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„Folgt mir nach!“

Freitag 12. Juni 2015 von Pfr. Dr. Theo Lehmann


Pfr. Dr. Theo Lehmann

Predigt über Lk 9,57-62

Ob bei Verfolgung oder Verführung, ob zu Zeit oder zur Unzeit – der Ruf in die Nachfolge gilt immer. Denn der ist ja nicht abhängig von irgendwelchen Bedingungen oder Zuständen oder Zuständigkeiten oder Befindlichkeiten, sondern einzig und allein von dem Auftraggeber, also von Jesus. Und Jesus braucht keine Fans, sondern der braucht Nachfolger. Und ein Nachfolger Jesu, der braucht 3 Eigenschaften: Illusionslosigkeit, Pietätlosigkeit und Rücksichtslosigkeit.

1. Illusionslosigkeit

Es geht los mit der ersten Eigenschaft, Nr. 1, Illusionslosigkeit. Lukas 9, 57 – da kommt ein Mann zu Jesus und sagt: „Ich will dir folgen, wo du hingehst.“. Das ist ein herrlicher Satz. Das ist ein Traumsatz. Das ist der Satz von dem Jesus träumt. Ein Mann kommt freiwillig zu ihm. Das ist die Situation, die er am meisten liebt. Ein Mensch meldet sich freiwillig als Nachfolger. Das ist kein junger Spund, der sich jeden Tag für ein anderes religiöses Ideal begeistert. Das ist keine alte Frau, die religiös überdreht ist und jeden Tag zu einem anderen Pfarrer rennt. Es ist ein Mann, ein richtiger Mann in den besten Jahren, voll ausgereift, gut abgehangen, und der kommt zu Jesus, nicht aus Zwang oder Langeweile, sondern aus Begeisterung, Verehrung. Mit den besten Absichten, freiwillig – ich will dir folgen, wo du auch hingehst! Die Bibel sagt nicht, wie lange der Mann Jesus schon kennt oder wie er zu dem Entschluss gekommen ist. Er hat jedenfalls Jesus, nehme ich an, eine Weile beobachtet. Der hat gesehen, wie er Kranke geheilt hat. Der hat erlebt, wie er Wunder getan hat. Er hat gehört, was Jesus gepredigt hat. Jesus hat gesagt, alle, die das Leben fertig gemacht hat, die können zu mir kommen. Ich mache euch wieder fit. Und alle, die unter ihrer Schuld leiden, die können zu mir kommen. Die mache ich frei. Alle, die lebenshungrig sind, die können zu mir kommen. Ich mache euch satt. Und alle, die ihr altes Leben satt haben, die können zu mir kommen. Ich mache euch neu. Die alten Regeln, nach denen ihr bisher gelebt hat, die könnt ihr vergessen. Auge um Auge, Zahn um Zahn, hau ich dich, haust du mich usw., das ist vorbei. Ich sage euch was Neues. Liebt eure Feinde. Vergebt eurem Gegner. Segnet eure Gegner. Macht das, was ich euch sage, und ihr findet ein neues Leben, das wirklich Leben ist. Ewiges Leben. Das alles hat also unser Mann gehört und er hat es offenbar auch verstanden. Und deshalb kommt er nun zu Jesus mit leuchtenden Augen. „Ich will dir folgen wo du auch hingehst.“ Ein echter Fan. Gleich im nächsten Moment wird Jesus ihm an den Hals fallen und sagen: „Das ist Musik in meinen Ohren. Herzlich willkommen als Fan im Fanclub von Jesus. Du kriegst Parteibuch Nr. 13.“

Aber genau das sagt Jesus nicht, sondern der knallt seinem Fan, der ihm gerade so begeistert um die Goschen geht, einen ganz gewaltigen Bug vor den Latz indem er ihm antwortet: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihr Nest. Aber ich habe keinen Platz, wo ich mich hinlegen und ausruhen kann.“ Das heißt mit anderen Worten: „Nun mal sachte, lieber Mann, mal langsam. Wenn du mit mir gehst, wirst du nicht auf Rosen gebettet. Und wo ich hingehe, da steht keine Hollywoodschaukel. Da steht ein Kreuz! Bevor du mir folgst, bedenke die Folgen.“

