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Klassische Familie im medialen Abseits

Mittwoch 19. März 2014 von Birgit Kelle


Birgit Kelle

Die Familie ist gelebte Normalität, aber wer Familien verteidigt, wird von der Gender-Lobby als reaktionär gebrandmarkt.

Menschen, die in den Medien die Familie aus Vater-Mutter-Kindern als Ideal verteidigen, werden als „Homo-Hasser“ tituliert, eine Lobbygruppe fordert, sie aus Talksendungen zu verbannen, ihnen die Möglichkeit zu nehmen, ihre Meinung zu äußern. 200.000 Unterzeichner einer Petition gegen die fächerübergreifende Ausweitung der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ in Baden-Württemberg werden als Fundamentalisten und rechtsextrem bezeichnet. Sie haben nur ihre Grundrechte wahrgenommen.

In Spanien ist gerade erstmalig weltweit ein katholischer Kardinal wegen „Homophobie“ angeklagt, weil er seinen Glauben verteidigt. In Brüssel wird der Lunacek-Bericht verabschiedet, der unter anderem die Anerkennung der Homo-Ehe europaweit vorsieht und Äußerungen dagegen praktischerweise als „Hasskriminalität“ bestrafen will. Das alles innerhalb einer guten Woche. Ist die Meinungsfreiheit in Deutschland und europaweit in Gefahr? Die Antwort ist leider ja.

Glaubt man den Medien, dann sind wir Deutschen ein ganz schön rückständiges Volk. Wir hängen immer noch an der klassischen Familie fest, wir heiraten gerne und die Mehrheit lebt zumindest viele Jahre in diesem altmodischen Ernährer-Modell, wo Frau zu Hause die Kinder großzieht und Mann die Familie ernährt. Damit gelten wir als mittelalterlich. Ein rückständiges „Auslaufmodell“. Die rosige Zukunft des modernen unabhängigen Menschen sieht vermeintlich ganz anders aus. Familie sucht man sich neuerdings aus, Kinder werden in „sozialer“ Elternschaft großgezogen, nicht in biologischer. Der freie moderne Mensch entscheidet sich nicht nur für seinen Beruf, sondern auch für sein Geschlecht und selbstredend für die Familienform, die ihm zeitweise am gelegensten kommt.

Gibt es diese traditionelle Familie aus Vater-Mutter-Kindern überhaupt noch? Statistisch ist es die Mehrheit, sie verschwindet nur zunehmend aus der medialen Öffentlichkeit. Über 80 Prozent aller Kinder wachsen bei ihren immer noch verheirateten Eltern auf. Das ist die gelebte Normalität in Deutschland.

Ja, Normalität lässt sich auch mit Zahlen ausdrücken. Und auch diejenigen Kinder, die inzwischen bei ihren alleinerziehenden Elternteilen groß werden oder in Patchwork-Konstellationen, stammen in der Regel ursprünglich aus diesem Ideal. Sie sind an der menschlichen Realität gescheitert, rappeln sich auf, machen das Beste draus. Aber ist das Ideal einer traditionellen Familie deswegen falsch, nur weil Menschen zunehmend an ihrem Ideal scheitern? Und darf man es noch als Ideal bezeichnen, ohne dabei allen anderen auf die Füße zu treten, als intolerant oder gar diffamierend zu gelten? Zumindest der Blätterwald scheint sich einig: Man darf es nicht.

Laut schreit es aus allen Ecken: Diskriminierend, homophob! Dieses Werturteil schlägt allen entgegen, die sich dies Ideal nicht ausreden lassen und gar öffentlich verteidigen. Ein Ideal, das übrigens deswegen vom Grundgesetz besonders geschützt wird, weil es dem Staat am ehesten nützt. Nichts bringt mehr Profit für das Gemeinwesen als eine intakte Familie mit Kindern, die keine staatliche Hilfe benötigt. Ein Ideal, das weltweit ein Erfolgsmodell ist und nicht etwa durch unser Grundgesetz erst definiert wurde. Es ist vorstaatlich, hat Kriege, Diktaturen, Religionen und Kulturkämpfe überlebt.

Toleranz für die Idealvorstellungen anderer Menschen kann aber nicht bedeuten, die eigenen Ideale aufgeben zu müssen. Wir können uns alle als Geschöpfe Gottes gegenseitig respektieren in unseren unterschiedlichen Geschlechtern, Religionen und politischen Weltanschauungen, ohne dass wir unseren eigenen Standpunkt dafür aufgeben müssen. Alles andere wäre eine Meinungsdiktatur.

