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Reisebericht Nah-Ost März 2014

Schwester Hatune Dogan gehört zur syrisch-orthodoxen Kirche und stammt aus der Süd-Ost-Türkei. Sie leitet das Hilfswerk „Helfende Hände für die Armen“. Ihre Reise fand vom 12. bis 20. März 2014 statt. Einige grammatikalische Fehler und Unebenheiten im Bericht wurden bewusst belassen.

1. Ich traf einen Engel auf dem Flug

Um 7,40 Uhr, am 12.03.2014 startete der Abflug auf dem Flughafen Düsseldorf. Das Flugzeug war gut besetzt. Überwiegend traf ich türkische Fluggäste, die etwa 90 % der Reisenden ausmachten. Ich saß auf dem Platz 15. Vor mir saß eine Familie mit einem kleinen Mädchen, ca. 9 – 11 Monate alt. Es war blond, lächelte glücklich, seine Augen strahlten wie ein Engel. Während der ganzen Reise saß die Familie vor mir. Ich war fasziniert. Ich spürte kaum wie schnell die Reise verging. Die Mutter des Kindes war wahrscheinlich eine deutsche Frau, die einen türkischen Mann geheiratet hatte. Diese Frau war wohl zum Islam übergetreten, denn sie war entsprechend den koranischen Vorstellungen gekleidet. Da die Familie zu den Verwandten des Mannes in die Türkei flog, hatte sie sich der islamischen Frauenmode untergeordnet. In Deutschland brauchte sie sich nicht vermummen, jetzt aber, um gegenüber der Familie des Mannes einen guten Eindruck zu machen, hatte sie sich diesen Vorstellungen angepasst.

Ich kam ins Grübeln und stellte mir vor, wie der Lebensweg der Kleinen wohl verlaufen würde. Wird das Mädchen ihre Unbefangenheit behalten? Wird sie so engelhaft bleiben. Wird es in strenger muslimischer Lebensweise aufwachsen, möglicherweise sogar durch Erziehung so streng erzogen, dass es für freiheitliche Ideen und friedlichem Zusammenleben verschlossen bleibt. Nehmen die strengen Koranschulen Einfluss auf ihr Leben? Ich erinnere mich an eine Begebenheit, die ich vor einigen Jahren erfuhr. Ich meine die Geschichte von Tobias und Mohammed, an die ich mich erinnerte.

2. Die Geschichte von Tobias und Mohammed

Ich muss an dieser Stelle vorweg bemerken, dass ich vor 4 Jahren vom Herrn Bundespräsidenten mit der Verdienstmedaille zum Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Die Begründung für die Ehrung war mein Einsatz für die wegen ihres Glaubens Verfolgten und von Gewalt betroffenen Menschen in der Welt. Kurze Zeit danach trafen sich die mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten auf Einladung des hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden. Auf der Fahrt dahin, ich saß im Zug von Kassel nach Wiesbaden, gegenüber einem jungen Vater mit seinem kleinen  Sohn. Dieser musterte mich eindringlich. Da ich im Nonnengewand reiste, fragte er mich nach dem Orden, welchem ich angehören könnte. „Sind sie Italienerin, Spanierin oder Griechin und gehören Sie in diesen Ländern arbeitenden Ordensgemeinschaften an?“, so seine Frage. Seine Frage überrascht mich. Ich antwortete: „Sie haben gut geraten, ich bin keine gebürtiger Deutsche, sondern ich war Flüchtling. Geboren im Südosten der Türkei, im Tur-Abdin. Das Dorf wurde von Christen bewohnt. Wir versuchten, unseren Glauben zu leben. Ich gehöre der ältesten Christengemeinde der Welt an. Die ersten Glaubensboten haben uns missioniert, die Apostel Thomas, Andreas, Aday (Judas Thaddäus) waren die frühen Glaubensboten. Die von ihnen verkündete Glaubensbotschaft haben wir bis heut durchgetragen, wir wurden verfolgt, vertrieben und unterdrückt. Häufig mussten wir flüchten, unsere Heimat verlassen. Die über die Jahrhunderte an uns verübten Verfolgungen steigerten sich im 20 Jahrhundert, z.B. die große Verfolgungswelle und Völkermord im Jahr 1915/1916 aber auch die sich daran anschließenden Verfolgungen und Unterdrückungen durch den türkischen Staat.

Es war 1985, mein Vater hielt Wache am Weinberg, da kamen 6 bewaffneten moslemische Männer, sie wollten den Weinberg von Weintrauben leeren, mein Vater ließ es nicht zu. Er wurde von diesen 6 bewaffneten Männern, Weinberg-Dieben, angegriffen, während mein Vater sich nur mit den Händen verteidigen konnte. Sie waren aufgehetzt und behaupteten, ihre Ehre verteidigen zu müssen, die mein Vater ihnen gegenüber verletzt hätte. Man drohte, ihn z. B. zu zerstückeln wie seine Ohrläppchen. Die Folge dieser Attacke war, dass wir an Leib und Leben bedroht wurden und fliehen mussten. Hierüber habe ich in meinem Buch `Es geht ums Überleben“ beschreiben, das im Herder-Verlag erschienen ist. Ich wies mein Gegenüber darauf hin, dass der Grund der Hass- und Verfolgungsattacken im Koran liege. Das öffnete ihm die Augen, aber auch die Zunge. Er erzählte, nun könne er verstehen, was in seinem näheren Umfeld geschehen sei.

Und so erzählte er: „Wir leben mit einer türkischen Familie in einem Doppelhaus. Wir haben gleichalterige kleine Söhne. Das türkische Kind heißt Mohammed, unseren Sohn nenne wir Tobias. Sie spielten wir Geschwister miteinander, bis vor einigen Monaten. Wir hatten uns ganz auf die Lebensbedingungen der islamgläubigen türkischen Familie eingestellt und wenn wir zusammen aßen, kein Schweinefleisch gekocht und auch sonst ihre türkischen Lebens- und Essgewohnheiten beachtet. Bis vor einigen Wochen. Da änderte sich plötzlich das Verhalten des kleinen Mohammed gegenüber Tobias. Er mied unser Haus und ging dem Tobias aus dem Wege. Vor ca. zwei Wochen traf ich Mohammed. Ich fragte ihn, warum er nicht mehr zu uns komme und mit Tobias spielen würde. Tobias sei ganz traurig und frage sich, was er dir getan habe. Seine Reaktion: Er hob seine kleine Hand mit gespreizten Fingern abwehrend gegen mich und sagte: Kommen Sie mir nicht zu nahe. Ich bin jetzt ein echter Moslem und gehe in die Koranschule. Ihr seid alle Ketzer, Ungläubige, Gavur´s (d.h. unwürdig zu leben). Dann hob er seine Arme zum Himmel und betete: O Allah, verzeih mir, ich wusste bis vor einigen Tagen nicht, dass ich keine Freundschaft mit Ungläubigen schließen darf, ich werde nie wieder euer Freund sein, denn der Koran lehrt, Umgang und Freundschaft mit Ketzern ist nicht erlaubt. Dann rannte er fort.“

3. Was mich bewegt

Liebe Leserinnen und Leser, mich machte diese Geschichte sehr nachdenklich. Wie wird Europa, wie wird die westliche Welt in den kommenden Generationen aussehen. Erobert der Islam die westliche Welt? Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass die extremen Vertreter weder Gewalt noch Verfolgung scheuen, um ihre Meinung durchzusetzen. Sind wir Europäer stark genug, um diesem Druck zu widerstehen? Dieses Kind geht wie auch andere  Kinder in die Koranschule und wird schon als Kleinkind so indoktriniert, so dass wohl kaum zu erwarten sein kann, dass diese in früher Kindheit gelegten Grundlagen in der Zukunft von dem Kind, auch als Erwachsener, überwunden werden können. Es gibt inzwischen in vielen Orten der europäischen Staaten Moscheen, die mit Koranschulen die nachfolgenden Generationen mit den Extremansichten des Korans überzeugen. Wenn ein kleines Kind bereits die Indoktrinierung soweit aufgesogen hat, muss für die Zukunft vieles schlimmes erwartet werden.

Ich, Schwester Hatune, frage, wie wird die Zukunft der Kinder und Enkel aussehen. Wird die koranisch indoktrinierte Jugend so stark sein, dass sie die Meinungsvorherrschaft erlangt? Oder ist die abendländische Gesellschaft so stark, dass sie auf Grund ihrer Überzeugung und den freiheitlichen, demokratischen Vorstellungen bereit ist, diese Grundrechte zu verteidigen und einer islamischen Diktatur zu widerstehen? Ich denke, alle, die heute politische Verantwortung tragen, sollten unsere durch Verfolgung und Vernichtung geprägte Angst erkennen, und die Methoden, mit denen Islamgläubige indoktriniert werden, ernst nehmen. Oder wollen wir die Verhaltensweisen, die sich aus der Scharia ergeben, als allgemeines Recht akzeptieren? Eine kürzlich aus der islamischen Welt an uns gelangte Nachricht soll das belegen: Eine Frau brach Brot für ihre Kinder, dass sie in einem Brotladen erworben hatte. Dabei benutzte sie ihre Hände. Da sie ihre vollständige Vermummung aufgeben musste, wurde sie gemäß der Gebote der Scharia mit 40 Peitschenhieben bestraft, oder eine andere Frau wurde erwürgt öffentlich, weil sie im Internet erwischt ist und, sie hat sich dieser Technik bedient, aus dem Grund, weil die Scharia fordert, dass die Frauen in der Öffentlichkeit immer vermummt bleiben müssen, egal, was sich daraus ergibt. Es wird in der vom radikalen  Islam bestimmten Welt keine Demokratie geben, weil der Glaube an Allah die vollständige Unterwerfung fordert und die islamischen Staatenlenker darauf bedacht sein müssen, dass diese Gebote unverändert befolgt werden. Viele Beispiele aus den strengen islamischen Ländern belegen diese Feststellung.

Vor meinem geistigen Auge stehen alle die vielen Beispiele von kleinen Bräuten, die als Kinder den Männern versprochen werden und an den Folgen schwere seelische und körperliche Schäden zu leiden haben. Welche Folgen haben die Indoktrinationen, die Kinder zu terroristischen Verbrechen animieren und ihnen dabei den Segen Allahs versprechen und ihnen einen Platz im siebten Himmel zusichern!

Und ich erinnere mich an die unschuldigen Augen des kleinen Kindes aus dem Flugzeug, wie wird ihr Leben enden? Lieber Gott, nur du kannst diesen Islamisten den rechten Weg zeigen, damit sie ihr Unrecht einsehen und erkennen, dass ihr Weg in die Irre führt.

4. Meine Reise in die Krisengebiete

Mein Flugzeug landete in Istanbul. Hier bekam ich zunächst Probleme mit meinem Gepäck. Mein Koffer mit den Hilfsmitteln für die Flüchtlinge aus Syrien lagen nicht rechtzeitig bereit. Erst kurz vor dem Weiterflug gelang es mir, mein Gepäck zu übernehmen. Fast hätte ich den Anschlussflug verpasst. Viel Aufregung und kurze Übergangszeiten erschwerten die Weiterreise. Die Entfernungen zwischen dem Inlandsflughafen und dem Auslandsflughafen sind groß. Man  muss sich beeilen. Das bereitete mir große Mühe, zumal ich durch meinen Verkehrsunfall im Jahre 2012 noch immer behindert bin. Das Gepäck muss wieder übernommen und weitergebracht werden. Der Flug geht weiter. Noch eine Stunde Flug, und ich war in meiner früheren Heimat in der Süd-Ost Türkei. Um 15.40 Uhr treffen wir in Batman ein.

Die Stadt ist rein islamisch. In ihr wohnen viele fanatische Menschen. Ich sage das, weil ich bereits bei meiner letzten Reise im Jahre 2013 diese Erfahrungen machen musste. Damals besuchte ich 8 Familien, Flüchtlinge. Zum Besuch bei ihnen wurde mir ein Personenschutz beigegeben. Sonst wäre der Gang durch die Stadt unmöglich gewesen. Die mir entgegenkommenden Menschen sahen mich oft hasserfüllt an, weil ich mein Kreuz um den Hals trug. Alleine hätte man mich sicher verfolgt und vertrieben; möglicherweise sogar getötet. Jetzt bin ich abgeholt worden und konnte die Weiterreise anstandslos zum Flüchtlingskamp in Midyat fortsetzen. Ich habe gefragt, ob hier die Flüchtlingsfamilien von 2013 noch wohnen. Diesen Familien hatte ich bei letztes mal geholfen. Die Antwort war: Es ist noch eine einzige Familie hiergeblieben, die aber auch bald das Camp aus Angst verlassen wird. Danach bin ich mit meinen Begleitern zu einem Haus mit Flüchtlingen gegangen, habe sie alle besucht. Allen 153 Familien habe ich Kleider mitgebracht und sie finanziell unterstützt. Ihre Namen habe ich mir aufgeschrieben, damit ihnen auch künftig noch Hilfe gewährt werden kann. Bis Mitternacht ging die Arbeit. Danach bin ich zum Kloster Mor Melke gegangen, damit ich in Ruhe schlafen konnte. Dieses Kloster St. Michael ist mein Lieblingsort, an den ich immer gerne zurückkehre. Das Kloster Mor Melke – St. Michael besteht seit dem 3. Jahrhundert. In diesem Kloster kann sich meine Seele erholen, so dass sie wieder atmet.

Heute bezeichnet uns der türkische Staat als „neue Besitzer“ des Landes, weil von der derzeitigen Regierung in Ankara die Geschichte geleugnet wird, die uns als Erstbesitzer dieser Region ausweist, und uns wird das historische Erbrecht verweigert. Wir fragen auch, wo sind die früher christlich geprägten Besitzer geblieben? Verweigert man deshalb bis heute das Bekenntnis zum Völkermord von 1915 durch den osmanischen Vorläuferstaat?

Ich fordere an dieser Stelle alle Gerechtigkeit liebenden Menschen auf, für unsere historisch belegten Ansprüche einzutreten, damit das christliche Erbe erhalten bleibt und damit wir als kleine Minderheit als Christen in der Türkei zu unserem Recht kommen. Es stehen noch heute einige der historischen Kirchen und Klöster aus der vorislamischen Zeit. Wohin sind die ehemaligen Besitzer vertrieben worden? Der Islam kam Anfang des 9. Jahrhunderts in unsere Gegend. Davor waren wir rein christlich. Heute leben noch ca. 0,03 % Christen in der Türkei. Leider kamen die staatlichen Katasterbehörden 2008, ohne die Mönche zu informieren und beschlagnahmten das Land. Wir wurden entschädigungslos enteignet. Das war eine angeordnete Aktion, die alle Klöster und christlichen Gemeinden in der Türkei betraf. Einige Dörfer im Tur-Abdin, in denen noch viele Christen wohnten, teilweise nur Christen, wurden durch diese Verwaltungsmaßnahme ihres Grundbesitzes beraubt. Hiergegen erhob sich kein Protest. Ich werde nicht nachlassen, dieses Unrecht anzuprangern.

Um 4.00 Uhr endet die Nachtruhe. Ein herrlicher Sonnenaufgang. Ein herrlicher Blick über das weite Land, weit und breit keine Häuser,  Wälder, Eichenbäume, alles paradiesisch. Davon habe ich Bilder und Aufnahmen gemacht. Danach wieder Abreise nach Midyat. Die Flüchtlingsbetreuung geht weiter. Ich beginne mit meiner Arbeit um 8.00 Uhr. Viele Flüchtlinge, Familien wie Einzelpersonen,  sind zu besuchen. Viele sind traumatisiert. Ich versuche mit Gesprächen und Gaben die Not zu lindern. Ich arbeite bis 24.00 Uhr weiter,  mit kurzen Unterbrechungen. Danach zog ich das Fazit und schrieb den Bericht über meine Arbeit des Tages. Es konnte nur ein kleiner Teil meiner vielfältigen Hilfen aufgeschrieben werden, einiges hatte sich in meinem Kopf festgesetzt, anderes war weniger wichtig. Vor meinem geistigen Auge erscheinen die vielen Einzelschicksale.

Hier die Geschichte des Mannes Abdelahad. Er ist jetzt in einem Zimmer eingesperrt. Er schlägt sich selbst. Seine Hand ist vom Schlagen gebrochen. Er ist seit einer Woche total „durcheinander“. Er steigert sich immer mehr hinein. Er hat 3 Töchter und einen kleinen Sohn von ca. 5 Jahren. Die Töchter sind älter, aber nicht älter als 15 Jahre. Die Frau war Lehrerin, er hatte in der Nähe von Aleppo viele Ländereien. Die Familie hat viel Leid und Verfolgung und viel Elend gesehen. Er berichtet, dass er bei der Feldbestellung mit ansehen mußte, wie Menschen von Fanatikern getötet – enthauptet wurden. Die Hunde fallen über die Leichen her. Immer wieder stellt er sich vor, was er und seine Kinder hätten erleiden können. Das Erschrecken über die Bluttaten hat sich in ihm eingegraben und ihn traumatisiert. Jetzt lebt er in der Süd-Ost Türkei. Auch hier sieht er vermummte Frauen, fanatisierte Menschen, die immer wieder seine Sinne verwirren. Er steigert sich immer wieder in die grausamen Bilder. Ihm kann nur geholfen werden, wenn er von Fachleuten in möglichst christlichen Häusern behandelt wir. (in Westeuropa/USA). An dieser Stelle muss ich erneut auf meinen Erlebnisbericht „Es geht ums Überleben“ erinnern. Auch eine andere Familie, die ich besuchte, war vom Unheil geprägt. Der Vater wurde getötet, weil er ein Kreuz um den Hals trug. Seine Frau berichtete mir davon. Sie leidet noch heute darunter.

Dankbar bin ich darüber, dass unsere „Sr. Hatune Stiftung“ aber auch der Verein „Helfende Hände für die Armen“ in dieser Not fördert und unterstützt. Alle Voraussetzungen für die Hilfe vor Ort werden von diesen beiden in der Bundesrepublik bestehenden Institutionen organisiert. So ist es möglich, dass wir überall auf der Welt unsere Hilfe organisieren können. Die Hilfe vor Ort und in den notleidenden Ländern wird dann von den Helferinnen und Helfern erledigt. Das erleichtert die Arbeit ungemein. Wohin wir kommen, konnten die organisatorischen Maßnahmen helfend vorbereiten. Ich bin sehr dankbar für diese Unterstützung. Ich habe seit 23 Jahren Erfahrung auf dem Feld der Caritasarbeit in der dritten Welt, seit 2005 auch mit verfolgten, missbrauchten, vergewaltigten und traumatisierten Menschen im Nahen Osten und Afrika. Heute arbeitete ich bis 24.00 Uhr in der Flüchtlingsarbeit. 3 Stunden geschlafen, um 5.00 Uhr wieder los gefahren in den Nord-Irak. Dort blieb ich vom 15. bis 16. März.

Am Abend des 16.03. bin ich abgeholt worden, direkt nach Nusaybin ins Flüchtlingslager. Da gab es keine Christen und man wollte mir keine Informationen geben. Ich habe versucht, nach Syrien hereinzukommen und war auf der Grenze. Gabriel, einer meiner Bekannten, riet mir davon ab, nach Syrien einzureisen. Ich überreichte ihm eine kleine Summe Geld, die ich aus den USA erhalten habe. Gabriel hat nachdrücklich darum gebeten, dass ich nicht nach Syrien einreise. Es gäbe dort keinen Schutz. Er sagte: Wenn wir getötet werden, bleiben die Flüchtlingsfamilien allein zurück. Wenn Du als Mutter für die Armen und Unterdrückten gehst, bleiben viele ohne Helferin. Bitte geh mit mir. Wir werden nach Möglichkeiten suchen, unsere Arbeit zu tun. Aber in Syrien sind die Möglichkeiten sehr beschränkt.

