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Masada: Die letzte Festung

Gegen Ende des Jahres 72 n. Chr. erblickt ein jüdischer Mann, der auf Masada gerade seinen Wachdienst verrichtet, eine herannahende Staubwolke. Ihm ist klar, dass dies nur eines bedeuten kann: Die Römer kommen! Sofort schlägt er Alarm. Damit erwacht die letzte Festung des jüdischen Widerstandes zum Leben. Der Krieg ist nun auch in Masada angekommen. Masada (bedeutet wahrscheinlich „Festung“) ist ein imposanter 396m hoher Tafelberg. Er befindet sich am südwestlichen Ufer des Toten Meeres. Es ist eine natürliche Festung mit steilen Felswänden und einem schroffen Gelände. Masada ist nur auf einem Weg – schwer zugänglich – erreichbar: über den sich hinaufwindenden Schlangenpfad auf der Ostseite.

Während der Zeit der Hasmonäer (ca. 150-76 v. Chr.) wurde Masada zuerst eine jüdische Festung. Später erweiterte der König Herodes die Verteidigungsanlagen auf eindrucksvolle Art und Weise (37-31 v. Chr.). Eine 1.372 m lange zweifache Steinmauer, an manchen Stellen bis zu sechs Meter hoch, umgrenzte den oberen Bereich des Plateaus. Über 30 Türme und vier Tore wurden in die Mauer eingefügt. Damit er in seinem Wüstenversteck nicht auf eine externe Versorgung angewiesen war, ließ Herodes Wasserzisternen anlegen, die bis zu 39.644 m3 Wasser fassen konnten. Außerdem wurden so viele Waffen gelagert, um bis zu 10.000 Mann ausrüsten zu können. Die Römer stationierten dann nach dem Tod des Herodes über einen Zeitraum von etwa hundert Jahren eine Garnison auf Masada.

Die Sikarier

Innerhalb der jüdischen Bevölkerung Israels bildete sich in dieser Zeit unter anderem eine Gruppe heraus, die öffentlich den Aufstand gegen Rom propagierte und einzig und allein Gott Gehorsam leisten wollte. Anhänger dieser Gruppe/Sekte wurden als Sikarier bezeichnet (lat. sica, bedeutet geschwungener Dolch). Einige Historiker sind der Meinung, dass die Sikarier zu den Zeloten gehörten.

Im Jahr 66 n. Chr. gelang es einer Gruppe Aufständischer heimlich auf das Plateau zu gelangen, wo sie die dort stationierten römischen Soldaten ermordeten. Als Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. erobert wurde, gelang es einigen jüdischen Überlebenden nach Masada zu fliehen. Bis zum Beginn der Belagerung, durch die Römer gegen Ende des Jahres 72 n. Chr., war die Zahl der jüdischen Bevölkerung auf Masada auf ca. 967 Männer, Frauen und Kinder angestiegen.

Die Belagerung

Nach der E800px-Israel-2013-Aerial_21-Masada [1]roberung Jerusalems starteten die Römer ihre Säuberungsaktionen. Zwei Festungen in jüdischer Hand, das Herodion und die Festung Machärus, wurden schnell überrannt. Masada wurde dem neuen Prokurator Flavius Silva überlassen.

Dieser marschierte mit der 10. Legion, weiteren Hilfstruppen und Tausenden von jüdischen Gefangenen, die als Sklaven für die Versorgung mit Essen und Wasser sorgen mussten, nach Masada. Der ganze Tross mag etwa 10.000-15.000 Menschen umfasst haben.

Als Silva den Fuß der Festung erreichte, war er von der gewaltigen Aufgabe, die vor ihm lag, keineswegs eingeschüchtert. Seine erste Maßnahme bestand darin, jegliche Fluchtmöglichkeit der Aufständischen zu verhindern. Dazu ließ er eine drei Kilometer lange und zwei Meter dicke Mauer rund um das Bergmassiv bauen. In Phase zwei ging es darum, die Verteidigungsmauern oben auf dem Plateau zu durchbrechen.

Ihm war klar, dass eine längerfristige Belagerung erfolglos sein würde, da die Menschen oben auf Masada für lange Zeit überleben konnten, weil sie nicht auf eine externe Versorgung angewiesen waren. Deshalb ließ er an der westlichen Seite eine riesige Rampe aufschütten. Nachdem diese fertiggestellt war, brachten die Römer ihre Kriegsmaschinerie in Stellung und attackierten die Verteidigungsmauer. Ein typischer römischer Rammbock bestand aus einem Holzbalken mit einer Eisenspitze, in Form eines Widderkopfes. Dieser Balken war mit Seilen an einer Vorrichtung befestigt. Den Soldaten war es deshalb möglich, den Balken nach hinten zu ziehen und ihn mit großer Kraft nach vorn zu stoßen. Nur wenige Mauern oder Türme konnten diesem massiven Angriff standhalten.

