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Genug geschwiegen

Christenverfolgung: Wer trotz der Brutalität nicht Stellung bezieht, wird mitschuldig

Endlich! Endlich sind auch in Deutschland viele aufgewacht und erheben ihre Stimme gegen eine unsägliche Christenverfolgung im Irak. Andere halten sich noch „vornehm“ zurück – und schweigen. Sie schweigen angesichts eines barbarischen Vorgehens gegen gläubige Menschen, gegen Familien, gegen Frauen, gegen Männer, gegen Kinder, die bestialisch verfolgt und gefoltert werden. Nur weil sie Christen sind und an den barmherzigen Gott glauben. Weil sie tolerant sind. Weil sie Gewalt ablehnen. Weil sie Menschen sind, die an einen Gott glauben, der sich als Liebe geoffenbart hat.

Die Bilder, die uns aus dem Irak und aus Syrien erreichen, machen sprachlos – und auch wütend. Wenn Menschen gefesselt und bei lebendigem Leib geschächtet werden, damit sich andere Extremisten in diesem Blut ihre Hände waschen können, um Anteil zu haben an dieser Tat gegen „Ungläubige“, wenn Menschen, nur weil sie sich zu Gott bekennen, reihenweise öffentlich gekreuzigt werden, um wie einst Christus elend zu sterben – dann, ja dann darf man nicht mehr schweigen. Mord und Totschlag sind keine Objekte der Toleranz! Jedenfalls dann nicht, wenn man wirklich Menschenrechte noch haben und schützen will. Das Recht auf Leben gilt ohne Wenn und Aber. Oder es gilt gar nicht (mehr).

Wer Gewalt gegen Menschen im Namen Gottes anwendet, wer „im Namen Gottes“ mordet, handelt im Namen des Satans. Das gilt für alle Religionen. Und das geht alle an, auch und gerade uns im vom Irak scheinbar so fernen Deutschland und Europa, wo es perfide und offene Christenverfolgung ebenfalls gibt. Freilich nicht vergleichbar mit dem, was im Irak geschieht durch islamistische Extremisten, die ein schrecklich intolerantes und unmenschliches – und damit gottloses – Zerrbild vom Islam zeichnen.

Sie, die Mitglieder der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS), bestätigen mit ihrer unaufgeklärten Intoleranz die schlimmsten Befürchtungen und konterkarieren alle Versuche eines mutigen und aufgeklärten Dialogs mit dem Islam. Und sie katapultieren sich – und nicht nur sich selbst – ins siebte Jahrhundert zurück, wo Andersgläubige bereits angstvoll von Muslimen gedemütigt wurden. Angesichts der Brutalität des IS im Umgang mit Christen sprach ein Kirchenmann in Mossul von einem moralischen Genozid und ethnischen Säuberungen.

„Christ sein war noch nie so gefährlich wir heute. Nie zuvor sind so viele Christen diskriminiert, bedroht und verfolgt worden. Weltweit sind bis zu 100 Millionen Christen betroffen“, berichtet das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“, das seit Jahrzehnten weltweit segensreich wirkt. Ist es uns wirklich egal, wenn die Christenverfolgung noch nie so heftig war wie heute? Ist es uns wirklich egal, wenn extremistische Irrläufer jeden Versuch eines Friedens unter den Religionen zerstören? Ist es uns egal, wenn Menschen wie Vieh abgeschlachtet werden, weil sie von ihrem Recht auf Glaubensfreiheit und Bekenntnis Gebrauch machen? Ist es uns egal, wenn Kinder zerschnitten oder enthauptet werden, nur weil sie Christen sind? Läßt uns das wirklich bald so gleichgültig wie die Zerstückelung Hunderttausender Kinder im Mutterleib Jahr für Jahr mitten im „humanen“ Europa?

Nein, wer noch ernst genommen werden will mit irgendeiner Forderung nach mehr Humanität, wer noch glaubwürdig bleiben will angesichts von Forderungen nach Menschenrechten, der darf angesichts der Völkermordes im Irak und anderswo nicht mehr schweigen. Weder aus Angst noch aus vornehmer Zurückhaltung. Ob als normaler Bürger mit Lebensrecht und anderen Freiheitsrechten, ob als Kanzlerin oder als Bundespräsident. Und auch die Führer des Islam, die Vertreter islamischer Organisationen, mit denen das Gespräch der Klarheit und der Toleranz nicht abgebrochen werden darf, sind gefordert. Jetzt. Heute. Sie müssen Stellung beziehen gegen Mord und Bestialität – und für Toleranz, Respekt und Glaubensfreiheit. Oder aber sie lassen zu, daß sich Angst und Schrecken verbreiten gegen einen Islam, der alles andere als Frieden heißt.

Noch einmal: Niemand, der „im Namen Gottes“ mordet und schändet, handelt im Namen Gottes. Denn: Gott ist nicht böse. Er ist vielmehr Freiheit, Liebe und Vergebung. Er ist Gerechtigkeit und Friede. Diese Überzeugung sollte alle ermutigen, mutiger gegen Terror und Krieg vorzugehen. Zurückhaltung und Feigheit – auch wenn sie von der Bundesregierung oder vom Parlament gepflegt werden – sind Offenbarungen von schuldhaftem Mitläufertum. Und im Falle einer ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann, die gar in solchen Zeiten die Abschaffung der freiheitsverteidigenden Bundeswehr öffentlich erträumt, ein Zeichen von gefährlicher Dummheit.

Die Christenverfolgung geht alle an. Es geht auch um unsere Freiheit. Es ist höchste Zeit für ein Bündnis der Anständigen – und Glaubwürdigen. Es ist Zeit für eine gemeinsame und sehr deutliche Erklärung aller Menschen guten Willens und verschiedenen Glaubens, um jeden Terrorismus und jeden Extremismus, um jede Mißachtung des Lebensrechtes aller Menschen zu isolieren. Toleranz ist gut und notwendig. Toleranz gegenüber Intoleranz aber ist lebensgefährdend und nichts anderes als ein fahrlässiger Mißbrauch der Toleranz. Echte Toleranz verlangt Schutz und die Verteidigung elementarer Menschenrechte. Was wir dringend brauchen, ist der Mut der Menschenrechtler. National und international. Nein zu Terror und Mord, Nein zu Folter und Intoleranz. Keine Toleranz der Barbarei – und ein klares Ja zum Leben!

Martin Lohmann ist Publizist, Buchautor und Fernsehmoderator

Quelle: Junge Freiheit 22. August 2014

www.jungefreiheit.de

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion