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Rückenwind und Meilenstein

Das Wort der Bibel im Land der Bibel studieren: Am Israel College of the Bible studieren christliche Araber und messianische Juden gemeinsam Gottes Wort – bei gläubigen Israelis und Arabern.

Mit Gründung des Israel College of the Bible [1] (ICB) im Jahr 1990 in Jerusalem – des einzigen akkreditierten messianisch-theologischen Seminars in Israel – vollzog sich ein zukunftsweisender Schritt in der Entwicklung der noch jungen messianischen Bewegung in Israel: Zum ersten Mal überhaupt gab es ein eigenes Lehrinstitut von und für Juden, die an den Messias Jeschua (Jesus) glauben, und zum ersten Mal war es nun möglich, die theologische Fundierung der messianischen Bewegung von der «populärwissenschaftlichen» auf die akademische Ebene zu heben und international anerkannte Bachelor- oder Masterstudiengänge anzubieten. Bis dato konnten theologische Studien dieser Art nur an staatlichen Universitäten in Form von rabbinischer Lehre belegt oder im Ausland absolviert werden.

Eine weitere Konsolidierung des Israel College of the Bible war die Eröffnung eines eigenen Campus in Netanya im Jahr 2010. Durch Sponsoring ausländischer Gläubiger und unter Beteiligung des Philippus-Dienstes, einem christlichen Hilfs- und Versöhnungswerk, konnte ein Gebäude komplett renoviert werden. Nach modernstem Stand der Technik eingerichtete Schulungsräume, ein Medienzentrum, von dem aus evangelistische Programme in ganz Israel gesendet werden, sowie die größte messianische Bibliothek Israels gewährleisten die professionelle Vermittlung theologischer Inhalte. Wie stark der Bezug zum Leben der Gläubigen ist, erkennt man daran, dass sich hier am Shabbat eine lokale messianische Gemeinde trifft und die gläubigen Lehrkräfte Wert auf die Praxisrelevanz von Studienfächern wie biblische Archäologie, messianische Prophetie, modernes und biblisches Hebräisch oder jüdisch-christliche Beziehungen legen.

Neben dem eigentlichen Studienbetrieb bietet das ICB mit der Website www.oneforisrael.org und dem theologischen Magazin «Vehaskel» («Bildet euch») dem Leib Jesu in Israel eine breite Palette an Medien und Schulungsmöglichkeiten, um die Herausforderung der Evangelisierung eines modernen Staates meistern und geistliche Leiter ausbilden zu können. Mit dem größten nationalen messianischen Seelsorge- und Beratungszentrum, Kursen für externe Studenten sowie der Bereitstellung von Seminarräumen für Firmen möchte man nachhaltig in die Gesellschaft hineinwirken.

Die inhaltliche Weite des ICB spiegelt sich auch darin wider, dass es die einzige theologische Institution auf der Welt ist, in der jüdische und arabische Gläubige – im zahlenmäßigen Verhältnis von etwa 2:1 – gemeinsam an einem Ort studieren, dienen und den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs anbeten. Symbolhaft dafür steht die Führungsspitze des ICB: Der Präsident, Dr. Erez Soref, ist messianisch-jüdischer Theologe, sein Stellvertreter Thomas Demianos arabischer Israeli.

Wer das ICB besucht, erspürt den Geist, von dem dieses Lehrinstitut geprägt ist: Man will nicht nur akademisches Wissen vermitteln, sondern betont die persönliche und gemeinschaftliche Charakterbildung der Studenten. Der allwöchentliche gemeinsame Gottesdienst von Dozenten und Studenten aus dem In- und Ausland ist eine bunte Mischung aus Lobpreis in arabischer und hebräischer Sprache, einer Predigt, Gebet und einem Mittagessen – ein reizvoller Vorgeschmack auf den in Epheser 2 postulierten «einen neuen Menschen in Christus». Das Wort der Bibel im Land der Bibel studieren; von gläubigen Israelis gelehrt werden und mit ihnen lernen – ein Meilenstein in der Kirchengeschichte und eine Bestätigung der messianischen Bewegung, die dadurch noch mehr an Format gewinnt. Uns als nichtjüdischen Christen obliegt das geschwisterliche Vorrecht, dieser Entwicklung im Heiligen Land durch unsere Gebete Rückenwind zu geben und uns gegen jedwede Polarisierung – wie sie außerhalb Israels häufig festzustellen ist – zu verwehren. Der Leib Christi in Israel ist fest entschlossen, zusammenzuhalten: christliche Araber und messianische Juden, als Einheit geschaffen zur Ehre Gottes.

Susanne Wustl

Susanne Wustl aus Freilassing leitet gemeinsam mit ihrem Ehemann Bernd den Philippus Dienst, der die messianisch-jüdischen und arabisch-christlichen Gemeinden in Israel in ihrem Auftrag unterstützen möchte. Susanne schreibt regelmäßig in verschiedenen christlichen Publikationen zum Thema Israel.  Zu ihrem Engagement in Israel siehe auch: www.philippus-dienst.de [2]

Quelle: Factum, 9/2013 (www.factum-magazin.ch [3])

Israel College of the Bibel [1]