Um das klarzustellen – Jesus hat ja nichts gegen Begeisterung. Im Gegenteil. Ohne Begeisterung läuft bei Jesus gar nichts. Also, die lahmen Schlaffis und die lauwarmen Traditionschristen, mit denen kann er sowieso nichts anfangen. Aber nur Begeisterung ohne die Bereitschaft, den nüchternen Tatsachen in die Augen zu sehen, das geht natürlich nach hinten los. Und Tatsache ist, Jesus ist ein armer Hund, ärmer als der Herr Fuchs und die Frau Elster in der Sandmännchen-Sendung im Kinderfernsehen. Die haben ihren Bau, die haben ihr Nest, die haben sogar ihre Fernsehshow. Aber Jesus hat kein Haus, der hat kein Bett, der macht auch keine Show. Der macht uns nichts vor. Sein Leben und seine Lehre, die decken sich. Der gehört zum Beispiel nicht zu denen, die soziale Gleichheit predigen und dann in ihren Palästen wohnen. Der hat nicht wie der Bhagwan, der Sektenguru, einen Luxuswagen – der hatte eine ganze Reihe von solchen Fahrzeugen. Der hat nicht wie der Erfinder vom Islam, dieser antichristlichen Religion, der Mohammed, der hat nicht sich an alles gewöhnt, was er seinen Mitbürgern, seinen Nachfolgern, empfohlen hat und erlaubt hat. Zum Beispiel hat der seinen Nachfolgern ja erlaubt, vier Frauen zu haben, aber er selbst hatte neun. Das hat er damit begründet, er hätte eine Spezialerlaubnis von Gott dafür bekommen. Also, von solchen Spezialerlaubnissen hat Jesus nie geredet. Die hat er nicht gehabt. Der hat nie gelogen. Der hat nie etwas anderes gesagt als was er vor ein paar Tagen gesagt hatte. Der gehört also nicht zu denen, die die Menschen irgendwie übervorteilen oder selber Vorteile gesucht hat. Der hatte keine eigene Jagd, der hatte keine eigene Yacht, der hatte kein eigenes Haus. Der hatte nicht einmal ein eigenes Bett. Der wurde geboren in einer geborgten Futterkrippe. Der hat gepredigt in einem geborgten Boot. Der ist in Jerusalem eingezogen auf einem geborgten Esel. Der hielt sein letztes Abendmahl in einem geborgten Saal. Und er wurde begraben in einem geborgten Grab. Der war arm und einfach und ehrlich, und der hat niemandem irgendwelche Illusionen gemacht.

Also niemand kann behaupten, Jesus hätte die Menschen durch Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Reich Gottes eingeladen und zur Nachfolge berufen, sondern er hat gesagt: „Sie haben mich gehasst. Sie werden euch hassen. Sie haben mich verfolgt. Sie werden auch euch verfolgen.“ Und er hat gesagt: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erhalten.“

Es gibt Prediger, die erwecken so den Eindruck, wenn du zu Jesus kommst, sind alle deine Probleme gelöst wie so ein fertiges Kreuzworträtsel. Diesen Eindruck hat Jesus nie erweckt. Der hat lieber die Menschen abgeschreckt: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel haben ihr Nest, aber ich habe keinen Platz in der Welt, wo ich mein Haupt hinlegen kann, wo ich mich ausruhen kann.“ Und Jesus hat den Mut, unangenehme und unbeliebte Forderungen zu stellen, z. B. die Forderung der Verleugnung: „…der verleugne sich selbst….“ Jesus hat den Mut, hohe Forderungen zu stellen wie z. B. die Selbstverleugnung. Die Selbstverwirklichung, was das große Stichwort unserer Zeit ist – die Selbstverwirklichung führt ja zur Selbstvergottung. Aber Jesus hat auch die Ehrlichkeit, von vorne herein klipp und klar zu sagen: „Ich hab dir keine materiellen Vorteile oder Sicherheiten zu bieten. Nachfolge bringt Nachteile. Also das Wohlfühlchristentum, wo dir verheißen wird, dass Jesus dich reich und gesund und zufrieden und erfolgreich macht, und wo du nur zu machen brauchst, was dir selber Spaß macht, das hat mit Jesus überhaupt nichts zu tun. Jesus ist kein Kuscheltier. Und er nimmt hier dem Mann von vorne herein die Illusion, als ob der Weg der Nachfolge leicht wäre. Und niemals wirst du von mir zu hören kriegen, dass der Weg mit Jesus leicht wäre. Nein, der Weg mit Jesus ist schwer. Und ich lade dich trotzdem dazu ein, weil dieser Weg nämlich schön ist. Und er ist schön deswegen, weil er dich an das richtige Ziel führt. Es kommt ja bei einem Weg nicht darauf an, dass er bequem ist, sondern dass er uns dorthin führt, wo wir hin wollen.

