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Das himmlische Jerusalem

Eine Auslegung von Offenbarung 21,9 – 22,5

Kapitel 21,9ff

Dem Seher Johannes wird von Jesus durch Vermittlung eines Engels das „himmlische Jerusalem“ gezeigt: das Lebensziel aller Gläubigen seit Beginn der Menschheit. Einer von den sieben Gerichtsengeln kommt zu Johannes und bittet ihn, mitzukommen, weil Johannes das himmlische Jerusalem, die Braut und Ehefrau des Lammes Jesus sehen soll. Johannes wird durch den Engel im Geist auf einen großen und hohen Berg entrückt, und der Engel zeigt ihm die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott aus dem „Himmel“ = der jenseitigen Welt in diese Welt herabkommt.

Wichtig ist für uns die Tatsache, dass Gottes neue Welt als „himmlisches Jerusalem“ bezeichnet wird. Das bedeutet, dass Gottes Geschichte mit dem Volk Israel jetzt zu ihrer Vollendung kommt. Gottes Geschichte mit Israel ist also der rote Faden, der sich durch die ganze Weltgeschichte hindurch zieht. Und wir sehen gegenwärtig, wie das irdische Jerusalem, das von 1517 an: der Eroberung durch die Osmanen, bis 1967: der Eroberung durch israelisches Militär: im Schatten der Weltgeschichte lag, immer stärker zum Dreh– und Angelpunkt der Weltpolitik wird. Das irdische Jerusalem dient heute als Zeichen für die kommende Offenbarung des himmlischen Jerusalems.

Im AT gibt es zwei tatsächliche Entrückungen, die von Henoch und die vom Propheten Elia. Diese Entrückungen in die jenseitige Welt sind historische Ereignisse gewesen, die auch den Körper betrafen. Die Entrückung des Johannes geschieht dagegen „im Geist“, sein Körper ist davon also nicht berührt.

Das himmlische Jerusalem hat die Herrlichkeit , hebräisch: „Kabod“ Gottes. Gott hat also dem himmlischen Jerusalem Anteil gegeben an seiner eigenen Herrlichkeit, die er seit Ewigkeit hat. Es gibt keinen Gegensatz mehr zwischen Gott und der erlösten Menschheit und der erneuerten Schöpfung. Wir erinnern uns an das Wort von Paulus im 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes: …damit Gott alles in allem sei. ( Vers 28 ).

Der Glanz des himmlischen Jerusalems ist wie der Glanz eines hellen kostbaren Edelsteins, u. zw. eines kristallinen = ebenmäßigen Jaspis. Der Jaspis ist ein durchsichtiger grüner Edelstein. Er wird auch mehrmals im AT genannt, z. B. ist der Jaspis einer der 12 Edelsteine auf der Brusttasche des Hohenpriesters, siehe 2. Mose, 39, 8ff.

Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit 12 Toren. Das himmlische Jerusalem hat eine Mauer, obwohl es außerhalb der Stadt keine Feinde mehr gibt. Die 12 Tore stehen auch ständig offen und werden nie geschlossen. Die Mauer sagt etwas aus über die Identität der Stadt: Denn die Tore haben Namen, nämlich die Namen der 12 Stämme Israels. Damit wird noch einmal eindeutig gesagt, dass im himmlischen Jerusalem die Heilsgeschichte Gottes, die mit der Erwählung der Erzväter Israels begann, zu ihrem Ziel gekommen ist. Das Volk Israel ist also das bleibend auserwählte Volk Gottes, der edle Ölbaum, in den die Gläubigen aus den heidnischen Völkern aufgrund des Glaubens an Jesus eingepfropft worden sind.

