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Aufruf der Armenischen Gemeinde Baden-Württemberg (Auszug)

Mehrere Hundert armenische Intellektuelle – Dichter, Musiker, Parlamentsabgeordnete und Geistliche – wurden am 24. April 1915 in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, verhaftet, ins Innere der Türkei deportiert und die meisten ermordet. Es war der Auftakt zu einem Menschheitsverbrechen: Der Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs war der erste systematisch geplante und durchgeführte Völkermord der Moderne. Ihm fielen im Osmanischen Reich mehr als eine Million Armenier zum Opfer.

Die Ereignisse fanden unter den Augen der Weltöffentlichkeit statt und sind durch deutsche, österreichisch-ungarische, italienische, amerikanische, skandinavische, armenische und osmanische Quellen sowie zahlreiche historische Forschungen eindeutig belegt. Schon im August 1915 sprach die New York Times von einem methodisch geplanten Säuberungs- und Vernichtungsprogramm, das man in der Geschichte bisher noch nicht erlebt hatte. Die mit dem Osmanischen Reich verbündete deutsche Reichsregierung kam zu dem gleichen Ergebnis, ohne etwas dagegen zu unternehmen.

Die türkische Politik leugnet den osmanischen Genozid an den Armeniern bis heute, obwohl die Tatsachen seit nunmehr fast hundert Jahren klar auf der Hand liegen. Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy hat diesen Skandal unter anderem auf dem internationalen Literaturfestival Berlin 2009 öffentlich thematisiert.

Zahllose armenische Stimmen sind 1915 und in den Jahren danach zum Schweigen gebracht worden. Andere sind seitdem laut geworden und ergriffen das Wort gegen das Vergessen, darunter auch immer mehr Stimmen aus der demokratischen türkischen Zivilgesellschaft.

Quelle: www.agbw.org