Es ist ganz bestimmt schwer, immer die Wahrheit zu sagen als Nachfolger von Jesus, aber es ist schön, ein gutes Gewissen zu haben. Es ist schwer zu vergeben, aber es ist schön, mit Gott in Frieden zu leben. Es ist schwer, Jesus zu verstehen. Manchmal kann man ihn überhaupt nicht verstehen. Was da letzte Woche passiert ist mit dem Flugzeugunglück, wer will das verstehen. Das geht nicht. Aber auf keiner Seite der Bibel ist uns verheißen, dass wir Jesus immer verstehen müssten und könnten. Auf vielen Seiten der Bibel ist uns gesagt, dass wir unser Vertrauen immer, immer auf ihn setzen sollen. Es ist schwer, Jesus zu vertrauen, ganz bestimmt, in allen Dingen. Aber es ist schön zu wissen, der weiß Bescheid, der ist noch Boss, der hat die Übersicht. Der führt mich richtig durch dieses Leben und durch den Tod bis in Gottes Reich. Und das ist ja überhaupt die Hauptsache. Wenn du Jesus nachfolgst, kommst du in den Himmel, und dafür lohnt es sich, überhaupt alles andere in Kauf zu nehmen.

Wenn du jetzt sagst: „Der Himmel ist weit weg. Ich muss morgen wieder mal eine Bewerbung schreiben für eine Stelle. Wenn ich in meinen Lebenslauf reinschreibe, dass ich Christ bin, da bezweifel ich ob ich dann die Stelle kriegen werde. Was ist denn dann? Da komme ich im Leben nicht weiter. Dann komme ich vielleicht in den Himmel aber dann kriege ich die Stelle nicht.

Ich kann dir nur sagen: „Ob du die Stelle kriegst, das weiß ich nicht. Aber du wirst genau dort landen, wohin Gott dich führen will, wenn du dich ihm auslieferst. Der wird dich genau dorthin bringen an die Stelle im Leben, die er für dich vorgesehen hat. Ich hab zweimal in meinem Leben erlebt, dass totale Finsternis war. Ich wollte gerne in meinem Leben Theologie studieren, wurde durchs Abitur geflogen, da war es erst mal aus, alles zu Ende. Da bin ich ins Missionshaus gegangen und es ging weiter. Am Ende des Studiums war es noch mal dasselbe. Ich wollte an der Uni bleiben und flog schon wieder aus der Uni raus. Zweimal das Leben total zugebaut gewesen. Aber Jesus hat mich am Ende genau dorthin geführt, wo ich hin wollte und wo er mich hin haben wollte – auf die Kanzel.

Du kannst bedenkenlos damit rechnen, dass Jesus dich richtig führen kann. Aber du musst illusionslos damit rechnen, dass dein Bekenntnis zu Jesus dich deinen Platz kosten kann, deinen Beruf, vielleicht sogar das Leben. 160.000 Christen sterben jährlich durch die Hand von Menschen, die an den Gott Allah glauben. Und sie sterben nur aus dem einzigen Grunde, weil sie Christen sind. Das spielt sich weit, weit weg von uns ab. Aber es kann ja auch ganz anders kommen. Es könnte ja auch mal näher kommen. Es gibt ja einige Menschen, die die Gefahr des Islams erkannt haben und versuchen, sich dagegen zu wehren. Die Kirchen haben es noch lange nicht erkannt. Die reden immer noch von der friedlichen Religion Islam. Es könnte ja auch mal ganz anders kommen, dass es um unser Leben geht. Ich sage, es könnte. Erstens muss es nicht so sein. Es gibt viele Christen, denen geht es gut, auch materiell. Und Zweitens gibt uns Jesus das, worauf wir verzichten, auf andere Weise meist hundertfach zurück. Der beraubt uns ja nicht, der beschenkt uns ja. Jesus verlangt ja von uns gar nicht, dass du ab sofort alle deine bürgerlichen Gewohnheiten und Sicherheiten aufgibst, morgen deine sämtlichen Klamotten im An- und Verkauf verhökerst und nächsten Dienstag nackig in deiner leeren Bude rumsitzt. Aber er verlangt, dass du dann wenn du ihm Nachfolgen willst und dich für ihn entscheidest, die Illusion eines leichten Lebens aufgibst. Jedenfalls kannst du nicht den Weg mit Jesus gehen und am Ideal eines gesicherten Lebens festhalten.

2. Pietätlosigkeit

So, das war das erste Merkmal der Nachfolge, Illusionslosigkeit. Jetzt kommt das zweite Merkmal, Pietätlosigkeit.

Im nächsten Vers geht es darum, dass nicht ein Mann zu Jesus kommt, sondern Jesus einen Mann anspricht und zu dem sagt: „Folge mir nach“. Auch von dem sagt uns die Bibel nicht, welche Beziehung er zu Jesus hatte, was er von Jesus weiß oder wie weit er ihn kennt. Jedenfalls kennt Jesus ihn. Und Jesus kennt ihn so gut, dass er weiß, jetzt ist bei dem eine Entscheidung möglich und fällig, und deshalb sagt er zu ihm: „Folge mir nach“. Und der Mann will auch, aber er will vorher noch etwas erledigen. Er sagt nämlich zu Jesus: „Erlaube mir, dass ich vorher meinen Vater begrabe.“ Ja, nichts ist unaufschiebbarer als das. Und nichts ist wahrscheinlicher, als das Jesus diesen Wunsch erfüllen wird. Und außerdem ist das mit der Bekehrung ja auch nicht so eilig. Ich mein, ich bekehre mich heute grundsätzlich, und anfangen tu ich dann übermorgen. Die paar Tage wird ja Jesus wohl noch warten können.

Nein, kann er nicht! Für Leute, die ihre Bekehrung aufschieben, hat Jesus nichts übrig. Er lehnt eiskalt ab. Jesus sagte zu ihm: „Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes.“ Das ist natürlich Shocking. Einem Mann, der seinen Vater beerdigen will, der also seine heilige Pflicht erfüllen will, derartig abzufertigen, das ist eine ganz enorme Pietätlosigkeit. Aber wenn Jesus hier diese rüde Tonart anschlägt, dann ist das ein enormes Alarmsignal. Hier ist höchste Aufmerksamkeit gefordert. Hier besteht Lebensgefahr. Entweder du folgst Jesus nach, und du hast das ewige Leben, oder du folgst ihm nicht nach, und du bist tot. Jesus erklärt jeden, der ihm nicht sofort und endgültig nachfolgt, für tot. Der ist für ihn gestorben. Kann er nicht verwenden. Kann er nicht gebrauchen.

Wenn es um die wichtigste Frage des Lebens geht, nämlich ob ich mich dem Herrn des Lebens anschließe oder nicht, dann gibt es nur ein JA oder ein NEIN, ein ganz oder gar nicht. In diesem Punkt ist Jesus ein totaler Radikalinski. Wenn euch das zu einseitig vorkommt, dann müsst ihr euer Jesusbild korrigieren, oder prüft es an der Bibel nach. Viele Menschen, die antworten auf die Frage ob sie Christ werden wollen, Jesus nachfolgen wollen, so wie der Sender Eriwan: „Im Prinzip ja, aber…“, und dann kommt was ganz Anderes. Also ein Beispiel: „Ist das wahr, dass das Evangelistenduo Lehmann/Scheufler im Lotto einen Ferrari gewonnen hat?“ Antwort von Sender Eriwan: „Im Prinzip ja, aber erstens handelt es sich nicht um das Duo Lehmann/Scheufler, sondern um Johann Hesse und Joachim Cochlovius, zweitens geht es nicht um einen Ferrari, sondern um ein Fahrrad, und drittens haben sie das nicht im Lotto gewonnen, sondern es ist ihnen vor der Kaufhalle geklaut worden.“ Und so kommt am Ende genau das Gegenteil dessen heraus, was eigentlich bejaht werden sollte.

