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Homophobie?

von Mag. theol. Michael Gurtner

Es bedarf mehr Wachsamkeit gegenüber der sprachlichen Manipulation durch die Homo-Lobby! 

Salzburg (kath.net) Goethe läßt in seinem „Faust“ Mephistopheles in der der Szene in Auerbachs Keller, als dieser die Trinkgesellschaft narrt, sagen: „Falsch Gebild und Wort, Verändern Sinn und Ort“. Auch wenn der Kontext freilich ein anderer ist und in der Szene die Magie des Teufels im Spiel ist, so hat dieser Satz dennoch mehr natürliche Gültigkeit als man ihm zunächst zuschreiben mag. Er ist nämlich nicht allein auf die Magie beschränkt, sondern ist eine Art allgemeingültige Gesetzmäßigkeit. Es bedarf nicht der Magie, um Sinne und Denken der Menschen durch Worte – auch falsche Worte – wirksam zu manipulieren.

Wir sind uns nur relativ wenig darüber bewußt, welche Macht letztlich in der Rhetorik gelegen ist. Diese Macht des Wortes ist zunächst weder in sich gut noch in sich schlecht – es kommt vielmehr darauf an, ob man diese Macht, die automatisch wirkt ob wir sie nun bewußt anwenden oder nicht, zum Positiven und daher Gottgewollten nutzt, oder zum Negativen mißbraucht. Es ist wie das Messer das nicht in sich gut oder schlecht ist, sondern nur dessen Verwendung – zum Mord oder um Leben zu erhalten oder zu erleichtern – den Kategorien von moralisch gut oder schlecht unterworfen ist.

Durch gezielte Rhetorik wurde das Denken großer Bevölkerungsanteile bewußt und gezielt manipuliert. Der Inhalt der Worte wirkt auf eine sehr kleine intellektuelle Minderheit – die Assoziationen, welche ein Wort in sich insgeheim mitträgt auf die breite Masse. Diese Mechanismen werden recht erfolgreich angewandt und können das „allgemeine Denken“ weiter Bevölkerungsanteile weitreichend beeinflussen – positiv wie negativ.

Datenmanipulation ist ein Weg der oft und erfolgreich gegangen wurde (etwa als es in den 70er Jahren in Amerika darum ging, eine gesellschaftliche Akzeptanz für die Abtreibung künstlich herbeizumanipulieren), Rhetorik ein anderer Weg – und für gewöhnlich werden beide Methoden in Kombination angewandt. Geschieht dies mit einer gewissen Beständigkeit, so ist der Erfolg gerade in einem Zeitalter, in welchem man auf die Unterstützung vieler Medien zurückgreifen kann, garantiert. Gerade auch die Gläubigen müßten sich dieser Mechanismen besser bewußt werden, um sie durchschauen und sich ihnen zur Wehr setzen zu können – und speziell die Intellektuellen wären gerufen, vermehrt das Wort zu ergreifen!

Der Begriff der „Homophobie“ ist eine gezielte Manipulation durch die Homolobby

Ein Beispiel für das bewußte Verwenden irreführender Ausdrücke ist jenes der sogenannten „Homophobie“. Dieser Begriff kam durch Kreise (speziell durch die Gender- und Homolobby) in den Sprachgebrauch, die eine breitere Akzeptanz für Homosexuelle erreichen wollten, welche in der Gesellschaft so nicht gegeben war, und vermutlich auch heute weit weniger gegeben ist als es vielfach dargestellt wird. Dies zeigt die Tatsache, daß in der Umgangssprache Begriffe wie „schwul“ oder „Homo“ über deren eigentliche Bedeutung hinaus auch häufig als Schimpfwort oder als Ausdruck gebraucht werden, um etwas Schlechtes oder Ekelerregendes auszudrücken. Was den Begriff der sogenannten „Homophobie“ angeht, so ist dessen manipulativer Gebrauch gleich auf zwei Ebenen gegeben. Zum einen auf der semantisch-semasiologischen Ebene, zum anderen auf der assoziativen Ebene.

Die Manipulation auf der semantisch-semasiologischen Ebene

Die Semantik bezeichnet die Wissenschaft von der Zeichenbedeutung im Allgemeinen, worunter auch Sprache und Wörter fallen. Die Semasiologie als Teilgebiet der Semantik befaßt sich mit der Frage, was ein konkreter Begriff denn bedeute. Dieser Wissenschaftsbereich würde beispielsweise die Frage stellen: „Was bedeutet das Wort Homophobie?“. Unter einer „Phobie“ versteht man im Allgemeinen einen Angstzustand, welcher sich gegenüber bestimmten Situationen, Objekten oder Subjekten einstellt, und zwar auch dann, wenn man um deren Harmlosigkeit weiß. Es ist daher ein Zustand, der sich von selbst und gleichsam „zwanghaft“ einstellt. Eine Phobie ist normalerweise eine psychische Störung, weil sie keine begründete, sondern eine unbegründete Angstreaktion ist. „Homo“ hingegen gibt an, worauf sich diese „Phobie“ bezieht, nämlich auf (sämtliche) homosexuellen Belange. Im Falle der „Homophobie“ hingegen hat man dem „Phobie-Anteil“ dieses Wortes im Vergleich zum normalen Gebrauch dieses Begriffes eine etwas andere Bedeutung zugeschrieben. Man erklärt den Homophobie-Begriff offiziell so, daß er keine Phobie im eigentlichen Sinne sei, sondern mehr eine Aversion (manchmal wird es auch in die Nähe des Hasses gerückt) gegen Schwule.