So bin ich nach Mardin gefahren und mit meiner Arbeit für die Flüchtlinge angefangen. Dieses Mal erhielt ich Listen mit den Namen und Familien der Flüchtlinge. Ein Familienvater, weil er ein Kreuz getragen hat, mußte sterben.

Darunter waren auch Personen, die vor dem Militärdienst geflüchtet waren. Sie sagten, dass es ihnen als Christen nach ihrem Glauben verboten sei, zu töten. Wir sind nicht lebensmüde für einen Staat zu sterben, der uns nicht genügend schützen kann oder keine andere Lösung als militärische Auseinandersetzungen gefunden hat. Wir haben keine andere Entscheidung als getötet zu werden oder zu fliehen. Wir haben uns für die Flucht entschieden. Als Christen wurden wir auch dahin geschickt, wo die Gefahr am größten ist und die Chancen zu überleben gering war. Viele, die nicht fliehen konnten, habe man mit Bussen abgeholt oder entführt. Von den Verwandten forderte man Lösegeld. Für die, die kein Lösegeld aufbringen konnten, blieb letztlich der Einsatz gegenüber anderen mit dem Ziele, getötet zu werden.

Das Leben ins Syrien ist die Hölle geworden. Wo früher ein Paradies war ist heute bittere Armut. Wir gehörten zu den reichsten Ländern der Welt. Andere wollten daran teilhaben. Darum kam es zu dem grausamen Völkermorden und dem Bürgerkrieg.

5. Vom Dschihad

Ich bin am 19. März einem Dschihadisten kurdischer Herkunft begegnet. Mein Bekannter David rief mich an und erzählte mir von diesen Jungen, der sein Nachbar sei. Ihn könne ich rufen, da  er Dschihadist gewesen sei. Ich habe ihn in kurdischer Sprache, in seiner Muttersprache, angesprochen. „Du warst Dschihadist?“ „Ja, der war ich.“ „Wo hast du gelernt in den Glaubenskrieg zu ziehen.“ „Ich heiße Mahmut A. Ich hatte eigentlich keine Arbeit und nichts zu tun. Ich wollte studieren, aber ich war auf der Warteliste auf einem aussichtslosen Platz. Mein Vater sagte, gehe fünfmal in die Moschee, dann wird deine Zeit kommen. So bin ich jeden Tag in die Moschee gegangen. Da kam ein Mann auf mich zu und fragte: Ich sehe dich oft hier, wenn du was tun willst für dich und Allah zeige ich dir den Weg. Ich antwortete: Ja! Endlich kam meine Zeit, mich nützlich zu machen und meinen Platz zu finden. Ich bin mit ihm gegangen zu einem Kampfübungsplatz. Da waren Hunderte Bewerber. Wir bekamen alles was das Herz begehrt. Uns wurde prophezeit, wenn wir einen Gavur töten, würden wir reichlich von Allah belohnt. Nach unserem Tode würden uns 40 Jungfrauen (Horiyat) bedienen um mit ihnen Sex zu haben. Wenn einer einen Ungläubigen im Kampf tötet, würden nicht nur 40 Jungfrauen sondern 72 Jungfrauen ihn umringen. Ich glaubte, den schnellen Tod suchen zu müssen, um ins Paradies zu kommen. Ich bin nach Syrien runter gegangen, mit mir waren etwa 50 Kämpfer. Die meisten haben den Krieg nicht überlebt. Beinahe wäre auch ich in den Tod gegangen.

Es war der 18.11.2013. Eine Handbombe wurde auf uns geworfen. Mein Mitkämpfer wurde in Stücke gerissen. Da begann ich nachzudenken. Wie kann so ein geschundener Mensch im Paradies noch Sex haben? Der Körper bleibt sowieso auf dieser Erde oder unter die Erde, oder er wird von den Hunden gefressen. Da wurde ich wach aus meinen fanatischen islamischen Fantasien. Ich bin so schnell ich konnte weggelaufen,  um nach Hause zu kommen. Ich bin Gott dankbar, dass ich noch lebe und nicht weiter diesen islamischen Lügen folgen muss. Er sagte zu mir: Schwester, ich verstehe jetzt unsere verblödeten Väter, die euch Christen 1915 niedergemetzelt haben und noch immer niedermetzeln. Es kommt von unseren falsch handelnden Glaubensbrüdern, die uns alle verblöden und uns Gehirnwäschen verpassen, aber bis einer wie ich wach wird, ist es leider oft zu spät für uns. Ich kann mich erinnern, dass mein Uropa erzählte, wie sie stolz die Gavur = Ungläubigen verfolgt haben. Das habe ich von Kindesbeinen an immer wieder gehört. Es beschämt mich, was meine Vorväter gemacht haben. Ich kann es nicht mehr ertragen, ich mache an dieser Stelle stopp.

Ich weiß, was wir euch Christen angetan haben und heute tun, das ist allerhöchst ungerecht, barbarisch und unmenschlich.  Ich muss mich entschuldigen. Aber es nutzt nichts, wenn ich es allein sage. Es müssen die Verse im Glauben, im Koran, in der Scharia, der Sunna und Hadithe daraufhin geprüft werden, ob die Vernichtung der Christen das Ziel des islamischen Glaubens ist. Ständig werden diese bösen Verse gegen die Menschheit vorgetragen und zur Rechtfertigung für Mord und Totschlag benutzt. Es gilt ein friedliches Leben unter der Menschheit zu organisieren.

Schwester, ich möchte Ihnen noch soviel erzählen, aber was nutzt es, wenn wir zwei darüber reden, die vielen Menschen nichts davon wissen. Ich wünsche mir, dass möglichst alle Mosleme, die so Böses gedacht haben oder so Böses denken und glauben, damit Allah zu dienen, zur Einsicht kommen werden, dass ihr Tun nicht in Ordnung ist.“

Ich, Sr. Hatune, frage Mahmut: „Sag mal, wo sind diese Dschihadisten, wo sind ihre Übungsplätze, wo sind die  geheimen Stellen oder die öffentlichen Übungsplätze?“ „Urfa, Gaziantep, Antakya. Tausende vom Ausland kommen zum Kampf, um die Ungläubigen zu töten. Schwester, sogar viele kommen aus den westlichen Ländern.“

17.03.2014: Um 15 Uhr kommen die syrisch-christlichen Flüchtlinge. Sie haben sich in die Liste eingetragen. Ich verteile die Spenden aus den USA. Rescue Christians Org. eine christliche Organisation. Ich habe mit vielen von ihnen gesprochen. Jeder hatte seine eigene schreckliche Geschichte. Bis spät in der Nacht habe ich diese Geschichten angehört und versuche den Betroffenen ein wenig Mut zu machen.

Das ist nicht so einfach, denn alle Menschen sind in tiefer Todesangst und in Schrecken verblieben. Um therapeutisch zu helfen, wird es lange dauern. Ich versuchte das einige Tage (vom 17.-19.03.) Am 19.03. bin ich in ein Kloster Mor Augin auf dem Berge Izla, nahe der syrischen Grenze, gegangen, um mich nochmal aufzutanken. Ich war leer gelaufen, weil ich seit Tagen nur ausgegeben habe. Ich traf Pater Yokin, den ich seit 1988 im Kloster in Holland kennengelernt hatte, dort war er Schüler. Wir haben zusammen gebetet. Dann habe ich mich zurückgezogen, um mich zu erholen und meine Erfahrungen aufzuschreiben. Diese sind umfangreich. Wenn ich auch nach jeder Reise meine Erinnerungen aufschreiben, so sind das immer nur 1 % der Erfahrungen. Ich bin glücklich, wenn mir das gelingt. Vieles ist auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, weil es Therapie- oder Privatgespräche sind. Oft wird auch ausdrücklich darauf bestanden, dass ich den Inhalt der Gespräche nicht preisgeben darf.

6. Das Ende meiner Reise und die Rückkehr

Ich habe in den nächsten Tagen fast überhaupt nicht schlafen können. Am 20.3 habe ich von abends 21 Uhr bis zum nächsten Morgen 6 Uhr geschrieben. Meine stichpunktähnlichen Aufzeichnungen versuchte ich in Sätze zu kleiden. Wenn ich nach Deutschland komme, warten viele Referate und Reisen auf mich. Dazu kommt die Hausarbeit, die Stiftungs- und Vereinsarbeit auf mich.

Am 20.3. Rückflug um 10.30 Uhr. Von Mardin nach Istanbul, dann weiter nach Düsseldorf. Ich bin allen Menschen, die die Arbeit durch Wort, Gebet und Spenden, durch Rat und Tat begleiten, dankbar. Besonders bei dieser Reise bedanke ich mich bei der Organisation „Bewahre die Christen“ Rescue Christians Org unter der Leitung von Shobad  und seiner Familie und D. Keith und alle, die für unsere Stiftung etwas beitragen. Ohne ihre Hilfe können wir nichts tun. Sie sind unsere Flügel, ohne ihre Hilfe können wir nicht fliegen.

Die Not auf der Welt ist unermesslich groß. Jeder Euro zählt, jeder hilft nach seinen Möglichkeiten. Die Gelder erfüllen den Zweck zur Hilfe für die Flüchtlinge oder die Menschen in den armen Ländern, wie, Afrika, Nepal, Sri Lanka Indien usw. Dort haben wir Berufsschulen, Nähschulen und Computerschulen. 23 Einrichtungen dieser Art. Wir helfen so den armen Menschen und geben ihnen  Hoffnung für die Zukunft. Aber auch Mittel für Obdachlose in Indien. In diesem Land sind fasst 300 Millionen Menschen obdachlos. Mit Unterstützung der Regierung von Kerala bauen wir Häuser (450 € pro Haus) oder Brunnen (500 € je Brunnen) für viele Familien. Damit helfen wir auch behinderten Kindern, die nun endlich sauberes Wasser bekommen. Wir kaufen Vieh (Eine Kuh – 300 € je Familie), helfen Waisenkindern  mit 240 € im Jahr je Kind. Um die unmittelbare Not zu beheben, verteilen wir Lebensmittelsäcke mit Brot, Reis und andere Lebensmittel. Für nur 7 € im Monat kann man einer hungernden Familie helfen. Kranken eröffnen wir die Wege zu den Ärzten (600 € ein kostenfreie Medicalkap für die 100 ärmsten Patienten) Berufs- Schulen für die ärmsten Mädchen, Hilfe zu Selbst-Hilfe, (eine Schule im Jahr kostet 3000,- Euro, pro Schule im Jahr gehen 100 Mädchen mit einen Ausbildungszeugnis raus).

Unsere Hilfe ist weit gestreut. Sie erstreckt sich von Nepal über Indien bis in die Türkei. Wir fördern die Bildung der Ungebildeten durch Schulen und Ausbildungsstätten, um auch diese Einrichtungen den Armen zu öffnen, die sonst nur den Reichen vorbehalten sind. Liebe Leser, Freunde, Gläubige, helfen sie uns und fördern Sie unsere Arbeit, damit wir zusammen dem Wort des Evangelisten Matthäus Kap 25, Vers 40 folgen, wo geschrieben steht: Was ihr den geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.

Spenden bitte auf das Konto:
Helfende Hände für die Armen e.V. PB.
Stichwort: Syrisch – Irakische Flüchtlinge oder einfach für die Armen

Homebanking:
IBAN: DE62476501300011121142
SWIFT-BIC: WELADE3LXXX
Sparkasse Paderborn

Weitere Information www.hatune.de

Warburg, den 26. März 2014