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Zänkische Frauen

Warum sucht die Frau das Gespräch mit ihrem Mann, obwohl das oft in einer Sackgasse endet?

„Was machen Sie, wenn Ihre Frau ein Gespräch mit ihnen will?“ fragte ich bei einem Seminar die Männer.

Der Erste zog Luft durch die Zähne, der Nächste meinte, er verschiebe das Gespräch auf den Abend danach. Einer wollte bei dem Gespräch lieber im Türrahmen stehenbleiben, um rechtzeitig „fliehen“ zu können. Ein Einziger hatte eine gute Antwort: „Wenn es um eine Reparatur geht, können wir gleich darüber reden!“

Was macht Männer so sprachlos? Manche wissen wahrscheinlich aus Erfahrung, dass es besser ist, ein Gespräch zu vermeiden oder, wenn es unumgänglich ist, zu schweigen. Das haben sie von ihrem Vater abgeschaut. Einfach schweigen, sich ärgern und warten, bis sie aufhört zu reden! Oder auch schreien, damit sie endlich den Mund hält?

Warum gibt es – in den Augen der Männer – so viele zänkische Frauen?

Ich habe viel darüber nachgedacht. Warum wollen Frauen sprechen? Sie wollen sich mitteilen. Ihrem Mann wollen sie sagen, wie es ihnen geht, warum sie denken, was sie denken – und fühlen, was sie fühlen. Spätestens beim Letzteren ist der Mann oft überfordert. Er sucht nach Lösungen, arbeitet angestrengt, um der Frau Hilfe zu geben – und merkt enttäuscht, dass sie seine Ratschläge gar nicht wissen will. Die Frau redet oftmals unsortiert – für den Mann undurchschaubar – meist auch über Beziehungen, die er so nicht nachvollziehen kann.

Doch mit einem guten Zuhörer findet die Frau Erleichterung und oftmals sogar die Antwort. Das aber scheint für den Mann sinnlos. Warum hinhören, wenn sie ohnehin keinen Rat will? Er beginnt damit, wegzuhören, oder er gähnt, was für die Frau heißt: Er langweilt sich. Er will gar nichts von mir wissen.

Dann beginnt das nächste Problem. Da er anscheinend nicht zuhört, ist er nicht wirklich an ihr interessiert. Das tut weh. Für die Frau heißt das auch: Er liebt mich nicht, sonst wäre er jetzt ganz Ohr.

Der tiefste Wunsch einer Frau ist es aber, geliebt zu werden.

Es ging um Kleinigkeiten. Sie wünschte sich einfach nur, dass er sonntags nicht immer sein kariertes Hemd trägt. Wenigstens ein Hemd mit helleren Farben könnte er sonntags tragen.

Der Streit war vorprogrammiert. Er fühlte sich in Frage gestellt. Immer habe sie etwas zu meckern. Sie hatte diesen Wunsch schon oft geäußert.

Ihm waren anscheinend die Dinge nicht wichtig, die ihr etwas bedeuteten. Er dachte nicht wirklich über sie nach. Ja, zugegeben, er war ein treu sorgender Ehemann und Vater der Kinder. Aber liebte er sie? Liebte er sie wirklich? Weil sie sich diese Frage stellte, wollte sie wissen, warum er ihren Wunsch nicht erfüllte. Eigentlich wollte sie nur hören, dass sie ihm wichtig war. Im Grunde suchte sie in seinem Herzen nur einen Platz, der ihr allein gehörte. Tief drinnen stellte sie sich die Frage, ob sie ihm etwas bedeutete.

Stattdessen war er ärgerlich über sie. Er sprach von der Rolle seines Vaters, der auch schon so sehr unter der Mutter gelitten hatte. Auch sie wäre ständig unzufrieden mit ihrem Mann gewesen. Nun ging es ihm ebenso. Diese Frauen, die ihre Männer so quälten, indem sie dauernd nach Möglichkeiten suchten, einen Streit vom Zaun zu brechen. Was wollten Frauen eigentlich?

Tat er nicht alles, um ihr zu zeigen, dass er zu ihr stand? Er war wütend und enttäuscht zugleich. Obwohl er sonst kaum weinte, war ihm zum Weinen zumute. Ja, er gab sein Bestes, aber anscheinend war es nicht gut genug. Man konnte geben, so viel man wollte, es war immer noch nicht gut genug. Sie stempelte ihn in seinen Augen zum Versager.

Das gemeinsame Gespräch brachte nichts. Sie versuchte, klarzumachen, dass sie letztlich nach seiner Zuneigung suchte und hoffte, dass er sie durch dieses kleine Zeichen geben würde. Er war beleidigt, dass sie nicht anerkannte, was er täglich im Beruf und sogar im Haushalt leistete. Für ihn war sie die zänkische Frau, bei der man lieber auf dem Dachboden wohnen sollte als in der gemeinsamen Wohnung.

Sie hatte einmal wieder gesagt, was sie sich wünschte. Aber es hatte sich nichts geklärt, außer, dass zwischen beiden die Mauer wuchs. Er fühlte sich angeklagt, sie dafür nicht verstanden.

Gab es einen Weg heraus?

Nicht alles kann geklärt werden. Vieles trägt Spuren der Vergangenheit, von denen der andere nichts weiß. Aber einer kennt sie. Einer kennt uns. Einer versteht beide – vollkommen. Einer leidet mit. Einer wartet darauf, dass wir zu ihm kommen und ihm alles sagen. Einer bittet uns, den ersten Schritt zur Einheit zu gehen. Einer sagt: Komm an mein Herz, damit ich deine Sehnsucht stillen kann. Einer legt seine Hand auf unseren Kopf und lässt uns wissen: Ich bin bei dir. Einer bindet diese beiden unterschiedlichen Schnüre mit dem goldenen Band seiner Liebe zusammen.

Merke:

Wir werden den anderen nie völlig verstehen können. Aber wir sollten niemals aufhören, ihn verstehen zu wollen.

Gebet:

Herr, „schiebe nach“, wo meine Liebe ausgehen und die Flamme nicht mehr flackern will.
Herr, gieße nach, wo mein Gefühlstank leer geworden ist und der Treibstoff fehlt, der zum Weitermachen motiviert.
Herr, gib mir heilsame Worte. Lehre mich zu reden und zu schweigen im Hinhören auf dich.
Sei du unser Dolmetscher!

Zum Nachdenken:

Die Sprachverwirrung besteht seit dem Turmbau zu Babel. Wir brauchen keine großen Bauwerke, um den Himmel zu erreichen. In Jesus kommt uns der Himmel nah, um uns Ohr und Herz füreinander zu öffnen.

Ruth Heil

Quelle: Family Life Mission, Nr. 129, 2. Quartal 2014