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„Bethlehem im jüdischen Lande“

Israel und Palästina – eine Betrachtung

Deutsche Bibelausgaben verbreiten den Irrtum, Bethlehem liege in Palästina. Damit werden sie den biblischen Autoren nicht gerecht, die Bethlehem in Juda verorten. Doch es wird klar: Landkarten zeigen Politik. Oder anders gesagt: Politik zeigt sich in Landkarten.

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.“ (Lukas 2,1-6)

Das sind die vertrauten Worte der Weihnachtsgeschichte aus der Lutherbibel. Lukas versteht die Weltgeschichte als Heilsgeschichte. Der Messias kommt zu einem bestimmten Zeitpunkt in die Welt: In Rom regiert Augustus. Statthalter Quirinius herrscht über die Provinz Syrien. Das war der römische Begriff des Landes zwischen dem Mittelmeer und Damaskus. Zur Zeitangabe kommt die Ortsangabe: Bethlehem. Josef und Maria ziehen in die alte Davidsstadt. Genau dort soll der messianische König der Endzeit aus dem Hause Davids zur Welt kommen. Den Hinweis auf Bethlehem erhalten auch die Sterndeuter aus dem Morgenland, die zunächst vergebens in der Hauptstadt Jerusalem nach dem neugeborenen König gefragt hatten. Die Schriftgelehrten sagten: „In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.“

Bethlehem in Palästina?

Die biblischen Geschichten weisen auf Bethlehem in Juda. Will ich diesen Ort in meiner Bibel finden, dann brauche ich die Landkarte auf der letzten Innenseite. Sie trägt die Überschrift: „Palästina zur Zeit Jesu“. Ich werde fündig und entdecke. Bethlehem. Ein Pünktchen unterhalb der Stadt Jerusalem. Nach Ansicht der Landkarte sollte es dann in der Weihnachtsgeschichte besser heißen: „Bethlehem in Palästina“ – oder? Zumindest scheint das unserer Zeit und Wirklichkeit näher zu kommen. Die alte Davidsstadt liegt in der Zone der Palästinensischen Autonomie: „Willkommen in Bethlehem – Palästina!“ Die biblischen Texte verweigern sich einer solchen Ortsangabe. Bethlehem liegt im jüdischen Lande – keine Frage! Die biblischen Landkarten benennen im Gegensatz dazu sogar „Palästina zur Zeit des Alten Testaments“. Mancher Araber nimmt Jesus als einen der ihren in Beschlag – Jesus ein Palästinenser. Nach den Kartografen waren dann auch David, Salomo, Elia und Jeremia irgendwie Palästinenser, stammen sie doch aus Palästina zur Zeit des Alten Testaments. Bevor die Verwirrung noch größer wird, frage ich den Computer. Suchfunktion im Bibelprogramm: „Palästina“ – Fehlanzeige. Ergebnis: Null! Warum verwenden die Schreiber der Bibel diesen Begriff nicht? Weil der Name erst mit den Römern kam, die dem Landstrich anfangs den Namen „syria-palaestina“ gaben und im zweiten Jahrhundert die Provinz kurz „palaestina“ betitelten. Zugegeben: Bereits Herodot benennt im 5. Jahrhundert vor Christus die Mittelmeerküste vom Libanon bis zum Karmel und das Hinterland griechisch als „syria-palaistine“. Doch die Schreiber der alt- und neutestamentlichen Bücher lassen Bethlehem in Juda. Den Irrtum verbreiten nur die europäischen Kartenmacher: „Paläs­tina zur Zeit Jesu“, das geht nicht. „Palästina zur Zeit des Alten Testaments“ geht schon gar nicht. Freuen wir uns auf Weihnachten. Hören wir die Kunde: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ Geschehen zu Bethlehem im jüdischen Lande.

Egmond Prill

Quelle: „Israelnetz Magazin | israelnetz.com [1]

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