Um es als Zwischenergebnis festzuhalten: nach offizieller Erklärung ist die Homophobie keine Phobie, sondern eine Aversion gegen eine Menschengruppe, die bis zum Haß gesteigert sein kann.

Dieser Aversion jedoch, so wird es oft erklärt, liegt sehr wohl eine Angst/Phobie zugrunde. Nämlich die Angst vor eigenen homosexuellen Tendenzen, die man sich nicht eingestehen will, die man ablehnt, oder die man durch Ablehnung Homosexueller in sich zu unterdrücken und zu bekämpfen sucht.

Diese fehlerhafte und manipulative Erklärung hat leider auch in Teilen des Klerus seine Anhängerschaft gefunden, was nicht geringe Probleme mit sich bringt – wir werden etwas später noch darauf zurückkommen müssen.

Diese Erklärung ist sehr gewieft und hochgradig manipulativ. Denn sie schließt vom vorne herein eine jegliche Möglichkeit aus, Homosexualität abzulehnen, ohne dabei selbst von genau dem betroffen zu sein, was man („nach außen hin“) ablehnt. Gerade indem man die angebliche „Phobie“ in der zweiten Ebene, d.h. nicht im Verhalten/in der Haltung selbst, sondern im auslösenden Grund für dieses verortet, wird dieser logische Schluß zwingend, daß ablehnendes Verhalten gegenüber Homosexualität selbst genau diese zur Ursache habe.

Die Möglichkeit, als normal veranlagter Mensch aus objektiven Gründen gegen Homosexualität zu sein, wird durch dieses Erklärungsschema von vorneherein ausgeschlossen. Stellungnahmen gegen Homosexualität können demnach sofort als „ungewolltes outing“ interpretiert werden.

Die Manipulation auf der assoziativen Ebene

Die zweite Ebene, auf welcher eine Manipulation angestrebt wird, ist die Ebene der Assoziationen. Dies ist die vielleicht noch wichtigere und wirksamere Ebene, da sie im Gegensatz zur ersten Ebene auf die breite Masse und den „Eindruck“ der Menschen wirkt. Die Entscheidung, Argumente und persönliche Einstellungen gegen Homosexualität mit dem Prädikat einer „Phobie“ zu etikettieren – trotzdem die offizielle Deutung dann sagt, es handle sich um keine Phobie – läßt in der breiten Masse nämlich genau jenen Eindruck entstehen, der in der ersten Ebene (für diejenigen, die denkgewillt sind und nicht sofort auf den sprachlichen Trick hereinfallen) genau nicht gemeint ist, nämlich daß die ablehnende Haltung selbst eine Phobie sei. Dabei wird darauf abgezielt, daß das Faktum „Ablehnen der Homosexualität“ mit den beiden Hauptassoziationen verbunden wird, welche das Wort „Phobie“ hervorruft. Diese sind „Störung/Krankheit“ und „negativ“. Die Assoziation, welche durch die fälschliche Verwendung des künstlichen Begriffes der „Homophobie“ manipulativ hervorgerufen werden soll, ist also: „gegen Homosexualität zu sein ist eine Phobie, deshalb eine psychische Störung und daher nicht ganz normal und folglich negativ“.

Freilich folgt dann sogleich der Umkehrschluß: „wenn ich also normal und positiv sein will, dann muß ich der Homosexualität gegenüber wohlgesonnen, oder aber zumindest neutral eingestellt sein“.

Geschickt eingesetzt, um gegnerische Stimmen durch subtilen Druck auszuschalten

Mit dieser Rhetorik hat man sich ein sehr geschicktes Instrument geschaffen, um gegnerische Stimmen auszuschalten. Und damit knüpfen wir bei dem vorhin bereits angeschnittenen Punkt an, daß die Annahme dieser Begrifflichkeiten durch nicht unerhebliche Teile des Klerus zu einem nicht zu unterschätzenden innerkirchlichen Problem geführt hat.

Denn nun ist es gelungen, die eigene homosexuelle Neigung dadurch vor allgemeiner und konkreter Kritik zu schützen und dieser zu entziehen, indem man die Kritiker selbst dessen verdächtigt und zu „überführen“ vorgibt, was sie eigentlich kritisieren, nämlich der homosexuellen Neigung.

Wer wagt sich gegen Homosexualität zu äußern, kann sofort als selbst gegen die kirchliche Lehre stehend abgetan werden. Es gibt dadurch also nur zwei Möglichkeiten: entweder man befürwortet Homosexualität, oder man lehnt sie ab, was nach dieser manipulativen Logik aber nur bedeutet, daß man sie innerlich eben doch befürwortet. Denn ein Ablehnen bei normaler Veranlagung ist ja nach entsprechender Rhetorik ausgeschlossen. Das führt zu einer Art „leisen Erpressung“: entweder Du verhältst Dich wohlwollend uns gegenüber, mindestens aber neutral und störst nicht durch ablehnende Meldungen, oder wir müssen in Deiner Ablehnung selbst das Abgelehnte erkennen.

Es ist aus dem deutschen Sprachraum etwa von mehreren Priesterausbildnern -ob noch amtierend oder nicht tut nichts zur Sache – bekannt, daß sie mit potentiellen Kandidaten beim Eintrittsgespräch oder auch später noch genau dieses Spiel betreiben: wird die Frage bejaht, ob jemand heterosexuell veranlagt ist, so folgt die Frage was man denn so über Homosexualität denke. Antwortet man gemäß der kirchlichen Lehre, so kommt gleich die Andeutung, daß es nach geltender psychologischer Allgemeinlehre doch auch sehr leicht sein könne, daß diese Antwort selbst auf eine dementsprechende Neigung hindeute.

Die „Opfer“ dieser geschickten und bewußt eingesetzten Manipulation sind aber keineswegs nur Novizen, Priesteramtskandidaten oder junge Kapläne, sondern ebenso Päpste und Bischöfe! So erschien etwa 2010 ein Buch über Papst Benedikt, welches durch die absurdesten „Beobachtungen“ (etwa die ständige Präsenz dessen Sekretäre) nachweisen möchte, daß der Papst selbst schwul sei. Bischöfe, welche in der Sexualmoral die rechte katholische Lehre vertreten (und dadurch bei den Medien freilich „anecken“) werden von Priestern ihres Bistums selbst als homosexuell verdächtigt mit der Begründing, daß sie ansonsten ja nicht immer wieder darüber sprächen bzw. ansonsten ja nicht dagegen wären.

Dasselbe Schema wird auch als Waffe gegen die traditionelle Lehre und Liturgie eingesetzt

Mit dieser falschen und manipulativen Konstruktion: „wer gegen Homosexualität ist, ist selbst homosexuell“, die im Begriff der Homophobie einen gewissen Höhepunkt erreicht, sind die Schleusen geöffnet, um mit demselben „Druck“ auch gegen jegliche traditionelle Haltung und auch gegen eine jedwede Sakralität, besonders in der Liturgie, vorzugehen. Dasselbe Schema wird gegen alles angewandt, was liberalen Kreisen ein Stachel im Fleische ist. Gegen die traditionelle (Moral)Lehre, aber auch gegen alles, was nach Sakralität aussieht – an sich unabhängig von der Ritusform, aber besonders häufig gegen den klassischen Römischen Ritus. Professoren der Pastoraltheologie, welche in ihren Vorlesungen entsprechende Bemerkungen gegen Kleriker aller Ränge tätigen, welche schön gearbeitete Spitzenrochette und -alben tragen, sind leider Realität.

Erst neulich wurde der Bischof von Chur in einem offensichtlich manipulativen und gehässigen Artikel in ein „zweifelhaftes Licht“ gerückt, weil er in Wien ein feierliches altrituelles Pontifikalamt las – und mit ihm alle, welche dieser Ritusform und einer hochentwickelten liturgischen Kultur der Gottesverehrung anhängen.

Das Schlimme dabei ist: die Methode wirkt teils auch noch, und so mancher Priester würde zwar gerne das ein oder andere Meßgewand oder die eine oder andere Spitzenalbe zu Festtagen verwenden, traut es sich aber nicht, weil er Angst hat, sonst in einen gewissen Verdacht zu kommen. Es ist ein handfester Skandal, daß diese manipulative Methode bislang relativ unbehelligt und unwidersprochen blieb, und noch mehr, daß man sich ihr beugt! Gerade in der Kirche bedarf es einer sehr viel höheren Wachsamkeit gegenüber der sprachlichen Manipulation seitens der Homoideologen und deren Lobby, und eines beständigen Hinweisens der Gläubigen auf diese Phänomene. Denn das, was immer wiederholt wird, wird irgendwann auch allgemein geglaubt – sei es Wahrheit oder Unwahrheit. Und mehr als uns lieb ist gilt das, was Mephisto in Auerbachs Keller sagte: „Falsch Gebild und Wort, Verändern Sinn und Ort“

Mag. theol. Michael Gurtner ist katholischer Theologe aus der Erzdiözese Salzburg

Quelle: www.kath.net [1] am 9.1.2014