- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Geistlich leben und leiten in einer veränderten Zeit

Es gehört zum Wesen der Zeit, dass sie sich verändert. Das ist nicht neu. Darum stimmen auch Aussagen wie diese: Wir leben heute in einer ganz anderen Zeit. Die Zeiten haben sich geändert. Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Wie aber, wenn behauptet wird, man könne in einer veränderten Zeit nicht länger an überholten Ansichten festhalten. Es sei notwendig, mit der Zeit zu gehen, wolle man nicht ausgegrenzt werden. Ohne Anpassung gehöre man nicht dazu.Nun, wenn Ungläubige so denken und reden, kann man das ja verstehen. Was aber, wenn Christen solche Meinungen vertreten? Läuft das am Ende nicht auf einen Verrat an Jesus und am Wort Gottes hinaus? In der Tat! Anpassung an den Welt- und Zeitgeist ist Verrat an Jesus und seinem Wort. Wer mit der Welt im Gleichschritt marschieren will, kann nicht gleichzeitig Jesus nachfolgen. Vielen scheint das heute nicht mehr klar zu sein. Doch es bleibt dabei: „Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein“ (Jak. 4,4b). Und: „Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters“ (1.Joh.2,15). Es ist deshalb frommer Selbstbetrug zu behaupten, man gehöre zum heiligen Gott, wenn man andererseits noch mit der Welt liebäugelt. Und gefährlich wird die Sache dann, wenn solche Selbstbetrüger in der Gemeinde Jesu Leitungsaufgaben innehaben. Sie sind verführte Verführer und blinde Blindenleiter.

Und damit zu unserem ersten Teil.

Geistlich leben in einer veränderten Zeit.

Was heißt „geistlich leben?“ Auf den Punkt gebracht bedeutet geistlich leben dasselbe wie heilig leben. In 3.Mo. 19,2 spricht Gott zu seinem auserwählten Volk Israel: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr euer Gott!“ Und für die Gemeinde der Auserwählten im Neuen Bund gilt, wie wir aus 1.Petr. 1,16 wissen, dasselbe. Als Jesusleute sind wir also „heilige“, das heißt von Gott herausgerufene und für Gott ausgesonderte Leute. Errettet von der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich seines Sohnes (Kol.1,13), gehören wir zum heiligen Gott. Jesus hat uns mit seinem teuren Blut von der Gewalt der Sünde, des Teufels und des ‚Todes erlöst. Nun leben wir nicht mehr unter der Herrschaft dieser Mächte. Ebenso wenig unter der Anklageschrift und dem Fluch des Gesetzes. Wir sind Jesu Eigentum und durch sein Blut mit dem Vater versöhnte Kinder. Weil Jesus unsere Sünden getilgt und unsere Schuld bezahlt hat, haben wir allezeit freien Zugang zum Thron der Gnade. Weil er den göttlichen Zorn über unsere Sünde auf sich zog, blickt der Vater freundlich auf uns herab und rechnet uns unsere Sünden nicht mehr an. Als Erlöste und dem Herrn Geweihte umfängt uns die in Jesus erschienene Gnade Gottes von allen Seiten. Nun aber müssen wir aufpassen. Gottes Gnade ist keine „billige Gnade“ (Bonhoeffer). Sie ist keine Schleuderware. Gott wirft uns seine Vergebung und Erlösung nicht wie ein Marktschreier hinterher. Er bietet sie uns in seinem Sohn an, der sie uns mit seinem Leiden und Sterben teuer erworben hat. Allein um Jesu Willen begnadigt Gott bußfertige Sünder. Er stülpt seine Gnade keinem über, der sie weder sucht noch will. Und gleich gar nicht begnadigt er die Sünde. So gewiss Gott den Sünder liebt, so gewiss hasst er die Sünde, und zwar jede Sünde. Deshalb heißt geistlich leben auch in ständiger Buße leben. So wie wir es bei Luther in der ersten seiner 95 Thesen lesen: „Unser Herr und Meister Jesus Christus wollte mit seinem Wort „Tut Buße“ usw. (Matth. 4,17), dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sei“. Nichts anderes meint Paulus wenn er in Titus 2,11 schreibt: „Es ist erschienen die heilsame Gnade allen Menschen und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben…“