Auch die Anordnung der Tore erinnert an die Geschichte Gottes mit Israel. Denn jeweils drei Tore nach den 4 verschiedenen Himmelsrichtungen hatte auch der Vorhof um die Stiftshütte in der Wüste Sinai , die Israel auf der Wanderung nach Kanaan durchqueren musste. Die 12 Stämme lagerten zu je drei Stämmen aufgeteilt auf den vier Seiten des Vorhofes der Stiftshütte. ( Die Stiftshütte mit dem Vorhof ist von der Bibelschule Breckerfeld nachgebaut worden und steht im Timna – Park nördlich von Eilat und wird von monatlich etwa 2000 Personen besucht.)

Auf den Toren stehen Engel, je einer auf einem der Tore. Die Engel „bewachen“ das himmlische Jerusalem, obwohl es gar nichts mehr zu „bewachen“ gibt. Aber Engel gehören notwendigerweise zur erlösten Schöpfung dazu.

Die Mauer hat noch ein zweites Identitätsmerkmal des himmlischen Jerusalems: nämlich 12 Grundsteine, auf ihnen stehen die 12 Namen der 12 Apostel des Lammes. Der später gewählte Apostel Mathias steht natürlich für Judas. Je ein Apostel steht für einen Stamm Israels. Durch die Apostel hat Jesus seine Gemeinde = seine Braut gewonnen, zu der alle Gläubigen aus Israel und den Völkern gehören. Nur Israel als „ganzes Volk“, wird, weil es das ursprüngliche Heils – Volk ist, durch Jesus selbst – ohne Mitwirkung eines Apostels erst nach der Zeit der Völkermission – bei seiner Wiederkunft zum Glauben an ihn geführt, siehe dazu Römer 11,25 – 27, Matthäus 23, 39 und Sacharja 12, 10 und 13, 1.

Der Engel, der Johannes das himmlische Jerusalem zeigt, will mit einem goldenen Stab die Stadt, die Tore und die Mauer messen. Er verwendet Engelmaß, das auch Menschenmaß ist. Die Stadt ist ein Viereck, Länge und Breite sind gleich. Eine Seite ist 12.000 Stadien lang. Ein Stadion sind 200 Meter. Also ist eine Seite der Stadt 200 x 12.000 m lang, das sind 2.400.000 m = 2.400 km. Die Stadt hat also eine Grundfläche von 2.400 km x 2.400 km. Das ist eine wirklich große Stadt. Die Stadt bildet zudem einen Würfel. Die Höhe ist = Länge und Breite. Diese Höhe sollte man in erster Linie symbolisch verstehen: Die Stadt bildet einen Würfel. Das Allerheiligste im Tempel von Jerusalem bildete auch einen Würfel, nämlich 20 Ellen im Kubik = 10 m im Kubik. Der Würfel gilt als vollkommene geometrische Figur. Das bedeutet: Das himmlische Jerusalem ist die Darstellung der Vollkommenheit.

Ob die Maße direkt in die Wirklichkeit unserer Entfernungen umgesetzt werden dürfen, sollten wir aber offen lassen. Wichtig ist: Vollkommenheit ist das Merkmal des neuen Jerusalems.

Das himmlische Jerusalem hat gewaltige Ausmaße. Diese Stadt wird ganz sicher nicht nur eine „kleine Herde“ beherbergen. Sie ist ja auch nicht nur die Braut des Lammes, sondern sie beherbergt auch die neue Schöpfung.

Auch die Mauer wird vermessen, nach Engel – Maß = Menschenmaß. Sie ist 144 Ellen hoch, das sind umgerechnet 72 m. Das ist zwar nach irdischen Verhältnissen eine hohe Mauer, aber im Verhältnis zu den Maßen der Stadt sehr niedrig. Aber die Mauer hat ja auch keine Schutzfunktion sondern sie hat rein symbolische, heilsgeschichtliche Bedeutung. Die Mauer hat „menschliche“ Maße, damit ihre Symbole für die Gläubigen unmittelbar verständlich sind.

Das Baumaterial der Mauer ist Jaspis, derselbe Edelstein, dessen Glanz das ganze himmlische Jerusalem ausstrahlt. Und die Stadt ist aus reinem, durchsichtigem Gold gebaut.

In Anlehnung an diese Stelle in der Offenbarung befahlen die Engländer, als sie ab 1917 das irdische Jerusalem besetzten, dass alle Gebäude mit dem „Jerusalem – Stein“, der bei Bethlehem gebrochen wird, verkleidet werden mussten. Dieser Stein hat einen Farbton, der beige ist, und wenn die Sonne morgens und abends auf ihn schein, dann wirkt er golden. Deswegen spricht man zu recht vom „Goldenen Jerusalem“. Naomi Shemer, die Dichterin und Komponistin des Liedes: „Jerusalem von Gold“ hat mit diesem Lied 1967 eine sehr beliebte Jerusalem – Hymne geschaffen. An dieser Entscheidung der Engländer nach 1917 ist zu ersehen, dass in der anglikanischen Kirche, so weit sie von den Puritanern beeinflusst war, und auch in vielen angloamerikanischen Freikirchen die „Ersatztheologie“, nämlich die Lehre, dass die Kirche Israel als auserwähltes Volk ersetzt hätte, keine Rolle spielt, während kontinental – europäische Kirchen zu einem erheblichen Teil wie auch der Weltkirchenrat nach wie vor von der Ersatztheologie, die unbiblisch ist, geprägt sind.

Nun werden die Grundsteine mit den Namen der 12 Apostel des Lammes im Einzelnen genannt. Die Grundsteine sind Edelsteine. Der erste Grundstein ist ein Jaspis, ein durchsichtiger grüner Edelstein. Der zweite Grundstein ist ein Saphir. Er ist blaufarbig und hat weiß – goldene Flecken. Der dritte Grundstein ist ein Chalcedon, ein lichtgrauer, auch bläulicher Edelstein. Der vierte Grundstein ist ein Smaragd. Er ist durchsichtig gelblich –grün oder dunkelgrün. Der fünfte Grundstein ist ein Sardonyx. Er ist ein Achat mit braunen, roten und weißen Schichten. Der sechste Grundstein ist ein Karneol. Er ist ein rötlich oder auch braun glänzender Edelstein. Der siebte Grundstein ist ein Chrysolith. Er ist gelb- grünlich und durchsichtig. Der achte Grundstein ist ein Beryll. Er ist ein meistens grünlicher Edelstein, der aber auch andere Farben, z. B. goldgelb oder rosa oder violett tragen kann. Der neunte Grundstein ist ein Topas. Er ist ein gelber oder rotgelber oder auch blauer Edelstein. Der zehnte Grundstein ist ein Chrysopras, Er ist ein goldgrüner Edelstein. Der elfte Grundstein ist ein Hyazinth. Er ist ein braunroter, gelber oder auch grüner Edelstein. Der zwölfte Grundstein ist ein Amethyst. Er ist ein durchsichtiger roter oder violetter Edelstein.

Diese 12 Grundsteine sind im wesentlichen identisch mit den Edelsteinen, die der Hohepriester in Israel auf seiner Brusttasche trug , die mit den Namen der 12 Stämme des Volkes Israel beschriftet waren: siehe 2. Mose 39,8 – 14.

Hier zeigt sich, wie im ganzen Buch der Offenbarung und auch in der ganzen Bibel, die Einheit und der harmonische Zusammenklang von altem und neuem Bund. Im neuen Bund ist der alte Bund enthalten. Mithilfe des neuen Bundes, der den alten enthält, bringt Gott das Heil, die Rettung für die Welt. Die Erwählung des Volkes Israel, Gottes Offenbarungen in Israels Geschichte, die Erlösungstat Jesu am Kreuz, seine Auferstehung und seine Erhöhung, die Sendung des Heiligen Geistes und die Verkündigung des Evangeliums von Jesus unter allen Völkern mit der Sammlung der Gemeinde bilden zusammen das Fundament für das ewige Reich Gottes des Vaters.

Die 12 Tore der Stadt sind aus Perlen, je eine Perle für ein Tor. Dies hat eine tiefere Bedeutung. Die Perle ist ja ein Produkt einer Muschel. Die Muschel „weint“, wenn sich ein Fremdkörper in ihr eingenistet hat, um den Fremdkörper zu neutralisieren, und bildet auf diese Weise die Perle. Die Perlen sind also nicht nur kostbarer Schmuck für die himmlische Stadt, sondern sie enthalten auch eine Erinnerung an die Tränen, die von den Heiligen auf ihrem Weg in die himmlische Stadt geweint wurden. Die Straße der Stadt ist aus einem reinem Gold, durchsichtig wie Glas.

Einen Tempel sieht Johannes nicht im himmlischen Jerusalem. Gott, der Herr, und das Lamm: Jesus Christus, sind der Tempel. Das bedeutet: die ganze Stadt ist heilig wie Gott selbst. Es gibt keine Unterscheidung mehr zwischen heilig und unheilig. Ein Tempel, eine Kirche oder ein sonstiges Heiligtum bedeuten innerhalb der Geschichte immer einen ausgegrenzten Raum, der das Heilige enthält. Er ist abgegrenzt von der Welt, die unheilig ist. Eine Unterscheidung von heilig und unheilig gibt es aber in der himmlischen Stadt nicht mehr, denn sie hat als ganzes Anteil an Gottes Heiligkeit. Alles in ihr ist heilig. Und aus dem Glauben ist erfülltes Schauen geworden.

Des Lichtglanzes der Sonne, des Mondes und der Sterne bedarf das neue Jerusalem nicht mehr. Es gibt nur eine Lichtquelle: Gott selbst und das Lamm: Jesus Christus. Die Herrlichkeit: das ist der Lichtglanz Gottes und Jesu ist so stark, dass die ganze riesige Stadt und die ganze erneuerte Schöpfung davon erleuchtet werden. Wir erinnern uns an die Erscheinung Gottes auf dem Sinai, wo Mose von der Herrlichkeit Gottes angestrahlt wurde. Oder an die „Verherrlichung Jesu“ auf dem Berg Tabor, wo Jesus in die Herrlichkeit des Vaters eingetaucht war, oder auch an die Erscheinung Jesu vor dem Seher Johannes, wo er Johannes zu seinem Propheten beruft: Offenbarung 1,9 – 20. Auch die Feuerflammen des Heiligen Geistes, die an Pfingsten auf den Aposteln erschienen, sind ein Teil von Gottes Herrlichkeit.

In den Versen 24 – 26 wird uns etwas Erstaunliches berichtet:

Völker sind in der himmlischen Stadt und auch Könige. Sie werden im Lichtglanz des neuen Jerusalem leben. Die alte Schöpfung ist also nicht etwa untergegangen, sondern sie ist vollkommen erneuert, restauriert worden. Und das, was in ihr kostbar und gut war, bekommt Anteil an der erneuerten Schöpfung. Alle Herrlichkeiten, die in der alten Schöpfung hervorgebracht wurden, also alles, was gut und kostbar in den Augen Gottes war, dies alles findet einen Platz in der erneuerten Schöpfung. Wir denken an Kunstwerke der Architektur, der Malerei, der Bildhauerei, der Musik, der Literatur, aber vor allem an alles, was innerhalb der Menschheit an ethisch Wertvollem geschaffen worden ist. Und diese Kunstwerke oder ethisch wertvollen Werke brauchen nicht nur aus jüdischem oder christlichem Raum, sondern sie können von allen Völkern stammen. Denn alles, was Menschen an Gutem und Kostbarem hervorbringen, stammt ja letztlich allein von Gott, dem Schöpfer, dem Vater Jesu Christi. Aus diesen Versen 24 – 26 erfahren wir, dass das himmlische Jerusalem nicht nur die Erneuerung sondern auch die Vollendung der alten Schöpfung ist.