Gleichzeitig ist in dieser Debatte jedoch die Toleranz der politischen Gegenseite nicht selten bereits mit dem ersten Widerspruch am Ende. Beschimpfung, Bedrohung, Unterstellungen, Forderungen nach Berufsverbot sind die normalen Reaktionen in sozialen Netzwerken. Der Mob tobt sich anonym im Internet aus und bekämpft mit harten Bandagen jeden, der nicht mitziehen will im fröhlichen Regenbogen-Happening.

Höhepunkte dieser Auseinandersetzung boten die Diskussionen rund um den Bildungsplan in Baden-Württemberg und der Frage, ob die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ eine neue Querschnittsaufgabe für den fächerübergreifenden Unterricht sein sollte. Nachdem gerade bekannt wurde, das im gleichen Bildungsplan auch das Fach Biologie gestrichen werden soll, wird im großen Kontext klar: Die Gender-Ideologie soll rein in den Lehrplan, die Biologie, die dem Irrsinn widersprechen könnte, soll dafür raus. Schöne neue Welt. So bringt man Schüler widerstandslos auf Spur.

Der Initiator der Petition gegen diesen Bildungsplan, der Realschullehrer Gabriel Stängle, hatte deswegen bereits eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung am Hals und ist immer noch mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde beschäftigt. Sein Verbrechen: Er wertet das Erziehungsrecht der Eltern in Sachen Sexualerziehung höher als den Bildungsauftrag der Schule. Damit hat er das Grundgesetz auf seiner Seite.

Wie in Tribunalen wird in Talksendungen nun diskutiert, ob diejenigen wie Hartmut Steeb, Generalsekretär der Evangelischen Allianz, noch sagen dürfen, dass für sie das christliche Eheverständnis höher wiegt als die weltliche Beliebigkeit, die neuerdings alles zur Ehe erklären möchte, was sich als solche gerne bezeichnen würde. Die „Homoehe“ ist dabei nur der Anfang. Und damit eine Gleichberechtigung in der Debatte gar nicht erst entstehen kann, werden Sendungen wie das SWR-Nachtcafé bei Wieland Backes von Anfang an unparitätisch besetzt. Da saßen also zwei Gegner des Bildungsplanes (Steeb und Stängle) gegen eine Übermacht von sechs Gegnern und Moderator nebst ausgewähltem Publikum. Fairness? Das war gestern.

Der Bildungsplan in Baden-Württemberg muss de facto derzeit herhalten für eine Stellvertreter-Debatte zum Thema „Homoehe“ und Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Im öffentlichen Diskurs wird dabei gerne ausgeklammert, dass bei der „sexuellen Vielfalt“ jedoch nicht nur Homosexuelle, sondern nach der LSBTTI-Definition auch beispielsweise Transsexuelle mit eingeschlossen sind. Diese werden laut Weltgesundheitsorganisation WHO auf der Liste der psychischen Erkrankungen geführt, in den Schulen Baden-Württembergs hingegen soll das als Normalität gelehrt werden.

Die Talksendungen haben zunehmend Schwierigkeiten, Diskussionen zu diesem Thema zu besetzen, weil sich immer weniger Menschen finden, die bereit sind, sich für die Verteidigung der traditionellen Familie öffentlich hinrichten zu lassen. Es reicht aus, wenn man sich sachlich und dennoch bestimmt gegen die Gleichstellung homosexueller Paare mit der Ehe zwischen Mann und Frau stellt und gegen ein Adoptionsrecht für Homosexuelle ausspricht, damit landen auch Journalistinnen wie ich bereits in der „Homo-Hasser“-Ecke.

Diesen Titel brachte mir persönlich die Lobbygruppierung rund um die Homepage queer.de ein. Zur Erinnerung: Ich verteidige damit die aktuelle Rechtslage und die Definition von Ehe und Familie, wie sie im Grundgesetz besonders geschützt ist. Selbst die Bundeskanzlerin vertritt politisch diese Position. Ist sie damit jetzt auch „Homo-Hasserin“? Was ist mit den 200.000 Menschen, die die Petition in Baden- Württemberg gegen den Bildungsplan unterschrieben haben? Alles „Homo-Hasser“?

Nicht jeder, der laut „Diskriminierung“ schreit, wird auch tatsächlich diskriminiert. Wer allerdings Meinungen zensieren und Menschen Redeverbote erteilen will, der diskriminiert – in diesem Fall die längst schweigende Mehrheit.

Birgit Kelle ist freie Journalistin und Kolumnistin, unter anderem beim Meinungsportal „The European“. Außerdem ist sie Vorsitzende des Vereins „Frau 2000 plus“. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Bayernkuriers.

Quelle: Bayernkurier vom 22.2.14

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 19. März 2014 um 13:03 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik.