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Wo bleibt der Mann? – Teil II

Wo bleibt der Mann? – Teil II
Seine Abwertung durch Gender-Mainstreaming

7. Gezielte Sprachverwirrung der Gender-Ideologen

„Unser Volk, das ja nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern vor allem der Erfinder und Ingenieure ist, wird von der Muttersprache des Wissens abgeschnitten, die seit Luther eine wissenschaftlich-technische Revolution nach der anderen, eine hohe Innovationsfähigkeit hervorbrachte“ (Klaus Däßler). Warum wird nicht frank und frei ein deutscher Begriff gewählt? Man kann mit dem Stilkritiker Wolf Schneider mitfühlen, der sein neuestes Buch betitelt: „Speak German. Warum Deutsch manchmal besser ist“. Wörtlich übersetzt heißt Gender Mainstreaming etwa so: Hauptstrom im Sinne des sozialen Geschlechts. Um das unklare Wort richtig zu deuten, lautet die amtliche Definition: „Gender Mainstreaming besteht in der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung von Entscheidungsprozessen, so daß von den Akteur/Innen, die üblicherweise in Entscheidungsprozesse eingebunden sind, eine Perspektive der Gleichberechtigung der Geschlechter in allen Vorgehensweisen, auf allen Ebenen und in allen Phasen eingenommen wird“ (Council of Europe). Der beschönigende Charakter kommt in dem Wort “gut” zum Vorschein. Am erschreckendsten ist der Absolutismus, der mit Demokratie nichts zu tun hat, nämlich ausgedrückt durch das dreifache Wort „allen“.

Beispielhaft für die Freude an Fremdwörtern ist der Versuch, den Diskursbegriff zu klären: „Diskurs ist das Netzwerk von Textzirkulationen, womit sowohl materielle, institutionelle Ereignisse als auch symbolische oder unsichtbare Effekte gemeint sind“ (Regina Frey). Bei GM gilt offenbar das Bonmot: „Ein Wort anzubieten bedeutet eine Welt anzubieten“ (Paula-Irene Villa). In der Tat bietet bereits erhebliche Schwierigkeiten, eine eindeutige Übersetzung von „Gender“ ins Deutsche zu finden. Nach dem Oxford-Duden von 1996/97 wird Gender als grammatisches Geschlecht, als Genus bezeichnet. Das Paar Ideologie und Irritation hat sich als Strategie bewährt. Man denke etwa an den Nationalsozialismus oder den Kommunismus. Bezeichnend ist regelmäßig die Begründungsarmut. Hinzu kommen Bestrebungen, den „Gegner“, also den Mann, zu diskriminieren sowie dessen Denk- und Handlungsweise ins Lächerliche zu ziehen. Ich habe mir über diese Art des Vorgehens interdisziplinär Gedanken gemacht und kam im Kontext mit dem ideologischen Erfolgsprinzip zu den „vier B“.

a) Bildungsarmut: Es mangelt an der Übersicht und Gesamtschau des selektiv vorgehenden Traditionskritikers,

b) Beschimpfungen: Die hilflos wirkenden Glaubensgegner lenken mit Verbalinjurien und Verunglimpfungen zulasten des Gegenübers von ihren Argumentationsdefiziten ab,

c) Begründungslosigkeit: Man beschränkt sich im Wesentlichen auf reine Behauptungen und tut so, als ob es sich um Selbstverständlichkeiten handelt, die zur Allgemeinbildung gehören,

d) Beschränkungslust: Vom Gegner nicht erreichte Ziele werden hervorgekehrt, ohne daß die erheblich größeren Eigendefizite eingeräumt werden.

Auffällig ist, daß in anderen Staaten diese feministischen Errungenschaften nicht übernommen wurden, selbst in dem progressiven Dänemark, in dem z. B. eine Bischöfin mit „Frau Bischof“ angeredet wird, ein männlicher Krankenpfleger traditionell mit „Krankenschwester“. Selten ist in Zeitungen zu lesen, daß etwa jemand „unter die Räuber/Innen gefallen“ ist. Begriffe wie „Terrorist/Innen“ oder „Dieb/Innen“ kommen in den Medien bei Unkenntnis über die Identität der Kriminellen nicht vor. Die Doppelungen mit „innen“ sind nach den Forderungen des Feminismus und der daraus zumindest teilweise abgeleiteten „Political Correctness“ nur mit positiver Ausrichtung zu verwenden. Das wird auch in der „Bibel in korrekter Sprache“ deutlich, wo zwar immer wieder von der Göttin die Rede ist, nicht aber von einer Teufelin oder Satanin.

Überhaupt wird das Problem der Männer immer akuter. Sie gelten in wissenschaftlichen Kreisen immer mehr als das schwächere Geschlecht. Die Gesprächsbereitschaft lässt nach, Männer antworten zu selten oder nur ausweichend (Wiek, Hurrelmann, Simmank). Dabei können Männer doch so positiv auf die Gesellschaft einwirken. Der Leiter der „Promise Keepers“, Pastor J. Metzger, drückt das so aus: „Der politische Wandel beginnt mit dem einzelnen Menschen. Wenn Sie einen Mann verwandeln, dann verwandeln Sie die Familie. Wenn Sie die Familie verwandeln, dann verwandeln Sie die Stadt. Wenn Sie die Stadt verwandeln, dann verwandeln Sie die Nation.“ Männliche und weibliche Gehirne unterscheiden sich in etwa einem Dutzend anatomischer Merkmale. Das männliche ist größer, und zwar um durchschnittlich etwa 10 %. Allerdings arbeitet es vergleichsweise asymmetrisch: Wenn Männer sprechen, dann ist vor allem die linke Gehirnhälfte aktiv. Bei Frauen hingegen arbeiten die rechte und die linke Gehirnhälfte zusammen.

Heute müssen die weniger sprachbegabten Männer z. T. Schweres durchmachen: Man denke etwa an die Vorwände in Sorgerechtsprozessen, mit welchen es Frauen immer wieder schaffen, den Vätern das Recht, mit ihren Kindern zu verkehren, vorzuenthalten. Frauen konnten im tiefsten Mittelalter erstaunliche Positionen erreichen im Wirtschaftsgefüge von Städten; der soziale Status der Frau war mitnichten nur schlicht, aber man kann auch nicht generell von Emanzipation sprechen.“ Die Frau war eigentlich seit eh und je die „graue Eminenz“. Hören wir eine echt emanzipierte Frau: Es war so, „daß Frauen zu allen Zeiten, zu allen gesellschaftlichen Stellungen, unabhängig von Religion oder Weltanschauung, mehr oder minder aus dem Verborgenen Einfluss geübt haben. Meine Auslegung des häufig negativ zitierten biblischen Untertänigkeitsgebots (Epheser 5) lautet: Während wir uns unserer Würde und unseres Wertes bewusst bleiben, stärken wir unsere Umwelt (Partner, Kind, Eltern) und bauen sie auf“ (Dagmar Schmidt). Bestätigt wird dies durch Äußerungen der italienischen Schriftstellerin Susanna Tamaro, deren Erfolgroman „Anima mundi“ gerade ins Deutsche übersetzt worden ist: „Frauen sind Männern überlegen, davon bin ich überzeugt. Das ist die Tragödie der Frauen“ (Spiegel Interview). Das heißt im Klartext, daß die Forderung der Frau, dem Mann untertan zu sein, das Verlangen zum verantwortungsbewußten Stärken des schwachen Partners bedeutet. Diese Untersuchungen zeigen, daß die Männer gar nicht die Überlegenen sind, auch wenn sie bei einem sportlichen Vergleich in vielen Disziplinen Sieger sein werden, so sind sie im seelischen Bereich regelmäßig schwächer.

Dabei hat die Wissenschaft längst erkannt: Väter sind durch nichts zu ersetzen. Darauf hat der Ethiker Thomas Schirrmacher in seinem Buch „Moderne Väter – weder Waschlappen noch Despoten“ aufmerksam gemacht. Es heißt darin u. a.: „Die psychologische oder physische Abwesenheit der Väter von Familien ist eine der größten unterschätzten Tragödien unserer Zeit“. Ein Drittel der Kinder würden unter den Folgen einer männerlosen Erziehung leiden. Es komme überdurchschnittlich zu Schulversagen, Drogensucht und sozialen Auffälligkeiten. Mädchen mit einer fehlenden oder gestörten Vaterbindung würden häufiger Opfer von Mißbrauch und öfter als Teenager schwanger. Es bleibt dabei: Frauen und Männer sind bei ihrer Unterschiedlichkeit gleichwertig und können einander in wunderbarer Weise ergänzen.

8. Verantwortungslose Finanzierung gesetzwidriger Praktiken

Die Gender-Ideologie will nicht nur die Lage der Menschen ändern, sondern die Menschen selbst. Das allein bedeutet schon einen unermeßlichen Aufwand, um die Umwandlung zu finanzieren. Wichtig für die Propagandisten ist der Einfluß auf die Kinder. So sollen sie möglichst früh sexualisiert werden. Dafür sorgt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). In dem Heft „Mädchensache(n)“ findet man Folgendes: „So wie die meisten Menschen beim Thema Sex neugierig sind, fragen sich viele auch, was lesbische Frauen im Bett (oder sonst wo…) machen. Bei Mädchen, die mit Mädchen zusammen sind ist es nicht anders, als bei anderen Paaren auch: Sie machen alles, worauf sie Lust haben. Das kann Küssen oder Streicheln sein, mit dem Mund, der Zunge oder den Fingern.“ Die Publizistin und Mutter von drei Kindern Gabriele Kuby denkt darüber sehr kritisch: „Dies ist die Familienpolitik eines Staates, der von der demografischen Krise in seiner Existenz bedroht ist. Weil Gender Mainstreaming die globale und nationale Agenda mit oberster Priorität ist, kann das Problem des Familienzusammenbruchs, der massenhaften Tötung ungeborener Kinder und der sinkenden Geburtenrate nicht gelöst werden. Die von Staat und Medien betriebene moralische Zerrüttung des Volkes ist die Wurzel des Übels“ (Pro Conscientia).

Ein „Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualerziehung vom ersten bis zum dritten Lebensjahr“ fordert Eltern auf, das Kind beim Saubermachen zu kitzeln und an verschiedenen Stellen zu küssen. Die Stadt Berlin, die für sich mit „am aber sexy“ wirbt, offeriert eine Anleitung zur Homosexualisierung der Schüler, u. a. in den Fächern Deutsch und Ethik; die „Handreichung für weiterführende Schulen“ mit einem Umfang von 198 Seiten hat der Senat zum Thema „lesbische und schwule Lebensweisen“ herausgegeben. Der Staat finanziert eine Vielzahl von Lehrstühlen an deutschen Universitäten für „Gender Studies“. Die familienfeindliche Lehre wird vom Staat in einer Weise unterstützt, welche im Laufe der Geschichte wohl einmalig ist. Das gipfelt im „GenderKompetenzZentrum“ an der Berliner Humboldt-Universität. Das Bundesfamilienministerium ist Sponsor. Die kritische Publizistin Kuby spricht von der „Kaderschmiede“.

Für das bereits erwähnte Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz wurde eine Antidiskriminierungsstelle geschaffen mit einem Etat von jährlich wenigstens 5 Millionen €. Es soll die vermeintlich diskriminierten Personen bei ihren Kontrollen über die Meinungsfreiheit unterstützen. Letztlich werden damit – wie im Dritten Reich – Bestrebungen, andere Menschen zu denunzieren, unterstützt. Hält man sich vor Augen, mit welchen Schäden die Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Antidiskriminierungsgesetz rechnet, so geht es um zig Milliarden jährlich. „Der Spiegel“ zählt noch weitere kostspielige Gender-Projekte auf: In jedem Berliner Bezirksamt hängt am Schwarzen Brett inzwischen ein Fortschrittsbericht der „Gender-Geschäftsstelle“. Das Verkehrsministerium zahlte 324000 € für das Papier „Gender Mainstreaming im Städte-Bau“. 180000 € hat das Bundesumweltministerium für die Studie „Gender Greenstreaming“ zur Verfügung gestellt; es sei geschlechterpolitisch sinnvoll, wenn es auch „Motorsägenkurse für Frauen“ gäbe.

Nun sollen Milliarden für den Krippenausbau ausgegeben werden, und zwar nicht nur für eine Notmaßnahme, z. B. zugunsten alleinerziehender Mütter. Es handelt sich hier auch um einen Ausfluss des GM: Geld wird für etwas ausgegeben, das nicht nachgewiesen konstruktiv ist.

In Bezug auf den finanziellen Aufwand allein schon ist es opportun, in Bezug auf GM „zurückzurudern“.

9. Gender Mainstreaming ist antichristlich

Die Anlehnung an den Marxismus indiziert bereits das Antichristliche – auch wenn es mit der Ideologie so manche naive Verantwortliche gut meinen. Die Entlehnung außerchristlicher Elemente, insbesondere in der EU, bewirkt, daß eine Ideologie, die nicht mit der christlich-abendländischen Kultur konform geht, eingeführt worden ist. Dabei hat sich das Christentum in Europa und Deutschland bewährt; der positive Einfluss kann nicht dadurch wegdiskutiert werden, daß es zu Ausfällen gekommen ist, welche auf bibelwidriges Handeln zurückzuführen sind. Man denke etwa an die Kreuzzüge, Inquisitionen oder Hexenverbrennungen. Die Vorzüge christlich orientierter Lebens- und Handlungsweisen überwiegen bei Weitem.

Die Leugnung der christlichen Errungenschaften – etwa in der EU – wirkt als historische Lüge, zumal es in Europa kaum einen etwas größeren Ort gibt, ohne daß mindestens eine Kirche herausragt. Kaum ein Komponist, Maler oder Dichter von Weltrang ist in seiner Kunst ohne die christliche Grundlage zu erfassen. Stellvertretend wird der norddeutsche Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann zitiert: Es werde „auf der kulturellen Christlichkeit abendländischen Menschentums mit aller Freiheit und Festigkeit bestanden werden müssen“. Nach Auffassung des Literaten seien wieder herzustellen „die Gebote des Christentums, aus ihnen muß das Grundgesetz für das zukünftige Zusammenleben der Völker abgeleitet werden, vor dem alle sich werden beugen müssen“.

Man denke etwa auch an bekennende Nichtchristen wie Sonja Zekri und ihren Artikel „Lob der Gottlosigkeit“ aus der Kulturabteilung der „Süddeutschen Zeitung“. Sie beginnt mit den Worten „Halleluja! Plötzlich wollen alle wieder glauben“, und beschreibt in bewegenden Formulierungen die Verunsicherung der Atheisten im Blick auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse: „Studien belegen, daß fromme Menschen gesünder und glücklicher leben und besser wirtschaften, womit Gottlosigkeit nicht nur zum Gesundheitsrisiko, sondern auch zum Armutsfaktor wird“.

Gender Mainstreaming findet in der Heiligen Schrift keine Grundlage. Gott schuf den Menschen als „einen Mann und eine Frau“ (Genesis 1, 27). So heißt es, daß die Frau „des Mannes Ehre“ sei (1. Korinther 11, 7). Ein Anlaß für GM könnte der Ärger über Verse sein wie das Gebot, daß die Frau in der Gemeinde schweigen soll, um daheim ihren Mann zu fragen (1. Korinther 14, 35) oder „die Frauen seien untertan ihren Männern“ (Epheser 5, 22). Die Empörung von Frauen, auch Männern, kann man verstehen. Die historisch-kritische Forschung hat viel versucht, um diese Passagen zu eliminieren. Spöttisch könnte man den Bibelkritikern unterstellen, daß die Worte „in der Gemeinde“ hinzugefügt seien, also eigentlich Frauen immer schweigen sollten. Nach den Gesetzen der Logik läßt sich aber folgende Auffassung vertreten: Der Apostel hatte diese Verse, die Frauen zu diskriminieren scheinen, in weiser Vorausschau gewählt, letztlich um GM zu verhindern! Dabei mag tröstlich sein, daß nach Paulus die Menschen einander untertan sein sollen, also auch der Mann der Frau (Epheser 5, 21).

Heute wird in vielen Bereichen nach Vorbildern gesucht. Tatkraft ist etwas, das dem heutigen Mann dringend zu empfehlen ist. Vom Apostel Paulus kann man wirklich nicht sagen, daß er etwa im negativen Sinne „weich“ gewesen sei. Mut und Tatkraft haben ihn ausgezeichnet. Eine zentrale Vorschrift bei ihm ist: „Wachet, steht im Glauben, seid männlich und seid stark!“ (1. Korinther 16, 13). Das hat nichts mit autoritärem Gehabe zu tun, zumal es im folgenden Vers heißt: „Alle eure Dinge lasset in der Liebe geschehen“. Patriarchalische Exzesse schließen den Gedanken der Liebe bereits aus logischen Gründen aus. Mit einer liebevollen Gesinnung kann ein Mann auch ohne weiteres „Familienoberhaupt“ sein, auch wenn es mancher Frau nicht gefällt.

Der vollkommene Mann ist weder Macho noch Weichei (Paulus spricht von „Weichlingen“ im 1. Korinther 6, 9), aber er ist ein Streiter für das Gute. „Die Kampfbereitschaft eines Mannes zeigt sich nicht im Kampf um die eigene Ehre, sondern darin, daß er für die Wahrheit eintritt mit allem, was ihm zur Verfügung steht“ (so der Chemiker Dr. Daniel Meinzer). Das bedeutet, daß man auch zur Wahrheit steht, selbst am Arbeitsplatz, auch wenn es unbequem und mit Nachteilen verbunden ist. Man muß sich nur vor Augen halten, was eine Vielzahl von großen Denkern bestätigt: „Der Mensch ist unheilbar religiös“. Die Gender-Anhänger müssen sich ehrlich sagen, daß ihre Perspektive letztlich auch religiösen Charakter hat. Sie scheuen aber den öffentlichen Disput.

Man darf auch nicht übersehen, daß aus christlicher Perspektive die Verführung eine erhebliche Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Die Demagogie hat besonders bei den großen vernichtenden Ideologien des 20sten Jahrhunderts maßgeblichen Einfluß gehabt. Paulus ist bewußt, daß sich Gottes Gegenspieler durchaus als „Engel des Lichts“ verstellt (2. Korinther 11, 14). Nach dem Gesagten trifft dies zumindest teilweise für GM zu.