Gottes Gnade lässt uns nicht wie wir sind. Jesus hat sein Blut nicht vergossen, damit wir in der Sünde fröhlich weiterleben können und am Ende trotzdem in den Himmel kommen. Wer so denkt, ist nicht nur das Opfer einer billigen Gnade, sondern er spielt auch mit dem Höllenfeuer. Vielmehr hat sich der Heiland geopfert, damit wir wieder werden können, was wir eigentlich sein sollten: Gott geweihte, heilige Menschen, die nicht mehr sich selbst leben, sondern für den da sind, der sie erlöst hat: Jesus! Menschen, die ihren Herrn und Erlöser von Herzen lieb haben und ihm deshalb gerne gehorchen. So wie Jesus in Joh. 14,23 sagt: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten!“ Jesus will keinen zähneknirschenden, gesetzlich-pharisäischen Kadavergehorsam. Er sucht bei uns einen Gehorsam aus Liebe und Dankbarkeit für die Erlösung und Befreiung. Und wenn wir Jesus wirklich lieben, fällt uns die Absage an das ungöttliche Wesen und die weltlichen Begierden nicht mehr schwer. Im Gegenteil: Wir verabscheuen die Welt mit ihrer Lust. Haben wir erst einmal die Herrlichkeit des Herrn geschmeckt, bedeuten uns die Herrlichkeiten der Welt nichts mehr. Sind uns die Augen für die kostbarste aller Perlen aufgegangen – für Jesus – gehen sie uns für die Welt und ihre Schätze zu. Doch dazu brauchen wir den heiligen Geist. Nur er kann uns die Augen für die Herrlichkeit des Heiland öffnen. Ohne ihn geht es uns wie Hiob: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen“ (Hiob 42,5). Allein der Heilige Geist kann uns Jesus so groß machen, dass er unser Ein und Alles wird. Sagt Jesus doch selbst vom heiligen Geist in Joh. 14,14: „Er wird mich verherrlichen!“ Wollen wir also echte Jesusliebhaber und damit geistliche Leute sein und immer mehr werden, müssen wir uns vom heiligen Geist erfüllen lassen. Und wie gut, dass Jesus uns die Bitte um den heiligen Geist in den Mund legt: „Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben, denen, die ihn bitten“ (Luk. 11, 13). Allerdings muss auch beachtet werden, was Petrus in Apg. 5,9 sagt: „Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“ Verharren im Ungehorsam und erfüllt werden mit dem Heiligen Geist schließt sich demnach gegenseitig aus. Wer sich jedoch für den Gehorsam entscheidet, darf zuversichtlich um die Fülle des Heiligen Geistes bitten. Gott verheißt nicht nur den Geist, er mahnt uns sogar durch den Apostel Paulus in Eph. 5, 18: „Lasst euch vom Geist erfüllen!“ Diese Geistesfülle haben wir bitter nötig, wenn wir Leute sein wollen, die Jesus lieben und ihm aus Liebe gehorchen, eben geistliche und heilige Leute. Nur wo der Geist Gottes unsere Herzen erfüllen kann, sind sie auch erfüllt von Liebe zum Herrn. Nun ist der Heilige Geist zwar in unsere Herzen ausgegossen wenn wir wiedergeborene Christen sind (Röm. 5, 5). Doch es liegt an uns ob wir auch voll des Geistes sind. Ob wir ihm Raum in uns geben oder ob ihn hindern und dämpfen. Ob wir ihm mit unserer Selbstliebe im Wege stehen oder ihm durch Selbstverleugnung den Weg ebnen. Ist Letzteres der Fall, kann und wird der Heilige Geist in uns das Feuer der Liebe zu Jesus entfachen. Und wo diese Liebesflamme in uns brennt, haben wir auch Hunger nach Gottes Wort, Sehnsucht nach Gebet, Verlangen nach dem Tisch des Herrn und Heimweh nach den Brüdern. Laue Christen haben an diesen Gnadenschätzen nur wenig oder gar kein Interesse. Jesusliebhaber dagegen können davon gar nicht genug bekommen. So aber bleibt die Liebeflamme am Brennen und das geistliche Leben lebendig und heilig.

Geistlich Leiten in einer veränderten Zeit

Im 1.Timotheusbrief schreibt Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus: „Du aber sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit“ (Kap. 4, 12). Diese Worte sollte jeder beherzigen, der sich zum geistlichen Leiten in der Gemeinde Jesu berufen weiß. Geistliche Leiter müssen Vorbilder sein. An ihnen sollten sich andere orientieren können. Von ihnen darf eine konsequente, an der Bibel ausgerichtete Lebensführung erwartet werden. Eben eine „geistliche“ bzw. „heilige“ Lebensführung. Wehe dem geistlichen Leiter, auf den das Urteil des Kirchenvaters zutrifft: „Mit ihren Worten bauen sie Kirchen, mit ihrem Leben reißen sie sie wieder ein!“. Damit wird deutlich: Geistliche Leiterschaft ist eine ungeheure Herausforderung. Geistliche Leiter, die ihr Amt ernst nehmen, haben einen schweren Stand. Das sehen wir deutlich bei Mose. Was hatte dieser von Gott berufene Leiter nicht alles zu erdulden und zu erleiden. Vierzig Jahre musste er ein widerspenstiges Millionenvolk durch die Wüste führen und ertragen. Wie hielt der Mann das nur aus? Der Hebräerbrief gibt uns Antwort: „Er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn“ (Hebr. 11, 27). Mose war mit allen Fasern seines Herzens und Lebens an Gott und seine Befehle gebunden. Und er war ein Beter. Mose war ein geistlicher, bzw. heiliger Mann. Bis dahin, dass auf seinem Gesicht etwas vom Licht der Herrlichkeit Gottes aufleuchtete (2, Mos. 34, 29-35). In der Tat ein rechtes geistliches Vorbild dieser Mose. Nicht anders die Apostel. Auch sie pflegten innigste Gemeinschaft mit dem Herrn. Auch sie waren Männer des Gebets. Auch ihnen war Gottes Wort heilig. Deutlich sehen wir das in Apg. 6, 4, wo sie sprechen: „Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.“ In der Jerusalemer Gemeinde erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden gegen die hebräischen. Ihre Witwen wurden bei der täglichen Versorgung übersehen. Und nun meinten diese Leute, die Apostel sollten die Aufgabe der Versorgung übernehmen. Doch diese antworteten: „Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber Gottes Wort vernachlässigen“ (Apg. 6, 2). Damit werteten sie den diakonischen Dienst nicht ab, aber ihre Aufgabe sahen sie im anhaltenden Beten und in der Verkündigung des Wortes Gottes. So setzten sie ein für alle Mal ein klares Zeichen. Gewiss, die Sorge um das leibliche Wohl der Menschen ist wichtig, aber unvergleichlich wichtiger ist die Sorge um ihr ewiges Heil. Darum ist es brandgefährlich wenn das Gebet und die Verkündigung des Wortes Gottes zugunsten humanitärer Hilfe und Armutsbekämpfung in den Hintergrund gerückt wird. Von der Bibel her ist es eindeutig: Sowohl Gemeindebau als auch Gemeindeleitung geschehen durch Gebet und Gottes Wort. Deshalb müssen Gemeindeleiter vor allem anderen Männer der Bibel und des Gebets sein. Anders sind sie keine Vorbilder, und im schlimmsten Fall sogar blinde Blindenleiter und Verführer. Nur wer sich in der Bibel gut auskennt und sich ihr unterwirft, kann andere biblisch unterweisen. Nur wer ein Beter ist, wird von Gott zum Dienst am Wort bevollmächtigt. Und nur wer selber ein geistliches Leben führt, kann andere geistlich anleiten und der Gemeinde recht vorstehen. Damit aber kommen wir noch zu einem besonders heiklen Punkt. Zu diesem Vorstehen gehört neben dem „Weiden“ der Gemeinde auch das „Schützen“. Der Gemeindeleiter muss dafür Sorge tragen, dass in der ihm anvertrauten Herde Gottes Wort rein und unverfälscht verkündigt wird. Er muss aller unbiblischen Lehre entschieden wehren. Und er muss aller Unordnung und allen widergöttlichen Verhaltensweisen mutig und entschlossen entgegentreten. Insofern hat der Gemeindeleiter sogar die Aufgabe zu richten. Es stimmt nicht, wenn immer behauptet wird, das Richten sei grundsätzlich verboten. Verboten ist uns nur, ein endgültiges Urteil über einen Menschen zu fällen. Das ist ausschließlich Gottes Sache.

Anders ist das mit dem Beurteilen. Das ist uns ausdrücklich geboten: „Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind!“ (1.Joh. 4, 1). Mehr noch: In 1.Kor.5,11f schreibt Paulus: „Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber… Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind?“. Gewiss, das Ziel dieses Richtens ist nicht verdammen. Es geht hier vielmehr um Gemeindezucht. Wer sich scheut, die zu üben, verstößt gegen Gottes Ordnung. Übrigens ist Gemeindezucht ein Akt der Barmherzigkeit. Manchmal das letzte Mittel, einen irrenden und abtrünnigen Bruder noch zur Besinnung zu bringen und zur Umkehr zu bewegen. Wer darum nicht bereit ist, unbußfertige Sünder aus der Gemeinde auszuschließen, verstößt gegen Gottes Willen. Doch wir alle wissen, dass es viel einfacher ist, den Menschen zu gefallen, als Gott zu gehorchen. Und deshalb geht es in vielen Kirchen und Gemeinden heutzutage so zu, wie es zugeht. Was wird inzwischen nicht alles an Sünde und Widergöttlichem geduldet. Nein, es geht nicht um eine reine und sündlose Gemeinde. Die gibt es nirgends. Doch es geht um die Bewahrung der Heiligen vor dem Abfall. Und da haben Gemeindeleiter eine ungeheure Verantwortung. Gott wird jeden Gemeindeleiter einmal zur Rechenschaft ziehen. Dann wird nicht gefragt, ob er es den Menschen recht machen wollte, sondern ob er Gott treu war und sein Wort ernst nahm. Oder um mit Jes.66,2 zu sprechen, ob er zerbrochenen Geistes war und vor Gottes Wort erzitterte. Mehr erzitterte als vor dem Zorn und der Wut der Leute, bzw. ihrem Spott und ihrer Verachtung. Gebe Gott, dass wir alle wieder mehr erzittern vor seinem heiligen Wort, denn das ist die wichtigste Voraussetzung für das geistliche Leben und Leiten in einer veränderten Zeit. Besser gesagt: einer immer gottloser werdenden Zeit.