„Nachfolgen will ich dir schon, Herr Jesus, aber ich muss erst…   …mein Studium abschließen, …mein Haus bauen, …meine Kinder aus dem Haus kriegen das alles in Ordnung ist in der Familie…, … und wenn ich das alles, alles, alles erledigt habe, dann kann ich natürlich bei dir voll einsteigen. Vollkommener Blödsinn! Da spielt sich bei Jesus überhaupt nichts ab. Entweder du fährst voll auf Jesus ab, oder du steigst aus. Du kannst doch nicht mit einem Fuß auf dem Trittbrett mitfahren und den anderen Fuß noch auf dem Fußweg haben. Da fliegst du doch voll auf die Schnauze! Und vor diesem Reinfall, da will Jesus diesen Mann und auch dich bewahren. Und deshalb lässt er sich auf kein „aber“ ein. Entweder du steigst ganz ein, oder du lässt es ganz sein.

Im Fragekasten war mal ein Zettel, da hat einer hinterher gefragt: „Ist es wichtig, dass man so radikal für Jesus sein muss?“ Ja, was denn sonst? Wenn Jesus dich auffordert ihm zu folgen, und du schiebst die Bekehrung auf, da gibt es keine Begründung in der ganzen Welt, die Jesus als Grund anerkennen würde, als Entschuldigung. Wenn Jesus heute zu dir sagt: „Folge mir nach“, dann will er deine Entscheidung sofort. Der will die nicht morgen oder übermorgen oder irgendwann, sondern heute, jetzt. Jesus ist ein guter Menschenkenner. Der weiß ganz genau, dass der Mensch oft eine gute Erkenntnis hat, zum Beispiel wenn man in so einer Versammlung hier sitzt, aber wenn man die Erkenntnis nicht sofort in die Tat umsetzt, da wird es nie was. Zum Beispiel ist dir gestern eingefallen, du müsstest irgendeinem Menschen endlich mal wieder einen Brief schreiben. Na und, hast du es gemacht? Natürlich nicht.

Es ist immer wieder dasselbe. Wenn man sich nicht auf der Stelle hinsetzt, da wird es nie. Und jeder Pfarrer kann solche Beispiele erzählen wie das, was ich jetzt erzähle, das man genau weiß, irgendeinen Menschen musst du besuchen, bei einer alten Frau aus meiner Gemeinde war längst der Besuch mal wieder fällig, aber natürlich die Woche vor Ostern, da hast du als Pfarrer keine Zeit, du musst ja noch drei Predigten machen, und so… Gehst du nächste Woche hin. Du gehst ins Altersheim nächste Woche nach Ostern, und da heißt es, ja, die Frau Soundso, die ist gestorben. Es ist zu spät für den Besuch gewesen. Und auch in der Geschichte mit Gott gibt es Momente, die sind einmalig. Die kommen so nicht wieder. Die darf man nicht verpassen. Du hörst hundertmal die gleiche Botschaft. Du rennst jedes Jahr zu irgend so einem Kongress nach Krelingen oder Zavelstein, und eines Tages fällt es dir wie Schuppen von den Augen, und du siehst dein ganzes Leben vor dir in seiner ganzen Erbärmlichkeit, und du weißt, dass du verloren bist. Und du ahnst, dass es für dich eine Chance gibt. Und du glaubst, dass Jesus für dich gestorben ist. Und du merkst, dass er dich lieb hat. Und du begreifst, dass du jetzt zugreifen müsstest. Und dann verschiebst du die Entscheidung, und die Gelegenheit ist vorbei. Und das ist der Grund, warum du nun jahrelang bis zum heutigen Tage als unbekehrter Mensch herumläufst.