Der letzte Vers des Kapitels 21 bringt noch einmal eine wichtige Klarstellung. Auch wenn die Herrlichkeiten aller Völker in der Stadt gesammelt sein werden: Bewohner der Stadt werden nur die sein, die im Lebensbuch des Lammes stehen. Keiner, der Unzucht geübt hat, keiner der die Lüge liebt, keiner, der Gott verleugnet hat, wird In dieser Stadt wohnen können. Es wird hier noch einmal auf das Weltgericht verwiesen, das in Kapitel 20 geschildert worden war und in dem die ewig gültige Scheidung zwischen den Menschen vollzogen worden war. Aber die Scheidung wird von Jesus Christus, dem Lamm, selbst vollzogen. Er allein ist der wahre und unbestechliche Richter. Er kennt die Herzen aller Menschen, er weiß, wer mit ihm verbunden war, und wer nicht.

Kapitel 22,1 – 5

Johannes bekommt vom Engel einen Strom zu sehen, einen Strom mit „Wasser des Lebens“. Wir erinnern uns an 1. Mose 2, 10, an den Strom, der in Eden = dem Paradies entspringt. Auch an Johannes 7,37 denken wir, wo Jesus ausruft, dass „wer Durst hat, zu ihm kommen soll, um zu trinken.“. Der Strom entspringt am Thron Gottes und des Lammes. Das bedeutet: alles Leben in der himmlischen Stadt – bei den Menschen wie bei der übrigen Schöpfung – hat bei dem Vater und dem Sohn seinen Ursprung. Das Wasser enthält das Leben für die Ewigkeit. Das Wasser ist klar wie Kristall, also völlig transparent, ohne die geringste Unreinheit. Das, was die Menschen durch den Fall verloren hatten, ist wieder da: das Paradies, jetzt aber vollkommen und ohne eine Versuchung durch den Baum der Erkenntnis, und das bedeutet: dieses ewige Paradies ist niemals mehr verlierbar.

Eine Straße führt durch die Stadt. Mitten in der Straße, die sich teilt, fließt der Strom, der vom Thron ausgeht, und an seinen Rändern stehen Bäume des Lebens, die jeden Monat Früchte tragen. Und die Blätter dienen zur Gesundheit der Menschen in der Stadt. Das bedeutet nicht, dass es Krankheiten gibt, sondern die Bäume mit den Blättern bedeuten, dass das geistleibliche Wohl in der himmlischen Stadt garantiert ist. Die Früchte bedeuten, dass es Nahrung gibt, aber das ist eine geist-leibliche Nahrung, wie es Jesus auch beim Abendmahl ausspricht: Lukas 22, 16: „ Ich sage euch: Ich werde das Passah nicht mehr essen, bis es in seiner Vollendung gefeiert wird im Reich Gottes.“. Und Lukas 22, 18 sagt Jesus, „ Ich sage euch, ich werde von jetzt an vom Gewächs des Weinstocks nicht trinken, bis das Reich Gottes gekommen ist.“ Die Nahrung ist, genauso wie der Geist – Leib der Menschen und der übrigen Schöpfung, eine Geist – leibliche Nahrung. Über die neue Geist – Leiblichkeit in der himmlischen Stadt spricht Paulus in 1. Korinther 15, 35 – 53.

Dem Fluch Verfallenes, also Menschen, die nicht durch und durch geheiligt sind, gibt es in der himmlischen Stadt nicht. Damit wird noch einmal wiederholt, was schon in Kap. 21, 27 und in Kap. 20, 15 gesagt wurde.

Der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt stehen, d.h. Gott wird den Menschen und seiner Schöpfung ganz nahe sein. Die Distanz zwischen Gott und Mensch, die jetzt vorhanden und auch notwendig ist, weil Gott heilig ist und wir unheilig sind, ist dann aufgehoben. Und die Menschen werden Gott dienen, in Freiheit, ohne irgendeine Störung, denn es gibt keinen Ungehorsam mehr.

Die Menschen in der Stadt werden Gottes Angesicht schauen. Jesu Verheißung von Matthäus 5,8 „ Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ wird jetzt erfüllt. Die „Gottesschau“ war immer die große Sehnsucht aller derer, die Gott liebten, siehe z. B: Mose am Sinai: 2. Mose 33, 20.Die Gottesschau wird Mose hier aber verwehrt. Der einzige Bericht über eine Gottesschau in der alten Weltzeit steht 2. Mose 24, 9ff.

In 1. Johannes 3,2 steht die Verheißung, dass wir Gott sehen werden und ihm dann gleich sein werden. Die Gottesebenbildlichkeit des Anfangs, die der Mensch durch den Sündenfall befleckt bzw. verloren hatte, ist im himmlischen Jerusalem endlich wieder hergestellt.

Dies gilt aber nur für die, die im Lebensbuch des Lammes stehen und die deshalb den Zugang bekommen haben für das himmlische Jerusalem. Der Name Gottes steht an den Stirnen der Menschen im himmlischen Jerusalem, das bedeutet: sie sind sein bleibendes Eigentum. Niemand kann einen Bewohner der himmlischen Stadt der Herrschaft Gottes wieder entreißen.

Es gibt in der Stadt keine Nacht und auch kein natürliches Licht mehr. Ein natürliches Licht ist nicht mehr notwendig. Wir erinnern uns daran, dass das erste Geschöpf Gottes das Licht war, siehe 1. Mose 1,3. Auch nach der modernen Kosmologie ist Licht das erste, grundlegende Geschöpf. Jetzt ist statt des geschaffenen Lichtes Gott selbst das Licht, das die ganze Stadt erleuchtet. Neben der ungeschaffenen strahlenden Herrlichkeit Gottes kann das von ihm geschaffene wunderbare Licht nicht mehr bestehen. Der Unterschied zwischen der alten und der neuen Schöpfung wird hier deutlich ausgesprochen.

Und wir, die Bewohner der himmlischen Stadt, werden mit Christus, dem Lamm, zusammen die neue Schöpfung regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit, wörtlich: “in die Äonen der Äonen.“

Wir erinnern uns an den ersten Befehl Gottes an die neu geschaffenen Menschen: 1. Mose 1,28. „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan und regiert über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und alle Tiere, die auf der Erde sind.“ Dieser Befehl hebt uns Menschen heraus aus der Tierwelt und der ganzen übrigen Schöpfung. Wir hatten das Mandat bekommen, um die Schöpfung für Gott zu verwalten. Wir müssen leider bekennen, dass wir diesen Befehl schlecht in die Tat umgesetzt haben. Wir haben zwar die Erde uns unterworfen, vor allem die Tiere, aber wir haben viele Tierarten zugleich an den Rand des Untergangs geführt. Auch die Pflanzenwelt ist durch den Menschen schwer geschädigt worden. Wir haben bewiesen, dass der sündige Mensch Gottes Schöpfung nicht sachgemäß verwalten kann und das auch nicht will.

Jetzt, im neuen Jerusalem, ist der Mensch verwandelt, er ist ohne Sünde, er ist durch das Lamm rein gewaschen und geheiligt, jetzt kann er mit Christus zusammen die erneuerte Schöpfung sachgemäß und ohne Fehler zu Gottes Wohlgefallen regieren, und zwar für immer. Was der Mensch in der alten Weltzeit nicht getan hat, das kann und will er jetzt leisten. In Harmonie mit Gott, dem Schöpfer und Erlöser, und mit seiner ganzen wunderbaren Schöpfung lebt und regiert er in Ewigkeit.

Pfarrer i. R. Hans-Christoph Gensichen, Steinebach/Wied