in seinem Haus in Teheran festgenommen. Zahlreiche persönliche Gegenstände und Bargeld wurden konfisziert. Immer wieder wurden Abedini und seine Familienmitglieder mit dem Tode bedroht, da sie „Apostaten“ seien. Abedini wurde bis zu seiner Verlegung am 3. November 2013 im für Folter berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten. Etwa vier Wochen musste er in Einzelhaft durchstehen, bevor er in Abteilung 3, Zelle 209 verlegt wurde. Er wurde auch gefoltert. Zudem sollen mehrere islamische Geistliche versucht haben, ihn von seinem Glauben abzubringen.

Anfang 2013 berichtete die iranische staatliche Nachrichtenagentur INSA, dass Abedini auf Kaution freigelassen werden würde. Als seine Familie daraufhin zweimal versuchte, die Kaution (umgerechnet etwa 245.000€) zu bezahlen, wurde die Annahme der Kaution wegen angeblicher „Formfehler“ abgelehnt. Das Gerichtsverfahren vor der 26. Abteilung des Islamischen Revolutionsgerichts in Teheran unter Vorsitz des für seine harten Urteile berüchtigten Richters Pir Abassi begann am 21. Januar 2013. Erst mit Beginn des  Verfahrens wurde es Abedinis Anwalt, Naser Sarbazi, gestattet, Einsicht in die Akten zu nehmen. Anwaltliche Vertretung war zudem nur am ersten Tag des Verfahrens genehmigt.

Am 27. Januar 2013 verurteilte der Richter Pir Abassi den Pastor wegen „Gründung von Hauskirchen“ und „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ zu 8 Jahren Haft. Am 4. Februar 2013 legte Abedinis iranischer Anwalt Berufung ein. Schließlich wurde Abedini am 16. Januar 2016 freigelassen.

Vor seiner Haftentlassung, wurde ein Brief von Pastor Abedini an seine Familie aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt, in dem er von erlittener physischer und psychischer Folter berichtete. Zudem sei ihm mehrmals gesagt worden, er würde für seinen christlichen Glauben „gehängt werden“. Seine Familie wurde wiederholt abgewiesen, als sie ihn besuchen wollte. Im Evin-Gefängnis im Nordwesten Teherans wurden bereits während der Schah-Zeit politische Gefangene inhaftiert. Es ist berüchtigt für seine unmenschlichen Haftbedingungen. Laut Augenzeugenberichten werden die Häftlinge dort täglich erniedrigt, gedemütigt und gefoltert. Zudem ist das Gefängnis, das ursprünglich für 320 Personen ausgelegt war, chronisch überbelegt. Im Januar 2012 sollen dort rund 8.000 Häftlinge zusammengepfercht gewesen sein.

Am 3. November 2013 verlegten iranische Sicherheitsbehörden Abedini in das Rajai-Shahr Gefängnis in Karaj, etwa 50 km westlich der Hauptstadt Teheran. Auch dieses Gefängnis ist für alltägliche Folter, Missbrauch und menschenunwürdige Haftbedingungen bekannt.

Hintergrund

Christen stellen im Iran eine religiöse Minderheit dar, und insbesondere Konvertiten müssen zahlreiche Repressionen seitens des Regimes ertragen, u. a. müssen christliche Gemeinden Erklärungen unterzeichnen, keine Missionsarbeit zu betreiben. Außerdem werden Gottesdienstbesucher seitens der Polizei kontrolliert. Im Iran ist es einem Muslim nicht möglich, auf legalem Wege seine Religion zu wechseln oder religionslos zu sein. Der Übertritt vom Islam zum Christentum und Atheismus können mit dem Tode bestraft werden. Dies hat dazu geführt, dass sich ein Netz von Hauskirchen entwickelte. Bibelstunden und Gottesdienste werden in privaten Wohnungen abgehalten. Zahlreiche Konvertiten befinden sich in iranischen Gefängnissen, wo sie zum Teil physisch und psychisch gefoltert werden.

Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte [1](IGFM)