Heute Morgen hast du jedenfalls die Gelegenheit, zuzugreifen. Jesus lädt dich ein und dringt auf eine sofortige Entscheidung. Und er ruft dich heute. Und er braucht dich heute. Jesus braucht keine Schlümpfe, die nur nassauern und die sich nur bedienen lassen, sondern er braucht Leute, die ihm nachfolgen um ihm zu dienen. Die Jugendgottesdienste, die ich zuhause gehalten habe, das ist zum Teil nur möglich gewesen, weil so viele mitgearbeitet haben. Ich hab erst viel später erfahren, dass viele Jugendliche aus unseren Jugendkreisen vor den Gottesdiensten in die Stadt gegangen sind und eingeladen haben. Ich hab es nicht gewusst. Ich hab die auch nicht geschult. Ich habe denen nicht gesagt, ihr müsst losgehen. Heute muss man den Leuten immer erklären, wie man das macht, die Klappe aufmachen und mal was von Jesus sagen, muss man alles erzählen… Die haben das von selber gemacht. Das waren Nachfolger, die begriffen hatten, worum es geht. Die sind losgegangen und haben anderen von Jesus erzählt, haben gesagt „komm mal mit in die Schlosskirche“.

3. Rücksichtslosigkeit

Also, was gewünscht wird, was gebraucht wird, was du sollst, ist, dass du ohne Rücksicht auf irgendetwas anderes oder irgendjemand anderes Jesus dein Leben gibst. Rücksichtslosigkeit, das ist das Dritte, was Jesus verlangt. Und das lernen wir von dem dritten Mann, der zu Jesus kommt.

Da kam ein anderer zu Jesus, der sagt: „Herr, ich will dir ja folgen, aber erlaube mir vorher, mich von meiner Familie zu verabschieden.“ Natürlich sagen wir hier auch wieder, warum nicht. Das ist ja eine ganz normale menschliche Bitte. Im Übrigen hat ja Jesus in einem ähnlichen Fall nicht nur erlaubt, sich von der Familie zu verabschieden, sondern hat die Abschiedsfete selber mitgemacht. Hier in unserem Falle lehnt er schroff ab. „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“ Ihr habt vermutlich noch nie einen Pflug in der Hand gehabt. Nehmen wir ein anderes Bild, Autofahren tut ihr ja alle. Wenn du dich in dein Auto reinsetzt musst du das Lenkrad, das ist Vorschrift, mit beiden Händen fest anfassen. Dann kannst du nach vorne sehen und fahren. Wenn ihr euch nun in ein Auto reinsetzt und den Kopf nach hinten dreht, dann seid ihr einfach nicht geschickt für den Straßenverkehr. Deswegen ist ja das Fahren mit dem Kopf nach hinten auch polizeilich verboten, schon wegen der Bäume, weil man da Schaden anrichtet. Manchmal, gebe ich zu, muss man auch in den Rückspiegel gucken. Aber das sind ja nur Momente. Wenn du nur in den Rückspiegel reinstierst, geht es ja auch wieder schief. Man guckt ja nur im Rückspiegel nach mit einem Blick, um besser vorwärts zu kommen. Und Jesus will, dass wir im Leben vorwärts kommen, das hat er extra gesagt. „Ich gebe euch ein Leben, das euch rundum genügt“ (Jh. 10,10).

Egal was in deinem Leben hinter dir liegt, welche Sünden auf dir liegen, du kannst bei Jesus jederzeit stoppen. Und du hältst dich an seine Regeln, machst das, was er sagt, hältst seine Gebote ohne Rücksicht auf das, was deine Familie oder irgendwelche Leute sagen. Jesus wusste ganz genau, warum er diesem Mann nicht erlaubte, in seine Familie zurückzukehren. Jesus wusste, welche magische Klebkraft die Familie hat. Wie das Kurt Tucholsky mal gesagt hat: „Das Wort Familienbande hat einen üblen Beigeschmack von Wahrheit.“ Jesus wusste, wenn ich den jetzt noch mal nach Hause lasse, dann sehe ich den nie wieder. Denn Jesus wusste, was dann zuhause losgeht. Die werden sagen: „Was, du bist fromm geworden? Du willst jetzt mit dem Jesus draußen rumrennen?“ Das ist ja das Problem bei vielen jungen Menschen wenn sie sich bekehren, dass sie genau wissen, wenn sie nach Hause kommen, dass der Vater sagt: „Du bist wohl blöde geworden? Mach erst mal Abitur. Bilde dich. Sieh zu, dass du im Leben vorwärts kommst, damit du Knete machst. Aber doch nicht im frommen Club deine Abende verbringen…“