Die Sikarier wussten das und bauten deshalb eine zweite Mauer aus Holz mit einer Zwischenfüllung aus Erde. Bei dieser Art von Mauer waren die Rammböcke nur wenig effektiv. Jedoch wies diese neue Mauer eine grundlegende Schwachstelle auf: Sie konnte brennen. Silva wies seine Truppen an, brennende Fackeln auf die Holzmauer zu werfen. Innerhalb kurzer Zeit fing sie Feuer und als sie lichterloh brannte, wurde den Sikariern klar, dass sie den Krieg verloren hatten.

Der Selbstmord

Anstatt in die Festung zu stürmen, zogen sich laut des Berichtes von Josephus Flavius die römischen Legionäre über Nacht in ihr Lager zurück, um dann am nächsten Morgen den letztendlichen Angriff zu starten.

In dieser Nacht überzeugte der Anführer der Sikarier, Eleazar ben Yair seine Kameraden, dass es besser sei, in Freiheit zu sterben, anstatt von den Römern gefoltert zu werden. Der Massenselbstmord wurde der Sklaverei vorgezogen. Voller Trauer und mit großem Schmerz nahm jeder der Männer das Leben seiner Frau und Kinder. Durch das Los wurden 10 Männer ausgewählt, um alle anderen Männer zu töten. Davon wurde dann ein Einziger ausgewählt, um die restlichen Neun zu töten, den Palast, in den sie sich zurückgezogen hatten, anzuzünden und sich schlussendlich selbst umzubringen.

In der Morgendämmerung strömten die römischen Truppen durch die zerstörte Mauer. Auf dem Plateau war es unheimlich still. Zwei Frauen und fünf Kinder traten hervor, die das nächtliche Gemetzel überlebt hatten, weil sie sich in einer Zisterne versteckt hatten. Sie berichteten den Römern, was die Sikarier getan hatten. Die Soldaten glaubten dem Bericht erst, als sie im niedergebrannten Palast die Überreste der Leichen erblickten. Dieses Geschehen ereignete sich am 15. Nissan 73 n. Chr. (jüd. Kalender), dem ersten Tag der ungesäuerten Brote.

Die Bedeutung

Heute gedenkt der Staat Israel – die einzige Demokratie im Nahen Osten – an das Geschehen in Masada. Es geht dabei nicht um die Sikarier, sondern es geht um den Gedanken, das Prinzip, welches dahintersteht. In der Nationalhymne wird die Sehnsucht jedes jüdischen Menschen ausgedrückt, seitdem die Römer die Mauern Masadas durchbrochen haben: „Zu sein ein freies Volk, im Land Zion und in Jerusalem.“

Wahre Befreiung und Freiheit kann jedoch nicht mit irdischen Mitteln erlangt werden. Viele Menschen setzten ihr Vertrauen in eine „Festung“, anstatt in Gott selbst. Solche Festungen können andere Menschen, Orte oder Dinge sein. Dabei verlassen diese Menschen die Quelle des lebendigen Wassers und graben stattdessen löchrige Zisternen, die kein Wasser halten (Jer. 2,13). Solches Verhalten führt auf keinen Fall zur Befreiung, sondern zum Tod, der ewigen Trennung von Gott.

Doch es gibt einen Ausweg. Jesus, der Messias, verkündigte: „Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde. Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei.“ (Joh. 8,34.36). Durch Seinen stellvertretenden Tod und Seine Auferstehung hat ER bewiesen, dass ER unsere Erlösung ist. IHM nicht zu glauben ist gleichbedeutend mit geistlichem Selbstmord. Der König David erkannte dies und erklärte: „Er sprach: Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Retter; Gott ist mein Fels, in dem ich mich berge, mein Schild und das Horn meines Heils, meine sichere Festung und meine Zuflucht, mein Retter, der mich von Gewalttat befreit!“ (2. Sam. 22,2-3).

David hatte in Gott Seine Festung gefunden. Wir auch?

Bruce Scott (Friends of Israel, USA)

Entnommen aus: Zeitschrift AKTUELL Nr. 4-2015, Seite 20-21; mit freundlicher Genehmigung von Bibel-Center [2], Freie Theologische Fachschule, 58339 Breckerfeld

Bildnachweis: Wikipedia, Masada [3]