Nun ist es durchaus nachvollziehbar, daß derartige Ausführungen Gender-Ideologen stören. Allein schon die biblischen Äußerungen über die verantwortungsschwere Stellung des Mannes wirken als Sakrileg. Das gilt auch für die persönliche Beziehung des Menschen mit Jesus Christus, weil diese in gewisser Hinsicht auch die Subordination des Menschen beinhaltet.

10. Unvereinbarkeit von Gender Mainstreaming
mit kirchlichem Bildungsauftrag

Die Gender-Ideologie ist bei aller Nettigkeit der Kirchen nicht würdig. Die katholische hält sich zurück und fährt damit gut; die evangelische hat sich dem neuen Diktat teilweise unterworfen. Die Nordelbische Kirche hat selbst verfügt, daß die Menschen befähigt werden sollen, in ihrem Glauben kritikfähig gegenüber menschlichen Ideologien zu werden (NEK Synode online, Februar 2008). Diese Organisation erweckt den Eindruck, als ob sie einfache Regelungen wie die des Grundgesetzes über die Gleichberechtigung geistig nicht erfaßt hat.

Grundlage ist eine Synodalentscheidungvon 2004. Es wird die Gender-Ideologie im vollen Umfang übernommen, ohne Anhaltspunkte dafür, daß sich die Entscheidungsträger wissenschaftlich und kritisch damit auseinandergesetzt haben. Die Synode beschließt das Konzept zur Umsetzung des Gender-Mainstreaming-Verfahrens und bittet die Kirchengemeinden, Kirchenkreise sowie die Dienste, Werke und Einrichtungen, dieses „bis zum Jahre 2010 zu implementieren“. Die EU-Förderprogramme, insbesondere der EU-Strukturfonds – sind an die Erfüllung des Gender-Mainstreaming-Prinzips gebunden. Insbesondere die Diakonischen Werke, die Fördermittel beantragen, müssen bereits jetzt das Prinzip anwenden. „Stellungnahmen, Positionsbestimmungen und Forderungen zu wichtigen gesellschaftlichen und kirchlichen Themen werden künftig nur mit der Gender-Perspektive vollständig, angemessen und zureichend erscheinen.“

Nun ist die NEK seitdem wirklich aktiv gewesen. Sie hat die Umsetzung bereits in die Wege geleitet. Dem Juristen fallen besonders zwei Handlungsbereiche auf. Zunächst irritiert der „Kirchliche Arbeitnehmerinnen Tarifvertrag (KAT) vom 01.12.2006“. Auffällig ist, daß es hier nicht nur um das bisherige feministische „I“ geht, sondern um die rein weibliche Formulierung. Der Begriff „Arbeitnehmerin“ ist in dem Gesetz Standard. Die Männer kommen allenfalls nebenbei vor, und zwar im zweiten Absatz von § 1: „Die im Tarifvertrag verwendete Bezeichnung Arbeitnehmerin umfaßt weibliche und männliche Arbeitnehmer“. Der Leser denkt hier unvermittelt an Satire.

Entsprechendes gilt auch für die „Bibel in gerechter Sprache“, die zu einem großen Teil von der Lübecker Bischöfin Frau Wartenberg-Potter verantwortet wird. In der Präambel der „Verfassung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche“ heißt es u. a.: Sie ist verpflichtet, „Verfälschungen abzuwehren“. Die „Bibel in gerechter Sprache“ weist ehrlich auf die „Mitwirkenden“ hin. Die Bischöfin ist auf S. 2400 aufgeführt im „Beirat zur Förderung, Unterstützung und Begleitung des Projektes“. Anstatt die Überwachungspflicht zu erfüllen, hat sie selbst die kirchliche Verfassung mit Füßen getreten. Das ergibt sich aus dem Gutachten des Theologieprofessors und Altbischofs Ulrich Wilckens. Die Fassung sei von einer „tiefen Häresie“, also von Irrlehre durchzogen. Er wirft seiner späteren Nachfolgerin auf dem Bischofsstuhl Versäumnisse ihres geistlichen Wächteramtes vor. Der Begriff „Vater“ für Gott wird vermieden. Damit wird das Wesen des biblischen Gottes mutwillig verändert. Jesus erscheint nicht als Sohn Gottes und Erlöser, sondern als „vorbildlicher Mensch“, der den Menschen die weiblichen Züge seiner Gotteserfahrung nahe bringt. Die gutachterliche Stellungnahme unterstreicht, daß es sich hier im juristischen Sinne um eine „Urkundenfälschung“ nach § 267 StGB handelt. Danach muß mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren derjenige (für die Betreffenden auch: „diejenige“) rechnen, der (die) zur Täuschung im Rechtsverkehr eine echte Urkunde verfälscht. Als solche läßt sich der Urtext der Heiligen Schrift ansehen. Man muß bei dem Produkt wohl von „selbstgerechter Bibel“ reden.

Das Ratsmitglied der EKD Peter Hahne schrieb in den „Lübecker Nachrichten“: „Schade um die schönen Regenwälder, denn diese private Pseudo-Bibel ist die Druckerinnen- und Druckerschwärze nicht wert. Da wollen Spießer eine große, alte Kultur in ihre kleine, ideologische Welt zwingen.“ Der „Spiegel“ spottet über die „Frauenpower-Bibel“ und stellt sie als „nicht seriös“ hin. Die Übersetzer übersehen aber, daß sie sich letztlich auf eine Stufe mit den Nazis gestellt haben. Im Dritten Reich wurde auch „zeitgerecht“ an theologischen Lehrstühlen verkündet, daß Jesaja 53 erst um 800 nach Christi Geburt von den Juden erfunden worden sei, um den arischen Völkern einen Schuldkomplex zu suggerieren, damit sie besser ausgebeutet werden konnten (Meskemper in „Erneuerung und Abwehr“). Die Feministen wollen offensichtlich mit ihrer neuen Bibel den „Patriarchen“ einbläuen, daß sie aufgrund ihrer Schuldgefühle gegenüber Frauen und Juden angeblich Zukunftsweisendes bejahen und fördern sollen. Wie war das doch damals bei den Nationalsozialisten mit den Bemühungen um eine „völkische Evangelienharmonie“? Haben die Feministinnen von den Nazis gelernt, wie man Zensur ausübt? Immerhin hat die Kirchliche Sammlung den Rücktritt von Bischöfin Wartenberg-Potter gefordert.

Ich sehe hier intellektuelle Probleme der NEK. Aufgefallen ist mir, der ich einige Jahrzehnte in Süddeutschland gelebt habe, daß es in der Nordelbischen Kirche weder eine Akademie (wie in Bad Boll oder in Tutzing) gibt, ferner es an einer Autobahnkirche fehlt und schließlich der epd-Wochenspiegel nicht Regionalseiten für die Nordelbische Kirche bietet.

In der Synode im Februar 2008 wurde über die erfolgte Umsetzung berichtet, vorgesehen war, daß bis zum Jahr 2010 das Gleichstellungskonzept vollständig umgesetzt werden sollte. Bedauert wurde, daß der Gender-Gedanke sich in der Kirche nur langsam durchsetze, etwa die geschlechterspezifische Besetzung von Ausschüssen zu wenig beachtet werde. So wurde in Bezug auf die Problematik „häusliche Gewalt“ das Vorurteil verfestigt, Männer seien immer die Täter und Frauen ausschließlich die Opfer. Die Bemühungen des nordelbischen Männerbeauftragten Thomas Schollas, eine gewisse Ausgewogenheit zu erreichen, waren vergeblich. Zwar berichtet die Synode begeistert von der „großen Resonanz“ (einer Tagung mit den Ministerien Schleswig-Holsteins), sie räumt aber ein, daß Gender Mainstreaming „einer breiteren Öffentlichkeit“ noch nicht bekannt und sichtbar sei.

Das Gemeindeglied wird hellhörig, wenn dann die Rede von den „Informationen über wissenschaftliche Erkenntnisse der Geschlechterforschung“ ist. Zumindest läßt sich nicht so ohne weiteres in den kirchlichen Beschlüssen die Wissenschaftlichkeit erkennen, man muß den Verantwortlichen viel glauben! Vor allem gibt es keine Hinweise dafür, daß insoweit Forschung getrieben wird mit der Maßgabe, daß sie ergebnisoffen ist. Den Alleinerziehenden wird bereits rein optisch mehr als doppelt so viel Raum eingeräumt wie der Ehe. Der Familienbegriff wird ausgeweitet. Die Synode spricht von „Ein-Elternteil-Familien“. Es heißt dann – entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen –, „daß homosexuelle Orientierung zur Individualität und Identität zahlreicher Menschen unablösbar hinzugehört. Daher muß eine entsprechende Lebensgestaltung möglich sein“. Die Synodalen haben nicht einmal gemerkt, daß es nach dem Stand der Forschung keine homosexuelle „Identität“ gibt. Sie handelten bereits im Vorgriff auf Gender Mainstreaming, die Ideologie, die ja bekanntlich dem Menschen suggeriert, seine Befindlichkeiten seien Grundlage für seine Selbstidentifikation. Der geistige Austausch ist nicht gewünscht.