Ich kenne Menschen, die wollen Jesus nachfolgen, und denen haben ihre Eltern das Leben zur Hölle gemacht. Die haben denen die Bibel weggenommen, in den Ofen geschmissen. Die haben denen verboten, zur Jugendstunde zu gehen. Wenn ich zur Predigt in die Stadt kam, haben sie die eingeschlossen. Manche haben das heldenhaft ertragen bis sie 18 wurden und sind Jesus treu geblieben. Aber es gibt eben auch welche, die aus Rücksicht auf ihre Eltern oder andere Leute Jesus nicht nachgefolgt sind. Und ich erzähle hier keine alten DDR-Geschichten. Ich habe X Leute kennengelernt, auch im Westen, die zum Beispiel sagten: „Ich bin der einzige Christ in der ganzen Klasse.“ Und ich erinnere mich an ein Mädchen, das mal kam nach einem Evangelisationsabend, die kam und sagte: „Ich will jetzt Christ werden!“ – „Na gut“, hab ich gesagt, „komm, wir setzen uns auf den Stuhl und unterhalten uns ein bisschen. Wie heißt denn du? Wie geht’s denn dir? Erzähl mal von dir.“ Da hat sie angefangen zu erzählen, und da kam sie mit einem Problem raus und sagte „Ich hab einen Freund, der ist kein Christ. Wenn ich jetzt Christ werde, mich Jesus anschließe, dann ist mir klar, kann ich mit dem Jungen nicht mehr zusammen bleiben.“ Das war ihr Problem. Jetzt stand sie vor der Entscheidungsfrage, Jesus oder der Junge. Und die entschied sich für den Jungen. Und wie die den Mittelgang der Kirche hinausging, da konnte ich der von hinten an den hängenden Schultern ansehen, wie unglücklich sie war über ihre Entscheidung. Aber ich konnte ihr nicht mehr helfen.

Ich weiß auch nicht, warum Jesus manchen Menschen die Entscheidung so schwer macht. Ich finde das auch hart, dass Jesus sogar unseren liebsten Mitmenschen gegenüber manchmal Rücksichtslosigkeit verlangt. Ja, Jesus ist manchmal zu uns auch sehr hart. Aber der war auch hart zu sich selbst. Der verlangt nichts, was er nicht selber auch gemacht hätte. Um den Weg zu gehen, den er nach Gottes Auftrag gehen sollte, hat er seine Familie verlassen. Der hat das ausgehalten, dass seine eigene Familie ihn für verrückt erklärt hat. Der hat es ausgehalten, dass man ihn zum Staatsfeind erklärt hat. Der hat es ausgehalten, dass man ihn ans Kreuz genagelt hat. Das alles war hart, und das Kreuz war das Härteste von allem. Aber er hat das alles ausgehalten, nämlich aus Liebe. Es gibt einen Titel von Knut Hamsun, der heißt „Die Liebe ist hart.“ Und das Kreuz war am Härtesten. Aber es ging nicht anders. Es war die einzige Möglichkeit, dich zu erlösen. Und wenn er dich heute auffordert, ohne Verzögerung und ohne Rücksicht auf Verluste und auf andere Menschen ihm nachzufolgen, dann macht er das deswegen, weil er dich liebt. Der möchte dich bewahren vor der Verdammnis, die du verdient hast, wenn du Gottes Gebote übertrittst. Der möchte dich retten vor der Hölle, in die du kommst wenn du weiter in Sünde lebst. Der möchte dich heraus retten aus einer vergehenden Welt, damit du das ewige Leben hast.

Ihr kennt bestimmt alle die Geschichte aus dem Alten Testament von Lots Frau. Die war verheiratet, ihren Namen lernen wir gar nicht kennen, mit dem Lot. Die lebten in Sodom, einer Stadt, die Gott wegen ihrer Sünde vernichten wollte. Aber die beiden wollte er retten. Und er hatte denen gesagt: „Lauft los, rennt um euer Leben! Aber seht euch nicht um.“ Und die Frau sah sich um und sie erstarrte zur Salzsäule. Sie starb. „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht nach hinten, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“ Ich hab mal im Urlaub erlebt, da ist ein junger Mann losgefahren auf einem Moped, der wollte wahrscheinlich zum Angeln. Der hatte die Angelgeräte hinten draufgemacht. Und der hat sich einen Moment mal umgeguckt, ich weiß nicht warum, und in dem Moment, wo er sich umgesehen hat, ist er in ein Auto reingefahren und war tot. Wer die Hand an den Lenker legt und sieht nach hinten, ist nicht geschickt für den Straßenverkehr. Ist nicht geschickt zum Reich Gottes. Ich bitte dich, falsche Rücksicht ist tödlich! Mach keine falschen, keine halben Sachen! Jesus hat auch nicht so lässig bloß mit einem Arm am Holz gehangen, sondern mit beiden. Er hat sich ganz hingegeben. Er hat ein ganzes Opfer gebracht.

Ich wollte mal meinen Freund Jörg Swoboda besuchen in Berlin. Ich bin ins Stadtzentrum reingefahren. Ich wollte zur richtigen Straße, aber plötzlich fuhr ich auf den Alex zu. Das wäre noch gegangen, wenn man da irgendwo umlenken könnte. Aber ich sage dir, wenn du einmal in Berlin auf die falsche Straße kommst, also, da bist du verloren. Du darfst nicht nach rechts abbiegen. Du darfst nicht links umdrehen. Immer nur zwingen Pfeile geradeaus. Immer nur Halteverbote. Unerbittlich spült der Verkehrsstrom dich raus in die Vorstadt. Am Schluss landest du irgendwo weit draußen in der Nebenstraße. Du holst den Stadtplan heraus und versucht herauszufinden, wo du gelandet bist. Bis ich wieder im Zentrum war, das hat mich bestimmt eine halbe Stunde gekostet. Und alles bloß deswegen, weil ich mich nicht rechtzeitig eingeordnet hatte in die richtige Spur. Da waren ja riesige Tafeln hoch aufgehängt, wo die einzelnen Richtungen dran standen. Und ich habe es verpasst, die zu beachten. Ich hab mich nicht in die richtige Spur eingeordnet. Und als dann die große Kreuzung kam, da war es zu spät. Da konnte ich nicht mehr in die richtige Spur überwechseln. Ich konnte nur noch in eine Richtung weiterfahren, und das war leider die verkehrte.

Wenn du dich nicht rechtzeitig einordnest, da hast du manchmal keine Möglichkeit mehr, irgendwas anderes zu machen außer an irgendeinem Punkt umzukehren. Und so ein Punkt ist hier heute gegeben. Heute sagt dir Jesus: „Folge mir nach! Folge meiner Spur, und du kommst zu einem Leben, das dir voll genügt und das auch der Tod nicht beendet.“ Du näherst dich nämlich auch der großen Kreuzung, und die Frage ist, wo willst denn du hin? Nach rechts oder links? Willst du in das Zentrum des Lebens oder in die Verdammnis?

Ich schließe mit dem Wort, das schon am Anfang, an der Eröffnung dieses Kongresses gesagt worden ist, nämlich: „Jesus, wohin sollen wir denn gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“

Amen

Predigt beim Kongress des Gemeindehilfsbundes am 29. März 2015 in Bad Teinach-Zavelstein. Alle Vorträge, Seminarbeiträge und Predigten der Kongresse in Krelingen vom 20.-22.3. und in Zavelstein vom 27.-29.3. werden in einer Dokumentation veröffentlicht. Diese kostet 5,00 € zzgl. Versand und kann in der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes vorbestellt werden (info@gemeindehilfsbund.de).

Die Audio CDs der Kongresse sind hier erhältlich.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 12. Juni 2015 um 9:40 und abgelegt unter Predigten / Andachten.