Es handelt sich hier um ein allgemeines gesellschaftliches Problem, wobei zutiefst zu bedauern ist, daß sich die profilierte Evangelische Kirche, die bald ein halbes Jahrtausend lang die geistige Entwicklung in Deutschland bestimmt hat, nunmehr an den Zeitgeist verkauft hat. Gesetz und Rechtsprechung kennen den Begriff „Kartell“. Gedacht ist an Verhinderung, Einschränkung und Verfälschung des Wettbewerbs in der Wirtschaft. Auch hier gibt es Parallelen zur NEK. Es sind in theologischer und gesellschaftlicher Hinsicht Monopole gebildet worden, wobei es am geistigen Wettbewerb fehlt (z. B. hat die historisch-kritische Forschung die Deutungshoheit inne und trägt zur ‚kumulativen Marktabschottungswirkung’ bei. Wenn überhaupt, dann müßte doch bei Beschlüssen, die eindeutig gegen den Wortlaut der Bibel verstoßen, wenigstens Einstimmigkeit gefordert sein. Das synodale Verhalten in Bezug auf GM berechtigt zu der in der Christenheit immer wieder auftauchenden Frage, wieweit gesetzestreue Gemeindeglieder den Beschlüssen Folge leisten sollen. Auch wenn es sich rein formal um Empfehlungen handelt – etwa vergleichbar mit den „Richtlinien der EU“ –, wird von Bischöfen, Pröpsten, Pastoren und Kirchenvorstandsmitgliedern letztlich doch erwartet, sich jenen zu unterwerfen. Wenn etwas gegen den „reformatorischen Ordre Public“ verstößt, so muß, wie im Grundgesetz vorgesehen, den Gemeinden ein Widerstandsrecht zuerkannt werden. Die Bibel kennt ja das Postulat, Gott mehr als den Menschen zu gehorchen!

Die Bibel ist sehr streng mit den Pastoren, die ja – übersetzt – Hirten sein sollen. Jesus spricht von sich indirekt als dem guten Hirten, der sein Leben für die Schafe läßt. „Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht; und der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe“ (Johannes 10, 12). Es erhebt sich die Frage, wieweit es korrekt ist, diejenigen, die den „Wolf im Schafspelz“, das nett erscheinende GM, haben kommen sehen und die Herde verlassen, als Mietlinge anzusehen sind. Die Kirche, der die Gesellschaft das Nächstenliebegebot zu verdanken hat, müßte gerade danach lechzen, die Männerverhöhnungen zu unterbinden. Die Bezeichnung als „Volltrottel“ könnte man vielleicht noch scherzhaft hinnehmen, wenn aber die FDP-Politikerin Cornelia Pieper den Mann als „halbes Wesen“ bezeichnet, als einen Unfertigen, der „von der Evolution und dem weiblichen Geschlecht überholt“ worden sei, dann wird es höchst kritisch. Radikalfeministinnen wie Andrea Dworkins sprechen unverblümt über die Erforderlichkeit der Männervernichtung – das erinnert an die Eingangsworte von Sartre. Die Kirche könnte fordern: Geist statt Feminismus! In beeindruckender Weise engagiert sich die bekehrte Sozialistin, nämlich die Soziologin und Publizistin Gabriele Kuby, selbst Mutter von drei Kindern. Sie fragt: „Warum verschließt sich die Bundesrepublik den wissenschaftlichen Erkenntnissen

Wenn es der NEK schwer fällt, sich von einer Frau belehren zu lassen, bietet sich ein wissenschaftliches Institut an, an welchem Frauen und Männer arbeiten. Es handelt sich sogar um eine christliche Organisation mit dem Namen „Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft“ in Reichelsheim/Odenwald. Dieses gibt regelmäßig Bulletins heraus, die gerade Gender-Mainstreaming betreffende Probleme behandeln. Echte Forschung ist anstrengend. Es gibt in der Bibel ein gutes Beispiel: Paulus ist stolz darauf, „viel mehr gearbeitet“ zu haben, als alle anderen (2. Korinther 11, 239. In diesem Kontext verweist er aber auch darauf, daß das alles Gnade gewesen sei. Hier wird der Gedanke der Bipolarität und Kontrastharmonie sehr deutlich: Männer dürfen stolz sein auf das Geleistete, geben aber Gott die Ehre. Gegensätzlich Erscheinendes paßt gut zusammen, wenn es in kluger Weise miteinander verbunden wird. Für die NEK bedeutet dies: Selbstverständlich sich optimal für die Geschlechtergerechtigkeit einsetzen, aber Abstand nehmen von der tiefen Verbeugung vor der christentumsfeindlichen GM-Ideologie. Das grundsätzlich begrüßenswerte Anliegen der Kirche läßt sich viel besser statt durch die Modeströmung durch solide biblische Grundlagen in die Tat umsetzen. Die staatliche und die Nordelbische Kirchenverfassung brauchen das Surrogat nicht.

Die Nordelbische Kirche soll sich auch von ihren denkenden Mitgliedern gelegentlich etwas sagen lassen: „Was wir erleben, ist eine Reform eher von oben“(Professor Hans-Jürgen Benedict). Wo bleibt das viel gerühmte allgemeine Priestertum? Wo spürt man noch Luthers Geisteskraft: „Der Kaiser muß kein Christ sein, es genügt, daß er Vernunft besitzt“? Protestanten sind erschüttert, wenn sie vom katholischen weltbekannten Journalisten Peter Scholl-Latour hören müssen, daß der Protestantismus sich nicht mehr im Siechtum befinde, sondern bereits gestorben sei. Es ist schon auffallend, daß die Schwesternkirche um ein Vielfaches öfter in den Medien vorkommt als die Evangelischen – Mitte April 2008 wieder der Papst im Zusammenhang mit seiner US-Reise, mit welcher er gerade die Protestanten stark beeindruckt hat.

Im Ergebnis läßt sich festhalten, daß der deutsche Mann sich offensichtlich im Gender-Gewirr verlaufen hat. Es wird höchste Zeit, daß er sein Mannsein wieder findet. Dazu gehört nicht nur scharfe Kritik gegen die Ideologie des Gender Mainstreaming, sondern auch aktives Handeln. Es wäre eine schöne Aufgabe der Männer, nunmehr mit Geist, Scharfsinn, Witz und auch emotionaler Intelligenz Staat und Kirche auf deren Verantwortungslosigkeit in Bezug auf GM hinzuweisen. Dabei soll durchaus in bipolarer Weise auf den gutmenschlichen Charakter der Ideen aufmerksam gemacht werden. So schön das neue Gemeinschaftsdenken auch ist – einen „Zwangskonsens“ hatten wir bereits in den Großideologien des vergangenen Jahrhunderts.

Gender Mainstreaming ist kein einfach zu behandelndes Thema. Man muß nicht alles in diesem Beitrag verstanden haben. Hilfreich ist vielleicht folgende Überlegung: Marxisten und Sozialisten leiden immer noch sehr darunter, daß ihre Ideologie im Ostblock gescheitert ist. Mit Hilfe des Gedankenguts aus der 68er Kulturrevolution haben sie sich gesagt, daß sie retten müssten, was zu retten ist. Entstanden ist die Ideologie der „Politischen Korrektheit“ mit dem freundlichen Grundgedanken, Minderheiten zu schützen, sowie GM mit der Idee, über die Aufhebung der Geschlechtsunterschiede die Gleichberechtigung der Frau durch Überzeichnung zu erreichen. Es ist nicht meine Art, andere bloßzustellen. Die GM-Aktivisten sollten aber nicht vergessen, daß ein Verbrecher wie Reichs-Propagandaminister Joseph Goebbels die Umfunktionierung von traditionell Bewährtem über eine Bewußtseinsrevolution realisieren wollten. Zumindest die Gebildeten unter den jetzigen Revolutionären sollten die Sorgen ihrer geistigen Kontrahenten respektieren. Sie müssen auch verstehen, daß, wenn sie mit Aggressivität und autoritärem Gehabe vorgehen, die Mittel begrenzt sind, ihnen nur mit „Engelszungen“ zu begegnen. Das Handeln der arrogant und indoktrinär wirkenden Entscheidungsträger muß bei aller Achtung vor ihrer Person bekämpft werden. Daß sich manch unfreundliches Wort nicht vermeiden läßt, liegt auf der Hand. Persönlich ist das nie gemeint – in Anlehnung an Jesus, der Menschen, die ein Gedankengebäude errichten, welches auf Unredlichkeit fußt, als „Schlangenbrut“ oder „Otterngezücht“ bezeichnet. Daher kann man mit den 68ern sagen: „Die Hierarchie ist wie ein Regal, je höher, desto nutzloser“. Selbst Ironie ist zulässig, wie der bekannte Theaterregisseur Peymann im ZDF forderte. Daß dieser Beitrag für einige Zuhörer anstrengend gewesen sein mag, nehme ich in Kauf. Ich wünsche allen Interessierten Zivilcourage und Gottes Segen.

Männertreff Andreaskirche 24.04.2008